Nikolaus von Myra
syrisch: Soche, Zakka, Zeka (= der Sieger
)
Gedenktag katholisch: 6. Dezember
nicht gebotener Gedenktag
Hochfest im Kanton Fribourg und im Dom in Feldkirch
Fest in der Stadt Alicante, im Erzbistum Bari-Bitonto und im übrigen Bistum Lausanne-Genf-Fribourg
Diözesankalender Basel, Chur, St. Gallen, Sitten, Feldkirch
Gedenktag III. Klasse Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.
im mozarabischen Der mozarabische Ritus, auch „westgotisch” oder „altspanisch” genannt, ist eine Liturgie in der römisch-katholischen Kirche, die sich im 4./5. Jahrhundert auf der Iberischen Halbinsel entwickelt hat und heute noch an einigen Orten in Spanien praktiziert wird.
Der Name entstand nach dem Einfall der Mauren im Jahr 711, als die unter maurischer Herrschaft lebenden Christen – die „Mozaraber” – weiter ihren Glauben ausüben durften und damit auch diese Liturgie feierten.
Ritus: 7. Dezember
Übertragung der Gebeine von Myra nach Bari: 9. Mai
Übertragung von Reliquien in die Jesuitenkirche São Roque nach Lissabon: 25. Januar
gebotener Gedenktag im Erzbistum Bari-Bitonto: Übertragung der Gebeine: 9. Mai
Übertragung der Gebeine in Paris und in der Kathedrale von Fribourg: 9. Mai
Übertragung der Gebeine in Nantes: 11. Mai
Übertragung der Gebeine nach Venedig: 29. Mai, 30. Mai
Tag der Bischofsweihe: 14. Juni
Tag der Geburt: 27. Juni
Übertragung der Gebeine in Salzburg: 9. Juli
Wiederherstellung / Zurückführung: 31. Juli
Gedenktag evangelisch: 6. Dezember
Gedenktag anglikanisch: 6. Dezember
Gedenktag orthodox: 6. Dezember
Übertragung der Gebeine nach Bari: 9. Mai, 20. Mai
Tag der Geburt: 29. Juli
bedacht in der Proskomidie Die Proskomidie ist die Vorbereitung der Gaben Brot und Wein vor der Eucharistie in den Orthodoxen Kirchen
Gedenktag armenisch: 6. Dezember
liturgische Feier am Samstag vor dem 1. Adventssonntag
und am Samstag nach dem 2. Adventssonntag
Gedenktag koptisch: 6. Dezember
Weihe seines Altars, des ersten Altares der Jakobiten in Ägypten: 10. April
Gedenktag äthiopisch-orthodox: 6. Dezember
Gedenktag syrisch-orthodox: 6. Dezember
Name bedeutet: der Sieger über das / aus dem Volk (griech.)
Nikolaus wurde der Überlieferung zufolge von seinem Onkel, Bischof Nikolaus von Myra, im Alter von 19 Jahren zum Priester geweiht und als Abt im Kloster von Sion - heute untergegangener Ort, Namensgeber eines katholischen Titularbistums - nahe seiner Heimatstadt eingesetzt. Als seine Eltern an der Pest starben, erbte Nikolaus ihr Vermögen und verteilte es an Arme: so bewahrte er mehrere junge Frauen aus seiner Nachbarschaft in seiner Heimatstadt Patara, indem er heimlich Geld durchs Fenster - oder durch den Kamin in die darin aufgehängten Socken - warf, so für eine ausreichende Mitgift sorgte und verhinderte, dass der Vater seine Töchter zur Prostitution hergeben musste; deshalb gilt Nikolaus als Geber guter Gaben und Freund der Kinder; eine sehr alte Fassung der Legende behauptet, er habe das Geld seinen Eltern gestohlen, was an eine spätere Legende von Franziskus erinnert.
