Ökumenisches Heiligenlexikon

Konzil von Konstanz


Das Konzil der katholischen Kirche in der Kaiserstadt Konstanz fand von 1414 bis 1418 statt, es war von Gegenpapst Johannes XXIII. auf Initiative des römisch-deutschen Königs Sigismund, des als ranghöchsten katholischen Herrschers in Europa, einberufen worden. Konstanz war bereits im 3. Jahrhundert eine bedeutende Stadt. 570 wurde sie zum Bischofssitz, der - bis zu seiner Aufhebung 1821 - zu einem der mächtigsten Deutschlands gehörte. Das Konzil sollte die Frage der Nachfolge des Papstes zwischen Johannes, Papst Gregor XII. und Gegenpapst Benedikt XIII. klären und damit das Abendländische Schisma beilegen, außerdem sollte das Konzil Kirchenreformen bewirken und Häresien bekämpfen.

Als im Heiligen Geiste rechtmäßig versammelt, ein allgemeines Konzil bildend und die katholische Kirche repräsentierend, hat die Synode ihre Gewalt unmittelbar von Christus; ihr hat also jedermann, welchen Standes oder welcher Würde auch immer, selbst der päpstlichen, zu gehorchen in allem, was den Glauben, die Überwindung des Schismas und die Reform dieser Kirche an Haupt und Gliedern betrifft.

Das Konstanzer Konzil hat eine allgemeine Kirchenreform angedacht, in seinem Dekret Haec Sancta, Das Heil ist gegenwärtig, die Autorität der Konzile über die des Papstes gestellt und ihnen insbesondere die Befugnis verliehen, das Papsttum und die KurieAls römische Kurie (von lateinisch curare = „pflegen, sich kümmern”) werden seit dem 11. Jahrhundert die Leitungs- und Verwaltungsorgane der katholischen Weltkirche in Rom genannt. Die Kurie ist für die Gesamtkirche zuständig, nicht für die Regierung des Staates Vatikan. zu steuern. Die Einheit der gespaltenen Kirche sollte wiederhergestellt werden (causa unionis), die Reform der Kirche an Haupt und Gliedern vorangebracht (causa reformatoris) und die Frage abweichender Lehrmeinungen (causa fidei) beraten werden. Das Konzil war von allen bisherigen Synoden der Kirche am schwersten zusammenzubringen, im Ablauf eigenartig, merkwürdig und gefährlich und an Dauer am längsten - so der französische Kardinal und Konzilschronist Guillaume Fillastre.

kolorierte Federzeichnung: Krönung des neuen Papstes Martin V. durch zwei Bischöfe, um 1464. Aus: Ulrich Richental: Chronik des Konzils von Konstanz, im Rosgartenmuseum in Konstanz
kolorierte Federzeichnung: Krönung des neuen Papstes Martin V. durch zwei Bischöfe, um 1464. Aus: Ulrich Richental: Chronik des Konzils von Konstanz, im Rosgartenmuseum in Konstanz

Der aus Pisa angereiste Papst Johannes XXIII., der als einiger der drei Oberhirten nach Konstanz gekommen war, um auf dem Konzil seine beiden Konkurrenten absetzen zu lassen, musste erkennen, dass er bei den Konzilsteilnehmern nicht mehrheitsfähig war; deshalb floh er mit der Hoffnung, dadurch das ganze Konzil zu sprengen. Die Versammlung aber verabschiedete am 6. April 1415 mit dem Dekret Haec sancta, diese heilige [SynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet.], einen Beschluss, mit dem sie das Konzil zur obersten Autorität der Kirche noch über den Papst erhob. Dies stand im Widerspruch zum päpstlichen Absolutheitsanspruch stand, wie er im 11. Jahrhundert von Papst Gregor VII. im Dictatus papae, dem Diktat des Papstes, erhoben und von Bonifatius VIII. 125 Jahre später in der Bulle Unam Sanctam, eine heilige [Kirche] noch verschärft wurde. Bis heute ist umstritten, ob der Konzilsbeschluss eine aus der Not heraus geborene theologische Lehre für den einmaligen Gebrauch - so Walter Brandmüller, der inoffizielle Chefhistoriker des Vatikans - oder die Etablierung der Konzile als eine Art parlamentarische Kontrollinstanz des Papstes - so der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf - war.

Das Konstanzer Konzil führte schließlich zur Absetzung des kurz nach seiner Flucht gefangen genommenen Papstes Johannes XXIII. am 29. Mai 1415 und zum Rücktritt der rivalisierenden Päpste Gregor XII. am 4. Juli 1415 sowie Benedikt XIII. am 6. Juli 1417. Bach nur dreitägigem Konklave, wählte die Versammlung am 11. November 1417 Kardinal Ottone Colonna als Martin V. zum Papst und beendete damit das Schisma. Neu war, dass nicht nur das Kardinalskolleg, sondern auch die weltlichen Vertreter der fünf beteiligten Konzilsnationen an der Wahl teilnahmen. Das Abendländische Schisma war überwunden; König Sigismund war es es nach zähem Ringen gelungen, durch Beharrlichkeit und diplomatisches Geschick alle bedeutenden Mächte Europas an den Verhandlungstisch zu bringen und die verfeindeten Parteien am Ende auf einen Papst festzulegen. Mit dem Dekret Frequens, regelmäßig, vom Oktober 1417 wurde die regelmäßige Abhaltung von Konzilien alle zehn Jahre beschlossen. Die Päpste traten aber bald schon und immer energischer den konziliaren Ansprüchen entgegen, bis Papst Pius II. 1459 die Lehre von der konziliaren Suprematie offiziell für ketzerisch erklärte.

Das Konzil verurteilte die Lehren von Jan Hus und Hieronymus von Prag als Häresie, sie wurden als Ketzer verurteilt und verbrannt; auch die Lehren von John Wyclif wurden posthum verurteilt, seine Gebeine wurden verbrannt.

Dokumente des Konzils von Konstanz gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 21.10.2018

Quellen:

• http://www.spektrum.de/news/konzil-von-konstanz-verdammt-zum-erfolg/1323931

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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