Wulfila
auch: Ulfilas
Gedenktag evangelisch: 26. August
Name bedeutet: der kleine Wolf (althochdt.)
Wulfila wurde durch seine Mutter, die von Kriegsgefangenen aus
Kappadokien abstammte, schon als
Kind christlich erzogen. Er wirkte zunächst als Lektor. 341 wurde er in Antiochia - dem heutigen
Antakya in der Türkei - durch
Eusebios von Nikomedia zum Missionsbischof für die Goten geweiht.
Er war wie Eusebius ein der Mittelgruppe
in der Nachfolge theologischer
Positionen von Origenes, die Lehren des
Arianismus vertrat, aber 325 auch die Beschlüsse des
1. Konzils von Nicäa unterschrieben hatte; die Goten waren denn für
lange Zeit die bedeutendesten Vertreter dieser von der Kirche bekämpften Form des Glaubens. Wulfila wirkte zunächst sieben
Jahre bei den Westgoten und musste dabei manche Verfolgung erdulden, dann 33 Jahre lang bei den christlichen Kleingoten
auf dem Balkan, die ihn zum Richter und geistlichen Oberhaupt ernannten.
Wulfila entwickelte nun eine neue Schrift für die gotische Sprache, die anders als die üblichen Runen auch auf Pergament
geschrieben werden konnte, und übersetzte - wohl um 369 - die Bibel ins Gotische. Diese Bibelübersetzung wurde bei den
West- und Ostgoten wie bei den Vandalen benutzt und bildete eine wesentliche Grundlage für die Germanenmission. Abgesehen
von ein paar Runeninschriften ist diese Wulfilabibel die älteste bewahrt gebliebene Schrift im Gotischen und in einer
germanischen Sprache überhaupt. Wulfila übersetzte auch das Vaterunser in die gotische Sprache und legte mit seinem
Atta unsar, thu in himinam
den Grundstein für unser deutsches
Vaterunser.
Wulfila versuchte 381 auf dem 1. Konzil von
Konstantinopel vergeblich die Verurteilung des Arianismus zu verhindern,
erreichte jedoch im zweiten Kanon die Formulierung: Die Kirchen Gottes unter den barbarischen Völkern aber sollen nach
der Weise regiert werden, die schon unter den Vätern herrschte
; dadurch wurde der Freiraum geschaffen, in dem der
Arianismus sich als gotische und vandalische Stammeskirche halten konnte.
Nach Theodoret von Kyrrhos waren die Goten zunächst katholisch missionert worden und war Wulfila der eigentlich Verantwortliche dafür, dass sie sich aufgrund seiner Überredung aus politischen Gründen dem Arianismus zuwandten, wie er in seiner Kirchengeschichte berichtet vom Ursprung des Arianismus bei den Gothen, zu lesen in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg auf Deutsch.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 15.11.2023
Quellen:
•
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler,
Stuttgart / Weimar 2000
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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