Katharina von Bora
auch: Käthe Luther
Gedenktag evangelisch: 20. Dezember
Name bedeutet: die Reine (griech.)
Katharina von Bora, Tochter aus verarmtem Landadel, kam durch den frühen Tod der Mutter im Alter von sechs Jahren in eine Klosterschule, dann 1508 ins Kloster Marienthron in Nimbschen bei Grimma, wo sie 1515 ihr Gelübde ablegte. Hier las Katharina mit ihren Ordensschwestern die ersten Schriften des Reformators Martin Luther, worauf bei ihr und anderen Nonnen der Gedanke zur Flucht aus dem Kloster reifte.
In einem Versorgungswagen mit leeren Heringsfässern gelang diese Flucht am Karsamstag 1523. Katharina konnte nicht nach Hause, weil dort auf die Rebellion und das Brechen des Gelübdes die Todesstrafe stand; sie zog mit neun ihrer Ordensschwestern nach Wittenberg, wo Luther sie alle aufnahm und in den Häusern seiner Freunde versorgte, Katharina etwa auch im Haus von Lukas Cranach.
Martin Luther musste nun für die Nonnen sorgen und ihnen Ernährer,
d. h. Ehemänner, vermitteln. Luther war recht erfolgreich, aber Katharina blieb übrig. Sie war zwar einem Theologiestudenten
aus begütertem Nürnberger Patriziergeschlecht
verlobt, doch als dessen Vater von der anstehenden Heirat mit einer entlaufenen Nonne erfuhr, rief er seinen Sohn nach
Hause zurück. Als Luther darüber klagte, erwiderte Katharina ihm, dass sie - wenn überhaupt - sich nur vorstellen könne,
seine Frau zu werden. Luther nahm den Vorschlag an - verblüfft, wie er später gestand. Die beiden heirateten am 13. Juni
1525, in dem Jahr, in dem der Bauernkrieg tobte. Luthers engster Vertrauter
Philipp Melanchthon war entsetzt: wegen der als unschicklich
empfundenen Zeit - immerhin wurden die Bauern zu Tausenden getötet, aber auch wegen der Wahl Luthers - Katharina war ihm
zu stolz und zu eigensinnig. Die katholischen Gegner Luthers verfassten zotige Flugblätter über den Mönch und die
entlaufene
Nonne. Erasmus von Rotterdam dagegen lobte: Luther fängt jetzt an, milder zu werden, und wütet nicht
mehr so mit der Schreibfeder; nichts ist so wild, dass es nicht beim Weibchen zahm würde.
Katharina brachte erst einmal Ordnung in Luthers Leben in dessen
Haus - dem heutigen Lutherhaus
- im
damaligen Augustinerkloster; dieses Haus wurde
Luther dann 1532 übereignet. Luther gestand, dass er über ein Jahr lang seine Strohmatte im Schlafzimmer nicht mehr gewechselt
und aufgeschüttelt hatte. Obwohl Luther ein gutes Einkommen als Theologieprofessor erhielt, hatte er nie Geld, denn täglich
kamen Bettler und Hilfesuchende und er gab mit freien Händen. Oft musste Katharina die beiden Kelche, welche sie zur Hochzeit
vom Kurfürsten geschenkt bekommen hatten, im Pfandhaus einlösen, um Bargeld zu haben.
Katharina übernahm das Regiment über Haus
und Hof, Ställe und Zimmer, Bankkonten und Schuldentilgung. Sie ließ das Haus ausbessern und frisch anstreichen, machte aus
dem Mönchsfriedhof am Kloster einen Kräutergarten,
verwandelte das Erdgeschoss in einen Schweinestall, ließ das Backhaus herrichten. Sie drängte
Luther dazu, den angrenzenden Garten mitsamt Bach und Fischteich zu kaufen.
Der Teich wurde 1533 zum ersten Mal abgefischt, Luther konnte zwischen mehreren Fischsorten wählen und war nun mit dem Kauf
ausgesöhnt. Da auf dem alten Kloster ein Braurecht lag, begann Katharina Bier zu brauen. Luther liebte es als Nachttrunk
so sehr, dass er - als er einmal monatelang in der Veste
in Coburg weilte - schrieb, sie möge ihm doch ein Fässchen davon zukommen lassen. Luther kaufte auf ihre Veranlassung
weitere Gärten und Güter, auf denen sie Viehzucht und Obstanbau betrieb. 1544 auch einen Weinberg, schließlich einen
Hopfengarten. Scherzhaft nannte er seine Frau ob ihrer Begabung zur Verwalterin Herr Käthe
. Ohne Katharina von Bora
wäre der Reformator wohl im Chaos des Alltags versunken und die lutherische Reformation nicht vorangekommen. Für manche
Zeitgenossen war Katharina die Xanthippe der Reformation
, für andere die Lichtgestalt im Hause Luthers, Vorbild für
Generationen von evangelischen Pfarrfrauen.
