Christina von Bolsena
orthodox: Christina von Tyrus
Gedenktag katholisch: 24. Juli
Gedenktag IV. Klasse Im alten Messbuch entspricht die IV. Klasse einem nichtgebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Feste der IV. Klasse können außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) statt der Tagesliturgie gefeiert werden, müssen aber nicht gefeiert werden, sondern können stattdessen auch nur kommemoriert werden (dann wird das zweite oder dritte Gebet von dem Gedenktag IV. Klasse genommen, während die übrigen Texte vom Tag sind).
gebotener Gedenktag im mozarabischen Der mozarabische Ritus, auch „westgotisch” oder „altspanisch” genannt, ist eine Liturgie in der römisch-katholischen Kirche, die sich im 4./5. Jahrhundert auf der Iberischen Halbinsel entwickelt hat und heute noch an einigen Orten in Spanien praktiziert wird.
Der Name entstand nach dem Einfall der Mauren im Jahr 711, als die unter maurischer Herrschaft lebenden Christen – die „Mozaraber” – weiter ihren Glauben ausüben durften und damit auch diese Liturgie feierten.
Ritus: 26. Juli
Übertragung von Reliquien in die Jesuitenkirche São Roque nach Lissabon: 25. Januar
Übertragung der Gebeine nach Palermo: 7. Mai, 10. Mai
Gedenktag orthodox: 24. Juli
Gedenktag armenisch: 24. Juli
liturgische Feier am zweiten Montag nach dem Verklärungssonntag
Name bedeutet: die Christin (griech. - latein.)
Von Christina, Tochter heidnischer Eltern aus edlem Geschlecht, wird in der Legende erzählt, dass sie von einer Dienerin zum Christentum bekehrt wurde. Von ihrem Vater wurde sie dann mit zwölf Dienerinnen in einen Turm auf einer Insel im See von Bolsena eingeschlossen, denn Christina sollte den silbernen und goldenen Göttern, die er ihr aufgestellt hatte, geweiht bleiben. Christina aber zerbrach die Götterbilder, warf andere in den See und schenkte das Gold den Armen. Der wütende Vater ließ sie von zwölf Männern schlagen, bis diese schwach wurden, dann ins Gefängnis werfen, wo ihre weinende Mutter sie beschwor, nachzugeben; aber Christina blieb standhaft. Der zum Richter in den Christenverfolgungen jener Zeit bestellte Vater ließ ihr die Glieder zerbrechen und ihre Haut mit Nägeln reißen, worauf sie ihm einen Fetzen ihres Fleisches ins Gesicht warf. Als man sie auf ein Rad band, unter dem ein Feuer angezündet wurde, schlugen die Flammen aus und töteten 1500 Umstehende.
Christina wurde daraufhin der Zauberei angeklagt, wieder ins Gefängnis geworfen, dann in der Nacht auf einer Basaltplatte
in den See hinausgestoßen, damit sie ertrinke; Engel hielten sie aber über Wasser und
Christus selbst erschien ihr, taufte sie und übergab sie dem Erzengel
Michael, der sie an Land brachte. Wieder als Zauberin angeklagt, sollte sie nun
enthauptet werden, da wurde ihr Vater tot aufgefunden. Sein Nachfolger im Richteramt setzte die Martern fort: Er ließ in einer
eisernen Wiege Öl, Pech und Harz entzünden, Christina hineinlegen und von vier Männern schaukeln, auf dass sie um so
heftiger brenne
. Sie aber lobte Gott, dass er sie als Neugeborene - weil neu getaufte Christin - sanft wiegen lasse und
entstieg unverletzt.
Christina wurde geschoren und nackt vor eine Apollo-Statue geschleift, diese zerfiel zu Staub, der Richter starb vor Schreck. Sein Nachfolger sperrte sie fünf Tage in einen glühenden Ofen, sie wandelte darin und sang mit den Engeln. Schlangen wurden gebracht - sie leckten ihren Schweiß ab und legten sich kühlend um ihren Hals. Als ein Zauberer nun die Schlangen reizen sollte, stürzen sich diese auf ihn und töten ihn; Christina aber gebot den Schlangen, an einen wüsten Ort zu entweichen und erweckte den toten Zauberer. Schließlich wurden ihr die Brüste abgeschnitten, sie verströmten Milch statt Blut. Als ihr die Zunge abgeschnitten wurde, behielt Christina die Sprache, und sie warf die Zunge dem Richter ins Gesicht, worauf der erblindete. Von den Pfeilen, die er nun auf sie abschoss, trafen sie zwei und töteten sie.
Christina wurde in den Katakomben der Christen von Volsinium außerhalb der Stadt bestattet - an der Stelle, wo heute die ihr geweihte Basilika steht. Archäologische Funde bezeugen dort Christinas Verehrung schon im 4. Jahrhundert, Notizen über eine ihr geweihte Kultstätte stammen aus dem 8. Jahrhundert. Im 11. Jahrhundert wurde über der Katakombe eine Kirche erbaut, 1115 wurde die zuvor zum Bistum Volsinium gehörende Christina-Kirche dem Bischof von Orvieto übertragen.
Offenbar wurde schon früh die Verehrung der Märtyrerin Christina mit der im 5. Jahrhundert bezeugten Legende einer sonst unbekannten orientalischen Märtyrerin verbunden. Die byzantinische Überlieferung brachte Christina seit dem 9. Jahrhundert mit Tyrus dem heutigen Sur - im Libanon in Verbundung.
