Das Kloster Greccio
Franziskus besuchte das Kloster bei Greccio sicherlich erstmals im Jahr 1217. 1223 feierte er hier in einem echten Stall in einer Felsgrotte mit Ochs und Esel und einer strohgefüllten Krippe die Geburt Christi, um der Bevölkerung die Geburtsgeschichte Jesu zu vermitteln. Schon bald nach Franziskus' Tod wurde eine Kirche angebaut und ihm geweiht. 1982 wurde am Kloster die neue große Kirche gebaut und im Andenken an Columba von Rieti geweiht.
Thomas
von Celano berichtet in seiner ersten Biografie über die Feier der
Christgeburt im
Kloster
bei Greccio:
In eingehender Betrachtung rief er (Franziskus) die Erinnerung an seine
(Jesu Christi) Worte wach und
in nachspürender Erwägung überdachte er seine Werke. Vor allem war es die Demut der
Menschwerdung Jesu und die durch sein Leiden bewiesene Liebe, die seine Gedanken
derart beschäftigten, dass er kaum an etwas anderes denken wollte. - Daher muss man
jener Feier gedenken und sie ehrfurchtsvoll erwähnen, die er im dritten Jahr vor
seinem glorreichen Hinscheiden (also 1223) bei einem Dorf namens Greccio am Tage
der Geburt unseres Herrn Jesus Christus abgehalten hat. In jener Gegend lebte ein
Mann mit Namen Johannes [gemeint ist Johannes
Velita von Greccio], von gutem Ruf, aber noch besserem Lebenswandel. Ihm war
der selige Franziskus in besonderer Liebe zugetan, weil er trotz des großen Ruhmes
und des Ansehens, das er daheim genoß, den Adel des Fleisches verachtete und nach
dem Adel der Seele trachtete. Diesen ließ nun der selige Franziskus, wie er oft zu
tun pflegte, zu sich rufen, etwa vierzehn Tage vor der Geburt des Herrn, und sprach
zu ihm:
Wenn du wünschtest, daß wir bei Greccio das bevorstehende Fest des Herrn
feiern, so gehe eilends hin und richte sorgfältig her, was ich dir sage. Ich möchte
nämlich das Gedächtnis an jenes Kind begehen, das in Bethlehem geboren wurde, und
ich möchte die bittere Not, die es schon als kleines Kind zu leiden hatte, wie es
in eine Krippe gelegt, an der Ochs und Esel standen, und wie es auf Heu gebettet
wurde, so greifbar als möglich mit leiblichen Augen schauen.
Als der gute und
treuergebene Mann das hörte, lief er eilends hin und rüstete an dem genannten Ort
alles zu, was der Heilige angeordnet hatte.
Es nahte aber der Tag der Freude, die Zeit des Jubels kam heran. Aus mehreren
Niederlassungen wurden die Brüder gerufen. Männer und Frauen jener Gegend bereiteten,
so gut sie konnten, freudigen Herzens Kerzen und Fackeln, um damit jene Nacht zu
erleuchten, die mit funkelndem Sterne alle Tage und Jahre erhellt hat. Endlich kam der
Heilige Gottes (Franziskus), fand alles vorbereitet, sah es und freute sich. Nun
wird eine Krippe zurechtgemacht, Heu herbeigebracht, Ochs und Esel herzugeführt.
Zu Ehren kommt da die Einfalt, die Armut wird erhöht, die Demut gepriesen, und
aus Greccio wird gleichsam ein neues Bethlehem. Hell wie der Tag wird die Nacht,
und Menschen und Tieren wird sie wonnesam. Die Leute eilen herbei und werden bei
dem neuen Geheimnis mit neuer Freude erfüllt. Der Wald erschallt von den Stimmen,
und die Felsen hallen wider von dem Jubel. Die Brüder singen und bringen dem Herrn
das schuldige Lob dar, und die ganze Nacht jauchzt auf in hellem Jubel. Der Heilige
Gottes steht an der Krippe, er seufzt voll tiefen Wehs, von heiliger Andacht
durchschauert und von wunderbarer Freude überströmt. Über der Krippe wird ein
Hochamt gefeiert, und ungeahnte Tröstung darf der Priester verspüren.
