Johann Albrecht Bengel
Gedenktag evangelisch: 2. November
Name bedeutet: J: Gott ist gnädig (hebr.)
A: durch Adel glänzend (althochdt.)
Johann Albrecht Bengel war Sohn eines Pfarrers; seine Großmutter mütterlicherseits war eine Urenkelin von Johannes Brenz. 1693 starb sein Vater. Bengel wuchs nun im Haus des Präzeptors - des Vorstandes der Schule - David Wendelin Spindler in Marbach auf. Beim Einfall französischer Soldaten verlor die Familie Haus und Vermögen, zog nach Schorndorf, wo Johann Albrecht die Lateinschule besuchte, aber wieder unter den Folgen des Krieges zu leiden hatte, schließlich 1699 nach Stuttgart, wo er das herzogliche Gymnasium illustre besuchte. Von 1703 bis 1706 studierte Bengel im Stift in Tübingen Theologie und lernte die erbauliche Literatur von Johann Arndt, Johann Gerhard und August Hermann Francke kennen; letzteren besuchte er 1713 auf einer längeren Reise. 1707 bis 1712 war Bengel als Vikar und Repetent am Tübinger Stift tätig.
1713 wurde Bengel zum Leiter der Klosterschule
in Denkendorf berufen. Dort sollte er zwölf- bis vierzehnjährige Schüler jeweils zwei Jahre lang auf ihr
Theologiestudium an der Universität vorbereiten, er unterrichtete die alten Sprachen, Mathematik, Geschichte und Logik. Im
selben Jahr heiratete er Regina Seeger; dem Paar wurden zwölf Kinder geboren, von denen sechs früh starben. In 28 Jahren
als Denkendorfer Klosterpräzeptor
prägte Bengel viele Jahrgänge zukünftiger
württembergischer Theologen, mit
denen er lebenslang in enger Verbindung blieb, unter anderen Philipp
Friedrich Hiller und Johann Flattich.
Bengel litt schon während seines Theologiestudiums darunter, dass der Text des griechischen Neuen Testamentes schlecht
überliefert war. Seit 1715 befasste er sich unter schwierigsten Bedingungen mit Quellenstudien, ordnete verschiedene
Handschriften, verglich die teilweise voneinander abweichenden Textüberlieferungen. Nach jahrelanger Fleißarbeit konnte er
1734 bei Cotta in Tübingen ein griechisches Neues
Testament herausgeben, in dem neben dem traditionellen Text auch Varianten abgedruckt waren, er wurde damit zum Begründer
der wissenschaftlichen Textkritik. Wie genau Bengel damals gearbeitet hat, kann man daran ermessen, dass von den 149 neuen
Lesarten, die er vorgeschlagen hatte, heute nur 20 nicht anerkannt sind. Zu den wichtigen Entdeckungen Bengels gehört die,
dass der Schlusssatz des Vaterunsers, Matthäusevangelium 6, 13 denn dein ist das Reich …
nicht zum ursprünglichen
Textbestand gehört, sondern aus der altkirchlichen Gebetspraxis eingeflossen ist.
1741 wurde der stets kränkliche Bengel Prälat in
Herbrechtingen - ein Amt, in dem er nur wenige
Aufgaben hatte; berühmt wurden hier seine regelmäßigen Erbauungsstunden
. 1742 erschien sein Meisterwerk Gnomon
Novi Testamenti
, Fingerzeig für das Neue Testament
mit geistvollen Bemerkungen zu den einzelnen Versen des
Bibeltextes, eine durchgehende Erklärung des Neuen Testamentes, in der sich die Frömmigkeit des
Pietismus, Lebenserfahrung und wissenschaftliche Tiefe miteinander verbanden.
Der Gnomon
ist Frucht einer jahrzehntelangen Beschäftigung mit dem Neuen Testament, bei der Bengel jedes Wort als
Gottes Botschaft auf sich selbst bezogen hat. Er wollte aber anderen nicht Eigenes mitzuteilen, sondern nur das, was
in der Schrift selbst liegt, zeigen. Diese führt die heilsamen Kräfte mit sich.
Bengels Gnomon
wurde 1755 durch
John Wesley ins Englische übersetzt, das Werk erfuhr bis ins 20. Jahrhundert zahlreiche
Neuauflagen.
Bengels besonderes Interesse galt der Offenbarung des Johannes und der Deutung der darin genannten
Zahlen. Ausgehend von der Zahl 666 in Offenbarung 13, 18 beschäftigte er sich
seit 1724 eingehend mit den Zahlenangaben der Bibel. Bengel wollte daraus eine zeitliche Ordnung des Heilsplanes Gottes
mit der Welt erschließen. In verschiedenen Veröffentlichungen zwischen 1740 (Erklärte Offenbarung Johannis
) und 1747
(Erbauliche Reden über die Offenbarung Johannis
) entwickelte er eine heilsgeschichtliche Konzeption; eine exakte
Berechnung der Zeit vom Beginn der Schöpfung bis zum Ende der Welt legte er 1741 in Ordo temporum
, Ordnung der
Zeiten
, vor; im Cyclus
, Kreis
, von 1745 verband er astronomische Berechnungen mit seiner biblischen
Zeitenlehre.
Wie schon Joachim von Fiore berechnete Bengel den Anbruch eines ersten 1000-jährigen
Reiches Christi mit Verwirklichung der herrlichen Kirche
auf Erden nach Offenbarung 20, 2, in dem Friede und
Fruchtbarkeit herrschen und Israel sowie die Heiden zum Christentum bekehrt werden. 1731 errechnete er das Jahr 1742, ein
Jahr später das Jahr 1809, schließlich endgültig den 18. Juni 1836 - dieses Datum gewann im
württembergischen
Pietismus große Bedeutung: Manche Schwaben verließen darauf ihre Heimat, um
insbesondere im Osten Europas und im Heiligen Land dem Kommenden nahe zu sein.
Ab 1747 gehörte Bengel der Landschaft
, dem Landtag an, wo er zusammen mit anderen Widerstand gegen den
absolutistischen Kurs von Herzog Karl Eugen leistete. 1749 wurde er Prälat in
Alpirsbach und Mitglied der Kirchenleitung, des
Konsistoriums in Stuttgart, wo er für die
Tolerierung der pietistischen Privatversammlungen eintrat. Posthum erschien 1753
seine Übersetzung des Neuen Testamentes.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 10.11.2020
Quellen:
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• http://www.ebelu.s.bw.schule.de/cms/fileadmin/user_upload/Schulgeschichte_neu.pdf
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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