Henri Dunant in Castiglione delle Stiviere und Solferino
Am 24. Juni 1859 kam es im Rahmen des Risorgimento, der italienischen Befreiungs- und Unabhängigkeitsbestrebungen, bei Solferino zu einer Schlacht zwischen den Truppen Königreich Sardinien-Piemonts und Frankreichs unter der Führung des französischen Kaisers Napoléon III. auf der einen Seite und der Armee Österreichs auf der anderen Seite. Diese Schlacht führte zur Niederlage Österreichs und war damit ein wichtiger Schritt zur Vereinigung der italienischen Provinzen zu einem unabhängigen Nationalstaat. Der Genfer Geschäftsmann Henri Dunant traf am Abend des 24. Juni in Castiglione ein, da er mit Napoleon III. über Geschäftsprobleme im damals französisch besetzten Algerien sprechen wollte. Er wurde damit zufällig Zeuge der erschreckenden Zustände nach der Schlacht. Unter dem Eindruck dessen, was er dort sah, organisierte er spontan Hilfe unter der Bevölkerung der umliegenden Gemeinden.
Tutti fratelli,
Alle sind Brüder, um die Verwundeten der Schlacht. Dunant berichtet davon 1862 in seinem Buch
Eine Erinnerung an Solferino:
Die Frauen von Castiglione erkennen bald, daß es für mich keinen Unterschied der Nationalität gibt, und so folgen sie meinem Beispiel und lassen allen Soldaten, die ihnen völlig fremd sind, das gleiche Wohlwollen zuteil werden.Tutti fratelli, wiederholen sie gerührt immer wieder. Ehre sei diesen mitleidigen Frauen, diesen jungen Mädchen von Castiglione.
Nach seiner Rückkehr nach Genf schrieb Dunant
seine Erlebnisse in einem Buch unter dem Titel Eine Erinnerung an Solferino
nieder, das er 1862 auf eigene Kosten
veröffentlichen ließ und an führende Persönlichkeiten aus Politik und Militär in ganz Europa verteilte. Unter dem Eindruck
dieses Buches kam es 1863 in Genf zur Gründung des Internationalen Komitees der Hilfsgesellschaften für die
Verwundetenpflege
, welches seit 1876 den Namen Internationales Komitee vom Roten Kreuz
trägt, und 1864 zur
Verabschiedung der ersten Genfer Konvention durch zwölf europäische Länder.
Eine Erinnerung an Solferinovon seinen Eindrücken:
Die Sonne des 25. Juni beleuchtet eines der schrecklichsten Schauspiele, das sich erdenken läßt. Das Schlachtfeld ist allerorten bedeckt mit Leichen von Menschen und Pferden. In den Straßen, Gräben, Bächen, Gebüschen und Wiesen, überall liegen Tote, und die Umgebung von Solferino ist im wahren Sinne des Wortes mit Leichen übersät. Getreide und Mais sind niedergetreten, die Hecken zerstört, die Zäune niedergerissen, weithin trifft man überall auf Blutlachen.
fotografiert am 1. September 2012
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korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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