Alois Stepinac
kroatischer Name: Alojzije
Gedenktag katholisch: 10. Februar
Name bedeutet: der ganz Weise (latein. Form von Alwis, althochdt.)
Alois Viktor Stepinac, Sohn wohlhabender Bauern, wurde schon als Kind von seiner Mutter die tiefe Liebe zu Maria vermittelt. Er besuchte die höhere Schule im erzbischöflichen Internat in Zagreb und das erzbischöfliche Seminar, wo er 1916 mit dem Abitur abschloss. Im 1. Weltkrieg wurde er zum Militärdienst in der österreichischen Armee eingezogen, verwundet und bis 1919 in italienischer Gefangenschaft gehalten. Er begann dann ein Studium der Landwirtschaft und verlobte sich, aber die Braut löste das Eheversprechen. Er entschied sich, Priester zu werden, studierte an der Päpstliche Universität Gregoriana in Rom und schloss mit der Promotion in Philosophie und Theologie ab. 1930 wurde er zum Priester geweiht.
Nach Kroatien zurückgekehrt, wurde er Zeremoniar und Notar des Erzbischofs in
Zagreb. Als der 1934 krank wurde, schlug er
Alois Stepinac als Koadjutor vor; 1937 wurde er Nachfolger des verstorbenen Erzbischofs und wählte als Wappenspruch den
Vers aus Psalm 70: in te, Domine, speravi
, auf dich, Gott, setze ich mein Vertrauen
. Die Situation in seiner
Diözese war schwierig: das kroatische Volk und die katholische Kirche mussten im Vielvölkerstaat Jugoslawien um die
Anerkennung ihrer Rechte kämpfen, es gab einen großen Priestermangel, an vielen Schulen war der Religionsunterricht verboten.
Persönlich war er außerordentlich anspruchslos und kümmerte sich um die sozialen Nöte der kleinen Leute
.
1941 marschierten deutsche Truppen in Jugoslawien ein, kroatische Nationalisten proklamierten ein unabhängiges Kroatien.
Die kroatische Ustascha-Regierung hatte schon vorher das Konzentrationslager
Jasenovac eröffnet, in dem dann viele orthodoxe
Serben, außerdem Juden, Sinti und Roma sowie die kroatische Opposition ermordet wurden - man geht heute von rund 80.000
Opfern aus, es war das drittgrößte KZ im 2. Weltkrieg. Das Wissen darum und die Rolle des
Vatikan und von Erzbischof Stepinac ist bis heute umstritten; nach offizieller
Darstellung rettete Stepinac verfolgte Juden, protestierte gegen die Ustascha-KZs und nahm verfolgte Serben in Schutz.
Während des Krieges organisierte er demnach Aktionen zur Unterstützung von Not Leidenden und Verfolgten, ließ Nahrung
verteilen, versteckte Verfolgte und setzte sich besonders für verwaiste Kinder ein. Zweifellos aber leitete ihn der
Antikommunismus in allem, was er tat und sagte. Nichts war ihm wichtiger als der Sieg über die Gottlosigkeit
,
deshalb rechtfertigte er das faschistische Ustascha-Regime und seine Abhängigkeit von Hitlers Deutschland; die Machtübernahme
der Ustascha bezeichnete er als Sieg der ewigen Wahrheit
über die Macht der Finsternis, in einer Grußbotschaft an
den Führer
schreib er: Es ist leicht, hier Gottes Hand am Werk zu sehen.
. Konsequent wandte er sich auch gegen
jede ökumenische Aufweichung
im Verhältnis zur Orthodoxie:
Serbisch-Orthodoxe galten ihm nur als Häretiker.
Nach Ende des 2. Weltkrieges übernahmen die kommunistischen Partisanen von Josip Tito die Macht. Als die Partisanen sich
Zagreb näherten, wurde Stepinac gewarnt, sie
würden ihn zu den Kriegsverbrechern zählen und womöglich hinrichten, aber er beschloss zu bleiben und erklärte, dass das
kroatische Volk jedes Regime ablehne, das seine katholische Tradition nicht ehre. Heute sind wir Zeugen, wie die
Kommunisten, einem Heuschreckenschwarm gleich, unser Heimatland angreifen. Sie sind es, die uns unseren Gott aus unseren
Herzen herausreißen möchten.
Im Mai 1945 wurde Stepinac gefangen genommen, aufgrund des Widerstands in der Bevölkerung aber schon bald wieder
frei gelassen. Im September 1946 wurde er wieder verhaftet und im Oktober zu 16 Jahren Haft und Zwangsarbeit verurteilt
wegen seiner Zusammenarbeit mit dem faschistischen Ustascha-Regime in Kroatien. Tatsächlicher Grund war wohl seine
Weigerung, eine von Rom unahängige
Nationalkirche gemäß dem Wunsch der Kommunisten zu bilden. Papst Pius XII. bezeichnete die Gerichtsverhandlung als
tristissimo processo
, traurigsten Prozess
; das internationale Echo war groß, aus westlichen Ländern
kamen Proteste von Staatsmännern und kirchlichen Würdenträgern. Das Angebot eines hohen Funktionärs, ein Gnadengesuch
zu stellen, das man ihm gewähren werde, und das Land zu verlassen, lehnte Stepinac mit Billigung des
Heiligen Stuhls ab. Auf die letzte Seite seines Kalenders von 1946 schrieb er:
Alles für den größeren Ruhm Gottes, auch meine Gefangenschaft.