Nach dem Tod seines Onkels pilgerte Nikolaus ins Heilige Land, nach seiner Rückkehr wählte die Gemeinde Myra ihn zum neuen Bischof und damit zum Nachfolger von Nikandros von Myra. Die Legende zeichnet Nikolaus als temperamentvollen Streiter und zugleich als Mann der fähig war, diplomatisch zu vermitteln und Gnade vor Recht ergehen zu lassen. Bei einem Aufstand von in Phrygien stationierten germanischen Söldnern begegnete er in Myra hohen Offizieren aus Konstantinopel - dem heutigen Ístanbu, bei denen er nachhaltigen Eindruck hinterließ.
Drei zu Unrecht gefangen gehaltene Feldherrn konnte Nikolaus der Überlieferung zufolge wundersam befreien, indem er im Traum dem Kaiser erschien und um ihre Befreiung bat; in anderer Version rettete er sie, indem er das Schwert des Henkers abwehrend ergriff; deshalb wurde er Patron der Gefangenen. Er rettete Schiffbrüchige, deshalb ist er Patron der Seefahrer. Um ein in Seenot geratenes Schiff zu retten mit drei Pilgern, die von Ephesus - heute Ruinen bei Selçuk - ausfuhren mit für eine christliche Kapelle bestimmtem heiligen Öl, begab er sich an Bord, stillte den Sturm und brachte das Schiff sicher in den Hafen. 1 Drei ermordete und von Kannibalen bereits in einem Fass zu Pökelfleisch zubereitete Knaben erweckte er wieder zum Leben; Hintergrund dieser Legende ist wohl das um den Nikolaustag üblich gewesene Schlachten vor Weihnachten.
Nikolaus zerstörte mehrere Tempel der Heidengöttin Diana / Artemis, die in den Küstenorten Lykiens als Patronin der Seefahrer verehrt wurde; ihr Tempel in Myra war der größte und prunkvollste - Nikolaus' Gedenktag 6. Dezember ist Dianas Geburtstag. Während der bald schon einsetzenden Christenverfolgung wurde er um 310 gefangen genommen und gefoltert.
325 nahm Nikolaus am 1. Konzil von Nicäa teil. Überliefert ist,
wie er kämpferisch gegen die falsche Lehre des Arianismus vorging; die Legende
erzählt, dass er deren Verfechter Arius während des Konzils geohrfeigt habe. Erzählt wird, dass Nikolaus beim Konzil anhand
eines Ziegelsteins die Lehre von der Dreieinigkeit illustrierte: in einer einzigen Realität, dem Ziegelstein, existieren
drei verschiedene Wesenheiten, nämlich Wasser, Erde und Feuer; seine Worte wurden demnach unterstrichen durch das Wunder,
dass aus dem Ziegelstein eine Flamme emporschlug. Auch mit seinem Freund Bischof Theognis von Nicäa - dem heutigen
Íznik -, der den Auffassungen des Arius zuneigte,
führte Nikolaus heftige Diskussionen; schlussendlich gehörte Theognis zu den Unterzeichnern des
Bekenntnisses von Nicäa. Lassen wir über unserem Zorn die
Sonne nicht untergehen
, zitiert später Andreas von Kreta den
Vermittler Nikolaus.
Vom 15. Jahrhundert an verbreitete sich die Legende von den Getreidehändlern: Nikolaus erbat bei einer Hungersnot in Myra von jedem der für den Kaiser in Rom bestimmten Schiffe nur 100 Scheffel und versicherte, dass durch sein Gebet nichts bei der Ablieferung fehlen werde, was sich bewahrheitete; Nikolaus aber konnte seine Gemeinde auf Jahre hinaus ernähren und sogar Saatgut austeilen.
Gesicherte historische Nachrichten über das Leben und Wirken von Nikolaus gibt es nicht. In der Überlieferung vermischten sich Nachrichten über einen Abt Nikolaus von Sion nahe Myra und solche über den Bischof Nikolaus aus dem nahen Pinara bei Minare nahe Fethiye.
