Ökumenisches Heiligenlexikon

Alois Stepinac

kroatischer Name: Alojzije

1 Gedenktag katholisch: 10. Februar

Name bedeutet: der ganz Weise (latein. Form von Alwis, althochdt.)

Erzbischof von Zagreb, Kardinal, Märtyrer
* 8. Mai 1898 in Brezarić, Ortsteil von Krašić bei Karlovac in Kroatien
10. Februar 1960 daselbst


Alois Viktor Stepinac, Sohn wohlhabender Bauern, wurde schon als Kind von seiner Mutter die tiefe Liebe zu Maria vermittelt. Er besuchte die höhere Schule im erzbischöflichen Internat in Zagreb und das erzbischöfliche Seminar, wo er 1916 mit dem Abitur abschloss. Im 1. Weltkrieg wurde er zum Militärdienst in der österreichischen Armee eingezogen, verwundet und bis 1919 in italienischer Gefangenschaft gehalten. Er begann dann ein Studium der Landwirtschaft und verlobte sich, aber die Braut löste das Eheversprechen. Er entschied sich, Priester zu werden, studierte an der Päpstliche Universität Gregoriana in Rom und schloss mit der Promotion in Philosophie und Theologie ab. 1930 wurde er zum Priester geweiht.

Nach Kroatien zurückgekehrt, wurde er Zeremoniar und Notar des Erzbischofs in Zagreb. Als der 1934 krank wurde, schlug er Alois Stepinac als Koadjutor vor; 1937 wurde er Nachfolger des verstorbenen Erzbischofs und wählte als Wappenspruch den Vers aus Psalm 70: in te, Domine, speravi, auf dich, Gott, setze ich mein Vertrauen. Die Situation in seiner Diözese war schwierig: das kroatische Volk und die katholische Kirche mussten im Vielvölkerstaat Jugoslawien um die Anerkennung ihrer Rechte kämpfen, es gab einen großen Priestermangel, an vielen Schulen war der Religionsunterricht verboten. Persönlich war er außerordentlich anspruchslos und kümmerte sich um die sozialen Nöte der kleinen Leute.

Erzbischof Stepinac, geschmückt mit den Ustascha-Insignien, vor dem faschistischen Staatspräsidenten Ante Pavelic
Erzbischof Stepinac, geschmückt mit den Ustascha-Insignien, vor dem faschistischen Staatspräsidenten Ante Pavelic

1941 marschierten deutsche Truppen in Jugoslawien ein, kroatische Nationalisten proklamierten ein unabhängiges Kroatien. Die kroatische Ustascha-Regierung hatte schon vorher das Konzentrationslager Jasenovac eröffnet, in dem dann viele orthodoxe Serben, außerdem Juden, Sinti und Roma sowie die kroatische Opposition ermordet wurden - man geht heute von rund 80.000 Opfern aus, es war das drittgrößte KZ im 2. Weltkrieg. Das Wissen darum und die Rolle des Vatikan und von Erzbischof Stepinac ist bis heute umstritten; nach offizieller Darstellung rettete Stepinac verfolgte Juden, protestierte gegen die Ustascha-KZs und nahm verfolgte Serben in Schutz. Während des Krieges organisierte er demnach Aktionen zur Unterstützung von Not Leidenden und Verfolgten, ließ Nahrung verteilen, versteckte Verfolgte und setzte sich besonders für verwaiste Kinder ein. Zweifellos aber leitete ihn der Antikommunismus in allem, was er tat und sagte. Nichts war ihm wichtiger als der Sieg über die Gottlosigkeit, deshalb rechtfertigte er das faschistische Ustascha-Regime und seine Abhängigkeit von Hitlers Deutschland; die Machtübernahme der Ustascha bezeichnete er als Sieg der ewigen Wahrheit über die Macht der Finsternis, in einer Grußbotschaft an den Führer schreib er: Es ist leicht, hier Gottes Hand am Werk zu sehen.. Konsequent wandte er sich auch gegen jede ökumenische Aufweichung im Verhältnis zur Orthodoxie: Serbisch-Orthodoxe galten ihm nur als Häretiker.

Nach Ende des 2. Weltkrieges übernahmen die kommunistischen Partisanen von Josip Tito die Macht. Als die Partisanen sich Zagreb näherten, wurde Stepinac gewarnt, sie würden ihn zu den Kriegsverbrechern zählen und womöglich hinrichten, aber er beschloss zu bleiben und erklärte, dass das kroatische Volk jedes Regime ablehne, das seine katholische Tradition nicht ehre. Heute sind wir Zeugen, wie die Kommunisten, einem Heuschreckenschwarm gleich, unser Heimatland angreifen. Sie sind es, die uns unseren Gott aus unseren Herzen herausreißen möchten.