Im Juli 1951 gab die jugoslawische Regierung dem internationalen Druck nach und entließ Stepinac in sein Heimatdorf Brezarić, wo er unter strengster Bewachung im Pfarrhaus lebte und von jedem Kontakt mit der Außenwelt abgeschnitten war. Im Januar 1953 verlieh Papst Pius XII. Alojzije Stepinac die Kardinalswürde, worauf Jugoslawien zeitweise die diplomatischen Beziehungen mit dem Vatikan abbrach. Stepinac begab sich allerdings nicht nach Rom, weil er vermutete, dass ihm die Regierung die Rückkehr verweigern werde, sondern blieb in seinem Hausarrest. Im selben Jahr erkrankte er an einer der Leukämie ähnlichen unheilbaren Blutkrankheit - bis heute verstummt bei kroatischen katholischen Kirchenführern nicht die Vermutung einer schleichenden Vergiftung durch die Regierung.
Das Grab von Alois Stepinac befindet sich heute in der Kathedrale in Zagreb und ist Pilgerstätte für viele Kroaten.
Kanonisation:
Am 3. Oktober 1998 wurde Alois Stepinac in Kroatien von Papst
Johannes Paul II. als Märtyrer des Glaubens seliggesprochen.
Diese Seligsprechung war und ist heftig umstritten. Kritiker sehen in Stepinac keinen Mann des Ausgleichs, der
Friedensarbeit und der Versöhnung und damit die Gefahr weiterer gesellschaftlicher Zerissenheit zwischen Kroaten und Serben,
Katholiken und Orthodoxen, befördert; zudem gilt dies als Hindernis, die Faschismusgeschichte Kroatiens und vor allem ihre
katholischen Anteile zu studieren und aufzuarbeiten. Kritiker sehen den Zeitpunkt der Seligsprechung auch als Einmischung
des Vatikans zugunsten einer gegen Serbien gerichteten und dem Kosovo zur Abspaltung
verhelfenden Politik.
Nachdem 2014 die Heiligsprechungskommission des Vatikans einstimmig dafür plädierte, Alois Stepinac zu kanonisieren,
zeigte sich der orthodoxe Patriarch von
Belgrad, Irenej, sehr überrascht
;
Serbiens Innenminister Nebojsa Stefanovic fand es skandalös, darüber überhaupt nachzudenken
. Der Vatikan beschloss
nun, vor einer eventuellen Heiligsprechung erst einmal Stepinac' Rolle im Zweiten Weltkrieg untersuchen zu lassen:
kroatische und serbische Historiker treffen sich dazu erstmals im November 2015 zu einem internationalen Symposium.
Um die Konflikte zwischen der Serbisch-orthodoxen und der Römisch-katholischen Kirche aus dem Weg zu räumen, hat Papst
Franziskus im Juli 2016 eine Kommission in den Vatikan eingeladen, die die Geschichte
um den zwischen den Kirchen umstrittenen Kardinal aufarbeiten sollte. Diese erklärte im Juli 2017, dass das Studium
des Lebens von Kardinal Stepinac gelehrt hat, dass in der Geschichte alle Kirchen verschiedene grausame Verfolgungen
erlitten haben und ihre Märtyrer und Bekenner des Glaubens haben. Diesbezüglich sind sich die Kommissionsmitglieder
über eine eventuelle künftige Zusammenarbeit mit Blick auf ein gemeinsames Werk einig, um das Gedächtnis der Märtyrer
und der Bekennen der beiden Kirchen zu teilen.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Web 3.0 - Leserkommentare:
Am Tag des seligen Kardinal Stepinac habe ich einen Blick auf die
entsprechende Seite Ihres von mir sehr geschätzten Heiligenlexikons geworfen. Ich muss
Ihnen leider mitteilen, dass Teile des Absatzes Kanonisation
nicht den Tatsachen
entsprechen.
Bischof Stepinac WAR sehr wohl EIN Mann des Ausgleichs, der Friedensarbeit und
Versöhnung
. Er war beim nazistischen Regime von Anfang an Persona non Grata
,
weil er sich sowohl öffentlich für verfolgte Juden und Serben einsetzte, als auch diese
und andere geheim durch seinen direkten oder indirekten Einsatz rettete. Dafür wurde er
auch für den Titel Gerechter unter den Völkern
vorgeschlagen.
Seine Kollaboration, zusammen mit anderen genauso glaubwürdigen
Behauptungen
wie diese, er hätte auf seinem Schreibtisch immer ein Glas voll Augen von serbischen
Mädchen stehen gehabt, sind eine Erfindung der Titoisten. Das letztere wurde tatsächlich
bei seinem schauerlichen Schauprozess behauptet.
Die westlichen Medien und manche antikirchliche Historiker schwiegen aus
politischen Gründen über Titos Gräueltaten und seine Gulags, übermittelten blindlings
die Tanjug-Meldungen aus Belgrad und übernahmen kritiklos solche gezielt antikirchlichen
Anschuldigungen der atheistischen Diktatur.
Die Geschichte weiß heute, dass er nur aus einem Grund bestraft wurde: Stepinac
weigerte sich die katholische Kirche in Kroatien von Rom abzuspalten.
Lesen Sie bitte den objektiven (sic!) Bericht bei Kirche in Not
:
Leuchtendste Gestalt der Kirche Kroatiens
Vor 50 Jahren starb der selige Kardinal Aloisius Stepinac in jugoslawischer Haft
Erzbischof Aloisius Stepinac war 1946 in Zagreb
in einem skandalösen Schauprozess als Kriegsverbrecher und Kollaborateur verurteilt
worden. Am 10. Februar 1960 starb er mit den Worten seines Wahlspruchs auf den Lippen:
In Te, Domine, speravi. – Auf Dich, o Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt.
Seit 1997 steht hinter dem Hauptaltar der Kathedrale in Zagreb ein neuer
silbergetriebener Sarkophag mit den Überresten des Kardinals. Hier wurde er am 12.
Februar 1960 unter Teilnahme von 18 Bischöfen, 500 Priestern und mehr als 100.000
Gläubigen beigesetzt.
