Ökumenisches Heiligenlexikon

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Photinus (Pothinos)


1S. S. Pothinus (Photinus) Ep. et Soc. M. M. (2. Juni.) Der hl. Pothinus war der erste Bischof von Lyon (Lugdunum Aeduorum), der als Greis von 90 Jahren i.J. 177 den Martertod starb. Um das J. 86 geboren, wird er den Apostel Johannes noch gesehen und gehört haben, und kann also mit Recht als Apostelschüler bezeichnet werden. Sein Gehilfe, der hell. Irenäus, war gleichfalls aus Asien gekommen. Die Christengemeinde zu Lyon und Vienne bestand nämlich, wie jene zu Marseille, damals zumeist noch aus Griechen. Die nächste Veranlassung zum Tode des hl. Pothinus und seiner Genossen war der Volkshaß, welcher, durch unablässig fortgesetzte abscheuliche Verleumdungen hervorgerufen, endlich in hellen Flammen hervorbrach. Der herbeigeeilte Statthalter wußte denselben nicht anders zu beruhigen, als daß er den grausamen Gewaltthätigkeiten des Volkes ein nicht weniger ungerechtes und grausames scheinbares Rechtsverfahren gegen die Christen folgen ließ. Die darüber noch vorhandenen Acten haben den höchsten Grad der Zuverlässigkeit, denn sie sind von Augen- und Ohrenzeugen verfaßt und von Eusebius, dem Vater der Kirchengeschichte, wörtlich seinem Werke einverleibt worden, um den Lesern ein möglichst anschauliches Bild der Christen-Verfolgung unter Marcus Aurelius zu geben. Die Namen der heil. Martyrer sind nicht so zuverlässig, weil sie erst in späterer Zeit gesammelt und in die Martyrologien aufgenommen wurden. Ihre Zahl, anfänglich auf 48 festgestellt, scheint nach den allmählich aufgefundenen Namen noch größer zu sein. Gregor von Tours u. A. zählen sie in folgender Reihenfolge auf: Vettius Egapethus (Vectius Pagathus), Zacharias von welchem Einige schreiben, daß er Priester gewesen sei, während Andere ihn gänzlich übergehen, Macarius, Asclibiades (Alcibiades), Silvius, Primus, Alpius, Vitalis, Comminus (Comminius), October, Philomenus (Philominus), Geminus, Julia, Albina, Rogata (Grata), welche übrigens von Gregor und dem alten Hieron. Martyrologium nicht genannt ist, Aemilia, Potamia (Posthumiana), Pompeja, Rodone (Rhodana), Biblides (Biblis), Quarta, Materna, endlich Helpis und Amnas, welche beide Ado und Notker für identisch halten, indem sie lesen: Helpes, quae et Amnas. Diese wurden auf sehr verschiedene Weise getödtet. Den wilden Thieren wurden vorgeworfen: Alexander, Ponticus, Blandina. Im Kerker verstarben: Aristäus (Arescius), Fotinus, Cornelius, Zosimus, Titus, Zoticus, Julius, Apollonius, Geminianus, Julia, Ausona (Ausonia). Dazu kommen: Maturus, Sanctus, der Diacon, u. Attalus. Bei Gregorius sind ferner genannt: Aemilia, Gamnite, Alumna und Mamilia, während Ado und Notker ihnen Jameica, Pompeja, und Domna hinzufügen. Dann folgen: Justa, Trofime (Trophima), Antonia und zuletzt der geistliche Vater und Führer Aller, der heilige Bischof Photinus (Fotinus). In einer andern Quelle sind zu derselben heil. Märtyrerschaar noch gezählt: Justus, Severinus, Exsuperius und Felicianus von Vienne. Aus der ganzen Schaar ragt an Berühmtheit die hl. Blandina am meisten hervor. Die Schwäche des Geschlechtes und die Niedrigkeit ihres Standes schien einen so großen Triumph über das Heidenthum am wenigsten zuzulassen. In den Heiligenverzeichnissen, wie im Meßbuche der Kirche von Lyon nimmt sie daher den ersten und gewissermassen einzigen Rang ein, denn nur ihr Name ist in denselben ausdrücklich genannt. Auch auf Gemälden findet sich ihr glorreicher Kampf am öftesten dargestellt. Man sieht sie am Kreuzpfahle aufgehängt, mit Netzen umgeben, von einem wüthenden Stiere angegriffen. Für größere Darstellungen bieten die Worte des Eusebius: »Sie hatten einen verschiedenen Ausgang des Martyrthums und wallten hinüber zu Gott mit Kränzen aus mancherlei Blumen geflochten, denn es geziemte sich, daß die muthigen Kämpfer