Im Mai 1945 wurde Stepinac gefangen genommen, aufgrund des Widerstands in der Bevölkerung aber schon bald wieder frei gelassen. Im September 1946 wurde er wieder verhaftet und im Oktober zu 16 Jahren Haft und Zwangsarbeit verurteilt wegen seiner Zusammenarbeit mit dem faschistischen Ustascha-Regime in Kroatien. Tatsächlicher Grund war wohl seine Weigerung, eine von Rom unahängige Nationalkirche gemäß dem Wunsch der Kommunisten zu bilden. Papst Pius XII. bezeichnete die Gerichtsverhandlung als tristissimo processo, traurigsten Prozess; das internationale Echo war groß, aus westlichen Ländern kamen Proteste von Staatsmännern und kirchlichen Würdenträgern. Das Angebot eines hohen Funktionärs, ein Gnadengesuch zu stellen, das man ihm gewähren werde, und das Land zu verlassen, lehnte Stepinac mit Billigung des Heiligen Stuhls ab. Auf die letzte Seite seines Kalenders von 1946 schrieb er: Alles für den größeren Ruhm Gottes, auch meine Gefangenschaft.

Im Juli 1951 gab die jugoslawische Regierung dem internationalen Druck nach und entließ Stepinac in sein Heimatdorf Brezarić, wo er unter strengster Bewachung im Pfarrhaus lebte und von jedem Kontakt mit der Außenwelt abgeschnitten war. Im Januar 1953 verlieh Papst Pius XII. Alojzije Stepinac die Kardinalswürde, worauf Jugoslawien zeitweise die diplomatischen Beziehungen mit dem Vatikan abbrach. Stepinac begab sich allerdings nicht nach Rom, weil er vermutete, dass ihm die Regierung die Rückkehr verweigern werde, sondern blieb in seinem Hausarrest. Im selben Jahr erkrankte er an einer der Leukämie ähnlichen unheilbaren Blutkrankheit - bis heute verstummt bei kroatischen katholischen Kirchenführern nicht die Vermutung einer schleichenden Vergiftung durch die Regierung.

Das Grab von Alois Stepinac befindet sich heute in der Kathedrale in Zagreb und ist Pilgerstätte für viele Kroaten.

Papst Johannes Paul II. 1998 am Sarg von Alois Stepinac in der Kathedrale in Zagreb
Papst Johannes Paul II. 1998 am Sarg von Alois Stepinac in der Kathedrale in Zagreb

Kanonisation: Am 3. Oktober 1998 wurde Alois Stepinac in Kroatien von Papst Johannes Paul II. als Märtyrer des Glaubens seliggesprochen.
Diese Seligsprechung war und ist heftig umstritten. Kritiker sehen in Stepinac keinen Mann des Ausgleichs, der Friedensarbeit und der Versöhnung und damit die Gefahr weiterer gesellschaftlicher Zerissenheit zwischen Kroaten und Serben, Katholiken und Orthodoxen, befördert; zudem gilt dies als Hindernis, die Faschismusgeschichte Kroatiens und vor allem ihre katholischen Anteile zu studieren und aufzuarbeiten. Kritiker sehen den Zeitpunkt der Seligsprechung auch als Einmischung des Vatikans zugunsten einer gegen Serbien gerichteten und dem Kosovo zur Abspaltung verhelfenden Politik.
Nachdem 2014 die Heiligsprechungskommission des Vatikans einstimmig dafür plädierte, Alois Stepinac zu kanonisieren, zeigte sich der orthodoxe Patriarch von Belgrad, Irenej, sehr überrascht; Serbiens Innenminister Nebojsa Stefanovic fand es skandalös, darüber überhaupt nachzudenken. Der Vatikan beschloss nun, vor einer eventuellen Heiligsprechung erst einmal Stepinac' Rolle im Zweiten Weltkrieg untersuchen zu lassen: kroatische und serbische Historiker treffen sich dazu erstmals im November 2015 zu einem internationalen Symposium.
Um die Konflikte zwischen der Serbisch-orthodoxen und der Römisch-katholischen Kirche aus dem Weg zu räumen, hat Papst Franziskus im Juli 2016 eine Kommission in den Vatikan eingeladen, die die Geschichte um den zwischen den Kirchen umstrittenen Kardinal aufarbeiten sollte. Diese erklärte im Juli 2017, dass das Studium des Lebens von Kardinal Stepinac gelehrt hat, dass in der Geschichte alle Kirchen verschiedene grausame Verfolgungen erlitten haben und ihre Märtyrer und Bekenner des Glaubens haben. Diesbezüglich sind sich die Kommissionsmitglieder über eine eventuelle künftige Zusammenarbeit mit Blick auf ein gemeinsames Werk einig, um das Gedächtnis der Märtyrer und der Bekennen der beiden Kirchen zu teilen.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon


Web 3.0 - Leserkommentare:

Am Tag des seligen Kardinal Stepinac habe ich einen Blick auf die entsprechende Seite Ihres von mir sehr geschätzten Heiligenlexikons geworfen. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Teile des Absatzes Kanonisation nicht den Tatsachen entsprechen.
Bischof Stepinac WAR sehr wohl EIN Mann des Ausgleichs, der Friedensarbeit und Versöhnung. Er war beim nazistischen Regime von Anfang an Persona non Grata, weil er sich sowohl öffentlich für verfolgte Juden und Serben einsetzte, als auch diese und andere geheim durch seinen direkten oder indirekten Einsatz rettete. Dafür wurde er auch für den Titel Gerechter unter den Völkern vorgeschlagen.
Seine Kollaboration, zusammen mit anderen genauso glaubwürdigen Behauptungen wie diese, er hätte auf seinem Schreibtisch immer ein Glas voll Augen von serbischen Mädchen stehen gehabt, sind eine Erfindung der Titoisten. Das letztere wurde tatsächlich bei seinem schauerlichen Schauprozess behauptet.
Die westlichen Medien und manche antikirchliche Historiker schwiegen aus politischen Gründen über Titos Gräueltaten und seine Gulags, übermittelten blindlings die Tanjug-Meldungen aus Belgrad und übernahmen kritiklos solche gezielt antikirchlichen Anschuldigungen der atheistischen Diktatur.
Die Geschichte weiß heute, dass er nur aus einem Grund bestraft wurde: Stepinac weigerte sich die katholische Kirche in Kroatien von Rom abzuspalten.
Lesen Sie bitte den objektiven (sic!) Bericht bei Kirche in Not:

Leuchtendste Gestalt der Kirche Kroatiens

Gedenktafel in der Minoritenkirche in Köln
Gedenktafel in der Minoritenkirche in Köln