Der Kult um Nikolaus entwickelte sich zu Beginn des 6. Jahrhunderts. Kaiser Justinian weihte ihm Mitte des 6. Jahrhunderts
eine Kirche in Konstantinopel - dem heutigen
Ístanbul, in der auch einige
Reliquien verwahrt wurden. Der Kult verbreitete sich auch in Griechenland, wo er
als Hyperhagios
, Überheiliger
, verehrt wird, und kam dann in die slawischen Länder. Über die byzantinische
Tradition wurde Nikolaus einer der am meisten verehrten Heiligen Russlands, er folgt im Osten in der Verehrung unmittelbar
nach Maria. Nikolaus wurde einer der beliebtesten Volksheiligen mit vielen legendären
Erzählungen, die vor allem seine menschenfreundliche und hilfsbereite Art bezeugen. Sein aufgebrochener, leerer Sarkophag
wird noch heute in der wieder hergestellten
Nikolaus-Basilika in Demre von Wallfahrern der
Ostkirche verehrt.
In Rom zog der Kult im 8. Jahrhundert ein,
er verbreitete sich dann zunehmend auch in Süd- und Mitteleuropa. Schon Friesen-Missionar
Liudger baute der Überlieferung nach die erste deutsche Nikolauskapelle
im münsterländischen Billerbeck. 972 brachte
Kaiserin Theophanu anlässlich ihrer Hochzeit mit Kaiser Otto II. eine Reliquie -
1660 als Fingerknochen
beschrieben - aus Byzanz
mit; sie befand sich seit 1058 in der Nikolaus geweihten Kapelle am südlichen Seitenschiff des
Domes in Worms und ging 1688 bei der Zerstörung
des Domes im Pfälzer Erbfolgekrieg verloren.
Um 980 entstand in Deutschland die erste Nikolauskirche im Kloster Brauweiler. Im April 1087 wurden die Gebeine von Nikolaus, dem Patron der Seefahrer, durch 62 Abenteurer aus der italienischen Hafenstadt Bari, die auf drei Schiffen anreisten, aus dem Marmorgrab in der Nikolaus-Basilika in Myra entwendet und in ihre Heimatstadt entführt. Dort wurden sie zunächst im damaligen Benediktinerkloster San Benedetto - an der Stelle der heutigen Kirche San Michele Arcangelo aufbewahrt.
Als Tag der Ankunft der Gebeine in Bari gilt der 9. Mai, die Feiern in Bari - einschließlich einer See-Prozession und von Feuerwerken - beginnen schon am 7. und dauern bis zum 10. Mai. Der Abt Elias des Klosters San Benedetto - der zugleich Erzbischof von Bari war - bekam für den Bau einer neuen Kirche als Ort der Verehrung der Reliquien den Platz mit den Trümmern des byzantinischen Gouverneurspalastes zur Verfügung gestellt und begann mit den Arbeiten für die monumentale Basilika San Nicola, die Papst Urban II. 1098 weihte, wobei er bei dieser Gelegenheit zur Teilnahme am 1. Kreuzzug aufrief.
Apulien, 6. Aufl. Reise Know-How Verlag Bielefeld 2016:
Das Wirtschaftswunder des Heiligen Nikolaus
Nachdem Papst Urban II. in Bari zum Kreuzzug aufgerufen hatte, setzte ein nicht abreißender Strom von Pilgern und Kreuzfahrern ein, die sich auf dem Weg ins Heilige Land den Segen des hl. Nikolaus holten und dafür mit barer Münze zahlten. Glücklicherweise hatten dessen Gebeine beim Umzug die Fähigkeit, wohlriechendes Manna auszuschwitzen, nicht verloren. Die wasserartige Flüssigkeit, in homöopatischer Verdünnung in Flaschen gefüllt, war ein Verkaufsrenner. Nach ihrer glücklichen Rückkehr aus den Heiligen Land stifteten Kreuzfahrer der Kirche große Reichtümer.
