Ökumenisches Heiligenlexikon

Gregor von Tours

eigentlich : Georgius Florentius

1 Gedenktag katholisch: 17. November
in Tours: Übertragung der Gebeine: 6. November

1 Gedenktag orthodox: 17. November

Name bedeutet: der Wachsame (griech. - latein.)

Erzbischof von Tours
* 30. November 538/539 bei Arvernis, heute Clermont-Ferrand in Frankreich
17. November 594 (?) in Tours in Frankreich


Georgius Florentius war ein Sohn des Florentius aus einer römischen Senatorenfamilie und der Armentaria, vermutlich einer Tochter des Bischof Armentarius von Langres, sein Onkel war Bischof Gallus von Clermont. Seit 552 war er KlerikerEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien., der den Namen Gregor annahm zu Ehren seines weiteren Onkels Gregor von Langres 563 wurde Gregor zum Diakon geweiht und wirkte an der Kathedrale in Lyon und an der Basilika Saint-Julien in Brioude. 573 wurde er Bischof von Tours; zuvor waren andere Familienangehörige auch schon mit diesem Amt betraut. Da die Politik schwach war und er den Besitz des Bistums stark vermehren konnte, hatte er neben seinen kirchlichen Aufgaben auch die Armen- und Krankenfürsorge, das Sklavenwesen und die Rechtsprechung unter seiner Verantwortung. Sein Einfluss auf die Entscheidungen der fränkischen Könige zu Beginn des Merowingerreiches ist nicht zu unterschätzen; König Chilperich II. diente er als Berater. Über dem Grab seines Vorgängers Martin ließ er eine Basilika erbauen. Legenden erzählen, dass er seinen blinden Vater mit Hilfe der Leber eines Fisches geheilt und ein Kind vom Tod erweckt habe.

Gregor schrieb, edierte und übersetzte eine Reihe von Büchern, darunter De virtutibus Martini, Über Martins Tugenden, das das Leben und die Wundertaten des Martin darstellt. Heiligengeschichten enthalten auch die Libri miraculorum, Bücher der Wunder, der Liber vitae patrum, das Buch der Väter und Liber in gloria confessorum, das Buch des Ruhmes der Bekenner; dabei ist ihm weniger das Leben und Wirken der Heiligen wichtig, sondern mehr ihr wunderkräftiges Wirken nach ihrem Tod. Sein bedeutendstes Werk ist die Historia Francorum, eine zehnbändige Geschichte der Franken von den Ursprüngen bis zum Jahr 591. Sie bildet noch heute die wichtigste historische Quelle zur Herrschaft der Merowinger.

Gregors einfache, volkstümliche Theologie ging aus vom Gedanken, dass Gott alles und überall wirken könne und er stets entsprechend dem menschlichen Handeln antwortet. Sein Gegenspieler ist der Teufel - für den Gregor 32 verschiedene Begriffe benutzt. Gottesurteile sind ihm wichtig für die Rechtsprechung, das Wirken der Heiligen ist wichtig für eine sonst vielfach kranke Welt, die ihr Wohl findet durch christliche Könige, die Heiligen und die Bischöfe.

