Johanna-Franziska von Chantal
französischer Name: Jeanne-Françoise
ganzer Nachname: Frémyot de Chantal
auch: Frémyiot de Chantal
Gedenktag katholisch: 12. August
nicht gebotener Gedenktag
Hochfest bei den Salesianerinnen
Ordenskalender der Salesianer Don Boscos
in den USA: 18. August
21. August
nicht gebotener Gedenktag in Mailand und im Ambrosianischen Die Ambrosianische Liturgie entstand im 8. Jahrhundert unter orientalischem Einfluss, sie wird auf Ambrosius von Mailand zurückgeführt, von dem wohl die meisten Texte auch stammen. Sie wird v. a. in der Kirchenprovinz Mailand und im Bistum Lugano benutzt. Karl Borromäus förderte diese Sonderform, im Mittelalter wurde aus ihr auch die Gleichwertigkeit des Mailänder Erzbistums gegenüber Rom abgeleitet.
Teil des Bistums Lugano: 12. Dezember
Todestag: 13. Dezember
Name bedeutet: J: Gott ist gnädig (hebr.)
F: die Fränkische (latein.)
Johanna-Franziska war die Tochter des Parlamentspräsidenten Frémyot von Burgund und wurde mit 20 Jahren dem noch jungen, vermögenden und lebensfrohen Baron Christophe de Rabutin, Baron von Chantal, vermählt, dem sie in glücklicher Ehe sechs Kinder schenkte, von denen vier überlebten. Im Jahr 1601 starb ihr Mann bei einem Jagdunfall. Dieser Schicksalsschlag machte die fromme Frau noch innerlicher; Gebet und Buße bestimmten ihr Leben, erste mystische Erfahrungen und Visionen traten auf. Unter anderem wurde ihr ihr zukünftiger Seelenführer geoffenbart.
1604 begegnete Johanna-Franziska zum ersten Mal Franz von Sales und erkannte in ihm den in der Vision geoffenbarten Mann; es entwickelte sich eine innige Freundschaft und ein bis heute erhaltener Briefwechsel. Sie beschloss, in Zukunft ehelos zu leben. Eine Zeitlang pflegte sie Umgang mit den Karmelitinnen in deren Kloster in Dijon und gewann Klarheit über ihre Berufung. Ihre Kinder gab sie in gute Hände, die älteste Tochter hatte den Bruder von Franz von Sales geheiratet, sie konnte nun ihrer Bestimmung leben.
Zusammen mit Franz von Sales gründete Johanna-Franziska 1610 den Orden
Von der Heimsuchung Mariens
, die
Salesianerinnen
- auch Visitantinnen
-, deren Mitglieder ein
heiligmäßiges Leben ohne die formalisierte Strenge anderer Orden führen sollten. Wichtig ist für die Schwestern die
individuelle Enscheidung zur Nachfolge Jesu Christi und die innere Askese, nicht die
Einhaltung äußerer Übungen; diese auf Franz von Sales zurückgehende Frömmigkeit wurde durch Johanna-Franziska unterstützt.
1615 wurde in Lyon ein erstes Kloster gegründet
- das bald schon verlegt wurde -, im folgenden Jahr folgte die Gründung des
Klosters in Moulins.
Der Orden wuchs schnell, seiner Verbreitung widmete Johanna-Franziska ihre letzten Lebensjahre; bei ihrem Tod gab es bereits 87 Ordenshäuser, darunter das 1638 mit Unterstützung der Herzogin gegründete damalige Kloster an der Kirche della Visitazione in Turin. Johanna-Franziska starb am Ende ausgezehrt an Erschöpfung durch eine Lungen- und Rippenfellentzündung auf einer Visitationsreise in ihrem Klosters in Moulins.
Johanna-Franziskas Sarg steht seit 1911 neben dem von Franz von Sales in der Basilika de la Visitation in Annecy.
