Ökumenisches Heiligenlexikon

Wulfila

auch: Ulfilas

1 Gedenktag evangelisch: 26. August

Name bedeutet: der kleine Wolf (althochdt.)

Glaubensbote, Bischof der Goten
* um 311
383 in Konstantinopel, heute Istanbul in der Türkei


Wulfila wurde durch seine Mutter, die von Kriegsgefangenen aus Kappadokien abstammte, schon als Kind christlich erzogen. Er wirkte zunächst als Lektor. 341 wurde er in Antiochia - dem heutigen Antakya in der Türkei - durch Eusebios von Nikomedia zum Missionsbischof für die Goten geweiht. Er war wie Eusebius ein der Mittelgruppe in der Nachfolge theologischer Positionen von Origenes, die Lehren des Arianismus vertrat, aber 325 auch die Beschlüsse des 1. Konzils von Nicäa unterschrieben hatte; die Goten waren denn für lange Zeit die bedeutendesten Vertreter dieser von der Kirche bekämpften Form des Glaubens. Wulfila wirkte zunächst sieben Jahre bei den Westgoten und musste dabei manche Verfolgung erdulden, dann 33 Jahre lang bei den christlichen Kleingoten auf dem Balkan, die ihn zum Richter und geistlichen Oberhaupt ernannten.

Wulfila entwickelte nun eine neue Schrift für die gotische Sprache, die anders als die üblichen Runen auch auf Pergament geschrieben werden konnte, und übersetzte - wohl um 369 - die Bibel ins Gotische. Diese Bibelübersetzung wurde bei den West- und Ostgoten wie bei den Vandalen benutzt und bildete eine wesentliche Grundlage für die Germanenmission. Abgesehen von ein paar Runeninschriften ist diese Wulfilabibel die älteste bewahrt gebliebene Schrift im Gotischen und in einer germanischen Sprache überhaupt. Wulfila übersetzte auch das Vaterunser in die gotische Sprache und legte mit seinem Atta unsar, thu in himinam den Grundstein für unser deutsches Vaterunser.

Wulfila versuchte 381 auf dem 1. Konzil von Konstantinopel vergeblich die Verurteilung des Arianismus zu verhindern, erreichte jedoch im zweiten Kanon die Formulierung: Die Kirchen Gottes unter den barbarischen Völkern aber sollen nach der Weise regiert werden, die schon unter den Vätern herrschte; dadurch wurde der Freiraum geschaffen, in dem der Arianismus sich als gotische und vandalische Stammeskirche halten konnte.

Catholic Encyclopedia

Nach Theodoret von Kyrrhos waren die Goten zunächst katholisch missionert worden und war Wulfila der eigentlich Verantwortliche dafür, dass sie sich aufgrund seiner Überredung aus politischen Gründen dem Arianismus zuwandten, wie er in seiner Kirchengeschichte berichtet vom Ursprung des Arianismus bei den Gothen, zu lesen in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg auf Deutsch.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 15.11.2023

Quellen:

• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.