Oswald von Northumbrien
Gedenktag katholisch: 5. August
nicht gebotener Gedenktag in den Bistümern Graz-Seckau und Basel
Übertragung von Reliquien in die Jesuitenkirche São Roque nach Lissabon: 25. Januar
Übertragung der Gebeine nach Winnoc in Flandern: 20. Juni
Gedenktag anglikanisch: 5. August
Name bedeutet: Gott waltet (althochdt.)
Oswald war der Sohn des Königs Æthelfrith von Bernicia und dessen Frau Acha von Deira sowie ein Bruder von Oswiu. Nachdem sein Vater bei einem Aufstand getötet wurde, flüchtete er in das von Kolumban dem Älteren gegründete Kloster auf der Insel Hy / Iona, wo er die Taufe empfing. 634 eroberte er in der Schlacht von Heavenfield bei Hexham mit einem Sieg über den Briten Cadwallon, den König von Gwynedd, die Herrschaft wieder; an dem von Oswald vor dieser Schlacht errichteten Kreuz sollen sich Wunder ereignet haben. Die Briten waren den angelsächsischen Einwanderern nun endgültig unterlegen; Oswald wurde 634 König von Northumbrien und herrschte auch über die Briten, Pikten und Schotten.
Oswald führte nun mit Hilfe von Mönchen - u. a. Aidan von Lindisfarne, den er zu sich berief - das Christentum in Northumbrien ein. Die Legende berichtet von seiner Krönung, dass das Chrisamöl fehlte; ein Rabe brachte das Öl in kostbarem Gefäß mit versiegeltem Brief, Petrus sende es und habe es selbst geweiht; ein anderer Rabe trug einen Ring herzu. Dieser Rabe vermittelte auch Brief- und Ringtausch mit der Königstochter, die Oswald nach schwerem Kampf mit ihrem heidnischen Vater heimführen und heiraten konnte.
Als Missionsmittelpunkt gründete Oswald zusammen mit Bischof Aidan 635 das Kloster Lindisfarne. Die Legenden erwähnen besonders Oswalds Mildtätigkeit: Bei einem Gastmahl wurde ihm berichtet, dass Arme um Gaben bittend vor dem Tor stünden - er ließ alle Speisen hinausreichen und zerstückelte die silberne Platte, auf der sie angerichtet waren, um auch noch diese Stücke verteilen zu können. Oswald starb im Kampf mit dem heidnischen König Penda von Mercien in der Schlacht bei Maserfield im heutigen Oswestry. Dieser ließ den königlichen Leichnam verstümmeln und so zur Schau stellen.
Oswalds Kopf wurde auf dem Friedhof in Lindisfarne beigesetzt. Seine Hände und Arme kamen nach Bamburgh, wo der rechte Arm in einem Silberschrein gemäß einer Prophezeiung von Aidan niemals verweste. Der verstümmelte Leichnam wurde dem Kloster Bardney übergeben, wo ihn die Mönche erst einließen, als eine Lichtsäule auf wunderbare Weise über ihm erschien. Hier ereigneten sich viele Wunder. König Offa von Mercien ließ das Grab schmücken. 909 wurden Oswalds Überreste von Bardney nach Gloucester überführt.
Die nach Zentraleuropa ausgesandten Missionare aus dem Kloster
Lindisfarne verbreiteten hier sein Andenken.
Willibrord bezeugte Oswalds Ruhm und Wunder in Irland und
Friesland. Viele
Reliquien werden in Kirchen auf dem Festland aufbewahrt, so in
Bergues, wo der Mönch Drogo im 11. Jahrhundert
eine Lebensgeschichte verfasste. Verehrung erfuhr Oswald auch in Süddeutschland, wo ihn mittelhochdeutsche Dichtungen
priesen. Eine bedeutende Reliquie befindet sich im
Diözesanmuseum in Hildesheim. In den Alpenländern
gilt Oswald als Nothelfer und gehört zu den Wetterherren
:
je nach Wind an seinem Jahrestag richten sich Ernte und Aussaat.
