Hinweise zu Stadlers »Heiligen-Lexikon« Abkürzungen
Petrus, Andreas und Gefährten
SS. Petrus et Soc. M. M. (15. al. 11., 18. Mai). Die hhl. Martyrer Petrus, Andreas7, Paulus58 und Dionysia2 litten zu Lampsacus (jetzt Lapsaki) am Hellespont in Mysien. Die Menäen setzen ihnen noch die bei: Christiana2, eine Jungfr., Heraclius6, Paulinus6 u. Benedimus6. Die Martyrgeschichte lautet wie folgt: Zur Zeit der schweren Christenverfolgung unter dem Kaiser Decius (vom. J. 249-251) wurde neben vielen andern Christen auch ein gewisser, seinem Stande und Herkommen nach nicht näher beschriebener Petrus gefänglich eingezogen. Körperlich wohlgestaltet, war er innerlich noch schöner an Glaubensmuth und Frömmigkeit. Sein Verhör stellt nach den Acten Folgendes zu Tage: Der Proconsul, welcher Optimus genannt wird, fragte: Wie heißest du? Er antwortete: »Petrus«. Der Proconsul fragte weiter: Bist du ein Christ? Petrus erwiderte: »Allerdings, ich bin ein Christ.« Der Proconsul sprach: Hier, vor deinen Augen 1Jetzt ist das Edict nicht mehr vorhanden. sind die Befehle der unbesiegtesten Kaiser. 2Decius hatte seinen Sohn und Anius Maximus Gratus, einen Verwandten zu Reichsgehilfen erhoben. Opfere also der großen Göttin Venus. (Der unzüchtige Cultus dieser Göttin wurde zu Lampsacus besonders gepflogen, weil sie hier ihren Sohn Priapus geboren haben sollte.) Petrus antwortete: »Ich bin verwundert, bester Proconsul, daß du mich überreden willst, einer schamlosen und schmutzbefleckten Frau zu opfern, die Handlungen verübt hat, die man sich zu sagen schämen muß, da eure eigene Geschichte ihre Schamlosigkeit aufdeckt. Ihr bestrafet ja selbst die Schandthaten, die sie verübt hat. Und wenn sogar ihr sie (indirect) als eine Gottlose und als öffentliche Hure bezeichnet, wie könnet ihr mich zwingen wollen, diese nämliche Hure anzubeten und ihr zu opfern? Ich muß vielmehr dem wahrhaftigen und lebendigen Gott Christus, dem Könige aller Zeiten, das Opfer des Gebetes, der Abbitte, der Zerknirschung und des Lobes bringen.« Da der Proconsul dieses hörte, ließ er ihn, der noch ein Jüngling von zartem Alter war, auf die Räder spannen und mit hölzernen Schienen und eisernen Bändern am ganzen Körper umgeben. Als die Maschine in Bewegung gesetzt wurde, waren seine Gebeine in kleine Theile zerbrochen. Aber je heftiger die Folter den Diener Gottes quälte, desto muthiger zeigte er sich. Man sah ihn standhaft den Richter anblicken und indem er seine Thorheit verlachte, wendete er sein Angesicht zum Himmel und sprach: »Ich danke dir, Herr Jesus Christus, daß du mir diese Standhaftigkeit verliehen, um diesen nichtswürdigen Tyrannen zu besiegen.« Da befahl der Proconsul, als er diese große Ausdauer sah und bemerkte, daß sie sich auch nach diesen Foltern nicht vermindert habe, ihn mit dem Schwerte zu durchbohren. Um dieselbe Zeit, als sich der Proconsul mit vielem Aufwande nach der Stadt Troas begab, wurden ihm drei andere Christen: Andreas, Paulus und Nicomachus vorgestellt. Auf seine Frage: woher und welcher Religion sie wären, antwortete Nicomachus ungeduldig: Ich bin Christ. Der Proconsul sagte nun zu Andreas und Paulus: und ihr, was ist eure Aussage? Sie antworteten ihm: »Wir sind Christen.« Der Proconsul sprach zu Nicomachus: Opfere den Göttern wie befohlen ist. Nicomachus entgegnete: Wie du weißt, darf ein Christ den Teufeln nicht opfern. Da ließ ihn der Proconsul auf der Hängfolter peinigen. Als die Pein schon sehr groß und er nahe daran war, den Geist aufzugeben, rief er laut: Ich bin niemals Christ gewesen, sondern ich opfere den Göttern. 