Auf Wunsch der französischen Bischofskonferenz wurde Johanna-Franziskas Gedenktag im Jahr 2001 auf den 12. August verlegt. Bis dahin war ihr Gedenktag der 12. Dezember, vor 1970 war es der 21. August.
Kanonisation:
Am 21. August 1751 wurde Johanna-Franziska durch Papst Benedikt XIV. selig- und am
16. Juli 1767 durch Papst Clemens XIII. heiliggesprochen.
Attribute:
Herz, Buch
Patronin
für eine glückliche Entbindung
Worte an die / von der Heiligen
Aus dem 2. Brief des hl. Franz von Sales an Frau von
Chantal, 3. Mai 1604:
Halten Sie sich ganz fest in Gottes Gegenwart. Tun Sie es mit allen Mitteln, die Sie kennen. Hüten Sie sich vor
Hast und Unruhe, denn nichts hindert den inneren Fortschritt mehr als dies. Versenken Sie ohne Gewalt und ganz ruhig ihr
Herz in die Wunden des Herrn. Haben Sie unbegrenztes Vertrauen, daß seine Barmherzigkeit und Güte sie nie verlassen wird.
Hören Sie darob nicht auf, sein heiliges Kreuz zu umfassen.
Nach der Liebe zu unserem Herrn empfehle ich Ihnen die Liebe zu seiner Braut, der Kirche. Sie ist die edle und
sanfte Taube, die als einzige ihrem göttlichen Bräutigam Kinder zu schenken vermag. Danken Sie Gott oft und oft für die
Gnade, eine Tochter der Kirche
sein zu dürfen. So tat es Mutter
Theresia, die dieses Wort auf dem Sterbebett mit großer Freude
aussprach. Richten Sie Ihre Blicke auf den Bräutigam und die Braut; sagen Sie zum Herrn: Wie schön ist doch Deine
Braut!
und zu ihr: O Braut, welches Glück, einem göttlichen Herrn vermählt zu sein!
Quelle: http://sacerdos-viennensis.blogspot.com/2013/12/die-witwe-johanna; abgerufen am (23. November 2019
Johanna Franziska: Neben dem blutigen gibt es auch das Martyrium der Liebe:
Eines Tages sprach die heilige Johanna tief bewegt die folgenden Worte, die sofort getreulich aufgezeichnet wurden:
Liebe Töchter, die meisten Väter und Säulen unserer Kirche haben nicht den Märtyrertod erlitten. Was meint ihr
wohl, warum?
Nachdem jede ihre Meinung gesagt hatte, sprach die heilige Mutter: Ich denke, es geschah, weil es noch
ein anderes Martyrium gibt. Man nennt es das Martyrium der Liebe. In ihm erhält Gott das Leben seiner Diener und
Dienerinnen, damit sie zu seiner Ehre arbeiten. Dadurch macht er sie dann zu Märtyrern und zu Bekennern zugleich.
…
Als aber eine Schwester fragte, worin denn dieses Martyrium bestehe, antwortete sie: Sagt ein volles Ja zum Willen
Gottes, dann werdet ihr es erfahren. Denn die Gottesliebe dringt mit ihrem Schwert in die geheimsten und innersten
Schichten unserer Seele ein und scheidet uns von unserem eigenen Selbst. Eine Seele, die ich kenne, hat die Liebe so hart
von allem, was ihr lieb war, geschieden, wie wenn der Schwertstreich eines Tyrannen ihren Geist vom Leib getrennt hätte.
Wir merkten, dass sie von sich selbst sprach. Als aber eine andere Schwester fragte, wie lange dieses Martyrium dauere,
da sagte sie: Von dem Augenblick, in dem wir uns Gott rückhaltlos weihen, bis zum Ende des Lebens. Doch das gilt von
den hochherzigen Menschen, die sich nichts vorbehalten und der Liebe treu bleiben. Denn über die Schwachen und alle, die
nur wenig Liebe und Standhaftigkeit besitzen, will unser Herr das Martyrium nicht kommen lassen. Er lässt sie das Leben
ihrer Mittelmäßigkeit führen, damit sie nicht von ihm abirren; denn er tut dem freien Willen niemals Gewalt an.
