Ökumenisches Heiligenlexikon

Clemens August Graf von Galen

1 Gedenktag katholisch: 22. März
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Berlin, in den Bistümern Essen und Münster

Name bedeutet: C: der Sanftmütige (latein.)
A: der Erhabene (latein.)

Bischof von Münster, Kardinal
* 16. März 1878 in Dinklage in Niedersachsen
22. März 1946 in Münster in Nordrhein-Westfalen


Clemens August Graf von Galen 1911, Bild in der Ausstellung im Backhaus bei der Dietrichsburg in Dinklage
Clemens August Graf von Galen 1911, Bild in der Ausstellung im Backhaus bei der Dietrichsburg in Dinklage

Clemens August wur­de als elftes von 13 Kindern des Zentrumsabgeordneten Ferdinand Graf von Galen auf der Dietrichsburg in Dinklage geboren.

Im Gymnasium Antonianum in Vechta legte er sein Abitur ab und studierte dann Philosophie in Fribourg in der Schweiz, danach Theologie an der Theologischen Fakultät in Innsbruck und an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Münster, wo er 1904 zum Priester geweiht wurde. 1906 wurde Galen KaplanEin Kaplan (von lateinisch capellanus, „der einer Hofkapelle zugeordnete Kleriker”) ist im deutschen Sprachraum ein römisch-katholischer Priester in den ersten Jahren nach seiner Weihe, der in der Regel noch einem erfahrenen Pfarrer unterstellt ist. In manchen Bistümern wird er Vikar genannt - dies ist die Bezeichnung des kanonischen Kirchenrechts von 1983 - in anderen Kooperator. an der Kirche St. Matthias in Berlin-Schöneberg, 1911 Großstadtseelsorger mit Sitz an der von ihm - einschließlich des daran angeschlossenen Kolpinghauses - gestifteten, ab 1910 erbauten und Klemens Maria Hofbauer geweihten Kirche St. Clemens in Berlin-Kreuzberg.

Kirche St. Clemens in Berlin-Kreuzberg
Kirche St. Clemens in Berlin-Kreuzberg

Mehrfach äußerte von Galen Skepsis gegenüber der modernen Gesellschaftsordnung, kritisierte auch die parlamentarische Demokratie der Weimarer Republik und war aktiv im konservativen Flügel der Zentrumspartei. 1919 wurde er Pfarrer an der Kirche St. Matthias in Schöneberg, das 1920 nach Berlin eingemeindet wurde, und 1929 Pfarrer an der Kirche St. Lamberti in Münster. Er war Mitglied im Malteserorden. 1933 wurde er zum Bischof von Münster ernannt, schon bald trat er entschieden und öffentlich der kirchenfeindlichen Politik und der Rassenlehre der Nationalsozialisten entgegen.

Bischof Clemens August Graf von Galen, Bild in der Ausstellung im Backhaus bei der Dietrichsburg in Dinklage
Bischof Clemens August Graf von Galen 1941, Bild in der Ausstellung im Backhaus bei der Dietrichsburg in Dinklage

1936 begrüßte von Galen zwar den Einmarsch deutscher Truppen in das seit dem Versailler Vertrag entmilitarisierte Rheinland, aber 1937 sorgte er für die Verbreitung der Enzyklika von Papst Pius XI. Mit brennender Sorge, in der das NS-Regime und seine Kirchen- und Rassenpolitik scharf verurteilt wurden. Im Juli und August 1941 hielt Galen drei Predigten, in denen er die Beschlagnahmung von Kirchengütern und die Euthanasiemaßnahmen der Nationalsozialisten anprangerte. Nachschriften wurden in ganz Deutschland verbreitet. Aufgrund seiner mutigen Kritik wurde er als Löwe von Münster bezeichnet und auch im Ausland bekannt. Einer Verhaftung entging Galen, weil das NS-Regime um die Loyalität von Katholiken und Münsterländern fürchtete, aber Hitler persönlich stoppte zunächst die Beschlagnahme von Klöstern und das Euthanasieprogramm.

die drei neu ernannten Kardinäle Josef Frings, Erzbischof von >Köln (links), von Galen (Mitte) und Konrad von Preysing, Bischof von Berlin, 1946 in einem Flugzeug der US-amerikanischen Luftwaffe, Bild in der Ausstellung im Backhaus bei der Dietrichsburg in Dinklage
die drei neu ernannten Kardinäle Josef Frings, Erzbischof von Köln (links), von Galen (Mitte) und Konrad von Preysing, Bischof von Berlin, 1946 in einem Flugzeug der US-amerikanischen Luftwaffe, Bild in der Ausstellung im Backhaus bei der Dietrichsburg in Dinklage

Ab 1945 kritisierte von Galen auch die Willkür der Besatzungsmächte, was ihm die Gegnerschaft der britischen Militärverwaltung einbrachte. 1946 wurde er in Rom zum Kardinal erhoben, kurz nach der Rückkehr starb er.

