Al-Wāḍiḥ Ibn Rağā'
nach der Taufe: Paulus
auch: Yūsuf (Joseph)
arabischer Name: بولس الواضح بن الرجاء
Gedenktag koptisch: ?
Name bedeutet: A: der Sanftmütige (arabisch)
P: der Kleine (lateinisch)
Al-Wāḍiḥ war der Sohn des Richters Ibn Rağā’ al-Šāhid; er lebte mit einer Konkubine, von der er einen Sohn hatte. Um 973 sah der junge Muslim, wie ein zum Christentum Bekehrter lebendig verbrannt werden sollte. Er versuchte diesen zu überzeugen, wieder zum Islam zurückzukehren, aber dieser sagte ihm voraus, dass auch er eines Tages Christ sein werde. Al-Wāḍiḥ verspottete ihn, schlug ihm mit einem Schuh auf den Mund und kehrte verwirrt über diese Worte nach Hause zurück. Sein Vater schlug ihm vor, sich auf eine Wallfahrt nach Mekka zu begeben. Während der Reise hatte er in drei aufeinanderfolgenden Nächten die Vision eines alten Mönches, die ihn noch mehr als die Worte des Märtyrers beeindruckte. Auf dem Rückweg trennte sich al-Wāḍiḥ von der Karawane und verirrte sich; als er von Angst ergriffen wurde sah er einen Ritter, der ihn einlud, auf sein Pferd zu steigen; das Pferd erhob sich zum Flug und brachte Al-Wāḍiḥ in die Kirche des (Philopater) Mercurius nach Kairo. Am Morgen wurde er dort gefunden und ihm wurde klar, dass sein Retter niemand anderer als Mercurius selbst war. Ob dieses Wunders bat er, in der christlichen Religion unterwiesen zu werden; später wurde er auf den Namen Paulus (nach anderen Quellen Johannes) getauft.
Al-Wāḍiḥ versteckte sich noch eine Zeit lang in der Kirche, bis er von einem Bekannten entdeckt und von seinen
Angehörigen gefangen genommen wurde; trotz deren Einreden und selbst Misshandlungen blieb er aber standhaft, wurde
deshalb verjagt und ging in die Sketische Wüste,
wo er Mönch wurde. Bald darauf ging er wieder nach
Kairo, um seinen Glauben dort offen zu bekennen
und das Martyrium zu erringen. Sein Vater nahm ihn gefangen und warf ihn in einen dunklen und schmutzigen Raum. Nach
sieben Tagen erschien ihm eine erneute Vision des alten Mönches, den er schon auf seiner Reise nach
Mekka gesehen hatte; dies war
Makarius der Große
, der ihn stärkte. Denn nun
verfügte Al-Wāḍiḥs Vater, dass seiner ehemaligen Konkubine vor seinen Augen Gewalt angetan und sein Sohn ertränkt wurde.
Dann zeigte der Vater ihn bei Kalif al-Ḥākim bi-Amr Allāh von Ägypten an. Dieser ordnete nach einer Auseinandersetzung
zwischen Vater und Sohn an, Al-Wāḍiḥ freizulassen, worauf er sich in der Michael
geweihten Kirche niederließ und Freundschaft schloss mit Severus Ibn al-Muqaffa‛, dem Bischof von
Al Ashmunain. Anschließend kehrte er in die
Sketische Wüste zurück und wurde im Kloster von
Abu Makar zum Priester geweiht; dass
die Diener des Patriarchen Philotheus von ihm Geld für diese Priesterweihe verlangten, kritisierte er scharf. Als
al-Wāḍiḥs Vater von der Priesterweihe erfuhr, schickte er Beduinen, um ihn zu töten, deshalb floh er in das Dorf
Ṣundufā bei Alexandria. Dort starb er nach zwei
Jahren, kurz bevor er von den Muslimen des Ortes erkannt wurde.
Der Diakon Tīdar Ibn Mīnā begrub Al-Wāḍiḥ in der Kirche von Theodor
Stratelates dem Großen
; dabei versteckte er das Grab um zu vermeiden, dass Muslime den Leichnam verbrennen.
Al-Wāḍiḥ verfasste drei Werke: Al-Ibānah fī tanāqud al-Ḥadīt
, Nachweis des Wiederspruchs von al-Ḥadīt
-
auch als Hatk al-Maḥğūb
, Entdeckung des Verborgenen
bezeichnet -, Nawādir al-Mufassirīn
, Anekdoten
der Korankommentatoren
und Al-Wāḍiḥ bi-al-Ḥaqq
Was wirklich offensichtlich ist
; sie setzen sich polemisch
mit dem Islam auseinander, verteidigen das Christentum und sind in wenigen Handschriften erhalten. Außerdem schreib er
seine Autobiographie, die vielleicht bei der Redaktion seiner Lebensgeschichte verwendet wurde, die aber verloren ist.
Hauptquelle über das Leben von al-Wāḍiḥ ist die Geschichte der Patriarchen. Die Abhandlung über ihn ist eingefügt in die Geschichte des Philotheus, der 979 bis 1003 Patriarch von Alexandria war; sie wurde verfasst von Michael, dem Bischof von Tennis / Tinnīs - den heutigen Ruinen bei Port Said - und beruht auf Aufzeichnungen des Diakons Tīdar Ibn Mīnā (Theodor, Sohn des Menas).
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 25.08.2023
Quellen:
• Bibliotheca sanctorum orientalium. A - Gio: Vol. I, Roma, Città Nuova, 1998. Dank an C.S., Brief vom 20. April 2013
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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