Vor 50 Jahren starb der selige Kardinal Aloisius Stepinac in jugoslawischer Haft
Erzbischof Aloisius Stepinac war 1946 in Zagreb in einem skandalösen Schauprozess als Kriegsverbrecher und Kollaborateur verurteilt worden. Am 10. Februar 1960 starb er mit den Worten seines Wahlspruchs auf den Lippen: In Te, Domine, speravi. – Auf Dich, o Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt.
Seit 1997 steht hinter dem Hauptaltar der Kathedrale in Zagreb ein neuer silbergetriebener Sarkophag mit den Überresten des Kardinals. Hier wurde er am 12. Februar 1960 unter Teilnahme von 18 Bischöfen, 500 Priestern und mehr als 100.000 Gläubigen beigesetzt.
Besucht man heute die Kathedrale in Zagreb, so findet man sein Grab umgeben von einem Meer aus Kränzen und Blumen. Die Bischofskirche des Seligen ist mit seinem Grab ein neuer Wallfahrtsort der Kroaten geworden. Wenige Personen der kirchlichen Zeitgeschichte standen so im Kreuzfeuer verschiedener Meinungen wie er, auch im Westen.
Die Wahrheit, dass Kardinal Stepinac ein Märtyrer und ein Kämpfer für Recht nd Gerechtigkeit war, wurde im kommunistischen Jugoslawien bis 1990 unterdrückt, wenigstens von staatlicher Seite. Die Gläubigen dagegen verehrten ihn immer als Heiligen, und seine Nachfolger auf dem erzbischöflichen Stuhl traten auch in kommunistischer Zeit immer wieder dafür ein, dem Kardinal die geschuldete Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Erst seitdem Kroatien nach den Wahlen von 1990 und der Unabhängigkeitserklärung von 1991 ein freies Land wurde, erfuhren die Kroaten die ganze Wahrheit über diesen Märtyrer.
Am 8. Mai 1898 in Krašić unweit von Zagreb geboren, das damals zu Österreich-Ungarn gehörte, besuchte der junge Aloisius Stepinac die Volksschule seines Heimatortes, später das Erzbischöfliche Orphanotrophium in Zagreb. Er machte 1916 das Abitur und wurde nach zu einem Offizierskurs für die Armee eingezogen.
Als Kadett musste er 1917 an die italienische Front am Isonzo. 1918 geriet er in Gefangenschaft, von wo aus er sich zur Südslawischen Legion meldete und an die Front nach Saloniki kam. Er diente bis Juni 1919 in Makedonien, ehe er entlassen wurde.
Als Student der Landwirtschaft verlobte er sich mit Maria Horvat, doch 1924 entschloss er sich, Priester zu werden. Im römischen Germanicum und an der Gregoriana absolvierte er dann sein Studium. Am 26. Oktober 1930 wurde er in Rom zum Priester geweiht. Sein Wunsch, als Seelsorger bei und mit den Gläubigen zu arbeiten, erfüllte sich nicht, denn sein Erzbischof Anton Bauer von Zagreb machte ihn 1931 zum erzbischöflichen Zeremoniar.
Schon 1934 wurde der junge Priester Stepinac von Papst Pius XI. zum Titularbischof und Koadjutor des Erzbischofs von Zagreb mit dem Recht der Nachfolge ernannt. Als Erzbischof Bauer 1937 starb, stand Stepinac an der Spitze der großen Erzdiözese und der Kirchenprovinz Zagreb.
Seine Sorge galt der Seelsorge in den Städten, der katholischen Aktion und der Caritas. Er förderte die katholische Presse und die Orden.
1941 geriet er mit seinen Gläubigen in den Wirbel der Kriegsereignisse, als im April jenes Jahres Jugoslawien innerhalb weniger Tage von der politischen Landkarte verschwand und die Kroaten einen eigenen Staat ausriefen.
Entgegen allen kommunistischen Verleumdungen, die leider auch im Westen allzu gerne übernommen wurden und immer noch werden, war Erzbischof Stepinac dem neuen Regime seit 1941 eine persona non grata gewesen.
Er beschränkte seinen Umgang mit den neuen Machthabern auf das Allernotwendigste und wurde immer wieder mit Ermahnungen und Protestschreiben vorstellig, die sich in der Hauptsache gegen die Verfolgung der serbischen Minderheit und der Juden richteten.
Ernest Bauer hat in seinem Buch über Stepinac dessen karitative Tätigkeit während des Krieges besonders gewürdigt: In all seinem Wirken in den furchtbaren Kriegsjahren sah Stepinac, im Sinne des Evangeliums, nur den leidenden Menschen. All sein Bemühen ging dahin, diesen leidenden und verfolgten Menschen zu helfen.
Er tat dies, indem er sich für geflohene Juden aus Deutschland einsetzte, indem er von den Ustascha verfolgte Orthodoxe unter seinen Schutz nahm und indem er 300 von Nazis aus der slowenischen Diözese Maribor vertriebene slowenische Priester in seiner Erzdiözese unterbrachte. Die Zeugnisse darüber sind zahlreich und stammen von Juden und Orthodoxen.
Bereits im Mai 1945, unmittelbar nach Kriegsende, wurde der Erzbischof vom neuen kommunistischen Regime zum ersten Mal verhaftet, am 3. Juni jedoch wieder entlassen und am folgenden Tag zu Tito zitiert. Es folgten unruhige Monate. Am 22. September 1945 wandten sich alle Bischöfe Jugoslawiens in einem gemeinsamen Brief an den Staatschef und wiesen darauf hin, dass in Jugoslawien 243 katholische Priester ermordet und 169 weitere in Gefängnisse gebracht wurden.
Die Kommunisten antworteten mit Schmierereien an den Kirchenwänden: Nieder mit den Pfaffen! Nieder mit dem Banditen Stepinac! Die Zeitungen hetzten, und es wurden Unterschriften für seine Verhaftung gesammelt. Diese erfolgte fast ein Jahr später, am Morgen des 18. September 1946. Die Anklageschrift wurde am 23. September veröffentlicht, das Gerichtsverfahren eine Woche später eröffnet.
Es war ein Schauprozess übelsten Stils, von sowjetischen Beratern durchdacht und gelenkt, deren Handschrift auch die Anklageformulierung trägt. Der Erzbischof wurde als aktiver Volksfeind hingestellt, worauf Stepinac nur die eine Frage stellte: Können Sie einen einzigen Beweis anführen? Der Staatsanwalt schwieg.
Am vierten Verhandlungstag, am 3. Oktober äußerte sich der Erzbischof zur Anklage und sagte: Auf alle Anklagen, die vor diesem Gerichtshof gegen mich erhoben wurden, antworte ich: Mein Gewissen ist rein in jeder Hinsicht, wenn auch die hier Anwesenden es lächerlich finden.
Ich werde nicht versuchen, mich selbst zu rechtfertigen, ich werde auch keine Berufung gegen das Urteil einlegen. Ich bin bereit, für meine Überzeugung nicht nur Spott, Hass und Demütigungen zu ertragen, sondern ich bin auch – eben weil mein Gewissen rein ist – jeden Augenblick bereit, den Tod zu erleiden.