Schon beim Bau der Bailika San Nicola in Bari vollbrachte Nikolaus der Überlieferung zufolge das erste Wunder, indem er fünf verschüttete Bauarbeiter aus der Grube rettete. Bari wurde zum Wallfahrtsort, auch für orthodoxe Pilger, in der Kirche San Nicola werden Gottesdienste auch im byzantinischen Ritus gefeiert, an einem Seitenaltar gibt es eine Ikonostase. Vor der Basilika steht eine Statue, die der Stadt 2003 vom russischen Präsidenten Wladimir Putin geschenkt wurde.
Angeblich die Hälfte der Nikolaus-Reliquien kam dann nach Venedig in die Kirche
San Nicolò di Lido, an der die Seeleute der
Marine ihren Truppenübungsplatz hatten; noch heute wird dort alljährlich an
Christi Himmelfahrt (inzwischen am Sonntag danach) die Sposalizio del
Mare
, die Meereshochzeit
, gefeiert. 1098 brachte der Kreuzzugsteilnehmer
Aubert de Varangéville aus Bari ein Fingerglied
der Segenshand des Heiligen nach Port - dem heutigen St-Nicolas-de-Port - in Lothringen, wo 1093 eine erste
Kirche errichtet wurde; sie wurde ein
bedeutendes Wallfahrtsziel. Vom 11. bis zum 16. Jahrhundert wurden diesseits der
Alpen mehr als 2200 Kirchen nach Nikolaus benannt.
Nikolaus ist Patron auch der Pfandleiher und Bankiers aufgrund der Legende um das Geld, das ein Christ höher stellte als sein Versprechen: Ein Christ hatte einem Juden, der ihm Geld geliehen hatte, beim heiligen Nikolaus versprochen, das Geld pünktlich zurückzugeben. Aber er tat es dann nicht, sondern behauptete, er habe den Betrag längst zurückgegeben. Als es in einer Gerichtsverhandlung zum Schwur kam, benutzte er einen Trick: er versteckte das Geld im Inneren eines Stabes und bat den Juden, den Stab zu halten, damit er die Hände für den Schwur frei halten könne; dann schwor er, dass der Jude das Geld habe, nahm dann den Stab wieder und verließ mit dem Geld darin das Gerichtsgebäude. Zur Strafe kam der Christ danach unter einen Wagen und starb; der Jude aber zeigte sich großzügig: er wollte das ihm gehörende Geld nur nehmen, wenn Nikolaus den Christen wieder zum Leben erwecke, was dann auch geschah, woraufhin der Jude sich zum Christentum bekehrte.
Im 14. Jahrhundert entstand der Brauch des Bischofsspieles
in Klosterschulen, wo ein Schüler für einen Tag -
zuerst am Tag der Unschuldigen Kindlein
, dann am Nikolaustag
- als Bischof
fungieren durfte; in der Schule des Klosters
Montserrat wird dieser Brauch bis heute gepflegt.
Daraus entstand der Brauch, dass Nikolaus die Kinder beschenkt, seit 1555 ist Nikolaus als Gabenbringer für Kinder belegt.
Nikolaus gilt als Helfer in fast allen Schwierigkeiten. Ansatzpunkte für das Brauchtum und seine zahlreichen Patronate finden sich in den Legenden. Als Gegenpol zum gütigen Nikolaus, der die Kinder beschenkt, bekam er in verschiedenen Ländern seit dem 17. Jahrhundert Begleiter zur Seite gestellt: in Deutschland Knecht Ruprecht, in Frankreich Père Fouettard, in der Schweiz Schmutzli, in Österreich und Bayern Krampus, der mit Bocksfuß, Teufelsfratze und Kettenrasseln die weniger Braven einschüchtern soll, in Luxemburg den Housecker, in den Niederlanden den Zwarte Piet, der einen gezähmten Teufel darstellen soll. In der Gegend um Berchtesgaden sind noch wildere Erscheinungsformen als Volksbrauch geläufig: die mit Stroh verkleideten Perchten oder Buttnmandl. Am 6. Dezember wurde nach früherer Perikopenordnung das Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Matthäusevangelium 25, 14 - 23) erzählt: Drei Knechten wird jeweils Geld anvertraut; jeder muss Rechenschaft ablegen, was er mit dem Geld gemacht hat. Der bekannte Brauch der Befragung der Kinder durch den Nikolaus, ob sie denn auch brav und fromm gewesen seien, geht auf diese Praxis zurück. Ursprünglich war der Nikolaustag - nicht Weihnachten - der Tag der großen Bescherung mit Geschenken; in einigen Ländern ist er dies heute noch.
