Anastasius I. von Antiochia
Gedenktag katholisch: 21. April
Gedenktag orthodox: 20. April
Name bedeutet: der Auferstandene (griech.)
Anastasius wurde 559 Patriarch von Antiochia - dem heutigen
Antakya. In der damaligen Kirchenhierarchie war
das nach dem Papst in Rom und den Patriarchen
von Konstantionpel - dem heutigen Ístanbul
- und Alexandria das vierthöchste Amt in der
Kirche. Anastasius erregte den Widerwillen von Kaiser Justinian I., weil der
die Aphthartodoketen
begünstigte - eine gemäßigte Spielart des
Monophysitismus, die die Unverweslichkeit des Leibes
Christi schon vor seiner Auferstehung behauptete. Anastasius verlor deshalb
570 sein Bistum, wurde von Kaiser Justin II. verbannt und erst 593 auf Fürsprache von Papst
Gregor dem Großen von Kaiser Mauritius wieder in sein Amt eingesetzt.
Anastasius stand treu zu den Beschlüssen des Konzils von Chalkedon. Briefe des Papstes Gregor ermahnten ihn, dem universalen Anspruch des Patriarchen von Konstantionopel energischer entgegenzutreten. Überliefert sind fünf dogmatische Abhandlungen von Anastasius, Briefe und fünf Predigten, von denen mindestens eine unecht ist.
Worte des Heiligen
Anastasios’ Abhandlungen sind im Frage-und-Antwort-Stil verfasst. Hier stellt sich der Patriarch die
Frage, was das Kennzeichen eines wahren Christen ist. Anastasios gibt zur Antwort:
Einige sagen, der rechte Glaube und fromme Werke seien das Kennzeichen eines wahren Christen. Aber Jesus
bestimmt einen wahren Christen nicht nach diesen Merkmalen. Es kann nämlich jemand Glauben und gute Werke aufweisen,
ihretwegen aber hochmütig sein und [deswegen] kein vollkommener Christ sein. Denn ein Christ ist ein wahres Haus Christi,
das aus guten Werken und frommen Lehren besteht. Der wahre Glaube ohne die Werke ist tot, wie es auch die Werke ohne den
Glauben sind.
Deshalb müssen wir uns mit aller Kraft und sicher vor schmutzigen Werken rein bewahren, damit nicht auch über uns
gesagt wird: Sie bekennen, Gott zu kennen, aber mit ihren Werken bestreiten sie dies. Daher sagt der Herr: Wenn einer
mich liebt, wird er meine Worte bewahren, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung
nehmen
(Johannesevangelium 14, 23).
Daraus lernen wir also, dass durch den rechten Glauben und die guten Werke das Haus der Seele erbaut wird und so Gott in
uns wohnt. Ich werde nämlich
, so sagt er‚ darin wohnen und umhergehen
(2. Korintherbrief 6, 16). Und dies
zeigte der Apostel auf, indem er sagte: Wusstet ihr nicht, dass Christus in euch wohnt, es sei denn ihr seid
verwerflich?
(2. Korintherbrief 13,5).
Der Teufel weiß ja nicht, ob in deinem Geist der Herr des Hauses Christus ist oder nicht. Wenn er dich aber erzürnt
sieht oder laut schreien oder schwören oder schändliche Reden führen oder jemand herabsetzen oder schmähen oder schelten
oder lästern oder verurteilen oder hassen oder jemandem Unrecht tun oder hochmütig sein oder prahlerische Reden führen oder
viel lachen und sich erheben oder nicht ausdauernd beten und des Todes gedenken, dann merkt er, dass in deiner Seele nicht
Gott ist, der dich schützt und sich um dich sorgt.
Und so tritt der Böse wie ein Dieb ein, da in deinem Herzen nicht das göttliche Licht brennt, und er raubt das Haus
deiner Seele aus, und die letzten Dinge werden schlimmer als die ersten (Matthäusevangelium 12, 45; 2. Petrusbrief 2, 20].
Quelle: S.P.N. Anastasii, Patriarchae Antiocheni opera omnia. In: Migne Patrologia Graeca, t. 89, Sp. 329f; eigene Übersetzung
Zitate von von Anastasios I.:
Frage: Was heißt unablässig beten (vgl. Lukasevangelium 18, 1)? Es ist ja für einen Menschen, der sich
um Haus und Kinder sorgen muss und in der Welt tätig ist, unmöglich, unablässig zu beten. Antwort: Der Apostel hat dies
nicht ausschließlich über das mündliche Gebet gesagt, wie auch Christus bemerkt:
Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr,
Herr, wird in das Himmelreich eingehen, sondern der, der den Willen dessen tut, der mich gesandt hat
(Matthäusevangelium 7, 21), sondern auch der, der gute Werke vollbringt, sei es zur Wohltätigkeit, sei es für andere
Gottesdienste, dieser ist es, der unablässig betet. Denn auch im Bett und auf dem Weg und bei Tisch und auf dem Marktplatz
und an jedem Ort kann das Herz beten.Frage: Ist es gut, seine Sünden zu bekennen? Antwort: Es ist gut und ganz nützlich, aber nicht allen, da dir
dies nicht nützt und du auch die befleckst, die dich anhören. Wenn du aber einen Geistlichen findest, der es vermag, dich
zu heilen und für dich zu beten, sollst du sie bekennen, aber nur ihm.
Quelle: S.P.N. Anastasii, Patriarchae Antiocheni opera omnia. In: Migne Patrologia Graeca, t. 89, Sp. 731f; eigene Übersetzung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 17.06.2020
Quellen:
• https://www.newadvent.org/cathen/01454b.htm - abgerufen am 19.07.2023
• Erhard Gorys: Lexikon der Heiligen. dtv, München 1997
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler,
Stuttgart / Weimar 2000
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. I, Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.