Besucht man heute die Kathedrale in Zagreb, so findet man sein Grab umgeben von
einem Meer aus Kränzen und Blumen. Die Bischofskirche des Seligen ist mit seinem Grab
ein neuer Wallfahrtsort der Kroaten geworden.
Wenige Personen der kirchlichen Zeitgeschichte standen so im Kreuzfeuer verschiedener
Meinungen wie er, auch im Westen.
Die Wahrheit, dass Kardinal Stepinac ein Märtyrer und ein Kämpfer für Recht
nd Gerechtigkeit war, wurde im kommunistischen Jugoslawien bis 1990 unterdrückt,
wenigstens von staatlicher Seite. Die Gläubigen dagegen verehrten ihn immer als Heiligen,
und seine Nachfolger auf dem erzbischöflichen Stuhl traten auch in kommunistischer Zeit
immer wieder dafür ein, dem Kardinal die geschuldete Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Erst seitdem Kroatien nach den Wahlen von 1990 und der Unabhängigkeitserklärung
von 1991 ein freies Land wurde, erfuhren die Kroaten die ganze Wahrheit über diesen Märtyrer.
Am 8. Mai 1898 in Krašić
unweit von Zagreb geboren, das damals zu Österreich-Ungarn gehörte, besuchte der junge
Aloisius Stepinac die Volksschule seines Heimatortes, später das Erzbischöfliche Orphanotrophium
in Zagreb. Er machte 1916 das Abitur und wurde nach
zu einem Offizierskurs für die Armee eingezogen.
Als Kadett musste er 1917 an die italienische Front am Isonzo. 1918 geriet er in
Gefangenschaft, von wo aus er sich zur Südslawischen Legion
meldete und an die
Front nach Saloniki
kam. Er diente bis Juni 1919 in Makedonien,
ehe er entlassen wurde.
Als Student der Landwirtschaft verlobte er sich mit Maria Horvat, doch 1924 entschloss
er sich, Priester zu werden. Im römischen Germanicum
und an der Gregoriana
absolvierte er dann sein Studium. Am 26. Oktober 1930
wurde er in Rom zum Priester geweiht. Sein Wunsch, als Seelsorger bei und mit den
Gläubigen zu arbeiten, erfüllte sich nicht, denn sein Erzbischof Anton Bauer von Zagreb
machte ihn 1931 zum erzbischöflichen Zeremoniar.
Schon 1934 wurde der junge Priester Stepinac von Papst Pius XI. zum Titularbischof
und Koadjutor des Erzbischofs von Zagreb
mit dem Recht der Nachfolge ernannt. Als Erzbischof
Bauer 1937 starb, stand Stepinac an der Spitze der großen Erzdiözese und der Kirchenprovinz Zagreb.
Seine Sorge galt der Seelsorge in den Städten, der katholischen Aktion und der Caritas.
Er förderte die katholische Presse und die Orden.
1941 geriet er mit seinen Gläubigen in den Wirbel der Kriegsereignisse, als im
April jenes Jahres Jugoslawien innerhalb weniger Tage von der politischen Landkarte
verschwand und die Kroaten einen eigenen Staat ausriefen.
Entgegen allen kommunistischen Verleumdungen, die leider auch im Westen allzu
gerne übernommen wurden und immer noch werden, war Erzbischof Stepinac dem neuen Regime
seit 1941 eine persona non grata gewesen.
Er beschränkte seinen Umgang mit den neuen Machthabern auf das Allernotwendigste
und wurde immer wieder mit Ermahnungen und Protestschreiben vorstellig, die sich in der
Hauptsache gegen die Verfolgung der serbischen Minderheit und der Juden richteten
.
Ernest Bauer hat in seinem Buch über Stepinac dessen karitative Tätigkeit während
des Krieges besonders gewürdigt: In all seinem Wirken in den furchtbaren Kriegsjahren
sah Stepinac, im Sinne des Evangeliums, nur den leidenden Menschen. All sein Bemühen
ging dahin, diesen leidenden und verfolgten Menschen zu helfen.
Er tat dies, indem er sich für geflohene Juden aus Deutschland einsetzte, indem
er von den Ustascha verfolgte Orthodoxe unter seinen Schutz nahm und indem er 300 von
Nazis aus der slowenischen Diözese Maribor
vertriebene slowenische Priester in seiner Erzdiözese unterbrachte. Die Zeugnisse darüber
sind zahlreich und stammen von Juden und Orthodoxen.
Bereits im Mai 1945, unmittelbar nach Kriegsende, wurde der Erzbischof vom neuen
kommunistischen Regime zum ersten Mal verhaftet, am 3. Juni jedoch wieder entlassen
und am folgenden Tag zu Tito zitiert. Es folgten unruhige Monate. Am 22. September 1945
wandten sich alle Bischöfe Jugoslawiens in einem gemeinsamen Brief an den Staatschef
und wiesen darauf hin, dass in Jugoslawien 243 katholische Priester ermordet und 169
weitere in Gefängnisse gebracht wurden.
Die Kommunisten antworteten mit Schmierereien an den Kirchenwänden: Nieder mit
den Pfaffen! Nieder mit dem Banditen Stepinac!
Die Zeitungen hetzten, und es wurden
Unterschriften für seine Verhaftung gesammelt. Diese erfolgte fast ein Jahr später,
am Morgen des 18. September 1946. Die Anklageschrift wurde am 23. September veröffentlicht,
das Gerichtsverfahren eine Woche später eröffnet.
Es war ein Schauprozess übelsten Stils, von sowjetischen Beratern durchdacht und
gelenkt, deren Handschrift auch die Anklageformulierung trägt. Der Erzbischof wurde
als aktiver Volksfeind hingestellt, worauf Stepinac nur die eine Frage stellte: Können
Sie einen einzigen Beweis anführen?