Schiffchensetzen
nennt man den seit dem 15. Jahrhundert bekannten Brauch, bei dem Nikolausschiffe aus Papier
gebastelt werden, in die Nikolaus seine Gaben legen soll - Hintergrund für diesen Brauch dürfte sein Patronat für Schiffer
sein - auch heute noch findet sich auf vielen Handelsschiffen ein Bildnis von Nikolaus. Das Nikolausschiffchen wurden
später durch Stiefel, Schuhe oder Strümpfe abgelöst, die am Nikolausabend von den Kindern vor die Tür gestellt werden und
die über Nacht von ihm mit Süßigkeiten gefüllt werden; dieser Brauch basiert auf der Legende von den drei Jungfrauen, die
nachts von Bischof Nikolaus beschenkt wurden.
Als kyndisch Ding
lehnte Martin Luther die Legende um Nikolaus
in einer Predigt zum Nikolausfest 1527 ab. Doch trotz seiner Widerstände gegen den katholischen Kult ließ Luther Nikolaus
als Gabenbringer noch einige Zeit neben dem von ihm bevorzugten Christkind in
seiner Familie gewähren: in einer Haushaltsrechnung aus dem Jahr 1535 sind Ausgaben für 135 Nikolausgeschenke an die von
Luther und seiner Frau Katharina betreuten Kinder sowie
Jahrmarktsgeschenke für das Gesinde aufgeführt. So konsequent, wie Luther den Nikolausbrauch am 6. Dezember bekämpfte,
versuchte er, das Beschenken durch das Christkind am 25. Dezember zu beleben, seitdem wurde die Bescherung in vielen - auch
in katholischen - Ländern auf Weihnachten verlegt.
Auch das Weihnachtsgebäck Spekulatius
- deutsch: Aufseher
, die
traditionelle Bezeichung für Bischöfe -, steht mit Nikolaus in Verbindung: seine rotbraune Farbe und die Bildmotive wie Esel,
Stiefel, Schiff, manchmal auch Nikolaus selbst erinnern an Episoden der Nikolaus-Legende.
Der Weihnachtsmann mit weißem Bart und rotem Gewand, der den Kindern am Heiligen Abend die Geschenke überreicht, geht
auf den niederländischen Sinterklaas
zurück, dessen Tradition holländische Auswanderer nach Nordamerika mitbrachten,
wo er als Santa Claus
bedeutsam wurde. Der Karikaturist Thomas Nast zeichnete ihn erstmals im Jahr 1862 für
Harper's Weekly
als eine kleine Elfe, die im Amerikanischen Bürgerkrieg die in der Union verbliebenen Nordstaaten
unterstützt; in den folgenden 30 Jahren benützte Nast seine Figur immer wieder, nach 1880 erhielt sie auch den roten Mantel.
In den 1920er-Jahren verwendete die Firma Coca Cola
Santa Claus im Stil von Nasts Figur und in ihren Firmenfarben
für Anzeigen. Das heute gewohnte Bild des beleibten, freundlichen Nikolaus wurde spätestens 1915 von der US-amerikanischen
Mineralwasserfirma White Rock
zu Werbezwecken erfunden. Für die weltweite Verbreitung dieses heute gewohnten Bildes
des Nikolaus sorgte dann wieder Coca Cola
ab 1931.
In Bari wurde neben Kirchen und einem Platz
auch das moderne Fußballstadion nach Nikolaus benannt. Das Bild des Weihnachtsmanns
, der mit einem von Rentieren
gezogenen Schlitten um die Welt fliegt und seine Geschenke verteilt, geht angeblich zurück auf ein 1823 anonym
veröffentlichtes Gedicht mit dem Titel The Night before Christmas
.