Da legt der Heilige Gottes die Levitengewänder an - denn er war Diakon -
und singt mit wohlklingender Stimme das heilige Evangelium. Und zwar lädt seine
Stimme, seine starke Stimme, seine sanfte Stimme, seine klare Stimme, seine
wohlklingende Stimme alle zum höchsten Preise ein. Dann predigt er dem
umstehenden Volk von der Geburt des armen Königs und bricht in lieblichen
Lobpreis über die kleine Stadt Bethlehem aus. Oft wenn er Christus
Jesus
nennen wollte, nannte er ihn, von übergroßer Liebe erglühend,
nur das Kind von Bethlehem
, und wenn er Bethlehem
aussprach,
klang es wie von einem blökenden Lämmlein. Mehr noch als vom Worte floss sein
Mund über von süßer Liebe. Wenn er das Kind von Bethlehem
oder Jesus
nannte, dann leckte er gleichsam mit der Zunge seine Lippen, indem er mit
seinem glückseligen Gaumen die Süßigkeit dieses Namens verkostete und schlürfte.
Es vervielfachten sich dort die Gaben des Allmächtigen, und ein frommer Mann
hatte ein wunderbares Gesicht. Er sah nämlich in der Krippe ein lebloses
Knäblein liegen; zu diesem sah er den Heiligen Gottes herzutreten und das
Kind wie aus tiefem Schlaf erwecken. Gar nicht unzutreffend ist dieses Gesicht;
denn der Jesusknabe war in vieler Herzen vergessen. Da wurde er in ihnen mit
seiner Gnade durch seinen heiligen Diener Franziskus wieder erweckt und zu
eifrigem Gedenken eingeprägt. Endlich beschließt man die nächtliche Feier
und ein jeder kehrt in seliger Freude nach Hause zurück.
Das Heu, das in der Krippe gelegen, bewahrte man auf, damit der
Herr, der sein heiliges Erbarmen gar mannigfach erzeigt, Pferde und
andere Tiere dadurch heile. Und so geschah es in der Tat, dass in der
umliegenden Gegend viele Tiere, die verschiedene Krankheiten hatten,
von diesen befreit wurden, wenn sie von dem Heu fraßen. Ja, auch Frauen,
die unter schweren und lange dauernden Geburtswehen zu leiden hatten,
ließen sich von dem Heu auflegen und konnten dann glücklich gebären.
Auch erlangten ebendort herbeiströmende Pilger beiderlei Geschlechtes
die ersehnte Heilung von verschiedenen Unglücksfällen.
Später wurde die Stelle, an der die Krippe gestanden, dem Herrn als
Tempel geweiht und zu Ehren des hochseligen Vaters Franziskus über der
Krippe ein Altar errichtet und eine Kirche gebaut, damit dort, wo einst
die Tiere das Heu fraßen, in Zukunft die Menschen zum Heile der Seele und
des Leibes das Fleisch unseres Herrn Jesus
Christus, des Lammes ohne Fehl und Makel, genießen könnten, der
in höchster und unaussprechlicher Liebe sich selbst für uns hingegeben
hat und der mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebt und herrscht
als ewig glorwürdiger Gott durch alle Ewigkeit. Amen. Alleluia,
Alleluia.
Aus: Thomas von Celano: Vita prima S. Francisci, XXX, 84 - 87
fotografiert am 29. August 2010
Papst Franziskus reiste 2019 zum Kloster bei Greccio und veröffentlichte dort sein Apostolisches Schreiben über die Bedeutung und den Wert der Weihnachtskrippe.
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