Ökumenisches Heiligenlexikon

Autbert von Avranches

auch: Aubert, Authbertus, Aucbert, Abrincensis

1 Gedenktag katholisch: 10. September
Erhebung der Gebeine: 18. Juni

Name bedeutet: der durch Besitz Glänzende (althochdt.)

Bischof von Avranches
18. Juni 725 (?) in Avranches in Frankreich


Aubert wurde Bischof von Avranches als Nachfolger von Rahentrannus in der Zeit von Frankenkönig Childebert III.. Er zog sich immer wieder auf die Insel Mont Tombe zurück - die heutige Insel Mont St-Michel. Dort bestanden zwei Einsiedeleien an der Stelle, an der zuvor ein keltisches Heiligtum war. Nach der Überlieferung erschien Aubert dort erstmals 708 der Erzengel Michael und forderte ihn zum Bau einer Kapelle auf. Weil Aubert dies nicht vollzog, erschien ihm Michael demnach wieder und bohrte ihm einen Finger in seinen Schädel. Aber erst nach der dritten Erscheinung begann Autbert mit dem Bau, der am 16. Oktober 709 - am Jahrestag der ersten Vision - geweiht und mit Reliquien von Michael vom Monte Sant'Angelo in Italien ausgestattet wurde und in dem zunächst 12 Kanoniker angesiedelt wurden.

Aubert wurde nach seinem Wunsch in der Kapelle auf dem Mont St-Michel bestattet. 1012 wurden seine Gebeine gefunden und in einem neuen Schrein beigesetzt, dabei wurde sein Kopf gesondert bewahrt. In der Französischen Revolution wurden die Reliquien zerstreut. In Avranches wird sein Kopf gezeigt; der durchbohrte Schädel stammt tatsächlich aus dem Mittelalter.

Der Bericht über die Wunder und die Gründung des Mont St-Michel stammt aus der Mitte 9. Jahrhunderts. Nachdem er von Jacobus de Voragine in die Legenda aurea übernommen wurde, fand er weite Verbreitung. 966 wurde das Kloster von Benediktinern übernommen. Der Mont St-Michel wurde durch zahlreiche Wunder, eine große Reliquiensammlung und gefördert von den Normannenherzögen bald zu einem viel besuchten Wallfahrtsort.

Während des 100-jährigen Krieges konnte die Insel Mont St-Michel nicht von den Engländern erobert werden und wurde zum nationalen Symbol für Frankreich. König Ludwig XI. benützte das Kloster ab dem Ende des 15. Jahrhunderts als Gefängnis für widerständische Mönche; bis 1853 blieb es Zuchthaus für politische Häftlinge. 1872 begann die Restaurierung, 1897 wurde sie abgeschlossen mit der Anbringung der goldenen Statue von Michael auf der Turmspitze. Seit 1966 gibt es wieder ein paar Mönche mit Gastrecht, seit 1984 gehört die Insel mit ihrem imposanten Bauwerk zum UNESCO-Weltkulturerbe.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 03.02.2020

Quellen:
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993
• Bruno W. Häuptli. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XXIV, Nordhausen 2005
• Christian Wiltsch, E-Mail vom 8. April 2010

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.