Auch in liberalen islamischen Familien beschenkt Noel Baba
die Kleinen. In der Türkei ist Noel Baba für eher
weltlich eingestellte Familien das Symbol, sich am Silvesterabend zu
beschenken und den Übergang ins neue Jahr zu feiern; in großen Kaufhäusern verteilen dann als Noel Baba verkleidete
Angestellte Süßigkeiten an die Kunden.
Die frühmittelalterliche Nikolaus-Basilika in Myra - dem heutigen Demre - enthält das leere Grab von Nikolaus. Die früheste Kirche über dem Bischofsgrab in Myra wurde Mitte des 5. Jahrhunderts errichtet, die ältesten Teile des jetzigen Baus stammen aus dem 9./10. Jahrhundert. Russlands Zar Alexander I. ließ im Jahr 1853 die Kirche seines Landespatrons teilweise wiederherstellen, nachdem Überschwemmungen und Erdbeben Myra hatten versinken lassen. Der deutsche Archäologe Jürgen Borchardt trug von 1965 bis 1968 durch seine Arbeiten am Ort viel dazu bei, dass die Basilika mit Bodenmosaiken und die restaurierten Fresken wieder freigelegt wurde. Nach fünf Jahren Unterbrechung konnte der griechisch-orthodoxe Patriarch von Konstantinopel am 6. Dezember 2007 dort erstmals wieder einen Gottesdienst zelebrieren.
2012 entdeckten türkische Archäologen eine Unterkirche unter der heutigen Nikolaus-Basilika in Myra; nach ihrer Auffassung liegen dort die echten Gebeine von Nikolaus; die Gebeine aus dem Grab in der Basilika, die nach Bari gebracht wurden, seien nur die eines dort bestatten Priesters gewesen.
Wohl wegen seines Patronats für - eigentlich unschuldige - Gefangene haben wohl auch Diebe Nikolaus zu ihrem Patron erkoren. In Rom war die Kirche San Nicola in Carcere eine Gefängniskirche, die das päpstliche Privileg hatte, jedes Jahr zum Nikolausfest einen zum Tode Verurteilten zu begnadigen.
In Fribourg in der Schweiz findet am 1. Samstag des Dezembers jedes Jahr das Nikolaus-Fest statt; ein weiß gekleideter
Nikolaus zieht auf einem Esel durch die Straßen und wirft den Kindern das Süßgebäck Saint-Nicolas
zu. Nikolaus ist
Schutzpatron der Stadt, die Kathedrale birgt
Reliquien und ist nach ihm benannt. 2009 kamen Teile dieser Reliquien nach
Wolgograd in Russland.
Reliquien besitzt auch die 1616 bis 1662 erbaute
Konkathedrale San Nicolás de Bari (!) in Alicante,
wo er Stadtpatron ist. 2017 reisten die Gebeine von Nikolaus von
Bari nach Russland und machten dort für zwei
Monate in den großen Kathedralen des Landes Station; über 2,5 Millionen Gläubige nahmen stundenlanges Schlangestehen auf
sich, um die Reliquien zu verehren. Kurienkardinal Kurt Koch, der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit
der Christen, sah den Besuch der Reliquien als ein historisches Ereignis auf dem Weg zur Einheit der Kirchen
an.
Russische Wissenschaftler haben 2014 das Gesicht des Heiligen anhand der Reliquien aus Bari rekonstruiert, seine Größe mit 1,67 Meter festgestellt und herausgefunden, dass er kein Fleisch gegessen hat. Eine innere Quetschung der Schädelhöhle sei wohl durch das lange Ausgesetztsein in der Kälte und Feuchtigkeit des Gefängnisses hervorgerufen worden.
