Ökumenisches Heiligenlexikon

Deutscher Orden


Der Deutsche Orden, auch Deutschritterorden, Deutschherrenorden oder Kreuzritterorden, lateinisch Ordo domus Sanctae Mariae Theutonicorum, ist ein 1190 während der Belagerung von Akko im Rahmen des 3. Kreuzzuges von Bremer und Lübecker Kaufleuten gegründeter Orden, der zunächst ein Feldspital zur Pflege kranker Pilger und verwundeter Kreuzfahrer errichtete. Die Brüder übernahmen dann in Jerusalem ein deutsches Haus mit einer Marienkapelle, das bereits 1127 bestand; daher die Benennung der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem. Papst Clemens III. gewährte am 6. Februar 1191 der neuen Bruderschaft seinen Schutz, der Tag wird heute als Gründungsfest gefeiert. 1199 wurde die Bruderschaft in einen geistlichen Ritterorden mit Sitz in Akko umgewandelt. Ordenszeichen war das schwarze Kreuz auf weißem Mantel.

Neben den Templern und den Johannitern war der Deutsche Orden der dritte der großen mittelalterlichen Ritterorden, die während der Kreuzzüge gegründet wurden. Das Zentrum der Aktivitäten des Ordens verlagerte sich bereits im frühen 13. Jahrhundert vom Heiligen Land ins Baltikum: 1226 bat Herzog Konrad I. von Masowien den Deutschen Orden unter seinem Hochmeister Hermann von Salza um Hilfe gegen die heidnischen Pruzzen (Preußen) und überließ ihm dafür das Kulmer Land um Kulm - dem heutigen Chełmno - in Ostpreußen.

Schon 1223 war das Grundgesetz für das Ordensgebiet, die Kulmer Handfeste erlassen worden, die fast unverändert bis 1794 in Westpreußen und 1857 in Danzig in Geltung war. Kaiser Friedrich II. ermächtigte den Orden 1226 zudem in der Goldbulle von Rimini, das heidnische Gebiet im Norden zu erobern, die Bewohner zu bekehren und selbst die Herrschaft in dem eroberten Gebiet auszuüben. Damit war die Grundlage für den Deutschordensstaat geschaffen.

Von 1211 bis 1225 war der Orden auch im Burzenland - im Südosten von Siebenbürgen - ansässig und errichtete dort mehrere Burgen, darunter in Feldioara die erste Marienburg; nach nur 14 Jahren wurde der Orden wieder vertrieben, weil er geplant hatte, in diesem Gebiet einen von Ungarn unabhängigen Ordensstaat aufzubauen.

Im Norden hatte der Orden bis 1280 die Pruzzen besiegt; daneben konnte er sich dank seiner Vereinigung mit dem Schwertbrüderorden 1237 in Livland festsetzen; 1308 erwarb er Pomerellen mit Gdańsk, 1346 Estland, 1398 Gotland, und mit dem Erwerb der Neumark 1402 hatte das Territorium des Ordens seine größte Ausdehnung erreicht. 1309 verlegte der Orden den Sitz seines Hochmeisters von Venedig, wo er seit 1291 im Kloster an der Kirche >Santissima Trinità 1 residierte, auf die Marienburg in Westpreußen - im heutigen Malbork in Polen.

Der Ordensstaat entwickelte sich zu einer bedeutenden Wirtschaftsmacht im Ostseeraum, und seine wichtigsten Städte - darunter Danzig, Thorn und Königsberg - gehörten der Hanse an. Als die Christianisierung des Baltikums abgeschlossen und die Missionsaufgabe des Deutschen Ordens erfüllt war, geriet der Orden zunehmend in Gegensatz zu Polen, das in Personalunion mit Litauen, wo der Deutsche Orden nie hatte Fuß fassen können, verbunden war. 1410 unterlag das Ordensheer bei Tannenberg - dem heutigen Stębark, Ortsteil von Grunwald südlich von Allenstein - einem polnisch-litauischen Heer. Der Orden musste im 1. Thorner Frieden von 1411 Gebietsverluste hinnehmen; Adel, Bischöfe und Fürsten hatten gleich nach der Schlacht dem polnischen König gehuldigt und so ihre Opposition gegen die Ordensherrschaft offenbart.