Von den 35 Zeugen der Verteidigung wurden nur sieben zugelassen. Auch der spätere Nachfolger von Stepinac auf dem erzbischöflichen Stuhl von Zagreb, Kardinal Franjo Seper sowie der orthodoxe Bischof von Slawonien und einige orthodoxe Priester und Juden hatten sich als Entlastungszeugen gemeldet, wurden aber nicht zugelassen.
Obwohl keine Schuld vorlag, wurde Stepinac am 11. Oktober 1946 als Kollaborateur und Kriegsverbrecher zu Freiheitsentzug und Zwangsarbeit für die Dauer von 16 Jahren verurteilt.
Am 19. Oktober 1946 brachte man ihn ins Gefängnis von Lepoglava. Im Dezember 1951 wurde er zur Verbannung in seinen Heimatort nach Krasic gebracht und dort unter Hausarrest gestellt. Ein Jahr später ernannte ihn Papst Pius XII. zum Kardinal.
Aber Stepinac blieb ein Kardinal ohne Purpur, da er nicht nach Rom reisen durfte, ohne seine Rückkehr nach Kroatien zu gefährden. Acht Jahre lebte Stepinac in der Arrest. Sein Gesundheitszustand war schlecht. Alle Angebote und Versuche der kommunistischen Regierung in Belgrad, er möge das Land für immer verlassen, lehnte er ab. Noch 1959 ließ ihm die Geheimpolizei keine Ruhe und verhörte ihn.
Er starb am 10. Februar 1960. Erst am 18. September 1962 wäre seine Haft abgelaufen. Untersuchungen an seinen Gebeinen im Laufe des Seligsprechungsprozesse zeigten, das er langsam, aber systematisch vergiftet wurde.
Im September 1994 kniete Papst Johannes Paul II. erstmals an seinem Grab und rief die Kroaten auf, ihm, der leuchtendsten Gestalt der Kirche Kroatiens, zu folgen. Im Oktober 1998 kam er erneut nach Kroatien, um Stepinac seligzusprechen.

Danke, mit freundlichen Grüßen !
In Christus,

Jerko Malinar, 11. Februar 2011


Leuchtende Gestalt oder dunkler Fleck der Kirche Kroatiens ?

Sehr geehrte Herr Malinar!

Sie haben an dem im Ökumenischen Heiligenlexikon publizierten Bericht über die Kanonisation des kroatischen Kardinals Alojzije Stepinac Kritik geübt und dabei übersehen, dass es sich im gegenständlichen Fall um eine in objektiver Weise verfasste Darstellung eines allgemein bekannten Faktums handelt.
Wie die Person des einstigen Erzbischofs von Zagreb umstritten ist, ist es auch seine Beatifikation, die man durchaus auch als Provokation verstehen kann.
Leider scheinen Sie auch über die historischen Gegebenheiten nicht ausreichend informiert zu sein, da Sie Behauptungen ausgestellt haben, die jeder Grundlage entbehren.

Zur Beurteilung der leuchtenden Gestalt der Kirche Kroatiens (vgl. Hirtenbrief des Erzbischofs Josip Bozanic vom 1. März 1998) sind die ab 1930 herrschenden Umstände und das Verhalten des Seligen heranzuziehen.

Alojzije Stepinac wurde nach seinem Studium in Rom am 26. Oktober 1930 zum Priester geweiht und kehrte bald danach nach Kroatien zurück. Obwohl er selber angeblich sich viel lieber der direkten Seelsorge gewidmet hätte, ernannte ihn Erzbischof Antun Bauer sofort zum Zeremoniar und Mitarbeiter des Erzbischöflichen Ordinariats. Über Stepinacs Tätigkeit in den Jahren 1931 bis 1934 gehen die Meinungen auseinander. Die offizielle bzw. römisch-katholische Version ist, dass er die kroatische Caritas aufgebaut habe. Seine Gegner behaupten, er sei mit der Organisation der so genannten Kreuzritterbewegung (Križari) beschäftigt gewesen, einem Bund, der aus fanatisierten Studenten und Spießbürgern bestand, und sich 1941 im Auftrag Stepinacs der Ustascha anschloss.

Kroatien war zu dieser Zeit ein Teil des Königreiches Jugoslawien. Alexander I. Karađorđević, der zunächst Prinzregent und danach König der Serben, Kroaten und Slowenen war, hatte 1929 die Verfassung aufgehoben und die Königsdiktatur proklamiert.
Diese Maßnahme führte zur Gründung eines Geheimbundes, dessen Führer (Poglavnik) der am 14. Juli 1889 in der Herzegowina geborene, 1915 zum Dr. jur. promovierte Ante Pavelić, ein ehemaliger Rechtsanwalt aus Zagreb, war. Am 7. Januar 1929, einen Tag nach der Proklamation der Königsdiktatur, hatten Pavelić, der ehemalige österreichische Offizier Slavko Kvaternik und andere die Ustaša gegründet, jenen nationalrevolutionären Kampfverband, dessen 1932 neu formuliertes Statut als Hauptaufgabe den bewaffneten Aufstand zur Befreiung Kroatiens vom fremden Joch festlegte und der sich zu einer faschistischen Bewegung entwickelte.
Kaum hatte Pavelić seine Aufstandspartei gegründet, brachte er sich in Sicherheit. Er verschwand zunächst nach Wien, dann nach Bulgarien und schließlich nach Italien, wo ihm die faschistische Regierung Unterschlupf gewährte und ihn auch förderte.
Während ihn ein serbisches Gericht zum Tod verurteilt hatte, stellte Mussolini der Familie Pavelić in Bologna ein Haus zur Verfügung, das jahrelang als Ustascha-Hauptquartier diente.