Der Staatsanwalt schwieg.
Am vierten Verhandlungstag, am 3. Oktober äußerte sich der Erzbischof zur Anklage
und sagte: Auf alle Anklagen, die vor diesem Gerichtshof gegen mich erhoben wurden,
antworte ich: Mein Gewissen ist rein in jeder Hinsicht, wenn auch die hier Anwesenden
es lächerlich finden.
Ich werde nicht versuchen, mich selbst zu rechtfertigen, ich werde auch keine
Berufung gegen das Urteil einlegen. Ich bin bereit, für meine Überzeugung nicht nur
Spott, Hass und Demütigungen zu ertragen, sondern ich bin auch – eben weil mein Gewissen
rein ist – jeden Augenblick bereit, den Tod zu erleiden.
Von den 35 Zeugen der Verteidigung wurden nur sieben zugelassen. Auch der spätere
Nachfolger von Stepinac auf dem erzbischöflichen Stuhl von Zagreb, Kardinal Franjo Seper
sowie der orthodoxe Bischof von Slawonien und einige orthodoxe Priester und Juden
hatten sich als Entlastungszeugen gemeldet, wurden aber nicht zugelassen.
Obwohl keine Schuld vorlag, wurde Stepinac am 11. Oktober 1946 als Kollaborateur
und Kriegsverbrecher zu Freiheitsentzug und Zwangsarbeit für die Dauer von 16 Jahren
verurteilt.
Am 19. Oktober 1946 brachte man ihn ins Gefängnis von Lepoglava.
Im Dezember 1951 wurde er zur Verbannung in seinen Heimatort nach Krasic gebracht und
dort unter Hausarrest gestellt. Ein Jahr später ernannte ihn Papst Pius XII. zum Kardinal.
Aber Stepinac blieb ein Kardinal ohne Purpur, da er nicht nach Rom reisen durfte,
ohne seine Rückkehr nach Kroatien zu gefährden. Acht Jahre lebte Stepinac in der Arrest.
Sein Gesundheitszustand war schlecht. Alle Angebote und Versuche der kommunistischen
Regierung in Belgrad,
er möge das Land für immer verlassen, lehnte er ab. Noch 1959 ließ ihm die Geheimpolizei
keine Ruhe und verhörte ihn.
Er starb am 10. Februar 1960. Erst am 18. September 1962 wäre seine Haft abgelaufen.
Untersuchungen an seinen Gebeinen im Laufe des Seligsprechungsprozesse zeigten, das
er langsam, aber systematisch vergiftet wurde.
Im September 1994 kniete Papst Johannes
Paul II. erstmals an seinem Grab und rief die Kroaten auf, ihm, der leuchtendsten
Gestalt der Kirche Kroatiens
, zu folgen. Im Oktober 1998 kam er erneut nach Kroatien,
um Stepinac seligzusprechen.
Danke, mit freundlichen Grüßen !
In Christus,
Jerko Malinar, 11. Februar 2011
Leuchtende Gestalt oder dunkler Fleck der Kirche Kroatiens ?
Sehr geehrte Herr Malinar!
Sie haben an dem im Ökumenischen Heiligenlexikon publizierten
Bericht über die Kanonisation des kroatischen Kardinals Alojzije Stepinac Kritik geübt und dabei übersehen,
dass es sich im gegenständlichen Fall um eine in objektiver Weise verfasste Darstellung eines allgemein
bekannten Faktums handelt.
Wie die Person des einstigen Erzbischofs von
Zagreb umstritten ist, ist es auch
seine Beatifikation, die man durchaus auch als Provokation verstehen kann.
Leider scheinen Sie auch über die historischen Gegebenheiten nicht ausreichend informiert zu sein, da
Sie Behauptungen ausgestellt haben, die jeder Grundlage entbehren.
Zur Beurteilung der leuchtenden Gestalt der Kirche Kroatiens
(vgl. Hirtenbrief
des Erzbischofs Josip Bozanic vom 1. März 1998) sind die ab 1930 herrschenden Umstände und das Verhalten
des Seligen heranzuziehen.
Alojzije Stepinac wurde nach seinem Studium in
Rom am 26. Oktober 1930 zum
Priester geweiht und kehrte bald danach nach Kroatien zurück. Obwohl er selber angeblich sich viel lieber
der direkten Seelsorge gewidmet hätte, ernannte ihn Erzbischof Antun Bauer sofort zum Zeremoniar und
Mitarbeiter des Erzbischöflichen Ordinariats. Über Stepinacs Tätigkeit in den Jahren 1931 bis 1934 gehen
die Meinungen auseinander. Die offizielle bzw. römisch-katholische Version ist, dass er die kroatische
Caritas aufgebaut habe. Seine Gegner behaupten, er sei mit der Organisation der so genannten
Kreuzritterbewegung (Križari
) beschäftigt gewesen, einem Bund, der aus fanatisierten Studenten
und Spießbürgern bestand, und sich 1941 im Auftrag Stepinacs der Ustascha anschloss.
Kroatien war zu dieser Zeit ein Teil des Königreiches Jugoslawien. Alexander I. Karađorđević,
der zunächst Prinzregent und danach König der Serben, Kroaten und Slowenen war, hatte 1929 die Verfassung
aufgehoben und die Königsdiktatur proklamiert.
Diese Maßnahme führte zur Gründung eines Geheimbundes, dessen Führer (Poglavnik
) der am
14. Juli 1889 in der Herzegowina geborene, 1915 zum Dr. jur. promovierte Ante Pavelić, ein ehemaliger
Rechtsanwalt aus Zagreb, war.
