Ökumenisches Heiligenlexikon

Rufinus: Von Piammon, dem Priester


Ich halte es für unanständig, die Bewohner jener Wüste, die am parthischen Meere gelegen ist und in der Nähe der Stadt Diolkos, mit Stillschweigen zu übergehen. In dieser Wüste finden wir einen Priester, der unserer Bewunderung würdig ist, mit Namen Piammon: einen Mann, ganz Demuth und Güte, und geschmückt mit der Gabe der Offenbarungen. Als dieser einmal dem Herrn das heilige Opfer entrichtete, sah er, wie ein Engel des Herrn neben dem Altare stand, und den Namen eines jeden Mönches, der zum Altare (Kommunion) hintrat, in ein Buch einschrieb, das er in den Händen hielt; jedoch die Namen einiger Mönche schrieb er nicht ein. Piammon gab genau Acht, welche diejenigen seien, deren Namen der Engel nicht aufschreibe, und nachdem er die heiligen Geheimnisse vollendet hatte, rief er Jeden derselben besonders zu sich, und fragte sie um die Sünden, die sie insgeheim begangen hätten. Er erkannte nun aus ihrer Beichte, daß Jeder derselben mit einer Todsünde belastet sei. Piammon ermahnte sie jezt, sie mögen Buße thun, warf sich zugleich mit ihnen vor dem Herrn nieder auf's Angesicht, und weinte Tag und Nacht, als wäre er selber belastet mit ihren Sünden. Und er verharrte mit ihnen so lange in Buße und Thränen, bis er wieder den nämlichen Engel dastehen und ihn die Namen der Hinzutretenden aufschreiben sah. Und nachdem der Engel die Namen Aller aufgeschrieben hatte, sah Piammon weiter, wie er auch jene Mönche bei Namen rief und zur Aussöhnung (Kommunion) an den Altar ſie einlud. Da er dieses mit Augen sah, erkannte er, daß die Buße dieser Mönche Gott angenehm gewesen sei, und so gab er sle Alle dem Altare (nämlich der Kommunion) mit großer Freude wieder zurück.

Von Piammon wird auch erzählt, er sei einst von den bösen Geistern so heftig geschlagen worden, daß er auf keine Weise stehen oder sich bewegen konnte. Als aber der Sonntag gekommen war, und er das heiligste Opfer derbringen sollte, da ließ er sich durch die Hände der Brüder zum Altare tragen. Als er daselbst im Gebete lag, sah er sogleich den Engel des Herrn, der am Altare zu stehen pflegte. Und der Engel reichte ihm die Hand und hob ihn auf von der Erde, und augenblicklich wich aller Schmerz von ihm, so zwar, daß Piammon gesünder wurde, als er zuvor gewesen war.

Quelle: Heribert Rosweid, deutsch bearbeitet von Michael Sintzel: Leben der Väter. Karl Kollmann, Augsburg 1847

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 13.11.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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