Im Vatikan residierte Achille Ambrogio Damiano Ratti als Papst Pius XI., und ohne dessen Hilfe die faschistischen Diktaturen Mussolinis, Hitlers und Francos nicht möglich gewesen und die Völker nicht in den Zweiten Weltkrieg geführt worden wären. In Deutschland waren die Nationalsozialisten an der Macht und in Österreich gab es den so genannten Austrofaschismus.

Nachdem mehrere Kandidaten für das Amt des Koadjutors des Bischofs von Zagreb aus politischen Gründen abgelehnt worden waren, betraute Papst Pius XI. Alojzije Stepinac am 29. Mai 1934 mit dieser Aufgabe, verbunden mit dem Nachfolgerecht. Durch diesen Akt war Stepinac der jüngste Bischof der Welt, und das, nachdem er noch nicht einmal vier Jahre Priester gewesen war.
Der Papst muss mit ihm Großes vorgehabt haben. Heute sind sich die Historiker darüber einig, was der Auftrag war, den Stepinac für den Vatikan ausführen sollte: Es war die Bekehrung der Serben, d. h. die mehr oder minder gewaltsame Katholisierung des ganzen Balkans. Wie die Missionierung Russlands, ist und war die Katholisierung des Balkans ein altes Ziel des Vatikan. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts suchte man es immer energischer zu erreichen; zuerst mit dem Beistand des Hauses Habsburg, dann auch mit Unterstützung des wilhelminischen Deutschland, zuletzt mit Hilfe Mussolinis und Hitlers.
Der Kampf entbrannte im Königreich Jugoslawien, unter dessen 12 Millionen Bürgern 5,5 Millionen Orthodoxe waren, 4,7 Millionen Katholiken und 1,3 Millionen Muslime.

Stepinać betrieb dieses Vorhaben in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg auf zwei Ebenen.
Auf der Ebene der Volksfrömmigkeit störte ihn namentlich der Kultus des Sabas von Serbien, des Gründers der serbischen autokephalen Kirche und Nation. Habe doch – so Stepinac – Sankt Sava das verdorbene byzantinische Christentum verbreitet. Diesem Kultus wollte er Nikolaus Tavelicn entgegensetzten, einen kaum bekannten Franziskanern dalmatinischer Herkunft, der im 14. Jahrhundert erfolglos bei Bogomilen und Muslimen missioniert hatte, wobei ihn letztere umbrachten. Stepinac bemühte sich, ihn zum Apostel Kroatiens zu machen.

Pavelić verfügte damals über einige Sendungen von Radio Bari, gab die in kroatischer Sprache erscheinende Zeitung Ustaša heraus, stellte Kontakte zu national-kroatischen Propagandazentren in Wien, Berlin, den USA und Argentinien her und machte von Zeit zu Zeit die Welt auf seine hehre Ziele durch Attentate aufmerksam.
Neben aufsehenerregenden Anschlägen auf Journalisten war sein prominentestes Opfer König Alexander I. Als der Monarch am 9. Oktober 1934 bei den verbündeten Franzosen in Marseille landete, wurde er, zusammen mit dem französischen Außenminister Louis Berthou, noch im Hafenviertel von einem – sogleich durch die Menge gelynchten – Anhänger des Pavelić ermordet.
In Abwesenheit traf diesen erneut die Todesstrafe; die italienischen Faschisten aber wiesen Pevelić in Siena eine neue Wohnung mit einer monatlichen Staatspension von 5.000 Lire zu.

