Eugen Bolz
Gedenktag katholisch: 23. Januar
Name bedeutet: der edel Geborene (griech.)
Eugen Bolz, Sohn einer alteingesessenen Handwerkerfamilie und zwölftes von 13 Kindern, studierte bis 1905 Jura in
Tübingen, in
Bonn und an der
Humboldt-Universität in Berlin; als Student trat
er der Zentrumspartei
bei. 1912 wurde er Reichstags- und 1913 zusätzlich
württembergischer Abgeordneter der katholischen
Zentrums-Partei
im Landtag in Stuttgart.
1919 übernahm er in Württemberg das Amt des Justizministers, 1923 wurde er zum Innenminister berufen, von 1928 bis zur
Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 übte er zugleich das Amt des württembergischen Staatspräsidenten aus.
Er förderte besonders die mittelständische Wirtschaft. Grundlage seines Wirkens war ihm die katholische Soziallehre:
Politik ist nichts anderes als praktisch angewandte Religion.
Auf der Grundlage des christlichen Sittengesetzes
wollte Eugen Bolz einen friedlichen Ausgleich der aus dem
Wirtschaftskampf sich ergebenden Interessengegensätze
ermöglichen. Er bejahte die republikanische Staatsform und die
parlamentarische Demokratie der Weimarer Verfassung.
Schon früh warnte Bolz vor dem Nationalsozialismus, den er allerdings noch im Februar 1931 nicht als Gefahr erkannte: Wir
haben in Württemberg nichts
zu fürchten. … Ich habe die Überzeugung, dass weder die kommunistische Bewegung uns über den Haufen rennen wird noch die
nationalsozialistische. Auch letztere Bewegung wird von selbst wieder abflauen
. Nach den Landtagswahlen im April 1932,
bei denen die NS-Partei stärkste Fraktion wurde, führte er dennoch Koalitionsverhandlungen mit der NSDAP, aber diese
verhinderte die Neubildung einer Regierung, das Kabinett Bolz blieb nur noch geschäftsführend im Amt. Im Juni 1933 wurde
Bolz für einige Wochen in die damals so genannte Schutzhaft
genommen. Er war dann in der Wirtschaft tätig. 1941 nahm
== Carl Goerdeler Kontakt mit ihm auf und weihte ihn in die Pläne des Widerstands ein; Bolz sagte zu, in einem künftigen
Kabinett Goerdeler als Kultusminister zur Verfügung zu stehen. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde auch Bolz verhaftet,
nach Berlin überführt, am 21. Dezember 1944 vom
Volksgerichtshof - im Gebäude des ehemaligen
Wilhelms-Gymnasiums, das beim Luftangriff im Februar 1945 zerstört wurde und an dessen Stelle heute das Sony-Center
steht - zum Tod verurteilt und dann im Hinrichtungsraum
des Gefängnisses Plötzensee in Berlin zusammen mit acht weiteren Männern mit dem Fallbeil hingerichtet.
In Bolz' Heimatstadt erinnert eine Tafel an seinem
Geburtshaus und ein
Denkmal am nach ihm benannten Platz an den
Ehrenbürger, in Rom in der Basilika
San Bartolomeo all'isola, dem Ort des Gedächtnisses
für die Märtyrer des 20. Jahrhunderts, eine Berührungsreliquie. 2006 gab die Deutsche
Post eine Briefmarke mit seinem Portrait in ihrer Reihe Aufrechte Demokraten
heraus.
Zu unserem Staunen trat er uns sehr gefasst entgegen. Sein Wesen ist ganz vergeistigt. Er ist so innerlich geworden, dass man förmlich fühlt, er lebt ganz in Gott. Gewiss lebt in ihm noch die Hoffung, dass sein von ihm abgefasstes Gnadenversuch Berücksichtigung finden wird, aber er hat sich auch demütig in Gottes Willen ergeben.
Kanonisation: Das Verfahren zur Seligsprechung wurde 2014 eingeleitet.
Worte von Eugen Bolz
Bolz lehnt den Anspruch eines totalen Staats als widergöttlich und unchristlich ab und bekräftigt das
Recht auf Widerstand gegen ihn:
Ein neuer Begriff ist im Werden: der totale Staat. [Aber] eine Totalität des Staates, beruhend auf einer
Weltanschauung mit … der Beanspruchung des Staatsbürgers in allen seinen Beziehungen und Betätigungen, ist
unchristlich.
