Clemens August Graf von Galen
Bischof von Münster (1933 - 1946 Kardinal)
Clemens August Graf von Galen wurde am 16. März 1878 auf der Burg Dinklage in Oldenburg geboren. Als 11. von 13 Kindern wuchs er in der Geborgenheit einer gläubigen Familie auf. Er besuchte das Jesuitengymnasium in Feldkirch und machte 1896 das Abitur am Gymnasium Antonianum in Vechta.
Nach Studien in Freiburg (Schweiz), Innsbruck und Münster wurde er am 28. Mai 1904 in Münster zum Priester geweiht.
Nach einer kurzen Zeit als Domvikar in Münster wurde er 1906 zum KaplanEin Kaplan (von lateinisch capellanus, „der einer Hofkapelle zugeordnete Kleriker”) ist im deutschen Sprachraum ein römisch-katholischer Priester in den ersten Jahren nach seiner Weihe, der in der Regel noch einem erfahrenen Pfarrer unterstellt ist. In manchen Bistümern wird er Vikar genannt - dies ist die Bezeichnung des kanonischen Kirchenrechts von 1983 - in anderen Kooperator. an St. Matthias in Berlin ernannt. Damit begann eine 23jährige priesterliche Tätigkeit in der damaligen Reichshauptstadt. Nach einigen Jahren als Curatus an St. Clemens wurde er 1919 Pfarrer von St. Matthias in Berlin-Schöneberg. Er lebte die schwere Zeit des 1. Weltkrieges, die Wirren der Nachkriegszeit und einen großen Teil der Weimarer Zeit. Die Diasporasituation in der Großstadt Berlin stellte ihn vor große pastorale Anforderungen.
1929 wurde Clemens August Graf von Galen zum Pfarrer an der Stadt- und Marktkirche St. Lamberti in Münster ernannt.
Nach dem Tod von Bischof Johannes Poggenburg wurde Clemens August Graf von Galen zum Bischof von Münster ernannt. Am 28. Oktober 1933 empfing er die Bischofsweihe. Er wählte als Wahlspruch das Wort Nec laudibus, nex timore (Nicht durch Lob noch durch Drohungen weiche ich von Gotteswegen ab).
Schon in seinem 1. Fasten-Hirtenbrief 1934 entlarvte Bischof Clemens August Graf von Galen die neuheidnische Ideologie des Nationalsozialismus. Immer wieder trat er in den folgenden Jahren für die Freiheit der Kirche und der kirchlichen Verbände und für den Erhalt des Religionsunterrichts ein.
In einer großen Predigt im Dom zu Xanten klagte Bischof Clemens August im Frühjahr 1936 das nationalsozialistische Regime offen an, Christen wegen ihres Glaubens zu diskriminieren, ins Gefängnis zu werfen und sogar zu töten.
Bischof Clemens August von Galen gehörte zu den Bischöfen die Papst Pius XI. im Januar 1937 nach
Rom einlud, um mit ihnen über die Situation in
Deutschland zu sprechen und das Weltrundschreiben mit brennender Sorge
vorzubereiten, in dem er das
Nationalsozialistische Regime vor der Weltöffentlichkeit anklagte. Einen weltweiten Widerhall fanden dann als Höhepunkt seines
offenen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus die drei berühmt gewordenen Predigten aus St. Lamberti vom 13. Juli 1941
und vom 3. August 1941 sowie aus der Pfarrkirche
Liebfrauen in Überwasser in Münster vom
20. Juli 1941. Darin wandte er sich gegen die Übergriffe des Staates und forderte Recht auf Leben, auf Unverletzlichkeit
und auf Freiheit seiner Bürger. Er geißelte die Tötung damals im so genannten unproduktiven lebensunwerten Lebens
an.
Die Staatsmacht fühlte sich ins Mark getroffen und wollte Bischof Clemens August festnehmen und töten lassen. Doch wurde andererseits befürchtet, dass dann die katholische Bevölkerung des Bistums Münster für die Dauer des Krieges abgeschrieben werden könne. Es bedrückte den Bischof, dass an seiner statt 24 WeltpriesterWeltpriester - oder auch Diözesanpriester - sind in der römisch-katholischen Kirche alle Priester, die keinem Orden angehören. und 18 Ordensgeistliche aus der Diözese Münster ins Konzentrationslager gebracht wurden und 10 von ihnen ums Leben kamen.
In den schweren Monaten der Nachkriegszeit war Bischof Clemens August wiederum eine Persönlichkeit an der viele sich aufrichteten. Mit Freimut trat er auch den Besatzungsbehörden entgegen, wenn es galt, Not und Unrecht zu beseitigen oder zu verhindern. Entschieden widersprach er der damals umgehenden Meinung von der Kollektivschuld aller Deutschen.
Papst Pius XII. berief Bischof Clemens August am 18. Februar 1946 in das Kardinalskollegium. Es war eine Ehrung für seine
unerschrockene Haltung in der Zeit des Nationalsozialismus. Im überfüllten
Petersdom jubelte ihm, dem Löwen von Münster
,
zu als er aus der Hand des Papstes die Kardinalswürde entgegennahm. Am 16. März 1946 wurde Kardinal von Galen bei seiner
Rückkehr nach Münster von einer großen Volksmenge
begeistert empfangen. Vor den Trümmern des zerstörten Domes hielt er seine letzte Ansprache. Am Tag darauf erkrankte er schon.
Er starb am 22. März 1946 und fand sein Grab in der Ludgeruskapelle des zerstörten Domes. Bischof Clemens August ist ein
Vorbild christlichen Freimutes. Sein gläubiges Stehen vor Gott war das Fundament seines furchtlosen Zeugnisses vor den
Menschen. Der unbeugsame Widerstand des Kardinals gegenüber dem Unrecht und der Unmenschlichkeit der nationalsozialistischen
Machthaber bezog seine Kraft aus seiner tiefen Gläubigkeit. Clemens August war ein tieffrommer Mann. Seine persönlichen Briefe
geben davon ein eindrucksvolles Zeugnis. Bezeichnend für ihn ist, dass er in einer der ersten seiner Amtshandlungen als
Bischof die Ewige Anbetung in der Servatius-Kirche
in Münster begründete. Häufig ging er allein in der Morgenfrühe den Pilgerweg nach
Telgte, um die Hilfe und den Schutz der
Gottesmutter für das Bistum und für sein bischöfliches Wirken zu erbitten. Wir
wissen, dass er durch den häufigen Empfang des Bußsakramentes sein Gewissen immer neu auf Gott ausrichtete. Diese echte
Frömmigkeit war die Kraftquelle des freimütigen Auftretens vor den Menschen.
Kardinal von Galen kann uns auch heute ein Vorbild christlichen Freimutes sein. Zu seiner Zeit war der Freimut gegenüber
dem Tyrannen in der Form eines Diktators und seiner Partei gefordert. Vielleicht ist von uns eher der Freimut gegenüber der
Diktatur
des man
der Mode oder der veröffentlichen Meinung gefordert. Das Leben des Kardinals zeigt uns aber
auch, aus welchen Quellen christlicher Freimut seine Kraft schöpft: Aus dem persönlichen Glauben und aus echter Frömmigkeit.
Lebensbeschreibung aus der Homepage des Vatikans anlässlich der Seligsprechung am 9. Oktober 2005 in Rom
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