Am 7. Januar 1929, einen Tag nach der Proklamation der Königsdiktatur, hatten Pavelić, der ehemalige
österreichische Offizier Slavko Kvaternik und andere die Ustaša
gegründet, jenen nationalrevolutionären
Kampfverband, dessen 1932 neu formuliertes Statut als Hauptaufgabe den bewaffneten Aufstand
zur
Befreiung Kroatiens vom fremden Joch
festlegte und der sich zu einer faschistischen Bewegung entwickelte.
Kaum hatte Pavelić seine Aufstandspartei gegründet, brachte er sich in Sicherheit. Er verschwand
zunächst nach Wien, dann nach
Bulgarien und schließlich nach Italien, wo ihm die faschistische Regierung Unterschlupf gewährte und ihn
auch förderte.
Während ihn ein serbisches Gericht zum Tod verurteilt hatte, stellte Mussolini der Familie Pavelić in
Bologna ein Haus zur Verfügung,
das jahrelang als Ustascha-Hauptquartier diente.
Im Vatikan residierte Achille Ambrogio Damiano Ratti als Papst Pius XI., und ohne dessen Hilfe die faschistischen Diktaturen Mussolinis, Hitlers und Francos nicht möglich gewesen und die Völker nicht in den Zweiten Weltkrieg geführt worden wären. In Deutschland waren die Nationalsozialisten an der Macht und in Österreich gab es den so genannten Austrofaschismus.
Nachdem mehrere Kandidaten für das Amt des Koadjutors des Bischofs von
Zagreb aus politischen Gründen
abgelehnt worden waren, betraute Papst Pius XI. Alojzije Stepinac am 29. Mai 1934 mit dieser Aufgabe, verbunden
mit dem Nachfolgerecht. Durch diesen Akt war Stepinac der jüngste Bischof der Welt, und das, nachdem er
noch nicht einmal vier Jahre Priester gewesen war.
Der Papst muss mit ihm Großes vorgehabt haben. Heute sind sich die Historiker darüber einig, was der
Auftrag war, den Stepinac für den Vatikan ausführen sollte: Es war die Bekehrung der Serben, d. h. die
mehr oder minder gewaltsame Katholisierung des ganzen Balkans.
Wie die Missionierung Russlands, ist und war die Katholisierung des Balkans ein altes Ziel des
Vatikan. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts suchte man es
immer energischer zu erreichen; zuerst mit dem Beistand des Hauses Habsburg, dann auch mit Unterstützung
des wilhelminischen Deutschland, zuletzt mit Hilfe Mussolinis und Hitlers.
Der Kampf entbrannte im Königreich Jugoslawien, unter dessen 12 Millionen Bürgern 5,5 Millionen
Orthodoxe waren, 4,7 Millionen Katholiken und 1,3 Millionen
Muslime.
Stepinać betrieb dieses Vorhaben in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg auf zwei Ebenen.
Auf der Ebene der Volksfrömmigkeit störte ihn namentlich der Kultus des
Sabas von Serbien, des Gründers der serbischen
autokephalen Kirche und Nation. Habe doch – so Stepinac – Sankt Sava das verdorbene byzantinische
Christentum verbreitet
. Diesem Kultus wollte er Nikolaus
Tavelicn entgegensetzten, einen kaum bekannten Franziskanern
dalmatinischer Herkunft,
der im 14. Jahrhundert erfolglos bei Bogomilen und Muslimen
missioniert hatte, wobei ihn letztere umbrachten. Stepinac bemühte sich, ihn zum Apostel Kroatiens
zu machen.
Pavelić verfügte damals über einige Sendungen von Radio
Bari, gab die in kroatischer
Sprache erscheinende Zeitung Ustaša
heraus, stellte Kontakte zu national-kroatischen Propagandazentren
in Wien,
Berlin, den USA und Argentinien
her und machte von Zeit zu Zeit die Welt auf seine hehre Ziele durch Attentate aufmerksam.
Neben aufsehenerregenden Anschlägen auf Journalisten war sein prominentestes Opfer König Alexander I.
Als der Monarch am 9. Oktober 1934 bei den verbündeten Franzosen in
Marseille landete, wurde er, zusammen
mit dem französischen Außenminister Louis Berthou, noch im Hafenviertel von einem – sogleich durch die Menge
gelynchten – Anhänger des Pavelić ermordet.
In Abwesenheit traf diesen erneut die Todesstrafe; die italienischen Faschisten aber wiesen Pevelić in
Siena eine neue Wohnung mit einer
monatlichen Staatspension von 5.000 Lire zu.
In der Politik des Königreiches Jugoslawien waren diese Jahre durch den Kampf um das
Konkordat geprägt, denn Stepinac war neben seiner öffentlich zur Schau gestellten Frömmigkeit auch ein
gewandter Mann der Politik. Es war ihm gelungen, die Regierung dazu zu bewegen, am 27. Mai 1937 ein Konkordat
mit dem Vatikan zu unterzeichen, das der katholischen Kirche in
Jugoslawien die Rechte einer Staatsreligion gebracht hätte. Dagegen regte sich der Widerstand der
orthodoxen Volksgruppe und das Konkordat musste im gleichen
Jahr für ungültig erklärt werden. Die Wut und der Zorn Stepinacs waren grenzenlos, und sein Hass auf die
Serben wuchs ins Unermessliche.
Inzwischen starb am 7. Dezember 1937 der Erzbischof Antun Bauer, und Stepinac übernahm als
Erzbischof-Ordinarius die direkte Verwaltung des Erzbistums
Zagreb.
Ein Zeitzeuge charakterisierte den jungen Erzbischof so: Stepinac war relativ
schweigsam, unbeugsam, unkommunikativ und ausgesprochen feminin, ein fanatischer und disziplinierter
Diener der Papstkirche und mit der steten Pose der Scheinheiligkeit.
