Ökumenisches Heiligenlexikon

Alanus von Lille

auch: Alanis, auch: ab Insulis
auch: de Montepessulano / von Montpellier
Beiname: Doctor universalis
französischer Name: Alain

1 Gedenktag katholisch: 30. Januar

Name bedeutet: der Alane - die Alanen waren ein indogermanisches Nomadenvolk (keltisch - latein.)

Mönch
* um 1120 in Lille in Frankreich
1202 im Kloster Cîteaux nahe Saint-Nicolas-lès-Cîteaux bei Beaune in Frankreich


Alanus trat als Laienbruder dem Zisterzienserorden bei. Er studierte in Paris, Chartres, Tours und Orléans und war in allen Zweigen der Wissenschaft umfassend gebildet, daher sein Beiname. Er lehrte dann in Paris und später an der Universität in Montpellier, wo er zeitweise außerhalb seines im gut 12 km entfernten Pignan liegenden Klosters de Vignogoul lebte.

Kirche des Klosters de Vignogoul nahe Pignan
Kirche des Klosters de Vignogoul nahe Pignan

1179 begleitete Alanus seinen Abt zum 3. Konzil im Lateran nach Rom; als er erkannte, dass dort Ketzer sich gegen die katholischen Theologen durchsetzen könnten, brachte er durch seine Rede die Irrlehrer zum Schweigen. Immer wieder schlug er alle angetragenen Ämter und Würden aus. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er im Kloster Cîteaux beim heutigen Saint-Nicolas-lès-Cîteaux nahe Beaune.

Alanus Hauptwerk Anticlaudian, gegen Claudius, ist ein Überblick über das gesamte damals bekannte Wissen in allegorischer Darstellung; der Titel spielt auf das Schmähgedicht In Rufinum des spätantiken Dichters Claudius Claudianus aus Alexandria an. Während Claudianus alle menschlichen Laster schilderte, die den Präfekten der Prätorianergarde Rufinus schufen, beschreibt Alanus alle Tugenden, die den göttlichen Menschen als Bewohner der Erde schufen. Die Parabolae, Parabeln, sind eine Sprichwörtersammlung in Versen. Mehrere Werke verfasste er über die katholische Lehre, dazu ein in Montpellier entstandenes Werk gegen die Ketzer, einen Beichtspiegel und eine Anleitung für Predigten sowie ein alphabetisch geordnetes Bibellexikon für die allegorische Auslegung der Bibel. Erhalten sind auch das Buch Regulae de sacra theologia, Regeln für die heilige Theologie, das ein nach mathematisch-axiomatischen Methoden aufgebautes deduktives System der Theologie darstellt, und mehrere seiner Predigten.

Die gelegentlich zu lesende Angabe, Alanus sei 116 Jahre alt geworden, ist falsch. Das ehemalige Kloster de Vignogoul nahe Pignan beherbergt heute eine Jugendhilfeeinrichtung und kann nicht besucht werden. Rudolf Steiner sah in Alanus einen frühen Wegbereiter der Anthroposophie; 1973 wurde in Alfter bei Bonn die anthroposophische Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft gegründet.

In der Französischen Revolution wurde das Kloster Cîteaux 1790 aufgehoben, die Mönche wurden vertrieben, die Gebäude verkauft. 1898 konnten Trappisten das Kloster wieder beleben, 1999 wurde die seit 1998 gebaute neue Kirche geweiht.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die neue Kirche und Teile des Klosters Cîteaux können im Rahmen einer Führung besichtigt werden, dafür ist eine Reservierung ist erforderlich: E-Mail: visites@citeaux-abbaye.com; die Gebühr beträgt 10,50 €. (2024)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 23.07.2024

Quellen:
• Vollständiges Heiligen-Lexikon …, 1. Band: A-D. Herausgegeben von Johann Evangelist Stadler und Franz Joseph Heim, B. Schmid'sche Verlagsbuchhandlung, Augsburg, 1858
• https://de.wikipedia.org/wiki/Alanus_ab_Insulis - abgerufen am 20.07.2023
• https://en.wikipedia.org/wiki/Alain_de_Lille - abgerufen am 20.07.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.