Attribute: Bischof, drei Goldkugeln, drei Brote, drei Äpfel, drei Steine, Pökelfass mit drei Knaben, Schiffe, Steuerrad, Anker
Patron
von Russland, Lothringen; von
Rosenheim in Bayern,
Amsterdam, Kanton und Stadt
Fribourg in der Schweiz,
Bari,
Meran und
Lagonegro bei Potenza in Italien,
Alicante in Spanien,
Spetses in Griechenland und
New York; der Kinder, der Schüler, Mädchen,
Jungfrauen, Frauen mit Kinderwunsch, Gebärenden und alten Menschen, der Ministranten, Feuerwehr, der Pilger und Reisenden;
der Sinti und Roma, der Gefangenen, Diebe und Verbrecher, der Eigentümer und Bettler; der Seeleute, Schiffer, Fischer,
Flößer, Schiffsbauer, Matrosen und Fährleute, der Kaufleute, Bankiers, Pfandleiher; der Richter, Rechtsanwälte und Notare,
der Apotheker, Bauern, Bäcker, Müller, Korn- und Samenhändler, Metzger, Bierbrauer, Schnapsbrenner, Wirte, Weinhändler,
Fassbinder, Parfümhersteller und -händler, Schneider, Weber, Spitzen- und Tuchhändler, Knopfmacher, Brückenbauer,
Steinmetze, Steinbrucharbeiter, Kerzenzieher; für glückliche Heirat und Wiedererlangung gestohlener Gegenstände; gegen
Wassergefahren, Seenot und Diebe; (zweiter) Patron des Bistums Lausanne-Genf-Fribourg und des Bistums Bari-Bitonto
Bauernregeln:
Regnet es an Nikolaus / wird der Winter streng, ein Graus.
Trockener St. Nikolaus, / milder Winter rund um's Haus.
Fließt zu Nikolaus noch Birkensaft, / dann kriegt der Winter keine Kraft.
St. Nikolaus / spült die Ufer aus.
1▲ Myra - das heutige Demre - lag damals direkt am Meer. Der Schlamm des Demre-Flusses, der die Gegend seit Menschengedenken fruchtbar macht, bedeckte aber nach und nach die Ansiedlung und verschob die Küstenlinie um Kilometer nach Süden.
Myra und die Nikolaus-Basilika in Demre
Martyrologium Romanum Flori-Legium
Mit vielen Fotografien illustriert ist das von Daniel Rimsl und Klaus Unterburger herausgegebene Buch über Wolfgangs Lebensgeschicht, sein Wirken, die Wolfgang-Verehrung und die Darstellung in der Kunst (Link mit Vergütung) Wolfgang, Bischof von Regensburg, Heiliger Europas.
Literatur zu Nikolaus von Myra
Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken hat eine sehr interessante Internetseite mit Geschichten, Legenden, Texten zum Brauchtum, Bildern, Liedern und einem umfangreichen Lexikon ins Netz gestellt.
Über Die Anfänge der Nikolaus-Verehrung im Westen berichtet der Autor und Historiker Michael Hesemann auf seiner Homepage.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die
Nikolaus-Basilika in Bari ist täglich von
6.30 Uhr bis 20.30 Uhr - sonntags bis 22 Uhr - geöffnet.(2023)
Der Dom in Worms ist täglich von 9 Uhr bis
17.45 Uhr, im Winter von 10 Uhr bis 16.45 Uhr zur Besichtigung geöffnet. (2019)
Web 3.0 - Leserkommentare:
Die von Frau Scheefeldt erwähnten Kirschzweige gehören eigentlich zum Barbaratag am 4. Dezember!
Christoph Rütten über E-Mail, 1. Dezember 2010
Ich bin Mama von 2 Kindern und kannte, als Protestantin,
nur die halbe Legende von St. Nikolaus.
Ich bin eine Nachfahrin von einer alten schwäbischen Familie, die vor 400
Jahren nach Bromberg ausgewandert ist. Bei meiner Großmutter war es Brauch, dass am
6. Dezember Kirsch- und Apfelzweige geschnitten wurden. * Die wurden dann in die Stube
gestellt und blühten dann am 24. Dezember. Das verhieß der Familie für das kommende
Jahr Glück und Freude. Ein einziges Mal hat dies, laut der Überlieferung nicht
geklappt. Das war im Jahre 1938. 1939 verschwand mein Großvater bei dem Prognom in
Bromberg und ist seitdem verschollen.