Er war aber auch ein Hass erfüllter Politiker, der einen fast mittelalterlichen, totalitären
römischen Katholizismus verfocht und als unversöhnliche Feinde seiner Weltanschauung Freimaurer,
Judentum und Kommunismus ansah, außerdem das Schisma
, wie er in der Regel das
orthodoxe Bekenntnis nannte. Er hatte alle Kennzeichen
des faschistischen Syndroms. Sein Ziel war das serben- bzw. schismafreie
Großkroatien.
Im Herbst 1940 begann Hitler den Druck auf Jugoslawien zu erhöhen, um es zu zwingen,
seinem Dreimächtepakt beizutreten.
Der Prinzregent Paul, ein Cousin des ermordeten Königs Alexander I., gab schließlich nach und ließ
den Pakt am 25. März 1941 in Wien
unterzeichnen.
Darüber war die Empörung in Belgrad
derart groß, dass es zu einem Militärputsch kam, durch den der Prinzregent abgesetzt wurde und die Generäle
die Macht ergriffen. Hitler raste vor Wut. Sofort verlangte er Hilfe von Italien, Ungarn und Bulgarien,
um Jugoslawien zu vernichten.
Am 6. April 1941 griffen die Achsenmächte Jugoslawien mit einer Million Soldaten an, und es war in der
Hauptsache ein Krieg gegen die Serben. Noch am gleichen Tag, als Belgrad unter pausenlosem deutschen Bombenterror
zu brennen begann und die 12. Armee unter Generalfeldmarschall Wilhelm List von Bulgarien nach Südserbien
vorstieß, rief Pavilić über einen Geheimsender die kroatischen Truppen auf, die Waffen gegen die Serben zu richten.
Am Abend des 10. April. des Gründonnerstags,
als die Deutschen Zagreb besetzten,
erfolgte, noch in Pavelićs Abwesenheit, die Proklamation des Unabhängigen Kroatiens
.
Der ehemalige k.u.k.-Oberst Slavko Kvaternik gab als Vertreter von Poglavnik folgende Proklamation heraus:
Gottes Vorsehung und der Wille unseres großen Verbündeten, sowie der jahrhundertelange Kampf des
kroatischen Volkes und die große Opferbereitschaft unseres Führers Ante Pavelić und der Ustascha-Bewegung
in der Heimat und im Ausland haben es gefügt, dass heute, vor der Auferstehung
des Gottessohnes, auch unser unabhängiger Staat Kroatien aufersteht.
Poglavnik nahm am 10. April noch die Parade seiner rund 300 Mann zählenden Garde in
Pistoia ab, wurde am Abend nach
Rom zu Mussolini beordert, versicherte
Hitler am 11. April telegraphisch Dankbarkeit und Ergebenheit
, überschritt in der Nacht zum 13. April
bei Rijeka die jugoslawische Grenze,
traf in der Nacht zum 15. in Zagreb ein und ernannte am 17. April sein erstes Kabinett.
Am 18. April 1941 kapitulierte die jugoslawische Armee bedingungslos. Serbien wurde der deutschen
Militärbesatzung unterstellt und fast zwei Fünftel des Königreiches Jugoslawien kamen zum Unabhängigen
Staat Kroatien
, der sich aus den kroatisch-slowenischen Kernländern einschließlich Syrmiens - der Gegend
um Sremska Mitrovica - zusammensetzte,
aus ganz Bosnien (bis zur Drina) sowie der Herzegowina mit einem Teil des
dalmatinischen Küstenlandes,
insgesamt 102.000 km².
Kaum war Pavelić aus seinem italienischen Exil eingetroffen, machte ihm der Erzbischof
von Zagreb, Alojzije Stepinac, seine
Aufwartung und gab zu Ehren der mit dem Poglavnik zurückgekehrten Ustascha-Männer in seinem Bischofspalast
ein Essen. Im offiziellen Tagebuch des Kirchenfürsten heißt es über die Unterredung mit dem in Frankreich
in Abwesenheit wegen Mordes verurteilten Ante Pavelić: Der Erzbischof erteilte ihm für seine Arbeit den
Segen. Als dann der Erzbischof geendet hatte, antwortete der Poglavnik, er wünsche der katholischen Kirche
in allem zu helfen. Er sagte auch, er werde die Sekte der == Altkatholiken, die nichts anderes als eine
Gesellschaft für die Ehescheidung sei, ausrotten. Außerdem fügte er hinzu, er werde gegen die
serbisch-orthodoxe Kirche nicht tolerant sein, weil sie für
ihn nicht eine Kirche darstelle, sondern eine politische Organisation.
Von Anfang bis zum Ende des Regimes bestand engste Zusammenarbeit zwischen ihm und der Kirche. Es ist
bezeichnend, dass bereits am 11. April 1941 die Ustascha-Behörden über Radio Zagreb bekannt gaben, der
nichtstädtischen Bevölkerung werden die Priester der Pfarrämter die Direktiven erteilen, auch über das
Verhalten zur Besatzungsmacht.
In seinem Hirtenbrief vom 28. April 1941 hielt Stepinac fest: Wer könnte uns einen
Vorwurf daraus machen, dass wir als geistliche Hirten auch die Freude und Begeisterung des Volkes unterstützen,
wenn wir uns in tiefer Dankbarkeit an die göttliche Majestät wenden. Obwohl die aktuellen Ereignisse, die
von so großer Wichtigkeit, sehr verwickelt sind, obwohl die Faktoren, die ihren Lauf beeinflussen, sehr
verschieden sind, ist es jedoch leicht, die Hand Gottes in diesem Werk zu erkennen. Ab domino factum est
istud et est mirabile in oculis nostris (Gott hat dies getan, und unsere Augen sind voller Bewunderung,
Psalm 117, 23). Darum werdet ihr unserem Aufruf Folge leisten und dadurch die Erhaltung und Entfaltung
des unabhängigen Staates Kroatien unterstützen. Wir kennen die Menschen, die heute das Schicksal des
kroatischen Volkes in ihren Händen halten, und wir sind fest davon überzeugt, dass die Kirche in dem
wiederhergestellten kroatischen Staat die unfehlbaren Grundsätze der Wahrheit und der ewigen Gerechtigkeit
in voller Freiheit wird verkünden können.