die herrliche Krone der Gerechtigkeit empfingen« ein schönes Motiv. Auch dieß ist merkwürdig, daß sich mit der Geschichte dieser hhl. Martyrer nicht ein einziger sagenhafter Zug vermischt hat. Nur die wirklich wunderbare Erhaltung einiger Reliquien (s.u.) hat den Glauben hervorgerufen, daß sie plötzlich und ohne menschliche Hilfe zusammengekommen seien. Ueber den Anlaß der Verfolgung heißt es bei Butler (VII. 348.) eben so wahr als schön: »Da das Evangelium mit jedem Tage sich mehr verbreitete, empfanden die Heiden großen Verdruß, der sich bald in Wuth verwandelte, so daß sie den Entschluß faßten, den christl. Namen zu vertilgen. Sie wußten nicht, daß die durchs Kreuz gepflanzte Kirche ihre Fruchtbarkeit in den Leiden ihrer Kinder findet, ähnlich dem Weinstocke, der nur dann mit reichlichen Trauben sich belastet, wenn er durch des Winzers Hippe beschnitten worden.« Der 2. Juni ist der Tag der Erhebung der heil. Reliquien dieser Martyrer. Das Andenken des hl. Attalus wird am 31. Dec. besonders gefeiert. Daß sie nicht alle am nämlichen Tage gestorben sind, ergibt sich aus ihrer Geschichte. Es ist sehr glaublich, daß dieselbe den Nachfolger des hl. Pothinus auf dem bischöflichen Stuhle zu Lyon, den großen hl. Irenäus, zum Verfasser hat. Besonders sorgfältige Ausgaben mit Erläuterungen haben Surius, die Bollandisten und zuletzt Ruinart besorgt. Die letztere Bearbeitung ist unserer Darstellung zu Grunde gelegt. Von besonderer Wichtigkeit für unsere Zeit ist noch der Umstand, daß die hhl. Martyrer, um ihre Einheit mit der Gesammtkirche und ihrem Oberhaupte zu Rom zu bestätigen, durch den heil. Irenäus ein Sendschreiben an den damaligen Papst Eleutherius sendeten. Indessen sind die hhl. Martyrer, die damals bald nach einander für Jesus Christus ihr Blut vergossen, oben keineswegs alle genannt; vielmehr sind sehr viele Namen nur im Buche des Lebens verzeichnet, denn es war ein »Volk von Martyrern«, wie später der hl.Eucherius von Lyon sagte, das für Jesus Christus in den Tod ging. Sie gehörten den beiden Kirchen von Lyon u. Vienne an. Wir geben nun im Folgenden einen wortgetreuen Auszug aus den Acten. Die Verfolgung begann mit dem Ausschlusse der Christen von den Kirchen, den Bädern und dem Forum, und wurde bald dahin verschärft, daß sich überhaupt kein Christ irgendwo öffentlich zeigen dürfe. Aber die heil. Bekenner standen fest wie starke Säulen und erduldeten, um zu Christus zu kommen, Peinen, die Andere nicht bloß für schwer, sondern für unerträglich erachteten. Zuerst waren es öffentliche Beschimpfungen, Schläge, Beraubungen, Steinwürfe, Einkerkerungen, welche die armen Christen unschuldig zu erdulden hatten. Die Sache wurde so arg, daß Vettius Epagathus, ein Jüngling an Jahren, aber an Tugenden, Strengheit des Lebens und guten Werken dem viel ältern Zacharias, welchen gute Gewährsmänner einen Priester der Kirche von Lyon nennen, vollkommen gleich, aus freiem Antrieb zum Richter ging, um die Sache der Christen zu vertheidigen und den Beweis zu führen, daß sie nichts Gottloses oder Sündhaftes verübten. Diese gerechte Vorstellung fand aber kein Gehör. Der Präses fragte ihn nur, ob er etwa auch Christ sei, und als er es bejahte, wurde er sogleich den übrigen Martyrern beigesellt. Für die Vertheidigung der Brüder setzte er sich gerne der Todesgefahr und dem Tode aus, weßhalb ihm aus richterlichem Munde der ruhmreiche Name: »Rechtsanwalt der Christen« gegeben wurde. Er trug den übrigen Kämpfern Christi gleichsam die Siegesfahne voraus. Bald folgten andere Martyrer ihm nach und vollendeten ihr Bekenntniß mit einem siegreichen Tode. Ihnen folgten aber etwa zehn Andere, die in den Qualen unterlagen und durch ihren Abfall den übrigen anwesenden Christen nicht geringe Trauer einflößten. Man fürchtete schon, es möchten noch Mehrere ihrem Beispiele folgen. Was die Furcht vergrößerte, war der Umstand, daß