Gorgonius
Gedenktag katholisch: 9. September
9. September, weil gleichgesetzt mit Gorgonius
Gedenktag IV. Klasse Im alten Messbuch entspricht die IV. Klasse einem nichtgebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Feste der IV. Klasse können außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) statt der Tagesliturgie gefeiert werden, müssen aber nicht gefeiert werden, sondern können stattdessen auch nur kommemoriert werden (dann wird das zweite oder dritte Gebet von dem Gedenktag IV. Klasse genommen, während die übrigen Texte vom Tag sind).
in Minden: Ankunft der Gebeine: 11. März
in Metz: Übertragung der Gebeine: 12. März
Name: nach den Gorgonen - den dreiunsterblichen Schwestern mit furchtbarem Aussehen in der griech. Mythologie (griech. - latein.)
Gorgonius war Märtyrer in Rom, wohl in den Verfolgungen unter Kaiser Diokletian. Er wurde in den Katakomben von Marcellinus und Petrus an der Via Labicana beigesetzt und schon vor 354 mit einem Fest verehrt. In der Katakombe ist er auf einem Fresko aus dem 4. Jahrhundert dargestellt.
Gorgonius' Gedenktag nannten schon das Depositio Martyrum
im 4. Jahrhundert und das
Martyrologium des Hieronymus. Ende des 6. Jahrhunderts verlor
sich seine Verehrung in Rom.
Reliquien kamen um 763 in die dann nach ihm benannte
Benediktinerabtei
Saint-Gorgon in Gorze bei Metz, von dort ein Teil
im 10. Jahrhundert in den Dom nach Minden in
Westfalen. 1 Im 8. Jahrhundert übertrugen Päpste Reliquien
auch in die Kirche San Silvestro in Capite und in
den Petersdom. Weitere Reliquien waren im ehemaligen
Kloster in Cluny und es gab solche im ehemaligen
Kloster Marmoutier in Tours - wobei diese eher
zu Gorgonius von Rom gehören.
Gorgonius ist vielleicht identisch mit Gorgonius von Rom.
Die ehemalige Abtei Cluny wurde 910 gegründet, 1088 bis 1130 wurde die dritte Kirche gebaut - bis zur Fertigstellung des Petersdomes in Rom die größte Kirche der Welt. In der Französischen Revolution wurde das Kloster 1789 aufgelöst, die Gebäude wurden verkauft und bis auf einen kleinen Rest mit zwei Kapellen und einem Turm abgerissen, 1928 wurden Fundamente ausgegraben, 1891 dort eine Hochschule für Ingenieurwissenschaften errichtet.
Attribute:
Ritter in Plattenpanzer mit Schwert und Schild
Patron
von Minden in Westfalen
Bauernregeln:
Ist's Wetter an Gorgon sonnig, / bleibt's die nächsten Tage wonnig.
Ist`s St. Gorgon schön, / so wird man 40 schöne Tage sehn.
Bringt St. Gorgon Regen, / folgt ein Winter mit wenig Segen.
St. Gorgon / treibt die Lerchen davon.
1 ▲ Der französische
Benediktinermönch und Kirchengeschichtler Jean Mabillon berichtete 1698, dass Milo,
von 969 bis 996 Bischof von Minden, diese
Reliquien erhielt bei einem Besuch in
Gorze von Abt Immo. Da Immo erwähnt hatte, dass
es in Gorze keine Schriften über die Leidensgeschichte von Gorgonius und die von ihm gewirkten Wunder gibt, sandte Milo dem
Abt eine Abschrift der Leidensgeschichte von Gorgonius. Das Begleitschreiben Milos dazu ist noch erhalten; es zeigt, dass
Milo sich erst auf die Suche nach schriftlichen Zeugnissen über Gorgonius gemacht hatte und dabei in einem Buch einen
Bericht über das Martyrium von Gorgonius und Dorotheus - mit damaligem Gedenktag am
9. September - gefunden hat und diesen nach Gorze schickte. Milo hatte also den römischen Märtyrer Gorgonius mit Gorgonius von
Nikomedia - dem heutigen Ízmit - verwechselt.
Noch heute gibt die
Internetseite des
Mindener Domschatzes zur Reliquie von Gorgonius die Lebensgeschichte von Gorgonius von Nikomedia wieder.
Da Milos' Brief aber keine Schenkung der Reliquien erwähnt, sondern Gorgonius nur unseren gemeinsamen Vater
nennt,
geht der Bearbeiter Daniel in Brockhaus' Allgemeinen Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (74. Theil, Leipzig 1862)
davon aus, dass die Kirche von Minden Gorgonius schon zuvor als ihren Patron verehrte und Reliquien von ihm besaß. Diese
Vermutung wird durch einen Bericht von Johannes von Vandières
gestützt, wonach die Mönche von Gorze zur Zeit von Bischof Adalbero I. von Metz - der von 929 bis 964 amtierte - das Gerücht
vernahmen, dass Gorze gar nicht den ganzen Leib von Gorgonius habe, sondern dass ein Bistum auf der anderen Seite des Rheins
die Hälfte habe. Um diesem Gerücht auf den Grund zu gehen, habe man beschlossen, den Reliquienkasten zu öffnen, sei aber
durch göttliche Weisung davon abgehalten worden.
