Ökumenisches Heiligenlexikon

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Wilhelm (Guglielmo) (»der Große«) von Malavalle


S. Guilielmus Magnus, Erem. (10. Febr. al. 1. Mai). Dieser hl. Wilhelm, nach Migne St-Guillaume de Maleval, bei den Bollandisten (Febr. II. 433) »der Große« genannt, der Stifter des Ordens der Wilhelminer oder Guilielmiten, lebte und starb im Bisthume Grosseto in Toscana. Im Mart. Rom. steht sein Name mit dem Beisatze: »im Stalle von Rhodi (in stabulo Rhodis) im Gebiete von Siena.« So nämlich nannte man die unwirthsame und schauerliche Gegend, die der Heilige sich zum Orte seiner Bußübungen erwählt hatte. Auch ihr jetziger Name Malavalle oder Maleval (Wildenthal), wie auch das Kloster genannt wird, das an dieser Stelle gebaut wurde, sagt ungefähr das Nämliche. Er kam »aus einer fernen Gegend«, war aus edlem Geschlechte, ein tapferer Krieger, aber ein ebenso strenger und beharrlicher Büßer. Vaterland und Geburtsort sind ungewiß, obwohl Helyot zu beweisen sucht, daß er ein Franzose gewesen sei. Nach einer bei den Bollandisten (Febr. II. 449) vorkommenden Vita antiqua soll er aus der französischen Provinz Poitou (ex provincia Pictaviensi) und aus gräflichem Geschlechte gewesen seyn. Das ist wohl auch ein Grund, daß man, nach dem Vorgange des Saussayus und Anderer, ihn öfter mit den Grafen oder Herzogen von Aguitanien 1 und Poitou verwechselt, auch bei Piazza (I. 154), wo übrigens gesagt ist, er sei im J. 1155, wahrscheinlich auf dem Rückwege von Jerusalem, mit drei Ketten um den Hals in Rom erschienen, »ein erschreckliches Beispiel der Buße«. Nach seinen eigenen Bekenntnissen war seine Jugend ausgelassen und wüst, weßhalb Papst Eugen III. (1145-1153) ihm eine Wallfahrt ins heil. Land als Buße auferlegte. Wilhelm begab sich im J. 1145 auf den Weg und brachte 8 Jahre im heil. Lande zu. Von da kehrte er um das J. 1153 wieder nach Europa zurück und fing an, als Eremit zu leben, und zwar zuerst in Lupocavio bei Pisa, hernach auf Monte Pruno und endlich im J. 1155 in Stabulo Rodis oder Malavalle. Hier lebte er in äußerster Strenge in einer Erdhöhle, bis die Herren von Buriano ihm eine Zelle bauten. Im J. 1156 gesellte sich ein Schüler, Namens Albertus, zu ihm, welcher 13 Monate mit ihm lebte und seine letzten Lebensumstände niederschrieb. Als der Heilige sein Ende herannahen sah, begehrte er die heil. Sacramente, die ihm auch gebracht wurden, und starb dann in den Armen seines Schulers Albertus am 10. Febr. 1157. Sein Grab wurde durch zahlreiche Wunder verherrlicht, und es entstand bei demselben eine große Wallfahrt. Kurze Zeit vor seinem Tode hatte sich an Albertus ein Arzt, Namens Rinaldo (Renald), angeschlossen, welcher auch nachher bei ihm blieb. Sie bestrebten sich, nach den Grundsätzen und Beispielen ihres Meistere ihr Leben einzurichten, und hatten bald die Freude, daß mehrere fromme Personen sich mit ihnen vereinigten. Diese Einsiedler nun, deren Zahl sich mit jedem Tage vermehrte, erbauten eine Einsiedelei mit einer Kapelle auf dem Grabe des Heiligen. Daher entstand dann der Orden der Wilhelminer oder Guilielmiten, der sich bald in mehreren Ländern ausbreitete. Der hl. Wilhelm war somit ein Ordensstifter geworden, ohne daß er es eigentlich beabsichtiget hatte. Papst Grëgor IX. gab den Mönchen die Regel des hl. Benedictus und milderte ihre Statuten. Sie vereinigten sich später theils mit den Augustinern, theils mit den Cisterciensern. Im 18. Jahrh. erloschen sie. Papst Innocenz III. hat den frommen Ordensstifter am 20. Mai 1202 heiliggesprochen, und Gregor IX. eine Kirche zu seiner Ehre erbaut und eingeweiht (1227). Sein Fest wird am Orte selbst durch ein Indult des Papstes Pius II. am 1. Mai begangen, weil im Februar die Wege jener Gegend nur schwer zu begehen sind. (Febr. II. 433. 448.)

1 Zur Aufhellung dieser dunkeln Geschichte hat der Bollandist Henschenius (Febr. II. 433-443) mit ungemeinem Fleiße die ganze Geschichte der Herzoge von Aquitanien und des Stifters der Eremiten des hl. Wilhelm einer einläßlichen Untersuchung unterzogen. S. S. Guilielmus13.




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zuletzt aktualisiert am 20.10.2018
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