Ökumenisches Heiligenlexikon

Martha in Tarascon


Statue: Tarasque, das schröckliche Ungeheuer, das Mensch und Tier im Rhônetal heimsuchte, Pascal Demaumont, errichtet auf Initiative eines <q>Ritters der Tarsaque</q> im Jahr 2005, gegenüber der Kirche Ste-Marthe in Tarascon
Statue: Tarasque, das schröckliche Ungeheuer, das Mensch und Tier im Rhônetal heimsuchte, Pascal Demaumont, errichtet auf Initiative eines Ritters der Tarsaque im Jahr 2005, gegenüber der Kirche Ste-Marthe in Tarascon

1187 wurde beschrieben, dass in der Kirche in Tarascon seit viele Jahrhunderten die Gebeine der Martha von Bethanien verehrt werden. Schon König Chlodwig habe demnach um 500 das Grab in Tarascon besucht, ihr römischer Marmorsarkophag stammt aus dem 3. Jahrhundert. Der Überlieferung nach gehörte Martha zu der Bootsbesatzung, mit der sie, ihre Geschwister Maria - die hier mit Maria Magdalena gleichgesetzt wird - und Lazarus sowie Maximin, dem späteren Bischof von Aix-en-Provence, und Marias Dienerin Marcella von christenfeindlichen Juden in ein Schiff ohne Steuer und Segel gesetzt, dem Meer überantwortet und Wind und Wellen preisgegeben worden. Andere Überlieferung nennt auch Maria Salome und deren Dienerin Sara. Das Schiff erreichte wundersamer Weise die Küste der Provence, wo Martha dann als Glaubensbotin wirkte; zunächst ließ sie sich in Avignon nieder, bald schon aber baten die Bewohner des etwas südlicher ebenfalls an der Rhône gelegenen Tarascon sie, beim Kampf gegen den Drachen Tarasque - der schon in vorchristlicher Zeit in den Sagen belegt ist - zu helfen. Sie bezwang das Ungeheuer mit Weihwasser und Kreuzeszeichen, blieb dann in Tarscon und scherte eine Gemeinschaft von Jungfrauen um sich in einem Haus, an dessen Stelle heute die Kirche steht.

Die Kirche mit Krypta in trascon wurde 1187 neu errichtet, nach der Identifizierung der Martha-Reliquien, und durch den Erzbischof von Arles 1197 Martha geweiht und zog nun hunderttausende Pilger an. 1297 predigte Ludwig von Toulouse hier über die Heiligkeit der Martha. 1341 besuchte Birgitta von Schweden das Grab auf ihrer Wallfahrt zu Jakobus in Santiago de Compostela. 1470 stiftete König Ludwig XI. von Frankreich ein wertvolles Reliquiar.

Im 14./15. Jahrhundert wurde die Kirche renoviert und vergrößert, die Krypta wurde 1653 mit Marmor ausgeschmückt. In der Französischen Revolution wurde die Krypta 1789 geschändet und das Reliquiarium entwendet; erst nach Zusage einer großzügigen Spende 1860 konnte ein neues, vergoldetes Reliquiarium erstellt werden, in dem die Gebeine nun seit 1867 ruhen. Nach der Bombardierung der Kirche 1944 wurde sie bis 1960 stilgerecht wieder hergerichtet. 1979 fand man in der Krypta römische Mauerreste und einen alten Sarkophag.

Reliquiar (Kopie), in der Kirche Ste-Marthe in Tarascon
Reliquiar (Kopie), in der Kirche Ste-Marthe in Tarascon
Buchmalerei: Martha und Tarasque, Ende des 15. Jahrhunderts
Buchmalerei: Martha und Tarasque, Ende des 15. Jahrhunderts
Liegefigur, 1653 vom Erzbischof von Avignon gestiftet für die Krypta, Vorlage für das heutige Reliquiar
Liegefigur, 1653 vom Erzbischof von Avignon gestiftet für die Krypta der Kirche in Tarascon, Vorlage für das heutige Reliquiar
Holzschnitt: Martha und Tarasque, 17. Jahrhundert
Holzschnitt: Martha und Tarasque, 17. Jahrhundert

fotografiert am 5. Mai 2014

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 07.06.2018
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