Als sie schließlich mit der Frage bestürmt wurde, ob dieses Martyrium der Liebe dem leiblichen gleich sein könne,
sagte sie: Lasst uns nicht die Frage der Gleichwertigkeit untersuchen. Ich glaube allerdings, dass das eine nicht
hinter dem anderen zurücksteht, weil die Liebe stark ist wie der Tod (vgl. Hoheslied 8, 6). Denn die Märtyrer der Liebe
erleiden in dem Leben, das sie durchhalten müssen, tausendfach schwerere Schmerzen, als wenn sie tausend Leben hingeben
müssten, um das Zeugnis des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe abzulegen.
Quelle: F.-M. de Chaugy: Memoires sur la vie et les vertus de Sainte Jeanne-Francoise de Chantal, 3, 3, 3. Aufl. Paris 1853 f; zitiert nach Monastisches Lektionar zum 12. Dezember
Frage: Ob die Seele, die sich so ganz hingegeben hat, nicht, soweit das möglich ist, alles vergessen
soll, um sich immer an Gott zu erinnern und um in wahrem, vollem Vertrauen in Ihm allein zu ruhen?
Antwort: Ja, Sie sollen alles vergessen, was nicht von Gott und für Gott ist, und unter der Führung Gottes in
vollem Frieden bleiben. …
Da Unser Herr schon seit langem Sie zu dieser Gebetsweise gezogen hat und Sie die so begehrenswerten Früchte kosten
ließ, die daraus kommen, Sie auch die Schäden der entgegengesetzten Weise erfahren ließ, so bleiben Sie fest und führen
Sie, mit soviel Ruhe, wie Sie nur können, Ihren Geist zu dieser Einheit und Einfachheit der Gegenwart Gottes und der
Hingabe an Gott. …
Gott will, dass wir darin wie ein kleines Kind sein sollen. Man muss nur Acht haben, sich keine überflüssigen Sorgen
zu machen, und in allem einzelnen, auch bei den geringen, gewohnten und unbeachteten Handlungen nach dem Willen Gottes
fragen.
Quelle: Brief an Franz von Sales, Annecy 1614. Nach: Briefe der heiligen Johanna Franziska von Chantal an den heiligen Franz von Sales, übertragen von E. Heine. München 1929, S. 108 - 111
Gott lehrte mich, dass Er nicht viel von dem Glauben hält, wenn man ihn durch die Sinne und durch
Gefühle erfährt. Darum will ich kein Gefühl, trotz meiner Widrigkeiten. Nein, ich will keines, weil mein Gott mir genügt.
Ich hoffe auf Ihn, ungeachtet meines unendlichen Elendes. Ich hoffe, dass Er mich noch ertragen wird, damit Sein Wille
geschehe.
Quelle: Brief an Franz von Sales, Annecy 1614. Nach: Briefe der heiligen Johanna Franziska von Chantal an den heiligen Franz von Sales, übertragen von E. Heine. München 1929, S. 31f
Gebet von Johanna Franziska von Chantal:
O Herr, deine Augen, die die innersten Falten meines Herzens durchdringen, sehen, dass es mein größter
Wunsch ist, Deinen heiligen Willen zu erfüllen, aber sie sehen auch meine Ohnmacht. Deshalb, o mein Erlöser, beschwöre
ich dich bei deiner unendlichen Barmherzigkeit, Schenke mir die Gnade, deinen Willen vollkommen zu erfüllen, damit ich
dich ohne Ende lobe und preise. Amen.
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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- zuletzt aktualisiert am 07.07.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Frank-Oliver Hahn, E-Mail vom 22. November 2009
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• https://fr.wikipedia.org/wiki/Basilique_de_la_Visitation_d%27Annecy - abgerufen am 03.08.2022
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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