In der Politik des Königreiches Jugoslawien waren diese Jahre durch den Kampf um das Konkordat geprägt, denn Stepinac war neben seiner öffentlich zur Schau gestellten Frömmigkeit auch ein gewandter Mann der Politik. Es war ihm gelungen, die Regierung dazu zu bewegen, am 27. Mai 1937 ein Konkordat mit dem Vatikan zu unterzeichen, das der katholischen Kirche in Jugoslawien die Rechte einer Staatsreligion gebracht hätte. Dagegen regte sich der Widerstand der orthodoxen Volksgruppe und das Konkordat musste im gleichen Jahr für ungültig erklärt werden. Die Wut und der Zorn Stepinacs waren grenzenlos, und sein Hass auf die Serben wuchs ins Unermessliche.
Inzwischen starb am 7. Dezember 1937 der Erzbischof Antun Bauer, und Stepinac übernahm als Erzbischof-Ordinarius die direkte Verwaltung des Erzbistums Zagreb.

Ein Zeitzeuge charakterisierte den jungen Erzbischof so: Stepinac war relativ schweigsam, unbeugsam, unkommunikativ und ausgesprochen feminin, ein fanatischer und disziplinierter Diener der Papstkirche und mit der steten Pose der Scheinheiligkeit.
Er war aber auch ein Hass erfüllter Politiker, der einen fast mittelalterlichen, totalitären römischen Katholizismus verfocht und als unversöhnliche Feinde seiner Weltanschauung Freimaurer, Judentum und Kommunismus ansah, außerdem das Schisma, wie er in der Regel das orthodoxe Bekenntnis nannte. Er hatte alle Kennzeichen des faschistischen Syndroms. Sein Ziel war das serben- bzw. schismafreie Großkroatien.

Im Herbst 1940 begann Hitler den Druck auf Jugoslawien zu erhöhen, um es zu zwingen, seinem Dreimächtepakt beizutreten.
Der Prinzregent Paul, ein Cousin des ermordeten Königs Alexander I., gab schließlich nach und ließ den Pakt am 25. März 1941 in Wien unterzeichnen.
Darüber war die Empörung in Belgrad derart groß, dass es zu einem Militärputsch kam, durch den der Prinzregent abgesetzt wurde und die Generäle die Macht ergriffen. Hitler raste vor Wut. Sofort verlangte er Hilfe von Italien, Ungarn und Bulgarien, um Jugoslawien zu vernichten.
Am 6. April 1941 griffen die Achsenmächte Jugoslawien mit einer Million Soldaten an, und es war in der Hauptsache ein Krieg gegen die Serben. Noch am gleichen Tag, als Belgrad unter pausenlosem deutschen Bombenterror zu brennen begann und die 12. Armee unter Generalfeldmarschall Wilhelm List von Bulgarien nach Südserbien vorstieß, rief Pavilić über einen Geheimsender die kroatischen Truppen auf, die Waffen gegen die Serben zu richten.
Am Abend des 10. April. des Gründonnerstags, als die Deutschen Zagreb besetzten, erfolgte, noch in Pavelićs Abwesenheit, die Proklamation des Unabhängigen Kroatiens.
Der ehemalige k.u.k.-Oberst Slavko Kvaternik gab als Vertreter von Poglavnik folgende Proklamation heraus: Gottes Vorsehung und der Wille unseres großen Verbündeten, sowie der jahrhundertelange Kampf des kroatischen Volkes und die große Opferbereitschaft unseres Führers Ante Pavelić und der Ustascha-Bewegung in der Heimat und im Ausland haben es gefügt, dass heute, vor der Auferstehung des Gottessohnes, auch unser unabhängiger Staat Kroatien aufersteht.
Poglavnik nahm am 10. April noch die Parade seiner rund 300 Mann zählenden Garde in Pistoia ab, wurde am Abend nach Rom zu Mussolini beordert, versicherte Hitler am 11. April telegraphisch Dankbarkeit und Ergebenheit, überschritt in der Nacht zum 13. April bei Rijeka die jugoslawische Grenze, traf in der Nacht zum 15. in Zagreb ein und ernannte am 17. April sein erstes Kabinett.
Am 18. April 1941 kapitulierte die jugoslawische Armee bedingungslos. Serbien wurde der deutschen Militärbesatzung unterstellt und fast zwei Fünftel des Königreiches Jugoslawien kamen zum Unabhängigen Staat Kroatien, der sich aus den kroatisch-slowenischen Kernländern einschließlich Syrmiens - der Gegend um Sremska Mitrovica - zusammensetzte, aus ganz Bosnien (bis zur Drina) sowie der Herzegowina mit einem Teil des dalmatinischen Küstenlandes, insgesamt 102.000 km².

