Henri Dunant
eigentlich: Jean-Henri Dunant
Gedenktag evangelisch: 29. Oktober
Name bedeutet: der reiche Schützer (althochdt.)
Jean-Henri, Sohn des Kaufmanns Jean-Jacques Dunant und der Antoinette Dunant-Colladon, begleitete schon als Kind seine Mutter bei Armen- und Krankenbesuchen. Als Jugendlicher veranstaltete er Abende für Bedürftige, woraus 1852 in Genf der Christliche Verein Junger Männer (CVJM) entstand; bei der Gründung des Weltbundes des CVJM in Paris 1855 war Dunant Delegierter des Genfer Verbands. Dunant absolvierte eine Lehre als Kaufmann. Mit einem Freund gründete er eine Kolonialgesellschaft und baute 1858 eine Mühlengesellschaft in Algerien auf.
Aufgrund von Problemen mit der Kolonialbehörde reiste Dunant im Juni 1859 nach Italien, um bei Kaiser Napoleon III.
vorzusprechen. Er traf ihn in Castiglione delle Stiviere und wohnte damals im Palazzo Bondoni Pastorio neben dem
Dom. Dabei wurde er Zeuge der Schlacht bei
Solferino, in der Österreich unterlag und seine
Vorherrschaft in Italien verlor. Er erlebte die unzureichende Versorgung der über 40.000 Verletzten und Toten, was ihn zu
einer spontanen Hilfsaktion für die Verwundeten beider Seiten veranlasste. Im Journal de Genêve
konnte er einen
Hilfeaufruf für die Verwundeten veröffentlichen, 1860/61 verfasste er das Buch Un Souvenir de Solférino
, Eine
Erinnerung an Solferino
über das Elend der im Krieg Verwundeten, das er 1862 auf eigene Kosten verlegte. 1863 setzte
die Gemeinnützige Gesellschaft
von Genf
auf Dunants Initiative ein Komitee ein als Krankenhelferverband für kriegführende Armeen. Daraus entwickelte sich der
Verband des Roten Kreuzes
.
Dunant reiste durch Europa und warb in der Öffentlichkeit und bei zahlreichen Regenten für seine Ideen. 1864 lud die
Schweiz 25 Staaten nach Genf ein, 16 Staaten
beteiligten sich an der Konferenz, zwölf davon unterzeichneten die Konvention zur Verbesserung des Loses der Verwundeten
Soldaten der Armeen auf dem Feld
, die Genfer Konvention
, die den mit einem roten Kreuz auf weißem Grund
Gekennzeichneten neutralen Schutz durch die Kriegsparteien garantiert. Im selben Jahr kam es zur Gründung des Roten
Kreuzes
, zunächst mit einem Internationalen Komitee
, das aus 25 Schweizern bestand, Dunant war sein
Generalsekretär. Zahlreiche Staaten traten schon bald der Konvention bei. Die finanziellen Probleme mit seiner algerischen
Mühlengesellschaft nahmen unterdessen zu.
1867 musste Dunants Mühlenfirma Konkurs anmelden; er trat vom Amt des Generalsekretärs des Roten Kreuzes zurück und siedelte nach Paris über, wo er in ärmlichen Verhältnissen lebte. In der Folge führte er ein unstetes Leben in materiellem Elend; ab 1872 lebte er in London und setzte sich ein für eine Konvention über die Behandlung von Kriegsgefangenen, gleichzeitig verarmte er immer mehr und war zeitweilig obdachlos.
1876 wurde ihm durch Dekan Wagner in Stuttgart
eine feste Bleibe verschafft - hier war schon 1863 die erste Rotkreuzgesellschaft außerhalb von
Genf gegründet worden. Er lebt weiterhin unstet,
reiste nach Rom, auf
Korfu, nach
Basel und
zu seiner langjährigen Unterstützerin, Großherzogin Luise von Baden, ins
Schloss nach Karlsruhe. Ab 1887 bekam Dunant von
seinen Angehörigen eine kleine finanzielle Unterstützung und konnte 1892 ins Bezirkskrankenhaus nach
Heiden in der Schweiz umziehen. 1889 verfasste er
seine Autobiografie. Nachdem der Journalist Georg Baumberger 1895 auf ihn aufmerksam wurde und über ihn schrieb und nach einem
1897 in Stuttgart erschienen Buch über die Entstehung des Roten Kreuzes
und den mittlerweile vergessenen Dunant erhielt
er 1897 verschiedene Ehrungen und eine jährliche Rente von der Witwe des russischen Zaren. 25.000 Reichsmark, die ihm nach
1895 eine Stiftung zukommen ließ, hat Dunant ebenso weitergegeben wie das Preisgeld des Nobelkomitees.
Gekrönt wurden die Ehrungen 1901 mit der Verleihung des ersten Friedens-Nobelpreises. 1949 wurde die Genfer
Konvention
angepasst an moderne Formen der Kriegsführung, sie ist heute von fast allen Staaten anerkannt.
Henri Dunant wurde auf dem Sihlfriedhof in Zürich bestattet.
Henri Dunant in Castiglione delle Stiviere und Solferino
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Das
Dunant-Museum
in Heiden ist von November
bis Februar mittwochs, samstags und sonntags, ansonsten täglich außer montags geöffnet; jeden Sonntag gibt es öffentliche
Führungen. Der Eintritt kostet regulär 7 CHF. (2011)
In Castiglione delle Stiviere wurde 1959
das Internationale Museum des Roten Kreuzes
eingerichtet, das über die Anfänge der Organisation Zeugnis ablegt. Es ist zwischen April und Oktober täglich außer montags
von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr, zwischen November und März täglich außer montags von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis
17 Uhr geöffnet; der Eintritt beträgt 5 €. Auch das Haus, in dem Dunant damals zu Gast war, ist ein Museum: der Palazzo
Bondoni Pastorio ist eine Art Heimatmuseum, präsentiert das Interieur des Palazzos und einen Raum zur Erinnerung an Dunant.
Es ist samstag und sonntags von 15 bis 20 Uhr geöffnet, der Eintritt kostet 6 €.
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- zuletzt aktualisiert am 09.12.2023
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