Hinweise zu Stadlers »Heiligen-Lexikon« Abkürzungen
Raimund Gayrard (von Toulouse)
S. Raymundus, Conf. (3. al 8. Juli). Dieser Heilige war zu Toulouse, Hauptstadt der damaligen Grafschaft Languedoc, von angesehenen und frommen Eltern geboren, und frühzeitig in den Wissenschaften unterrichtet. Einige Zeit war er Cantor am Kanonikatstifte St. Saturnin, und gab sich, als seine Gattin gestorben war, ganz den Werken der Barmherzigkeit hin. Wo immer ein Armer, ein Unglücklicher der Hilfe bedurfte, war er zur Stelle. Dabei fragte er nicht, welcher Religion der Arme angehöre; die Armuth der Juden ging ihm nicht weniger zu Herzen als die seiner Glaubensgenossen. Beim Beginn der Fasten und an hohen Festtagen speiste er mehr als hundert Arme. Als er sah, daß die Armen einer sichern und gefunden Wohnung noch mehr bedürften, als der Nahrung, erbaute er für dreizehn Arme (dabei wollte er Christus und die zwölf Aposteln ehren) eine Herberge und versah dieselbe mit Betten, Weißzeug, dem nothwendigen Hausgeräthe und Einkünften von seinen Gütern. Nach Aufführung dieser Herberge erbaute er zwei Brücken über den Fluß Hero (Hircius), über den bis dahin nur eine sehr unsichere Fährte eingerichtet war. Später ging er daran, die herabgekommene Kirche St. Saturnin umzubauen und brachte sie mit Gottes Hilfe bis über die Fenster hinauf fertig. Nachdem er auf diese Weise das Seinige Gott und den Armen geopfert hatte, wollte er sich auch selbst dem Dienste des Herrn vollständig weihen, wurde an derselben Kirche Regular-Kanoniker und erbaute durch seinen Eifer und sein Beispiel die Stiftsherren und das Volk. Vor seinem Tode ward er noch von einer schweren Krankheit heimgesucht, die er mit aller Geduld ertrug, bis er am 3. Juli d. J. 1073 oder 1074 so heilig starb als er gelebt hatte. Sein Leib wurde auf sein ausdrückliches Verlangen bei seinen Armen, für die er das Collegialgebäude errichtet hatte, begraben. Nach seiner Beerdigung ereigneten sich viele Krankenheilungen durch vertrauensvolle Anrufung seiner Fürbitte. In einigen Martyrologien findet sich sein Name zum 8. Juli. (I. 670-686.)