Diese unfehlbaren Grundsätze der Wahrheit und der ewigen Gerechtigkeit
verkündete
nun die katholische Kirche so sehr in voller Freiheit
, dass der ehemalige jugoslawische Minister
Veceslav Vilder am 16. Februar 1942 im Londoner
Rundfunk sagte: „Und jetzt geschehen in der Umgebung von Stepinac die schrecklichsten Verbrechen. Das
Blut der Brüder wird in Strömen vergossen. Die Orthodoxen
werden gezwungen, zum katholischen Glauben überzutreten, und die Stimme des Erzbischofs Stepinac erhebt
sich nicht, um Widerstand zu predigen. Aber wir lesen, dass er an Paraden der Faschisten und Nazis
teilnimmt. Und was noch schlimmer ist: Franjo Emil Dietegander Graf von Salis-Seewis, der Weihischof von
Zagreb, hat in seiner
Neujahrsansprache Pavelić direkt gelobt, und der Erzbischof
Ivan Šarić von Sarajevo hat am
24. Dezember 1941 eine lange Ode auf Pavelić gedichtet.
Im neuen kroatischen Staat waren nur rund die Hälfte der sechs Millionen Einwohner
katholische Kroaten. Mehr als zwei Millionen waren Pravoslaven, d. h.
orthodoxe Serben bzw. Bosniaken, über eine halbe Million
waren Muslime, und der Rest verteilte sich auf andere Minderheiten, darunter 40.000 Juden. Schon am 30.
April wurden drei Gesetze erlassen, die die rechtliche Grundlage der folgenden völkischen Ausrottungspolitik
bildeten: Über die Staatsbürgerschaft
, Über die Rassenzugehörigkeit
und Über den Schutz
des arischen Blutes und die Ehre des kroatischen Volkes
.
Als der von Papst Pius XII. im Mai gesegnete Ante Pavelić am 26. Juni 1941 den katholischen
Episkopat in Audienz empfing und Erzbischof Stepinac von ganzem Herzen Ehrerbietung
bezeugte, auch
ergebene und treue Mitarbeit für die strahlende Zukunft unseres Vaterlandes
versprach, hatte das
katholisch Kroatien innerhalb von sechs Wochen drei orthodoxe
Bischöfe, mehr als 100 orthodoxe Priester und Mönche samt 180.000 Serben und Juden ermordet.
Die grausige Bilanz des kleroEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat.
Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien.faschistischen
Terrors bis 1945 ergibt 700.000 ermordete serbische Einwohner von 2 Millionen, etwa 400.000 zur Flucht
gezwungene und rund 300.000 zwangsgetaufte, denn nach den Mördern – oder auch mit ihnen – kamen die Missionare.
Nebenbei wurden über 500 orthodoxe Kirchen ausgeplündert, zerstört, niedergebrannt oder in Pferdeställe
umgewandelt.
Da bereits seit 25. April 1941 die kyrillische Schrift verboten war, vernichtete man auch sämtliche
Friedhöfe mit kyrillischen Grabinschriften. Alle serbischen Klöster wurden enteignet und ihr Vermögen beschlagnahmt.
Vom ausgleichenden und versöhnlichen Wirken Stepinacs sowie von seiner Friedensarbeit
war und ist nichts zu bemerken. Das Gegenteil war der Fall. Wie sehr der Erzbischof mit den Pavelić-Faschisten
zusammenarbeitete und wie eng in Kroatien Kirche und Ustascha miteinander verbunden waren, geht aus der
Tatsache hervor, dass Papst Pius XII. Stepinac am 20. Januar 1942 zum Militärvikar des kroatischen Heeres
,
das praktisch mit der Ustascha identisch war, ernannte.
Auf die Greueltaten der Ustaschen und die Leiden der Opfer kann und will ich – mit einer
Ausnahme - nicht näher eingehen, da sie den Rahmen dieses Beitrags sprengen würden.
Als der italienische Schriftsteller Curzio Malaparte den Poglavnik
Ante Pavelić interviewte,
bemerkte er einen Weidenkorb auf dem Schreibtisch. Pavelić hob den Deckel und sagte mit einem müden,
freundlichen Lächeln: Ein Geschenk meiner treuen Ustaschen. Vierzig Pfund menschliche Augen.
Das Glas mit den Augen serbischer Mädchen, das sich auf dem Schreibtische des Erzbischofs von
Zagreb befunden haben soll, ist
möglicherweise also keine Erfindung der Anhänger Titos, sondern Ihre.
Am 23. Februar 1942 empfing der Vorsitzende der kroatischen Bischofskonferenz, umgeben
von seine Würdenträgern, den Poglavnik
am Portal der Markuskirche in
Zagreb und feierte mit
tönenden Phrasen die Gründung des Sobor, des Ustascha-Parlaments, dem er selbst angehörte, wie auch zehn
seiner Geistlichen. Das ist schon ein sehr eigenartiger Umgang der Ustascha mit einer Persona non grata
– einer unerwünschten Person!