auch die Diener der Christen, selbst wenn sie Heiden waren, gefoltert wurden, um gegen sie das schändliche Zeugniß zu geben, welches man haben wollte. Sie wurden beschuldiget, unreine Zusammenkünfte gepflogen, Kinder gemordet und ihr Fleisch genossen zu haben. Durch diese Anklagen wurde das Volk künstlich in die äußerste Wuth versetzt und selbst solche, die wegen besonderer Familienverhältnisse oder aus anderen Ursachen gegen die Christen gerade nicht feindselig waren, bis zum tödtlichen Hasse aufgereizt. Hiebei bemerken die Acten, daß diese ehrenrührigen und unwahren Beschuldigungen den heil. Martyrern unaussprechlich wehe thaten, da sie sich vollkommen unschuldig wußten. Besonders wendete sich die Wuth des Volkes gegen Sanetus, der Diacon an der Kirche von Vienne war, gegen einen Neugetauften, Namens Maturius, und gegen einen gewissen Attalus, der aus Pergamum in Kleinasien nach Lyon gekommen war. Es war unmöglich, dem Martyrer Sanctus ein anderes Bekenntniß auszupressen, als die Worte: »Ich bin ein Christ.« Das, sagte er, sei sein Name, sein Vaterland, sein Alles! Umsonst quälte man ihn so lang und so fürchterlich, daß sein ganzer Körper zerguetscht und zusammengedrückt war, und seine ganze Gestalt nur mehr aus Wunden und Rissen bestand. Als man diese Martern nach einigen Tagen wiederholte, geschah es, daß er bei dieser zweiten Folterung gegen Aller Erwartung das frühere Aussehen und den Gebrauch seiner Glieder wieder erhielt. Ebenso wunderbar zeigte sich die hl. Dienstmagd Blandina. Ihr kleiner und schwacher Körper schien Nichts aushalten zu können, so daß ihre christliche Herrin, die selbst unter den Martyrern war, die größte Besorgniß hegte. Aber mit desto höherm Muthe stärkte Gott ihre Seele. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend wurde eine harte Folterqual nach der andern an ihr versucht. Ihr ganzer Leib war voll von klaffenden Wunden, man sah die Sehnen und Nerven auseinandergerissen, so sehr war sie von den Marterinstrumenten zerstochen und zerfleischt. Es gab keine Folter mehr, die man ihr anthun konnte und doch lebte sie noch, während die ermüdeten Peiniger selbst sagten, daß eine einzige Folterqual sie hätte tödten müssen! Dabei sprach die glorreiche Martyrin, so oft es ihr möglich war, zu Athem zu kommen: »Ich bin eine Christin, bei uns geschieht nichts Böses!« Das reine und heilige Leben der glorreichen Bekenner Christi gibt uns die Erklärung, wie sie im Stande waren, die größten Martern nicht bloß mit der größten Geduld, sondern auch mit der größten Freudigkeit zu ertragen. Ihr Gewissen gab ihnen das herrliche Zeugniß, daß sie nicht bloß für die Wahrheit, sondern auch für die Gerechtigkeit litten, und daß alle die schweren Anklagen von groben Verbrechen, von Kindermord und verbrecherischen Mahlzeiten, von Unzucht und anderm Gräuel Nichts waren, als boshafte Verleumdungen. Da solcher Weise die schrecklichsten Peinen ohne Erfolg blieben, verschärfte man ihre Gefängnißhaft. Sie wurden in den dunkelsten u. beschwerlichsten Ort des Kerkers gebracht; man spannte ihre Füsse mit einer Sehne, welche die Füße unnatürlich in die Länge zog, in einen mit Löchern versehenen Holzblock und zwar öfter bis in die fünfte Oeffnung, was so schmerzlich war, daß mehrere Martyrer dieser Pein erlagen, während die Ueberlebenden sie aufmunterten und trösteten. Unter ihnen war ein gewisser Asclipiades (Alcibiades), der bisher für sich ein hartes Büßerleben geführt und nur Brod und Wasser genossen hat. Er wollte anfänglich auch im Gefängnisse diese Lebensweise fortsetzen, fügte sich aber alsbald, da man ihm vorstellte, daß es nicht erlaubt sei, was Gott uns zur Nahrung gegeben habe, zurückzuweisen, und andern Christen hiedurch Anstoß zu geben. Die heil. Martyrer schwebten bei den stets wiederholten Peinen in beständiger Furcht des Abfalls und empfahlen sich deßhalb ohne Unterlaß