Das übernatürliche Leben und was zu ihm gehört, auch schon das Urteil über das, was es ist und was zu
ihm gehört, ist von Jesus Christus, dem Erlöser und Herrn der Menschheit, seiner Kirche anvertraut, und zwar ihr
allein
[Handschreiben von Papst Pius' XI. an Kardinal Schuster,
den Erzbischof von Mailand, vom 26. April 1931). Ein solcher, totaler Staat ist im Grunde nichts anderes als der
allmächtige, absolute Staat. Er ist nur eine andere Bezeichnung für dieselbe Sache. Verschieden ist nur der Ausgangspunkt;
sie treffen sich im Ziel. Der allmächtige Staat geht vom Recht aus, nimmt alles Recht für sich in Anspruch und bestimmt
seinen Willen als das Maß aller Rechte. Der staatliche Wille ist Recht. Der totale Staat nimmt seinen Ausgang von der
sittlichen Seite; er bestimmt ausschließlich, was sittliche Pflicht des Einzelnen gegenüber dem Staat und den anderen
ist; was er bestimmt, ist sittliche Pflicht. Der totale Staat ist sich selbst der alleinige sittliche Maßstab und
Wertmesser. Der Staat ist alles, der Einzelne ist nichts. Der Wille des Staates, das Ziel des Staates kennt keine
Schranken, kennt keinen Maßstab außer sich selbst. Der Einzelne ist verpflichtet, sich selbst, auch seine sittlichen
Lebensgüter dem Staat zu opfern. Diese Vergottung des Staates ist heidnisch, unvereinbar mit den sittlichen Grundsätzen
des Christentums. Nach christlicher Lehre muss auch der Staat in seinen Entscheidungen die Grundsätze der Ethik als
absolut geltende Lebensnotwendigkeiten und Wertmaßstäbe achten und verwirklichen. Der Staat ist niemals absolutes Ziel
und absoluter Maßstab. Auch ihm sind Schranken gesetzt.
Daraus folgt … ein Abwehrrecht gegenüber staatlichen Übergriffen: Die Kirche muss das Recht haben, gegenüber
Staatsgesetzen einzugreifen, welche Lebensinteressen der Kirche und das Seelenheil der Gläubigen gefährden. Wenn ein
Gesetz mit dem natürlichen Sittengesetz oder dem geoffenbarten göttlichen Recht in Widerspruch steht, kann es nach
katholischer Auffassung im Gewissen nicht verpflichten.
Quelle: Joachim Köhler (Hrsg.): Christentum und Politik - Dokumente des Widerstands - Zum 40. Jahrestag der Hinrichtung des Zentrumspolitikers und Staatspräsidenten Eugen Bolz am 23. Januar 1945. Sigmaringen 1985, S. 30 - 33, 26
Zitate von Eugen Bolz:
Sein Wahlspruch: Timor Domini initium sapientiae
, Die Furcht des Herrn ist der Anfang der
Weisheit
, Psalm 111, 10
Aus einem Brief an seine Tochter am 17. Oktober 1944:
Liebe Mechtild, … Du durchlebst eine schwere Zeit, vielleicht wird sie noch schwerer. Sie wird Dich
ausreifen. Leben und Eigentum gelten nichts mehr. Nur die Seele ist unerreichbar für alle äußeren Mächte. Ihr muss
unsere ganze Sorge gelten, damit sie gestärkt und veredelt die ernste Zeit überwindet. Wenn in den kommenden Wochen
die Flut der Zerstörung noch ansteigt, so wissen wir doch auch, dass auf Flut Ebbe folgt und auf Zerstörung Aufbau.
An seine Frau und seine Tochter:
Was ich gefühlt habe, kam. Erbarmungslos. Ich habe mich innerlich, religiös in Monaten darauf eingestellt. Ich
muss von euch und vom Leben Abschied nehmen. Euch zu verlassen ist mir schwer. Ich bitte Euch, nehmt es hin als das mir
von Gott bestimmte Kreuz. Ich habe wenigstens die Gnade, vorbereitet zu sterben und vielleicht einer bösen Zeit zu
entgehen.
Quelle: http://www.eugen-bolz-stiftung.de/eugen-bolz/index.html
Werner Groß: Eugen Bolz. In: Helmut Moll (Hrsg.): Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts,
Bd. 1, 3. Aufl. Paderborn - München - Wien - Zürich 2001, S. 558
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Die Gedenkstätte Plötzensee mit einer Ausstellung im damaligen Hinrichtungsraum des Gefängnisses Plötzensee in Berlin ist täglich von 9 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. (2023)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 23.09.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München, 2001
• Michael Petersen: Katholischer Demokrat. Stuttgarter Zeitung 22. Januar 2005
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. XIX, Nordhausen 2001
• Otto Borst: Geschichte Baden-Württembergs. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2004
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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