Die Luthers bekamen sechs eigene Kinder, dazu kamen elf, die sie aus der verarmten oder verwitweten Verwandtschaft
aufnahmen, außerdem Knechte und Mägde, Gäste und Studenten - denn von einem Professor wurde damals erwartet, dass er eine
eigene Burse
hatte. Bald war jedes Zimmer im
Kloster bewohnt, viele Menschen mussten versorgt
und verköstigt werden, durchschnittlich 40 Personen saßen täglich am Tisch in
Luthers Haus. Katharina organisierte alles und
trieb auch das Geld ein, dabei war sie unerbittlich und oft mehr als besorgt über die großzügige Freigebigkeit ihres Mannes,
der nur zu leicht über die große Güte und Freigebigkeit des Himmels zu reden pflegte. Katharina stellte ihn oft zur Rede,
er machte dann in seinen Tischreden deftigste Anmerkungen zum Wesen der Frau: So haben die Weiber noch eine schärfere
Waffe als die Zunge, nämlich die Tränen. Was sie mit Reden nicht erreichen könnten, erlangten sie mit Weinen.
Von Katharina ist nur ein einziger persönlicher Brief erhalten geblieben. Aber Luthers Briefe an sie sind erhalten und zeigen das Bild einer treu sorgenden Mutter. Neben der Verwalterin wird eine Frau sichtbar, die sich ihrer Kinder annimmt, sich um Bildung und Ausbildung bis zum Studienplatz kümmert und mit viel Wärme die eigene Familie pflegt. Ein besonders schwer empfundener Schicksalsschlag war der Tod von Tochter Lenchen. Abends, wenn Luther am Schreibtisch seiner unaufgeräumten Studierstube arbeitete, saß sie neben ihm, ihren Spinnstock in Bewegung, berichtete aus Familie und Stadt, und besprach, was er schrieb.
Wenn ich ein Fürstentum oder Kaisertum gehabt hätte, hätte es mir darum nicht so leid getan, falls ich es verloren hätte, als dass nun unser Herr Gott mir und nicht allein mir, sondern der ganzen Welt diesen lieben, teuren Mann genommen hat.
1542, vier Jahre vor seinem Tod, schrieb Luther sein Testament; eine
Witwe konnte rechtlich nicht selbständig auftreten, deshalb bestimmte er
Philipp Melanchthon und andere Freunde zum Vormund für Katharina und
seine Kinder. Nach Luthers Tod erbte Katharina zwar das gemeinsame Vermögen, aber die Pest und der
Schmalkaldische Krieg verwüsteten
Wittenberg und ihre Besitztümer. Sie musste
mehrmals Wittenberg verlassen um sich zu retten, und sie musste Schulden machen, um die Landwirtschaft wieder aufzubauen.
Verwandte und Nachbarn erhoben Ansprüche - Katharina führte einige Prozesse, um ihren Besitz zu retten. Auf der Flucht vor
Pest und Krieg reisten sie und ihre Kinder im Lande umher, immer weniger Freunde nahmen sie auf. Das Schwarzes Kloster
genannte ehemalige Augustinerkloster musste sie
verkaufen, Geldgeschenke des Königs von Dänemark halfen beim Kampf ums Überleben. Die Freunde Luthers ließen sie im Stich,
andere verhöhnten sie bereits zu Lebzeiten, doch sie kämpfte unverdrossen für ihr Recht und die Zukunft ihrer Kinder.
Auf einer erneuten Flucht vor der Pest fuhr Katharina 1552 nach Torgau. Als die Pferde scheuten, sprang sie, um ihre Kinder zu schützen, vom Wagen, stürzte in einen Wassergraben und zog sich eine Lähmung und eine Erkältung zu, von der sie sich nicht mehr erholte. So wurde sie in Torgau begraben, unter großer Anteilnahme der lutherischen Freunde, die in den letzten Jahren ihres Lebens nichts mehr von ihr hatten wissen wollen. Ihr Sterbehaus in Torgau ist heute Museum, ihr Grabstein ist in der Stadtkirche St. Marien erhalten.
Das Kloster Marienthron in Nimbschen wurde 1542 aufgehoben. Als Ruine erhalten ist das Gebäude des Kapitelsaals und Dormitoriums: In der Anlage steht heute das Hotel Kloster Nimbschen mit Tagungsmöglichkeiten und einer Kulturscheune. Das Lutherhaus in Wittenberg ist seit 1883 Museum.
1 ▲ Der alte Ort Lippendorf wurde verlegt, er lag südlich des heutigen Kraftwerks der LEAG - Lausitz Energie Kraftwerke AG -, das Gelände ist heute Industriebrache.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Das
Lutherhaus in Wittenberg ist täglich von 9 Uhr
bis 18 Uhr - von November bis März nur von 10 Uhr bis 17 Uhr und nicht montags - geöffnet, der Eintritt beträgt 6 €, in
Kombination mit dem Melanchthonhaus 8 €. (2023)
Zwei Zimmer im Sterbehaus in Torgau sind
als Museum - ohne besonders Sehenswertes - eingerichtet, das Museum ist täglich außer montags von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet,
der Eintritt beträgt 3 €. (2023)
Die Stadtkirche St. Marien in Torgau ist
täglich außer montags von 10 Uhr bis 13 Uhr und von 14 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. (2023)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 01.02.2024
Quellen:
•
• Für Arbeit und Besinnung 2/1999
• Infotafel am ehemaligen Kloster in Nimbschen
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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