Ökumenisches Heiligenlexikon

Stefan Wyszyński

1 Gedenktag katholisch: 28. Mai

Name bedeutet: die Krone (griech.)

Bischof von Lublin, Erzbischof von Gniezno / Gnesen und Warszawa / Warschau, Kardinal
* 3. August 1901 in Zuzula, Ortsteil von Nur in Masowien in Polen
28. Mai 1981 Warschau in Polen


Stefan Wyszyński
Stefan Wyszyński

Stefan war das zweite Kind der Bauernfamilie von Stanisław Wyszyński, der als Organist an der örtlichen Kirche tätig war, und Julianna geb. Carp, die schon 1910 starb, nachdem sie Stefan eröffnet hatte, dass er ihrem Willen nach Priester werden solle. Nach der schulischen Ausbildung besuchte er ab 1920 das Priesterseminar in Włocławek und wurde 1924 zum Priester geweiht. 1925 bis 1929 studierte er an der katholischen Universität in Lublin Kirchenrecht sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, 1929 wurde er dort zum Doktor promoviert. Auf einer Studienreise nach Österreich, Italien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Deutschland lernte er die Tätigkeit der Gewerkschaften und Sozialbewegungen kennen. Ab 1931 lehrte er Sozialökonomie am Priesterseminar in Włocławek und war gleichzeitig in der Bildungsarbeit bei christlichen Gewerkschaften tätig, zudem veröffentlichte er bis 1939 insgesamt 106 Publikationen über katholische Soziallehre, Probleme der Wirtschaftskrise, der Arbeitslosigkeit und der sozialen Gerechtigkeit. 1937 wurde er Mitglied des Sozialrates beim Primas von Polen. Während des Zweiten Weltkrieges leistete er konspirative Bildungsarbeit unter Jugendlichen, während des Warschauer Aufstands von 1944 wirkte er unter dem Pseudonym Radwan III. als Geistlicher der polnischen Untergrundarmee. Nach Kriegsende wurde er 1945 Rektor des Priesterseminars in Włocławek, 1946 zum Bischof von Lublin ernannt. Die Bitte des Zentralkomitees der polnischen Juden, das Pogrom vom 4. Juli 1946, bei dem in Kielce 37 Juden von Polen getötet und 35 verletzt wurden aufgrund eines angeblichen Ritualmordes, öffentlich zu verurteilen, reagierte Wyszyński ablehnend und erklärte, das Massaker sei eine Vergeltung für die Beteiligung von Juden an den kommunistischen Behörden, nannte den Antikommunismus als legitimes Motiv für die deutsche Judenvernichtung und forderte die Ausreise der Juden aus Polen.

1948 wurde Stefan Wyszyński Erzbischof von Gniezno und Warschau und damit Primas von Polen und Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz. Schon ab 1945 und bis zu seinem Tod war Wyszyński Beobachtungsobjekt des polnischen Geheimdienstes, ausspioniert durch eingeschleußte Mitarbeiter und durch operative Technologie. 1950 erreichte er den Abschluss eines Abkommens mit den kommunistischen Behörden das es der Kirche ermöglichte, freier zu agieren. 1953 wurde er zum Kardinal ernannt, doch im September 1953 wurde er aufgrund der zunehmenden Spannungen zwischen Staat und Kirche zum zurückgezogenen Leben in Klöstern verurteilt. Erst nach seiner Freilassung im Oktober 1956 konnte er 1957 als Kardinal mit der Titelkirche Santa Maria in Trastevere offiziell in das Kardinalskollegium aufgenommen werden. 1962 bis 1965 nahm er an allen Vollversammlungen des 2. Vatikanischen Konzils teil. 1965 unterzeichnete er die Botschaft der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder zur Versöhnung mit dem Satz Wir vergeben und bitten um Vergebung; dies löste Empörung im kommunistischen Regime Polens aus; die deutschen Bischöfe antworteten mit der Bitte, zu vergessen und zu verzeihen, denn eine Aufrechnung von Schuld und Unrecht … kann uns freilich nicht weiterhelfen.

1966 leitete Wyszyński - aufgrund der wohl 966 erfolgten Taufe des ersten polnischen errscher Mieszko I. - die 1000-Jahr-Feier der Taufe Polens, der schon eine neunjährige Große Novene vorausgegangen war. 1978 besuchte er die Bundesrepublik Deutschland. Mit Nachdruck setzte er sich dafür ein, dass im Juni 1979 der neuntägige Besuch von Papst Johannes Paul II. in Polen stattfinden konnte; dieser hatte eine intensive Stärkung der katholischen Identität und politisch des Widerstandes gegen die Regierung zur Folge. Ab 1980 wurde Wyszyński wichtig als Vermittler zwischen der polnischen Oppositionsbewegung Solidarność und der Regierung und forderte für Arbeiter und Bauern das Recht auf freie Gewerkschaften; er rief aber die Opposition auch auf zur Besonnenheit, Mäßigung und Beendigung des Streiks. Im März 1981 wurde bei Wyszyński Krebs diagnostiziert, am 22. Mai 1981 trat er zum letzten Mal öffentlich auf.

Die königliche Beerdigung genannte Feier für Primas Stefan Wyszyński, erst auf dem Siegesplatz in Warschau, dann in der Kathedrale, wurde geleitet durch den aus Rom gekommenen Kardinalstaatssekretär des Vatikans, Agostino Casaroli; Tausende von Menschen nahmen daran teil. Das Grab ist in einer ihm geweihten Kapelle der Kathedrale. Wyszyński gilt als Symbolgestalt des geistigen Widerstands gegen die kommunistisch-atheistische Regierung Polens. Als Bewahrer der christlichen Identität der Polen in der Zeit des Kommunismus wird er auch als Primas des Jahrtausends bezeichnet.

Das Geburtshaus von Stefan Wyszyński in Zuzula ist heute Museum.

Kanonisation: Stefan Wyszyński wurde am 12. September 2021 im Tempel der Göttlichen Vorsehung in Warschau durch Kardinal Marcello Semeraro, dem Präfekten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, im Auftrag von Papst Franziskus seliggesprochen.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 02.10.2024

Quellen:
• https://pl.wikipedia.org/wiki/Stefan_Wyszy%C5%84ski - abgerufen am 05.09.2024
• https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Wyszy%C5%84ski - abgerufen am 05.09.2024
• https://czasopisma.upjp2.edu.pl/thepersonandthechallenges/article/download/505/432/1094 (PDF)

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.