Um die Frage zu beantworten, was der Konzern Coca Cola, mit Santa zu tun hat,
kann ich aber auch noch etwas beisteuern. Auch wenn ich die erregte E-mail von Frau
Martin nicht ganz nachvollziehen kann. Zum Beispiel kann ich Ihnen berichten, dass
sich Coca Cola um 1900 einfach nur volksnah und salonfähig machen wollte nach dem Motto:
Cola kann man bei jeder Gelegenheit konsumieren. Und sie hatte doch Erfolg, wurde
diese Werbekampagne doch erst in den späten 40er-Jahren eingestellt. Durch den
Kriegseintritt der USA kam die Werbung dann auch nach Europa. Das von Ihnen abgebildete
Werbematerial zeigt einen pensionierten Mitarbeiter der Firma.
Ich habe einige Zeit in Holland gelebt. Deshalb habe ich auch noch einen
wunderschönen Brauch kennen gelernt, von dem ich Ihnen noch berichten möchte. In
Holland kommt Santa Klaas nämlich nicht auf einem Esel, sondern auf einem Schiff,
wo er von den Kindern sehnsüchtig erwartet wird. Dann reitet Santa auf einem
Pferd (meistens ein weißer Schimmel) auf den Marktplatz. Und Kinder, die am 6.
Dezember geboren werden, bekommen eine Kette mit einem Anhänger, der Sankt Nikolaus
zeigt. Damit stellte man das Kind unter dessen Schutz. Die Kette gilt als Glücksbringer.
Martina Scheefeldt aus Celle über E-Mail, 2. Dezember 2009
Was hat ausgerechnet in einem ökumenischen, also christlichen Lexikon der Coca-Cola-Weihnachtsmann zu suchen???
Brigitte Martin über E-Mail, 2. Dezember 2009
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 06.12.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Sonntag Aktuell 48/97
• https://nikolaus-von-myra.de/de/legenden/einfuehrung/langfassung.html - abgerufen am 01.12.2022
• http://anatolienmagazin.de/noel-baba-der-heilige-nikolaus-von-myra - abgerufen am 01.12.2022
• http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=250370 nicht mehr erreichbar
• https://de.wikipedia.org/wiki/Saint-Nicolas-de-Port - abgerufen am 01.12.2022
• http://www.unifr.ch/iso/iso100101de.htm nicht mehr erreichbar
• https://www.worms-erleben.de/erleben-wAssets/docs/flyer/Kleiner-domfuehrer-Domgemeinde.pdf - abgerufen am 01.12.2022
• http://amroemsten.blogspot.com/2010/01/mini-bischof.html - abgerufen am 01.12.2022
• http://www.thecoca-colacompany.com/heritage/cokelore_santa.html nicht mehr erreichbar
• http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1289550890736&openMenu=1013016724285&calledPageId=1013016724285&listid=1018881578312
nicht mehr erreichbar
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 7., Herder, Freiburg im Breisgau 1998
• http://www.orthodoxeeinheit.de/heilige-und-gerontes-zeugnisse/wissenschaftler-rekonstruieren-die-gestalt-des-heiligen-nikolaos
nicht mehr erreichbar
• http://www.general-anzeiger-bonn.de/news/panorama/Gebeine-von-Nikolaus-in-der-T%C3%BCrkei-entdeckt-article3671785.html
- abgerufen am 01.12.2022
• https://www.katholisch.de/artikel/33887-geschenk-von-putin-nikolaus-statue-in-bari-sorgt-fuer-diskussionen - abgerufen am 01.12.2022
• https://www.barinedita.it/cronaca/n3409-la-chiesa-e-il-monastero-di-san-benedetto--sito-leggendario-celato-in-un-angolo-di-bari
- abgerufen am 10.05.2023
• https://www.ndr.de/kirche/Spekulatius-Kekse-erinnern-an-Episoden-der-Nikolaus-Legende,kirchenlexikon178.html - abgerufen am 10.12.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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