Hinweise zu Stadlers »Heiligen-Lexikon« Abkürzungen
Sabinus von Canusin
S. Sabinus (Savinus), Ep. Conf. (9. al. 8., 12., 17. Febr., 30. Juni, 1. Aug., 10. Dec.). Dieser hl. Sabinus führt bei einigen Schriftstellern den Titel Erzbischof. Es ist aber nicht wahrscheinlich, daß die Kirche von Canosa (Canusium), die später mit Bari vereinigt wurde, zu seiner Zeit schon diesen Rang einnahm. Auch Baronius (notae) nennt ihn einfach Bischof. Er ist nach dem hl. Nicolaus14 Hauptpatron beider Bisthümer. Die Frage, ob es nicht zwei hl. Bischöfe d. N. gegeben habe, lassen die Boll. ungelöst, neigen sich übrigens mehr auf die bejahende als auf die verneinende Seite. Ein hl. Sabinus hat im J. 493 der Einweihung des St. Michaelheiligthums auf Monte Gargano beigewohnt und sein Leib ruht in Atripaldo; der spätere hl. Sabinus ruht in Bari. Dieser war zu Canosa (Canusium) von reichen und vornehmen Eltern geboren. Von Kindheit an suchte er aber Nichts als das Wohlgefallen Gottes, weßhalb er sich unablässig mit den himmlischen Gütern beschäftigte, während er von den irdischen Dingen seinen Sinn mehr und mehr abkehrte. Seine Wohlhabenheit gab ihm die Gelegenheit, den Armen zu Hilfe zu kommen, was er auch mit größter Aufopferung that. Auf diese Weise gelang es ihm, so manche Seele zu retten, die seinem Worte widerstanden hatte. Als Bischof war er mit den berühmtesten Männern seiner Zeit innig befreundet. So mit dem heil. Germanus, Bischof von Capua, und dem hl. Ordensstifter Benedictus. Dieser soll ihm wahrgesagt haben, daß Rom durch den Gothenkönig Totilas nicht zerstört werden würde. Der Papst Agapetus schickte ihn zum Kaiser Iustinianus nach Constantinopel, um dort dem neueingesetzten Patriarchen Mennas gegen den häretischen Anthimus beizustehen. Er wohnte dem im J. 536 unter Mennas abgehaltenen Concilium bei. Hier hatte er manches Ungemach von der Kaiserin Theodora zu erdulden. Auf seiner Rückreise nahm er seinen Weg durch Lycien und besuchte in der Stadt Myra das Grab des hl. Nicolaus, der ihm während des Gebetes erschien und ihm Beständigkeit und himmlische Ehre verkündete. In seinem Alter verlor er das Augenlicht, erhielt aber dafür innerliches Licht und prophetischen Geist. Hievon wollte sich Totilas überzeugen und nahm deßhalb dem Knaben, der dem hl. Bischof den Trunk zu reichen pflegte, den Becher aus der Hand und bot ihn dem hl. Sabinus dar. Kaum halte der blinde Bischof den Becher ergriffen, so rief er aus: »Die Hand selbst soll leben« (Vivat ipsa manus)! Der König und seine Gefährten verehrten von dieser Zeit an den heiligen Sabinus wie einen Propheten. Sein Archidiacon Vindemius, der nach der bischöflichen Würde strebte und den baldigen Tod des hl. Oberhirten wünschte, veranlaßte den Knaben, der den Heiligen bediente, Gift in sein Getränk zu mischen. Als Sabinus den Becher ergriff, rief er aus: »Trink' nur du, ich weiß was darin steckt.« Der Knabe erschrack und wollte wirklich trinken, aber der Heilige trank den Becher selbst aus, indem er sagte: »Ich werde trinken, aber der, welcher die Frevelthat vollbringen wollte, wird nicht Bischof werden.« Und in der That, der drei Meilen weit wohnende Archidiacon starb zur selben Stunde, wo der hl. Bischof das Gift trank. Dem Heiligen selbst brachte es aber keinen Schaden. Der heil. Sabinus starb nach 52jähriger Amtsführung beiläufig im Jahr 566. Sein heil. Leib wurde im J. 688 aufgefunden und im J. 801 des Krieges wegen nach Bari gebracht. Daselbst kamen sie einige Zeit ganz in Vergessenheit, wurden aber im J. 1091 am 10. Dec. wieder aufgefunden. Im J. 1337 wurde ein schon früher in vergoldetes Erz gefaßter Arm mit Silber überzogen und mit Edelsteinen besetzt, den man dem Volk an Festtagen, besonders am Tage des heil. Sabinus, zum Küssen darreichte. Im J. 1562 ließ Antonius Puteus, Erzbischof von Bari, den von dem Erzbischof Johannes erbauten marmornen Altar, unter welchem sich die Reliquien des Heiligen befanden, ringsum mit Silber beschlagen, und seine vorzüglichsten Thaten darauf eingraben. Seit Urbans II. Zeiten ist es dem Erzbischof von Bari erlaubt, am Tage des hl. Sabinus das Pallium anzulegen. Die Acten dieser Beiden sind sehr miteinander verwechselt worden. Das Leben unsers hl. Sabinus wurde erst 300 Jahre nach seinem Tode von Erzbischof Petrus von Bari auf Befehl des Papstes Leo III. (755-816) geschrieben. Das Mart. Hom. erwähnt eines hl. Bischofs und Bekenners Sabinus von Canosa am 9. Febr. Die Hauptkirche von Canosa ist ihm geweiht. Ebenso führt der Dom von Bari den Namen des Heiligen. Der andere hl. Bischof d. N. ruht, wie bemerkt, zu Atripaldo. Neben ihm der hl. Diacon Romulus. An den marmornen Wänden des Sarges träufelt beständig ein Manna ähnlicher Saft herab, was auch im Grabe des hl. Sabinus von Canosa wahrgenommen wird; dieser Umstand, so wie die Feier des Festes beider am selben Tage, veranlaßte, daß der Eine mit dem Anderm verwechselt wurde. (II. 331-335.)