Eine ausführliche Lebensgeschichte verfasste Beda; er schildert Oswald als mustergültigen König und königlichen Heiligen. Reginald von Durham ergänzte Beda um einige legendarische Einzelheiten, so den Wundern am Todesort Oswestry.
Attribute:
Arme beschenkend; mit Rabe, Taube, Hirsch, Ähren
Patron
des Kantons Zug und der
Stadt Zug; der englischen Könige; der
Kreuzfahrer; des Viehs; der Schnitter; gegen Pest
Bauernregeln:
Oswaldtag muss trocken sein, / sonst werden teuer Korn und Wein.
Zu Oswald / wächst die Rübe bald.
Wenn's an Oswald regnet, wird teuer das Getreid' / und wären die Berge aus Mehl bereit'.
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Eine vielseitige und interessante Webseite über Oswald und seine Verehrung hat Hermann Eiblmeier aus Marktl am Inn.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Das Diözesanmuseum in Hildesheim ist täglich außer montags von 11 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt kostet 7 €. (2024)
Web 3.0 - Leserkommentare:
Es freut mich, dass Frau Freise den Münchner Oswald
in der Edition
von Curschmann so genau durchgelesen hat. Es ist richtig: Nach dieser Legende war Oswald nicht verheiratet und
hatte auch keine Kinder.
Der historische
König Oswald war jedoch verheiratet mit der Tochter des Königs von Wessex;
sie hatten einen Sohn namens Aethelwald (auch Aediluuald). Nach Oswalds Tod übernahm sein älterer Bruder
Oswy die Regierung; auf Oswy folgte um 651 Oswalds Sohn Aethelwald. Als zuverlässige Quelle für diese Feststellungen
gilt der anerkannte Geschichtsschreiber Beda der Ehrwürdige
(Beda Venerabilis). Seine Kirchengeschichte des englischen Volkes
(Historia Ecclesiastica Gentis
Anglorum
) - vollendet um 731 - erzählt viel über St. Oswald und gilt auch heute noch als brauchbare Quelle.
Fazit: Eine Legende weicht oft von den historischen Tatsachen ab, hat aber fast immer einen historischen
Kern! Interessant wäre die Frage, warum der Legenden-Erzähler zu seiner Version gekommen ist. Darauf suche ich z.Zt.
nach einer Antwort und bin dabei auch auf die Kelten gestoßen; aber das würde jetzt zu weit führen …!
Allen eine gute Zeit!
Hermann Eiblmeier über E-Mail, 26. November 2010
Beim Herumstöbern nach weiteren Materialien für meine Hausarbeit bin ich auf
Ihre Seite gestoßen, wo mir etwas bei dem Artikel über Oswald aufgefallen ist, auch wenn es sicher nicht
allzu bedeutsam sein mag. Und zwar im 2. Absatz:
Dieser Rabe vermittelte auch Brief- und Ringtausch mit der Königstochter, die Oswald nach schwerem
Kampf mit ihrem heidnischen Vater heimführen und heiraten konnte.
In meiner Hausarbeit geht es um das Brautwerbungsschema in Der
Münchner Oswald
von Michael Curschmann, also ein Transkript einer der diversen
mittelhochdeutschen Handschriften. Nun ist mir aufgefallen, dass Oswald und Paug laut
dieses Transkripts im Prinzip gar nicht verheiratet waren, da es zu dieser Zeit keine
Hochzeitszeremonien wie heute gab und die Vermählung nur durch den Beischlaf
vollzogen wurde, was jedoch im Münchner Oswald
nie stattfindet, da
Jesus in Form eines Bettlers auftaucht
und den beiden den Verkehr verbietet
. Oswald gewinnt Paug also nur durch die
Zusicherung auf Verzicht als Gefährtin
zurück.
Mit freundlichen Grüßen,
Angelina Freise über E-Mail, 17. August 2010
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 09.10.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.bauernregeln.net/august.html nicht mehr erreichbar
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler,
Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 7., Herder, Freiburg im Breisgau 1998
• Brigitte Moser: Kirche St. Oswald. Hg.: Zuger Stadtführungen, Zug 2015
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.