Gorgonius' Reliquien in Minden und die vieler anderer Heiliger scheinen beim dortigen Kirchenbrand 1062 vernichtet
worden zu sein. Der Mindener Bischof Anno von Landsberg versuchte Ende des 12. Jahrhunderts, den Verlust zu ersetzen, indem
er andere Kirchen um Reliquien bat; dabei könnte er von einem Besuch in Gorze auch Reliquienteile von Gorgonius mitgebracht
haben, zumindest werden seit seiner Amtszeit wieder Reliquien von Gorgonius in Minden erwähnt.
Schon im 11. Jahrhundert verbreitete sich die Verehrung von Gorgonius in
Sachsen und
Westfalen immer weiter; Herzog Heinrich der Löwe stiftete in
seiner Amtszeit von 1142 bis 1180 für den Arm von Gorgonius ein goldenes, mit Edelsteinen besetztes Reliquiar, das heute in
der Domschatzkammer von Minden ausgestellt ist.
Die Verwechslung von Gorgonius mit Gorgonius von Nikomedia fand sich schon bei
Ado von Vienne. Er hatte irrtümlich angenommen, die Reliquien von Gorgonius
von Nikomedia seien nach Rom übertragen worden
und berichtete dies in seinem Martyrologium am 9. September. Zwar hatte der französische Historiker Louis-Sébastien Le Nain
de Tillemont schon im 17. Jahrhundert in seinen Memoires pour servier a l’histoire ecclesiastique
, Bd. V, Zweifel
begründet und das Messbuch von Anselm Schott enthält mindestens seit 1937 den Hinweis, dass zwischen Gorgonius von Nikomedia
und dem Gorgonius, dessen Reliquien im Petersdom in Rom liegen, zu unterscheiden sei. Dennoch schrieb noch das
Martyrologium Romanum von 1956/1962 diese Reliquien Gorgonius von Nikomedia
zu. Erst in der KalenderreformNach Abschluss und im Auftrag des => 2. Vatikanischen Konzils wurde im Jahr 1969 eine Liturgiereform in der römisch-katholischen Kirche durchgeführt; in diesem Rahmen wurden auch Änderungen im Römischen Generalkalender vorgenommen; der erneuerte wurde mit dem 1. Januar 1970 in Kraft gesetzt.
von 1970 wurde der 9. September, der bislang als Gedenktag von Gorgonius von Nikomedien gegolten hatte, nun Gorgonius
zugewiesen, während der Gedenktag von Gorgonius von Nikomedien auf den 12. März festgelegt wurde, an dem bereits zuvor das
Gedenken seines Leidensgefährten Petrus begangen worden war.
Möglicherweise stammen auch die Reliquien des in Tours
verehrten Gorgonius von Rom tatsächlich von Gorgonius, so dass die beiden also identisch wären. Letzte Klarheit könnte wohl
nur eine medizinisch-naturwissenschaftliche Untersuchung der Reliquien geben, um festzustellen, ob diese von derselben Person
stammen oder nicht.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die
Katakomben von Marcellinus und Petrus sind nach
Voranmeldung im Pfarrbüro unter Tel. 06 2 41 94 46 täglich außer sonnntags um 10 Uhr, 11 Uhr, 14 Uhr, 15 Uhr oder 16 Uhr mit
Führung zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 8 €. (2017)
Der Dom in Minden ist täglich von 7.45 Uhr
bis 18 Uhr - sonntags nur bis 17 Uhr - geöffnet. (2024)
Der Petersdom - die
Basilika Sancti Petri in Vaticano- in Rom ist täglich von 7 Uhr bis 19 Uhr, mittwochs erst ab 13 Uhr geöffnet, der Eintritt ist wie in alle Kirchen Roms frei. Die Vatikanischen Grotten unter der Peterskirche mit dem Petrusgrab sind vom linken vorderen Vierungspfeiler des Petersdoms aus zugänglich und können von 8 Uhr bis 18 Uhr kostenfrei besucht werden. Der Besuch der darunter liegenden Nekropole ist nur nach Anmeldung unter scavi@fsp.va und mit Führung möglich, diese kostet 13 €. Der Besuch des Museums in der Sakristei ist von 8.30 Uhr bis 18.30 Uhr möglich, der Eintritt beträgt 5 €; der Besuch des Daches des Petersdoms, von dem man auch die Kuppel besteigen kann, kostet 6 €, bei der Fahrt mit dem Aufzug 8 €. (2017)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 17.10.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.bauernregeln.net/september.html nicht mehr erreichbar
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. XVI, Herzberg 1999
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• https://www.tertullian.org/fathers/chronography_of_354_12_depositions_martyrs.htm - abgerufen am 08.09.2023
• https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-MDZ-00000BSB10808164?cq=Gorgonius - abgerufen am 08.09.2023
• C. S. nach langem Überlegen und mehrtätigen Recherchen
, E-Mail vom 20. August 2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.