Regiswindis von Lauffen
auch: Regnisidis, Reginswindis, Reginswind
Gedenktag katholisch: 15. Juli
Übertragung der Gebeine: 13. Juli
Name bedeutet: die friedlich Herrschende (althochdt.)
Regiswindis war der Überlieferung nach die Tochter des Grafen Ernst aus dem Nordgau in Noricum - der heutigen Oberpfalz in Bayern - und seiner Frau Fridburga, einer Tochter von Kaiser Ludwig dem Frommen und also Enkelin von Karl dem Großen; um 832 zog Ernst demnach im Auftrag des Kaisers in das verlassene Königsgut nach Lauffen, um dort die alte Burg und den Ort neu aufzubauen. Regiswindis lebte mit ihren Eltern auf dieser Burg und wurde im Alter von sieben Jahren von ihrer Amme im Zorn erwürgt und über die Felswand hinab in den Neckar geworfen worden; der Mord sei geschehen aus Rache für eine Strafe, die der Vater des Mädchens gegen den Bruder der Amme ausgesprochen hatte.
Die Legende erzählt, dass das getötete Kind nicht im Wasser untergegangen sei und auch nicht von der Strömung abgetrieben wurde, sein Leichnam deshalb nach drei Tagen gefunden wurde: unversehrt, mit roten Wangen und überkreuzten Armen, wie lebendig. Unter großer Anteilnahme wurde das Kind im Friedhof bei der damals Martin von Tours geweihten Kirche begraben.
Bischof Hunbert von Würzburg ließ nach mehreren Wundern um 840 Regiswindis' Gebeine erheben und dafür die Kirche in Lauffen neu errichten. Zu Regiswindis' Grab entwickelte sich eine rege Wallfahrt, die Kirche wurde unter ihr Patronat gestellt. Am Ort ihres Grabes sollte dann ein von Kaiser Heinrich II. dotiertes Kloster gebaut werden, was aber nicht realisiert wurde. Spätestens 1285 gab es dann aber ein Kloster der DominikanerinnenDominikanerinnen, das 1466 Prämonstratenserinnen übernahmen und das 1533 zu einem reformierten Frauenkloster wurde.
Regiswindis wurde im Mittelalter im Bistum Würzburg
sehr verehrt. 1227 wurden ihre Gebeine in einen Steinsarkophag der nun ihr geweihten
Pfarrkirche übertragen, der 1521 in einen
Silberschrein eingefügt wurde; letzterer ist verloren, denn er wurde nach der Schlacht von Lauffen 1534 von Herzog Ulrich
von Württemberg zur Bezahlung seiner Kriegsschulden verwendet
und Regiswindis' Reliquien wurden in einen Zinnsarg gebettet; auch der verschwand 1547 nach der Reformation, Regiswindis lag
nun wieder in einem Steinsarkophag auf dem damals um die Kirche gelegenen Friedhof. Von dort wurde der Sarkophag 1882 in die
seitherige Friedhofskapelle umgebettet, die nun
Regiswindiskapelle
genannt wird.
Zwei fast identische Lebensgeschichten wurden im 15. Jahrhundert auf der Grundlage älterer Vorlagen geschrieben.
Kanonisation: Schon um 900 wurde Regiswindis in einem Verzeichnis des Klosters Reichenau als Heilige genannt. Wahrscheinlich ist Regiswindis' Heilgsprechung durch einen Bischof von Würzburg - wohl 1227, im Jahr der Übertragung der Gebeine - oder schon früher erfolgt.
1 ▲ Das Städtle
Lauffen wird hier rechts des Neckars (von Norden gesehen also links) dargestellt, weil dort schon in römischer Zeit der
Siedlungskern lag. Die Burg auf der Neckarinsel
ist nicht die Burg von Regiswindis' Vater Ernst, sondern wurde erst im 11. Jahrhundert durch die Grafen von Lauffen erbaut,
sie ist heute Rathaus.
Der Heimatforscher und frühere Lauffener Stadtarchivar Dr. Otfried Kies hat 2024 das 498 Seiten umfassende Buch Das Mädchen
aus Lauffen: Die heilige Regiswindis - Tradition und Kult
herausgebracht. Die Forschungen dazu hat er bereits 1990 begonnen.
Dazu gehörte die Sammlung möglichst vieler Quellen der Legende und ihrer Textbearbeitungen, auch der Arbeiten zur
Wirkungsgeschichte sowie die Darstellung, wie die Legende als volkstümlicher Sagenstoff in literarischen Produktionen
weiterlebte. Das Buch kann bei der Stadtverwaltung Lauffen bei Frau Kast, Tel. 07133/10612 zum Preis 28 € bestellt werden.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 07.01.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999
• Evang. Gemeindeblatt für Württemberg 29/2008
• https://www.lauffen.de/website/de/tourismus/lauffen_erleben/historischer_rundgang
• http://kirche-lauffen.de/Geschichte/Kaiser_Mord_und_Konigskinder/kaiser_mord_und_konigskinder.html nicht mehr erreichbar
• Alois Schneider: Der Kirchhof
in Lauffen am Neckar. In: Denkmalpflege Baden-Württemberg 4 / 2015
• Infotafeln an der Regiswindis-Kirche in Lauffen
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.