Worte des Heiligen

Gregor nützt sein Geschichtswerk auch zu moralischen Appellen. Was er über Bürgerkriege schreibt, ist durchaus auch heute noch aktuell:
Mit Ekel berichte ich über die verschiedenen Bürgerkriege, welche Volk und Reich der Franken zugrunde richten; darin erblicken wir bereits, was noch schlimmer ist, jene Zeit, die der Herr vorausgesagt über den Anfang der Wehen [der Endzeit] vorausgesagt hat: Der Vater steht gegen den Sohn auf, der Sohn gegen den Vater, der Bruder gegen den Bruder, der Nächste gegen den Nahen [vgl. Matthäusevangelium 10, 21]. Eigentlich hätten sie die Beispiele früherer Könige davor abschrecken müssen, die, weil sie gespalten waren, sogleich von den Feinden vernichtet wurden. Wie oft ist die Stadt der Städte selbst und die Hauptstadt der ganzen Welt, wenn sie Bürgerkriege begann, ins Verderben gestürzt! Wenn der Bürgerkrieg aufhörte, erstand sie gleichsam aus dem Erdboden wieder neu: …
Was treibt ihr? Was sucht ihr? Woran habt ihr nicht Überfluss? In den Häusern nimmt der Luxus überhand; in den Speichern sind Wein, Weizen und Öl in Hülle und Fülle vorhanden; in den Schatzkammern wird Gold und Silber aufgehäuft. Eines nur fehlt euch, dass ihr ohne Frieden auf die Gnade Gottes verzichten müsst. Warum nimmt der eine dem anderen sein Eigentum weg? Warum begehrt ein weiterer nach fremdem Gut? Habt, bitte, Acht auf das Wort des Apostels: Wenn ihr euch gegenseitig beißt und auffresst, seht zu, dass ihr nicht von einander verschlungen werdet! [Galaterbrief 5, 15]
Durchforscht sorgfältig die Schriften der Alten, und ihr werdet sehen, was Bürgerkriege hervorbringen. Forscht nach, was Orosius über die Karthager schreibt: dieser sagt, ihre Stadt und ihre Umgebung seinen nach 700 Jahren zerstört worden und er fügt hinzu: Was hat sie so lange am Leben erhalten? Die Eintracht! Was hat sie nach so langer Zeit zerstört? Die Zwietracht! Hütet euch vor der Zwietracht, hütet euch vor Bürgerkriegen, die euch und euer Volk zugrunde richten! Was ist denn anderes zu erwarten, als dass ihr nach der Niederlage eures Heeres ohne Beistand bleibt, und ihr von feindlichen Völkern überwältigt dem Untergang geweiht seid.? Wenn dich, König, der Bürgerkrieg freut, übe das, was sich nach den Worten des Apostels [Galaterbrief 5, 17] beim Menschen abspielt, dass das Begehren des Geistes sich gegen das Fleisch richtet, die Laster den Tugenden weichen und dass du als freier Mann deinem Haupt, d. h. Christus, dienst, der einst in Unfreiheit der Wurzel des Schlechten gedient hattest.

Quelle: Gregor von Tours: Historia Francorum, liber V., Prologus. In: Patrologia Latina 71, Sp. 315f; eigene Übersetzung

Zitate von Gregor von Tours:

Gregor zitiert Bischof Remigius von Reims, der zu Chlodwig anlässlich von dessen Taufe sagte: adora quod incendisti, incende quod adorasti - Bete an, was du verbrannt hast [d. h. die Symbole der christlichen Gottheit], verbrenne, was du angebetet hast [d. h. die Götterbilder]

Groß ist die Würde des Namens Christ, wenn du das, was du im Glauben bekennst, im Werk vollbringst. Denn, wie der Apostel sagt, ist ein Glaube ohne Werke in sich selbst tot (Jakobusbrief 2, 17). Wie nämlich zu Söhnen Abrahams nicht die Geburt aus dem Fleisch macht, sondern der Glaube, so machen zu wahren Christen die Werke und nicht nur die Gnade des Namens. Durch diesen Namen werden nämlich Finsternisse erhellt, fliehen die Schlangen, werden die Götzenbilder am Boden zerschmettert, weicht der Wahrsager, schwindet der Losdeuter dahin und die Verehrer der Dämonen werden vertrieben.

Quelle: Gregor von Tours: Historia Francorum, liber II., c. 31. In: Patrologia Latina 71, Sp. 227 Gregor von Tours: Miraculorum, liber 1, c. 41. In: Patrologia Latina 71, Sp. 741; eigene Übersetzung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Martyrologium Romanum Flori-Legium

Catholic Encyclopedia

Den ausführlichen Gregors Zehn Bücher fränkischer Geschichte gibt es auf Deutsch zu lesen in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg.

Schriften von Gregor und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 26.06.2024

Quellen:
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.