Sechs Reliefs zeigen im Dom in Gurk Hemmas
Lebensgeschichte mit lateinischen Bildunterschriften, die wir übersetzt wiedergeben.
Die heilige Hemma, Gräfin von Pöllenstein, Enkelin des heiligen Kaisers
Heinrich und Frau des heiligen Grafen
Wilhelm von Zeltschach , nahm
Christus selbst als Nachkommen an und setzte ihn als Erben ein, weil
ihre Söhne ermordet worden waren. Oh berühmteste und ehrwürdigste Tugend dieser heiligen Frau; sie war bekannt dafür,
sich unter Tränen nach Hingabe zu sehnen. Sie war gewillt, das Wort Gottes zu empfangen und konnte mit überzeugenden Worten
um Gnade beim Allerhöchsten bitten.
Als der glückselige Wilhelm die Freuden über falsche Komplimente
verschmäht und die Höhe seines Schlosses verlassen hatte, wurde er demütig und unterwarf sich dem Gebot des
Herrn . Egal wohin er geht, solange er nur sein Haus oder seine Brüder oder
seine Frau verlässt, wird er hundertfach belohnt, und so verließ er alles und machte sich aus Liebe zum Herrn zu den
Stätten der Heiligen ohne Rückkehr auf. Niemand ist heilig, außer wenn die Liebe Gottes in ihm tätig ist.
Auch die heilige Hemma begann zu Ehren des allmächtigen Gottes und der heilige Jungfrau
Maria in einem bewaldeten Tal, das man Gurkhofen nannte, heute aber als
Gurk bezeichnet wird, eine Kirche zu bauen; was
sie einmal ihren Untertanen aufgetragen hatte, wollte sie bald und ohne jeglichen Protest zu Ende bringen. Was ihr jedoch
am Herzen lag, konnte sie nicht verheimlichen, da dies durch ihre Taten vollständig sichtbar wurde.
Daher bildete die heilige Hemma mit dem Einverständnis des ehrwürdigen Klostervorstehers des Herrn, Waldwin, Erzbischof
der Kirchen von Salzburg , eine Gruppe von 72
Frauen immer in religiöser Kleidung, in der sie sich selbst zum ersten Mal in der Anwesenheit des vorher erwähnten Pfarrers
Waldwin als Nonne bekannte. Sie hatte ihre Besitzungen und ererbten Güter verlassen und gab sie so aus, als ob sie wie eine
Taube fremde Jungen mit ihren eigenen füttert. Und so wie ein belaubter Baum mit Früchten, dessen Blätter nicht
herunterfallen und dessen Früchte nicht faul werden, genauso brachte sie andauernd Verdienste für ihre guten Werke hervor.
Denn sie war für alle, die zu ihr flüchteten, ein Ort der Zuflucht, des Schutzes und der Sicherheit, fest gebaut wie der
Felsen eines Schlosses.
Außerdem machte sie vielen Orten und Kirchen, die weit von ihr entfernt waren, viele wertvolle Geschenke, besonders
der Kirche von Salzburg , in der sie begraben
werden wollte. Weiters ließ sie der Kirche von Bamberg
und dem Kloster von Admont und auch den
geistlichen Brüdern von Seitz - dem heutigen Žiče
- reiche Einkünfte zukommen, die sie dauernd besitzen sollten. Und sie bestand auf tägliche Spenden von Almosen für ihre
Nachbarn und sie erledigte alles Gottgefällige ohne Aufsehen zu erregen. Der
Christus ehrwürdige Fürst Erzbischof Gotthard von Salzburg wandelte nach
einiger Zeit eine Zahl der Nonnen nach der Regel des heiligen Augustinus in
Kanoniker um.
Die heilige Hemma aber schloss alle ihre Arbeiten im Jahre 1045 n. Chr. am Festtag der Apostel
Petrus und Paulus ab und überließ ihren
Geist dem Herrn , der diesen geheiligt hatte. Ihr Körper jedoch wurde im
Gurktal im Gurker Dom beigesetzt. Dort wurde
sie auch bald darauf wegen ihrer vielen erwiesenen Wunder bekannt, die in ihrer Lebensgeschichte ganz klar und deutlich
aufgezeigt werden und auch heute noch in Glanz erstrahlen.
Übersetzung nach: Renate Glas & Wolfgang Granitzer: Hemma-Culinarium. Verlag Johannes Heyn,
Klagenfurt 2007
fotografiert am Dienstag, 2. Juni 2009
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