der frommen Fürbitte der Brüder um die Gnade einer seligen Vollendung. Sie wären so gerne an dem Tage ihrer ersten Folterung für Jesus gestorben, aber so oft sie auch glaubten, den Tod erleiden zu dürfen, bewirkte der Teufel immer wieder einen Aufschub. Zugleich beteten sie inständig für ihre Verfolger, für die Abgefallenen und für alle ihre Mitbrüder. Ihr Gebet wurde erhört. Eine gewisse Biblias, die bei der ersten Folterung abgefallen war, wurde zum zweiten Male, um gegen die Christen Zeugniß abzulegen, dem peinlichen Verhör unterworfen. Jetzt kam es ihr vor, als ob sie aus einem schweren Traume erwachte. Sie bekannte sich als Christin und sagte: »Wie könnten wir Kinder essen, die wir nicht einmal Thierblut genießen dürfen!« Die Abgefallenen wurden überhaupt nicht freigelassen. Hatte man sie als Christen eingezogen, so wurde jetzt wegen der angeblich von ihnen begangenen Verbrechen die Folterung erneuert, um sie nach gemachtem Geständnisse zur Strafe zu bringen. So litten sie doppelt: innerlich trugen sie die Last schwerer Versündigung und die Vorwürfe des Gewissens, äußerlich schwere Pein für nicht begangene Verbrechen. Die auf ihren Seelen lastende Schande und Schmach prägte sich auch in ihren Mienen und ihrer Haltung aus, sie waren traurig und niedergeschlagen, was die Heiden für Feigheit und Schwäche hielten. Die heil. Martyrer hingegen sah man allzeit frohen Muthes, heiter und fröhlich; die Ketten, die sie trugen, die Wunden und Beulen an ihren Leibern schienen ihnen ein kostbarer Schmuck zu sein; auch verbreitete sich ein süßer Wohlgeruch um sie her, der vom Himmel selbst gekommen sein mußte, da kostbare Wohlgerüche und Salben den Bedürfnissen und Gewohnheiten der Christen fremd waren. Der heil. Pothinus, ein ehrwürdiger Greis, der das 90. Jahr bereits überschritten hatte, und vor körperlicher Schwäche nur mit Mühe noch Athem schöpfen konnte, wurde von den Soldaten vor den Richterstuhl getragen. Der Präses fragte ihn im Beisein der gesammten Stadtobrigkeit und einer zahllosen Volksmenge, wer der Gott der Christen sei. Er gab zur Antwort: »Du wirst es erkennen, wenn du dieser Erkenntniß würdig bist.« Sogleich fiel man über ihn her und schlug ohne Erbarmen mit zahlreichen Streichen auf ihn los; mit Fußstößen, Faustschlägen, Steinen, Holz und Anderem, was eben zur Hand war, stürmten Alle auf ihn ein, um die vermeintliche Ehre ihrer Götter zu rächen. Kaum noch athmend wurde er in den Kerker geworfen, wo er am zweiten Tage verschied. Im Uebrigen war, wie Eingangs bemerkt ist, die Todesart dieser heil. Martyrer sehr verschieden. Ein eigener Tag wurde anberaumt, um die hhl. Maturius und Sanctus mit Blandina und Attalus im Amphitheater dem Volke vorzuführen. Ueber Maturius und Sanctus wurden neuerdings alle Peinen verhängt, welche der aufgeregte Zuschauerhause verlangte: Geißelstreiche, die Bisse der wilden Thiere, die sie auf dem Platze umherschleiften, die Pein des glühenden eisernen Sessels, verbunden mit dem lästigsten Brandgeruch, der ihre Nasen erfüllte, bis sie endlich den sogen. Gnadenstoß erhielten und so das Ende ihres Kampfes erreichten. Blandina wurde an einem kreuzförmigen Pfahl aufgehängt und den wilden Thieren preisgegeben, was ihr selbst und allen Christen die höchste Ehre zu sein schien. Da sie dießmal keine der auf sie losgelassenen Bestien berührte, wurde sie vom Pfahle abgenommen und ins Gefängniß zurückgebracht. Hierauf trat Attalus, ein sehr geachteter, durch Glaubensmuth und christliche Zucht ausgezeichneter Mann, auf den Kampfplatz. Das Geschrei der wüthenden Volksmenge, die seine Peinigung ansehen wollte, flößte ihm keine Furcht ein; er trug ja das Zeugniß seiner guten Thaten in seinem Herzen. Vor ihm her wurde eine Tafel getragen, auf welcher geschrieben stand: »Dieser ist ein Christ.