3Wie der hl. Cyprian v. A. berichten (sic!), waren solche Abfälle in der Zeit dieser grausamen Verfolgung sehr häufig; Viele verleugneten schon den Glauben, bevor man sie in Untersuchung genommen hatte. Sogleich ließ ihn der Proconsul herunternehmen. Kaum hatte er aber geopfert, so wurde er vom Teufel ergriffen und auf die Erde geworfen, so daß er sich die Zunge abbiß und sie verschluckte, worauf er starb. Aus den Schaaren, die zusahen, rief bei diesem Ereignisse eine Jungfrau von sechszehn Jahren, Dionysia mit Namen, mit lauter Stimme: »Erbärmlicher, unglückseliger Mensch, wie konntest du wegen einer einzigen Stunde dir ewige, unaussprechliche Pein bereiten!« Da der Proconsul dieses hörte, befahl er, sie sogleich in die Mitte vor ihn zu stellen und fragte sie, ob sie eine Christin wäre. Sie aber antwortete: »Ja, ich bin eine Christin, und eben deßhalb beklage ich diesen Unglücklichen, daß er nicht lieber noch etwas Weniges dulden wollte, um die ewige Ruhe zu finden.« Der Proconsul sagte: Dieser hat jetzt die Ruhe gefunden, da er den Göttern und den unbesiegtesten Kaisern dadurch, daß er opferte, Genugthuung geleistet hat. Aber damit er nicht wegen eurer eiteln Religion böse Nachreden erfahre, hat ihn die große Göttin Venus gnädig schnell hinweggenommen. Du also opfere, damit ich dich nicht schmachvoll verhöhnen und lebendig verbrennen lasse! Sie sprach: »Mein Gott ist größer als du, und deßhalb fürchte ich dein Drohen nicht, denn Er ist mächtig, mir Standhaftigkeit zu geben in Allem, was du mir anthun wirst.« Da übergab sie der Proconsul zwei jungen Männern zur Unzucht, den Andreas aber und den Paulus ließ er in der Wache einsperren. Die jungfräuliche Magd des Herrn widerstand bis um Mitternacht allen Verlockungen und Angriffen; jetzt aber erschien plötzlich ein hell leuchtender Jüngling, dessen Lichtschein das ganze Haus erfüllte, so daß beide der keuschen Dienerin Gottes zu Füßen fielen. Sie hob sie auf und sprach: »Fürchtet euch nicht; dieser war mein Schützer und Wächter, als ich von dem gottlosen Richter in eure Hände gegeben wurde.« Da baten sie, daß sie ihnen nichts zu leid thun lassen sollte. Als der Tag anbrach, erregten die Diana-Priester Onesicrates und Macedon einen Volksaufstand, indem es die Auslieferung des Andreas und Paulus verlangte. Da ließ der Proconsul sie sich vorführen und sprach: Andreas und Paulus, opferet der wunderbaren Diana! Sie antworteten: »Weder die Diana noch andere Teufel, die ihr anbetet, erkennen wir als Gottheiten an, wir haben allezeit nur Gott allein angebetet.« Als die Menge dieses hörte, bat sie den Proconsul, er möge sie ihr zum Tode überlassen. Der Proconsul ließ sie nun geißeln, und darauf dem Volke zur Steinigung übergeben. Das Volk schleifte sie also mit gebundenen Füßen zur Stadt hinaus, um sie zu steinigen. Da Dionysia dieses hörte, fing sie an zu schreien und zu weinen, drängte sich durch die Wache und lief eilig auf den Platz der Hinrichtung, wo sie auf die Diener niederstürzte und sprach: »Ich will mit euch auf Erden sterben, damit ich mit euch im Himmel leben könne.« Der Proconsul, dem dieses gemeldet wurde, ließ sie wegführen und enthaupten.
1 ▲ Jetzt ist das Edict nicht mehr vorhanden.
2 ▲ Decius hatte seinen Sohn und Anius Maximus Gratus, einen Verwandten zu Reichsgehilfen erhoben.
3 ▲ Wie der hl. Cyprian v. A. berichten (sic!), waren solche Abfälle in der Zeit dieser grausamen Verfolgung sehr häufig; Viele verleugneten schon den Glauben, bevor man sie in Untersuchung genommen hatte.