1949 schenkte der Besitzer der Dietrichsburg in Dinklage, ein Neffe von Clemens August Graf von Galen, die Burg den Benediktinerinnen, die darin ein bis heute bestehendes Kloster einrichteten.

Kanonisation: Die Seligsprechung von Clemens August Graf von Galen erfolgte am 9. Oktober 2005 in Anwesenheit und im Auftrag von Papst Benedikt XVI. im Petersdom in Rom durch den Präfekten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Kardinal José Saraiva Martins.

Worte des Seligen

In seiner Predigt vom 3. August 1941 prangert von Galen die Euthanasie, d. h. die Ermordung von Geisteskranken an:
Man urteilt: Sie können nicht mehr Güter produzieren, sie sind wie eine alte Maschine, die nicht mehr läuft, sie sind wie ein altes Pferd, das unheilbar lahm geworden ist, sie sind wie eine Kuh, die keine Milch mehr gibt. Was tut man mit solch alter Maschine? Sie wird verschrottet. Was tut man mit einem lahmen Pferd, mit solch einem unproduktiven Stück Vieh? Nein, ich will den Vergleich nicht bis zu Ende führen …
Wenn man den Grundsatz aufstellt und anwendet, dass man den unproduktiven Mitmenschen töten darf, dann wehe uns allen, wenn wir alt und altersschwach werden! Wenn man die unproduktiven Mitmenschen töten darf, dann wehe den Invaliden, die im Produktionsprozess ihre Kraft, ihre gesunden Knochen eingesetzt, geopfert und eingebüsst haben! Wenn man die unproduktiven Mitmenschen gewaltsam beseitigen darf, dann wehe unseren braven Soldaten, die als schwer Kriegsverletzte, als Krüppel, als zurückkehren.
Wenn einmal zugegeben wird, dass Menschen das Recht haben, unproduktive Mitmenschen zu töten, und wenn es jetzt zunächst auch nur arme, wehrlose Geisteskranke trifft, dann ist grundsätzlich der Mord an allen unproduktiven Menschen, also an den unheilbar Kranken, den arbeitsunfähigen Krüppeln, den Invaliden der Arbeit und des Krieges, dann ist der Mord an uns allen, wenn wir alt und altersschwach und damit unproduktiv werden, freigegeben. …
Dann ist keiner von uns seines Lebens mehr sicher. Irgendeine Kommission kann ihn auf die Liste der Unproduktiven setzen, die nach ihrem Urteil lebensunwert geworden sind. …
Wehe den Menschen, wehe unserem deutschen Volk, wenn das heilige Gottesgebot: Du sollst nicht töten!, das der Herr unter Donner und Blitz auf Sinai verkündet hat, das Gott unser Schöpfer von Anfang an in das Gewissen der Menschen geschrieben hat, nicht nur übertreten wird, sondern wenn diese Übertretung sogar geduldet und ungestraft ausgeübt wird!

Quelle: http://www.galen-archiv.de/index.php?option=com_content&view=article&id=4&Itemid=18

Zitate von Clemens August Graf von Galen

Von Galens Predigt vom 20. Juli 1941

Die Gerechtigkeit ist das einzig tragfeste Fundament aller Staatswesen! Das Recht auf Leben, auf Unverletzlichkeit, auf Freiheit ist ein unentbehrlicher Teil jeder sittlichen Gemeinschaftsordnung. … Der Staat, der … die Bestrafung Unschuldiger zulässt oder veranlasst, untergräbt seine eigene Autorität und die Achtung vor seiner Hoheit in den Gewissen der Staatsbürger.

Quelle: http://www.galen-archiv.de/index.php?option=com_content&view=article&id=8&Iamp;temid=12

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Von Galens Lebensbeschreibung aus der Homepage des Vatikans

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Das heutige Kloster in der Dietrichsburg in Dinklage kann nicht besucht werden, zur Teilnahme an den Gottesdiensten - täglich um 7.30 Uhr, 12 Uhr und 18 Uhr - wird aber eingeladen. (2024)
Im ehemaligen Backhaus bei der Dietrichsburg in Dinklage ist eine Ausstellung über Leben und Wirken von Clemens August Graf von Galen eingerichtet.
Der Dom in Münster ist täglich von 6.30 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. (2024)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 29.10.2024

Quellen:
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. II, Hamm 1990
• https://www.dhm.de/lemo/biografie/clemens-august-graf-von-galen - abgerufen am 07.10.2024

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.