Im Mai 1943 legte der nunmehr Selige der Kurie ein Memorandum vor, wobei er die Verdienste der Ustascha um die Konversionen der Orthodoxen hervorhob und dem kroatischen KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien., vor allem den Franziskanern, dankte. Er beschwor den Papst, sich den Kroaten zuzuwenden. Auch schrieb Stepinac dem Papst, dass nicht nur die bis dahin erreichten 240.000 Konvertiten – die man mit Gewalt und Schrecken in den Schoß der Kirche getrieben hatte – verloren gehen könnten, sondern die ganze katholische Bevölkerung dieses Gebietes mit allen Kirchen und Klöstern.
1944 wurde die leuchtende Gestalt der Kirche Kroatiens
, die - wie manche Katholiken
noch immer glauben - angeblich zur unerwünschten Person erklärt worden war, von Ante Pavelić mit dem
Großkreuz mit Stern
dekoriert. Und am 7. Juli dieses Jahres forderte er: Alle müssen sich daran
machen, den Staat zu verteidigen, um ihn mit noch größerer Kraft aufzubauen
.
Und noch am 24. März 1945 veröffentlichte der Primas ein Manifest zugunsten Großkroatiens und bot
sein Palais zahlreichen, von der Polizei gejagten politischen Mördern als Zufluchtsstätte an.
Im Mai 1945 musste der Erzbischof seine Friedensarbeit
beenden, er wurde am 17. dieses
Monats von den neuen Machthabern verhaftet, doch nach Intervention des Papstes am 3. Juli 1945 wieder frei gelassen.
Katholische Organisationen und Schulen wurden nun liquidiert, die meisten Klöster aufgelöst und zur
Spaltung des KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat.
Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien.
kollaborierende Priester gefördert.
Der Erzbischof konnte jedoch weiterhin seine Hirtenbriefe verbreiten und das tun, was er gegen die
Ustaschen nie getan hat: gegen Menschenrechtsverletzungen protestieren.
Am 18. September 1946 wurde Alojzije Stepanic erneut inhaftiert und vor ein Gericht gestellt, dessen
Verhandlungen am 30. September begannen. Der Prozess diente leider nicht der Aufarbeitung der dubiosen Rolle
der katholischen Kirche in Kroatien, sondern der Ausschaltung der kirchlichen Opposition nach stalinistischem
Muster.
Stepinac wurde am 11. Oktober 1946 vom Obersten Volksgericht wegen Zusammenarbeit und Hehlerei mit den
Ustaschen und zwar nicht nur vor und während, sondern auch nach dem Krieg, sowie wegen der Zwangskatholisierung
der Serben zu 16 Jahren Gefängnis sowie Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf weitere fünf Jahre verurteilt.
Die Mitschuld der katholischen Kirche an den Verbrechen der Ustaschen wurde nicht behandelt und blieb daher
im Wesentlichen ungeklärt.
Der Erzbischof wurde allerdings schon am 5. Dezember 1951 begnadigt und am 12. Jänner 1953 durch Papst
Pius XII. provokativ zum Kardinal erhoben.
Der vom Papst für hervorragende Verdienste
geehrte Stepinac ging nun nicht, wie Tito gehofft hatte,
nach Rom, sondern spielte daheim den
Märtyrer.
In den folgenden Jahren erkrankte der Kardinal schwer, aber in seiner Starrköpfigkeit lehnte
er es ab, sich von ausländischen Spezialisten behandeln zu lassen.
In einem Brief vom 4. Dezember 1959 beteuerte er dem Gericht nicht nur, er habe niemals irgendein
Vergehen gegen den Staat als solchen begangen, weder gegen den jetzigen, noch dem vorhergehenden
(letzteres
glaubt man ihm gern), und er prangerte seine Verurteilung als Justizmord an einem unschuldigen Menschen
an.
Obwohl, wie er wieder selbst bekannte, einheimische und ausländische Ärzte das Möglichste
taten,
mir das Leben zu verlängern
, sah er sich doch als halbtoten Mann
; ein Invalide, der auf einen
Stock gestützt die Füße vors Haus schleppt
. Außerdem sei er, schrieb er, seit fünf Jahren prostataleidend
.
Nicht reden will ich ferner von der tödlichen Erkrankung, die mich vor zwei Jahren befiel, als die Journalisten
mich schon unmittelbar als am Sterben ausgaben; an die vielen anderen Affektionen, an denen ich leide, wie z. B.
Bronchialkatarrh, will ich gar nicht denken.
Kurz: Ich bin ein Mann mit beiden Füßen schon im Grab, und
mir fehlt nur wenig, ganz dahinzusinken.
Danach verschlechterte sich sein Zustand rapid und er verstarb am 10. Februar 1960.
Am 5. Oktober 1998 wurde der Märtyrer
und Marienverehrer,
der noch nach dem Krieg vom Westen den Einsatz seiner Atommacht
erwartete, um
Moskau und
Belgrad
westliche Zivilisation zu bringen, bevor es zu spät ist
, vom Marienverehrer
Johannes Paul II. seliggesprochen.
Aus den vorstehenden, relativ knappen Ausführungen ist m. E. zu erkennen, dass die Kanonisation des Alojzije Stepinac mit Recht umstritten ist und voraussichtlich auch bleiben wird.
Prof. Helmut Bouzek
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 27.06.2019
Quellen:
• Jerko Malinar, www.cross-press.net,
E-Mail vom 10. Februar 2006
• http://www.phil.uni-sb.de/projekte/imprimatur/1998/imp980708.html
• Dr. Claudia Stahl aus Berlin, E-Mail vom 18. Juni 2009
• Dr. Erika Kosse: Leserbrief. In: Junge Kirche 12/1998
• Joschi Speidel, E-Mail vom 29. Februar 2012
• http://www.fr-online.de/panorama/papst-franziskus-der-papst-soll-schlichten,1472782,30867798.html
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.