Christina findet sich schon in den ältesten Martyrologien und den meisten Kalendarien des Mittelalters. In Mittel- und
Norditalien wurde sie seit dem 6. Jahrhundert verehrt, in Gallien nennt ein Zusatz zum
Martyrologium des Hieronymus sie mit Gedenktag 24. Juli und
Hinweis auf Tyrus. Auch die
Orthodoxen Kirchen feiern sie als Christina von Tyrus. Nördlich der Alpen war
die Verehrung zunächst kaum verbreitet. Aldhelm von Sherborne nennt
sie in seinen Laudibus virginitatis
, Lobreden auf die Jungfräulichkeit
.
Ado von Vienne war um 850 der erste, der sie mit der Ortsangabe am See
von Volsinium in Italien
verband, was die
Lokalisierung von Tyrus an diesem See zur Folge hatte. Seit etwa 900 ist der Vorname v. a. in Sachsen und im Rheinland, seit
dem 11. Jahrhundert in Skandinavien sehr bekannt; der Name wurde wohl seines Sinngehaltes wegen gewählt und erst Ende des
Mittelalters auf die Heilige bezogen, deren Verehrung nun durch die Namensträgerinnen gefördert wurde. Im 10. Jahrhundert
erschien Christina in Heiligenlitaneien, ab dem 11. Jahrhundert wurden ihr Messen gefeiert.
Die Basilika in Bolsena bewahrt in einem
Sarkophag die Gebeine Christinas und die Basaltplatte mit ihren Fußabdrücken, mit
der sie auf den See hinausgestoßen worden sei. In dieser Kirche ereignete sich das Blutwunder von Bolsena
, das
zur Einführung des Festes Fronleichnam Anlass gab:
1263 feierte der böhmische Priester Peter von Prag auf seiner Pilgerfahrt nach Rom in der nach Christina benannten Kirche in Bolsena eine Messe. Er hatte Mühe mit dem Glauben an die Transsubstantiation der Elemente bei der EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23., aber er wurde nun überzeugt, als bei dieser Messe einige Tropfen Blut von der Hostie auf das Corporale - also das Tuch, worauf Hostienteller und Kelch stehen - oder nach anderer Überlieferung auf die Messgewänder und den Marmorfußboden der Kirche fielen.
Zum Andenken daran erhob Papst Urban IV. IV. schon ein Jahr danach das
1246 in Belgien enstandene Fronleichnamfest zum allgemeinen Kirchenfest und
veranlasste den Bau des prachtvollen Domes in
Orvieto. Im Dom von Orvieto wird das Corporale in der danach benannten Capella del Corporale
gezeigt. Noch heute
findet am 18. Juni, dem Tag des Wunders, in Bolsena
ein großartiges Blumenfest zum Thema der EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi.
Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23.
in den Straßen des Städtchens statt.
Der Ort Sankt Christina in Gröden / Santa Cristina in den Südtiroler Dolomiten ist nach Christina benannt. Sie wird auch verehrt in der um 1150 von Herzog Welf VI. erbauten und ihr geweihten Kirche - der ältesten der Stadt - in Ravensburg in Baden-Württemberg, nachdem Welf Reliquien aus Italien mitgebracht hatte.
Gedenkorte sind auch die Kirche in Herzebrock bei Gütersloh sowie in die Kirche in Lloret de Mar bei Barcelona in Spanien. 1325 kamen Reliquien von Christina, die in Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul - gestohlen wurden, ins damalige Benediktinerinnenkloster San Marco auf der dann nach ihr benannten Insel Santa Cristina in Venedig 1, von dort 1435 bei dessen Umzug ins damals neue ehemalige Kloster Sant'Antonio auf der Insel Torcello 1 und dann in die Kirche San Francesco della Vigna in Venedig, wo sie bis heute verwahrt werden. In Gallipoli bei Lecce wird Christiana jährlich vom 23. bis 26. Juli gefeiert.
Attribute:
Feuerofen, Mühlstein, Pfeile, Rost, Schlangen
Patronin
von Bolsena,
Gallipoli bei Lecce,
Palermo auf Sizilien und der Insel
Torcello in Venedig; der Müller, Bogenschützen
und Seeleute
1 ▲ Vom Kloster San Marco auf der dann nach ihr benannten Insel Santa Cristina gibt es keine Reste. Seit 1986 ist die Insel in Privatbesitz, beherbergt ein sehr exklusives Hotel und ist nur mit privaten Booten zu erreichen.
2 ▲ Vom ehemaligen
Kloster Sant'Antonio auf der Insel Torcello
gibt es kaum Reste, das Gelände ist heute in Privatbesitz und eingezäunt, der Zaun ist nur über einen verwachsenen Weg
zu erreichen.
Bilder zum Blutwunder
von Bolsena
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die
Basilika der Christina und das Eucharistische Heiligtum in
Bolsena sind täglich von 7.30 bis 12:30 und von
15:30 bis 19:30 Uhr geöffnet (zwischen Oktober und Ostern nachmittags 15:00 bis 17:30 Uhr, der Eintritt ist frei. (2012)
Der Dom in Orvieto ist werktags ab 7.30 Uhr,
sonntags ab 13 Uhr zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt ist frei, für die Kapelle des Brictius beträgt er 3 €, in
Kombination mit den Museen 5 €. (2012)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 26.10.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I,
Hamm 1990
• Peter Reckordt, E-Mail vom 1. 11. 2004
• http://www.rositour.it/Italia/Umbria/Orvieto/Orvieto.htm - abgerufen am 20.07.2023
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart /
Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994
• https://it.wikipedia.org/wiki/Santa_Cristina_(isola) - abgerufen am 20.07.2023
• https://www.academia.edu/7886889/Quando_Torcello_Era_Abitata - abgerufen am 20.07.2023
• http://194.243.104.176/website/img_laguna/info/info_isola.asp?id=2 nicht mehr erreichbar
• Burkhart Diehm: Kurzführer Pfarrkirche St. Christina, Ravensburg, o. J. (2024)
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