« Indessen ließ ihn der Präses, nachdem er inne geworden, daß er ein römischer Bürger sei, wieder ins Gefängniß zurückführen. Zugleich schrieb der Präses nach Rom, um die Sentenz des Kaisers über alle Eingekerkerten sich zu erbitten. Die Zwischenzeit wurde durch die thätige Hilfe der standhaften Bekenner Jesu eine Gnadenzeit für die Abgefallenen. Daher geschah es, daß auch diese bei ihrer Wiedervernehmung sich zu Christus bekannten, ungeachtet der Kaiser bestimmt hatte, daß diejenigen, die Christus verleugneten, freigelassen, und nur die »Hartnäckigen« durchs Schwert getödtet werden sollten. Als das Verhör begann, ermunterte ein Phrygischer Arzt, Namens Alexander, die hl. Bekenner Christi durch Winke und Körperbewegungen zur Standhaftigkeit, was das Volk so sehr erbitterte, daß es seine Verurtheilung verlangte. Auf die Frage des Präses, wer er sei, bekannte er sich als Christ und wurde zu den wilden Thieren verurtheilt. Mit ihm wurde Attalus neuerdings gepeinigt. Beide ertrugen die sämmtlichen Foltern mit größter Geduld und Standhaftigkeit und erhielten zuletzt den Gnadenstoß mit dem Schwerte. Als Attalus auf dem glühenden Sessel den Brandgeruch seines Fleisches und Gebeines verspürte, sagte er in lateinischer Sprache zum Volke: »Seht das ist Menschenfresserei! Ihr selbst thuet, wessen ihr uns beschuldiget! Wir aber essen nicht bloß kein Menschenfleisch, sondern thun überhaupt nichts Böses.« Am letzten Tage dieser grausamen Spiele wurden Blandina und ihr Bruder Ponticus vorgeführt. Letzterer war ein Jüngling von etwa 15 Jahren. Beide hatten bisher allen Aufforderungen, den christlichen Glauben abzuschwören, ungeachtet sie täglich die Peinen ihrer Mitbrüder auf dem Marterplatze hatten mit ansehen müssen, muthig widerstanden. Man verfuhr daher jetzt mit äußerster Grausamkeit gegen sie. Ponticus starb zuerst den glorreichen Tod für Jesus Christus. Seine Schwester hatte nicht aufgehört, ihm Muth und Standhaftigkeit einzusprechen. Dann wurde auch sie gemartert. Zuerst erduldete sie die Geißelung, hierauf die Brennfolter, dann wurde sie ins Netz 1 gebracht und ein Stier (nicht eine Kuh, wie es bei Butler heißt) auf sie losgelassen. Sie schien dabei Nichts zu empfinden, da ihre Seele unablässig im Gebete mit Christus verbunden war. Oft in die Höhe geworfen, blieb sie immer noch bei Leben, weßhalb auch sie durch den Schwertstoß in die Kehle getödtet werden mußte. Die Wuth der Heiden war hiemit noch nicht gestillt. Sie hatten noch christliche Leichname, an denen sie ihren Haß austoben wollten. »Kein ehrliches Begräbniß!« war die allgemeine Losung. Man ließ also die Leichname Jener, die im Kerker erstickt waren, den Hunden vorwerfen. Durch besondere Wachen war dafür gesorgt, daß die Christen nichts heimlich wegnehmen u. begraben konnten. Bitten und Vorstellungen, Bestechung und List erwiesen sich vergeblich. Was also die wilden Thiere, das Feuer, die Folter und die Hunde von den heil. Leibern der Martyrer nicht verzehrt hatten, wurde gesammelt und verbrannt, die Asche aber in die Rhone geworfen. Dennoch gelang es den Bemühungen der Christen, wenigstens einige Reste der ehrwürdigen Bekenner in ihren Besitz zu bringen. Sie wurden später in der Kirche, die man zu Ehren der »Martyrer zu Lyon« erbaute, beigesetzt und andächtig verehrt. Diese hhl. Martyrer wurden schon in alter Zeit auch die Martyrer von Ainay, genannt. Es ist dieß jener Theil von Lyon wo die Saone und Rhone zusammenfließen, und dem Augustus ein Altar errichtet war. Unter der Sacristei der dortigen Kirche zeigt man das Gefängniß der hhl. Pothinus und Blandina. Reste des großen Amphitheaters befinden sich noch auf der Anhöhe von Fourvieres. Viele Kirchen tragen den Namen der hl. Blandina, deren Name allein in der Oration des Tages genannt wird.

1 Vgl. hiezu S. Perpetua.




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zuletzt aktualisiert am 20.10.2018
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