Ökumenisches Heiligenlexikon

Ewald-Legenden


Die Legende aus der Kirchengeschichte Englands von Beda Venerabilis, 731 n. Chr.:

Zwei Priester aus dem Lande der Angeln kamen ins Land der alten Sachsen mit der Absicht, durch die Predigt Menschen für Christus zu gewinnen. Wie beide von derselben Frömmigkeit ergriffen waren, trugen sie auch denselben Namen, beide hießen Hewald. Nach der Haarfarbe wurde der eine der Schwarze, der andere der Weiße Hewald genannt.

Als sie in das Land kamen, suchten sie Schutz und Hilfe bei einem Dorfvorsteher und erbaten von ihm eine Zusammenkunft mit dem Gaufürsten, dem er untergeben war; denn, so erklärten sie, sie hätten diesem eine wichtige Botschaft zu überbringen.

Bei den alten Sachsen gibt es nämlich keinen König, sondern zahlreiche Gaufürsten. Im Kriegsfall entscheiden sie durch Los, wer von ihnen der Führer sein soll. Diesem, durch das Los Gewählten, folgen und gehorchen sie. …

Der Dorfvorsteher nahm sie gastfreundlich auf und bewirtete sie einige Tage. Er versprach ihnen, sie zu dem Fürsten zu führen. Inzwischen aber wurden sie von den Dorfbewohnern als Christen erkannt: an ihrem Hymnen- und Psalmengesang, an ihren Gebeten und an ihrer Messfeier, die sie mit heiligen Gefäßen und an einer mitgeführten, als Altar dienenden Tafel täglich begingen. Aus Furcht, die beiden könnten ihren Fürsten bekehren und dieser auch ihnen die neue Religion aufdrängen, ermordeten die heimischen Bauern kurzerhand die beiden Priester. Der Weiße Hewald wurde rasch mit dem Schwert getötet, der Schwarze erst nach langen Martern, indem man alle seine Glieder in Stücke zerriss. Die Leichname wurden in den Rhein geworfen. Als aber der Fürst, den die beiden Ewalde hatten besuche wollen, davon erfuhr, ließ er in seinem Zorn die Dorfbewohner töten und ihr Dorf in Brand stecken.

Die genannten Priester und Diener Christi erlitten den Märtyrertod am 3. Oktober. Das Märtyrertum entbehrte nicht der Wunderzeichen: Die Hewalde wurden nämlich in dem Fluss ungefähr 40.000 Schritt gegen den Strom bis in die Gegend, in der sich ihre Gefährten aufhielten, getrieben. Außerdem schien in jener Nacht ein Lichtstrahl vom Himmel auf die Leichname, die im Fluss trieben. Diesen Strahl sahen auch die Heiden, die die Hewalde getötet hatten.

Einer der Gefährten hatte in einer Nacht eine Vision. Er hieß Tilmon und war ein angesehener Mann von Adel, der die Welt kannte und aus dem Soldatenleben zum Klosterstande übergetreten war. Es wurde ihm angezeigt, dass er die Körper der Getöteten dort finden könne, wo er den Lichtstrahl auf die Erde strahlen sehe. Dies ging so in Erfüllung. Die Leichname wurden gefunden und mit Ehren, wie sie den Märtyrern gebührten, beigesetzt. Der Tag ihres Leidens oder ihrer Auffindung wird an jenen Orten mit Verehrung begangen.

Als endlich der ruhmreiche Frankenherzog Pippin Kunde davon erhielt, ließ er die Leichname holen und sie mit großer Ehre nach einer Kirche in Köln, einer Stadt am Rhein, überführen.

An der Stelle, wo die Hewalde getötet wurden, soll eine Quelle entstanden sein, die dort noch immer sprudelt.

Seit dem 19. Jahrhundert wird die Legende so erzählt:

Vor Alters kamen der Schwarze und der Weiße Ewald von England herüber, um unsere heidnischen Vorfahren zu bekehren. Auch in Aplerbeck wollten sie predigen. Aber kaum angelangt, wurden sie hier von den Mannsleuten des Bauernhofes, auf welchem sie Quartier genommen, meuchlings überfallen. Der Weiße ward sofort noch im Hause erschlagen. Der Schwarze nahm die Flucht, gelangte jedoch nur zum Haus hinaus auf den Hof, wo er von den nacheilenden Mördern ergriffen wurde. Es kamen jedoch die Weiber, die gerade mit dem Flachsbrechen beschäftigt waren, herzugelaufen und baten, dass man des Gottesmannes schonen möge.

Allein die rasenden Männer waren nicht zu erweichen; sie entrissen den Weibern vielmehr die Flachsbraken und schlugen mit demselben den Schwarzen Ewald jämmerlich zu Tode, worauf die Leichen der beiden Märtyrer über Potthoffs Gründen - wo seitdem kein Tau noch Regen fallen soll - in die Emscher geschleppt wurden. Bevor jedoch der Schwarze Ewald seinen Geist aufgegeben, hat er neben einem Segen über das weibliche Hofgeschlecht den Fluch ausgesprochen, dass jener Hof niemals auf einen männlichen Erben kommen solle. Und dieser Fluch hat sich erfüllt bis auf die letzte Generation; es ist niemals ein männlicher Spross jenes frevlerischen Geschlechts auf diesen Hof gekommen. Der Hof selbst aber hat zum ewigen Andenken an jene grausige Tat den Namen Mordmannshof erhalten.

Quelle: Hans Georg Kirchhoff, Siegfried Liesenberg (Hg.): 1100 Jahre Aplerbeck, 899 - 1999, Festschrift im Auftrag des Vereins für Heimatpflege, Essen 1998


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Autor: Beda Venerabilis - zuletzt aktualisiert am 09.09.2016
korrekt zitieren:
Beda Venerabilis: Artikel
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