Nach einer langwierigen Auseinandersetzung mit den preußischen Ständen, die von Polen unterstützt wurden, musste der Orden im 2. Thorner Frieden von 1466 die Pomerellen mit Danzig, Elbing und Thorn, der Marienburg, das Kulmer Land und das Ermland an Polen abtreten und die Oberhoheit des polnischen Königs über das restliche ostpreußische Ordensland anerkennen; der Sitz des Hochmeisters wurde nach Königsberg verlegt, wohin Hochmeister Ludwig von Erlichshausen schon 1457 vor dem polnischen König Kazimierz IV. geflohen war.

1525 wandelte der letzte Hochmeister des Ordens, Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach, das preußische Ordensland in ein erbliches, säkularisiertes Herzogtum unter polnischer Lehenshoheit um, was von Kaiser, Papst und Deutschmeister jedoch nicht anerkannt wurde.

Im Heiligen Römischen Reich bestand der Orden weiter bis zu seiner Auflösung durch Napoleon 1809. In Österreich bekam er 1839 eine neue Rechtsgrundlage - das Amt des Hoch- und Deutschmeisters entstand durch Zusammenlegung der Ämter des Generaloberen und des Landesvorsitzenden - und konzentrierte sich in erster Linie auf Wohltätigkeitsarbeit. Mitte des 19. Jahrhunderts reformierte Peter Rigler den Orden, führte das gemeinschaftliche Leben wieder ein, gründete Schwesterniederlassungen in Tirol und in Schlesien sowie 1855 den Priesterkonvent in Lana in Südtirol, dann 1866 den in Schlesien und legte so den Grundstein zum Fortbestand des Deutschen Ordens. Die neuen Ordensstatuten wurden 1871 von Papst Pius IX. bestätigt.

1929 wurden die Hoch- und Deutschmeister in einen rein geistlichen Orden umgewandelt, von 1938 bis 1945 war der Orden verboten und existierte nur noch in Südtirol und Böhmen. 1945 wurde er in Österreich und der Bundesrepublik Deutschland wieder belebt.

An der Spitze des Deutschen Ordens stand der Hochmeister, der jeweils auf Lebenszeit gewählt wurde; ihm zur Seite standen fünf Großgebietiger: der Großkomtur als Statthalter des Hochmeisters, der Marschall mit Zuständigkeit für das Heerwesen, der Tressler in der Funktion des Schatzmeisters, der Trapier in Verantwortung für die Ausrüstung und der Spittler als Leiter des Hospitalwesens. Daneben gab es einige Provinzialobere: den Deutschmeister für die zwölf deutschen Ordensballeien, der seit 1494 Reichsfürst war, und seit 1525 - nach der Säkularisierung des Ordensstaates - das Hochmeisteramt verwaltete und daher später auch als Hoch- und Deutschmeister bezeichnet wurde; den Landmeister für Livland sowie Landkomture für die Ordensgebiete außerhalb Deutschlands. Der Orden setzte sich aus dem Mönchsgelübde verpflichteten Priester- und aus Ritterbrüdern zusammen sowie aus dienenden Halbbrüdern.

Die Zahl der Ordensmitglieder beträgt heute gut 1000 Personen, davon etwa 90 Brüder, 280 Schwestern und 680 Familiare.

Heilige und Selige der Brüder des Deutschen Ordens:

Albrecht von Preußen
Peter Rigler

Per Mail hat der Deutsche Orden zu dieser Seite Stellung genommen und seine Selbstdarstellung dagegen gestellt: Mail und Selbstdarstellung im Originalwortlaut.

Informationen zur Geschichte und zum Wirken heute bietet die schöne Homepage der deutschen Brüderprovinz des Deutschen Ordens.

Die Homepage des Deutschen Ordens in Österreich bietet Informationen zur Geschichte, zur Struktur und zu den Aktivitäten.

Gebäude des Kollegiums der Kirche Santa Maria della Salute an der Stelle von Kloster und Kirche Santissima Trinità
Gebäude des Kollegiums der Kirche Santa Maria della Salute an der Stelle von Kloster und Kirche Santissima Trinità

1 Kloster und Kirche Santissima Trinità wurden 1681 abgerissen, um an ihrer Stelle die Gebäude des Kollegiums der Kirche Santa Maria della Salute zu errichten; dort ist heute das venezianische Priesterseminar untergebracht.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 30.09.2024

Quellen:

• Georg Schoenpflug von Gambsenberg aus Ulm-Söflingen, E-Mail vom 30. Juni 2008
• http://www.deutscher-orden.de/spiri_fenster/all_spiri_maria.php

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.