Franziska Schervier
auch: von Aachen
Gedenktag katholisch: 14. Dezember
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Aachen, Essen und Köln
Name bedeutet: die Fränkische (latein.)
Franziska Schervier, Tochter eines wohlhabenden Stecknadel-Fabrikanten und Bürgermeisters, Patenkind von Kaiser Franz von
Österreich, war schon als Kind von inniger Frömmigkeit und Nächstenliebe geprägt. Nach dem Tode ihrer Mutter und ihrer
beiden älteren Schwestern musste sie ab 1833 den Haushalt führen. Schon früh erkannte sie die Probleme der sozialen
Randgruppen in der aufkommenden Industriegesellschaft. Als 1840 in ihrer
Heimatstadt der Pflegeverein gegründet wurde,
half auch sie Kranke zu pflegen und Arme zu unterstützen. Sie stiftete Hilfseinrichtungen, darunter Johannisküchen
zur Sättigung von Armen, ließ Wohnungen für Arbeiterfamilien erbauen, kümmerte sich um regelmäßigen Schulunterricht für die
Arbeiterkinder in der damaligen katholischen
Töchterschule und pflegte Cholera- und Pockenkranke. Gegen die Widerstände ihres Vaters blieb sie ihrer Berufung treu und
trat auch noch in den Dritten Orden der Franziskaner ein.
Nach dem Tod ihres Vaters gründete Franziska an Pfingsten 1845 zusammen mit
einigen Gefährtinnen die Genossenschaft der Armen-Schwestern vom heiligen
Franziskus
, deren Mitglieder die franziskanischen Ideale zu verwirklichen
suchten in der vielfachen Hilfe für Bedürftige, besonders in Zuchthäusern
für Frauen und in der Krankenpflege, auch
in der Hilfe für Prostituierte und zum Tod Verurteilte; die erste Unterkunft war im
Kloster der
Franziskanerinnen am Lindenplatz in Aachen, ab 1853 in den Gebäuden des
ehemaligen Klosters Burtscheid - dem heutigen
Stadtteil von Aachen. 1851 legte Franziska mit den ersten Gefährtinnen die ewigen Gelübde ab. Dienst taten die Schwestern
auch in den Lazaretten des preußisch-österreichischen Krieges 1866 und des deutsch-französischen Krieges 1870/1871.
Der Anblick des gekreuzigten und allem entblößten Herrn hatte mein Herz tief ergriffen. Es drängte mich, ihm die abgehende Kleidung in seinen Armen zu bieten und in gleicher Weise ihm Speise und Trank zu reichen.
Franziska half bei der Gründung weiterer Gemeinschaften mit ähnlichen Aufgaben, so der von
Johannes Philipp Höver gegründeten Genossenschaft der Armen Brüder
des Heiligen Franziskus
. Für ihren Orden arbeitete sie die Regel
aus, wobei ihr Festhalten an der Armut der Ordensmitglieder bei Offiziellen der Kirche mit Misstrauen betrachtet wurde.
1858 wurde in den USA eine Niederlassung gegründet, die sich ebenfalls rasch ausbreitete und die Franziska zwei Mal besuchte.
Bei ihrem Tod wurde Franziska von der Bevölkerung als Mutter der Armen
verehrt. Ihr Grab ist in der Kirche des
Mutterhauses des Ordens in Aachen, dort wird auch
ihr erhaltenes Arbeits- und Sterbezimmer gezeigt.
Die Ordensgemeinschaft wuchs schnell. 1908 wurde der Orden päpstlich anerkannt. Seit 1959 hat sich neben der
Ordensgemeinschaft der Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus
mit dem
Generalat in Aachen und Niederlassungen in
Deutschland, Belgien, Dänemark und Sibirien der starke
Ordenszweig in den USA als Franciscan Sisters of the Poor
verselbständigt mit dem Generalat in
New York und Niederlassungen in den USA,
Brasilien, im Senegal, auf den Philippinen und in Italien.
Kanonisation: Franziska wurde am 28. April 1974 von Papst Paul VI. seliggesprochen; das Verfahren zur Heiligsprechung läuft.
Die Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus
informieren auf ihrer Internet-Seite.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 04.05.2021
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• https://www.schervier-orden.de/schervier-orden/gemeinschaft/orden/ordensgruenderin/?navid=355618355618 nicht mehr erreichbar
• Schwester M. Dolores Haas SPSF, Generalsekretärin der Armen-Schwestern vom hl. Franziskus in Aachen, E-Mail vom
19. Juli 2011
• Walter Troxler. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. IX, Herzberg 1995
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• http://www.ordensgemeinschaft.de/sites/orden/leben_orden.htm nicht mehr erreichbar
• https://kirchenzeitung-aachen.de/a-blog/Gegen-alle-Konventionen - abgerufen am 04.02.2024
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.