Kaum war Pavelić aus seinem italienischen Exil eingetroffen, machte ihm der Erzbischof von Zagreb, Alojzije Stepinac, seine Aufwartung und gab zu Ehren der mit dem Poglavnik zurückgekehrten Ustascha-Männer in seinem Bischofspalast ein Essen. Im offiziellen Tagebuch des Kirchenfürsten heißt es über die Unterredung mit dem in Frankreich in Abwesenheit wegen Mordes verurteilten Ante Pavelić: Der Erzbischof erteilte ihm für seine Arbeit den Segen. Als dann der Erzbischof geendet hatte, antwortete der Poglavnik, er wünsche der katholischen Kirche in allem zu helfen. Er sagte auch, er werde die Sekte der == Altkatholiken, die nichts anderes als eine Gesellschaft für die Ehescheidung sei, ausrotten. Außerdem fügte er hinzu, er werde gegen die serbisch-orthodoxe Kirche nicht tolerant sein, weil sie für ihn nicht eine Kirche darstelle, sondern eine politische Organisation.
Von Anfang bis zum Ende des Regimes bestand engste Zusammenarbeit zwischen ihm und der Kirche. Es ist bezeichnend, dass bereits am 11. April 1941 die Ustascha-Behörden über Radio Zagreb bekannt gaben, der nichtstädtischen Bevölkerung werden die Priester der Pfarrämter die Direktiven erteilen, auch über das Verhalten zur Besatzungsmacht.

In seinem Hirtenbrief vom 28. April 1941 hielt Stepinac fest: Wer könnte uns einen Vorwurf daraus machen, dass wir als geistliche Hirten auch die Freude und Begeisterung des Volkes unterstützen, wenn wir uns in tiefer Dankbarkeit an die göttliche Majestät wenden. Obwohl die aktuellen Ereignisse, die von so großer Wichtigkeit, sehr verwickelt sind, obwohl die Faktoren, die ihren Lauf beeinflussen, sehr verschieden sind, ist es jedoch leicht, die Hand Gottes in diesem Werk zu erkennen. Ab domino factum est istud et est mirabile in oculis nostris (Gott hat dies getan, und unsere Augen sind voller Bewunderung, Psalm 117, 23). Darum werdet ihr unserem Aufruf Folge leisten und dadurch die Erhaltung und Entfaltung des unabhängigen Staates Kroatien unterstützen. Wir kennen die Menschen, die heute das Schicksal des kroatischen Volkes in ihren Händen halten, und wir sind fest davon überzeugt, dass die Kirche in dem wiederhergestellten kroatischen Staat die unfehlbaren Grundsätze der Wahrheit und der ewigen Gerechtigkeit in voller Freiheit wird verkünden können.

Diese unfehlbaren Grundsätze der Wahrheit und der ewigen Gerechtigkeit verkündete nun die katholische Kirche so sehr in voller Freiheit, dass der ehemalige jugoslawische Minister Veceslav Vilder am 16. Februar 1942 im Londoner Rundfunk sagte: „Und jetzt geschehen in der Umgebung von Stepinac die schrecklichsten Verbrechen. Das Blut der Brüder wird in Strömen vergossen. Die Orthodoxen werden gezwungen, zum katholischen Glauben überzutreten, und die Stimme des Erzbischofs Stepinac erhebt sich nicht, um Widerstand zu predigen. Aber wir lesen, dass er an Paraden der Faschisten und Nazis teilnimmt. Und was noch schlimmer ist: Franjo Emil Dietegander Graf von Salis-Seewis, der Weihischof von Zagreb, hat in seiner Neujahrsansprache Pavelić direkt gelobt, und der Erzbischof Ivan Šarić von Sarajevo hat am 24. Dezember 1941 eine lange Ode auf Pavelić gedichtet.

Im neuen kroatischen Staat waren nur rund die Hälfte der sechs Millionen Einwohner katholische Kroaten. Mehr als zwei Millionen waren Pravoslaven, d. h. orthodoxe Serben bzw. Bosniaken, über eine halbe Million waren Muslime, und der Rest verteilte sich auf andere Minderheiten, darunter 40.000 Juden. Schon am 30. April wurden drei Gesetze erlassen, die die rechtliche Grundlage der folgenden völkischen Ausrottungspolitik bildeten: Über die Staatsbürgerschaft, Über die Rassenzugehörigkeit und Über den Schutz des arischen Blutes und die Ehre des kroatischen Volkes.

Als der von Papst Pius XII. im Mai gesegnete Ante Pavelić am 26. Juni 1941 den katholischen Episkopat in Audienz empfing und Erzbischof Stepinac von ganzem Herzen Ehrerbietung bezeugte, auch ergebene und treue Mitarbeit für die strahlende Zukunft unseres Vaterlandes versprach, hatte das katholisch Kroatien innerhalb von sechs Wochen drei orthodoxe Bischöfe, mehr als 100 orthodoxe Priester und Mönche samt 180.000 Serben und Juden ermordet.
Die grausige Bilanz des kleroEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien.faschistischen Terrors bis 1945 ergibt 700.000 ermordete serbische Einwohner von 2 Millionen, etwa 400.000 zur Flucht gezwungene und rund 300.000 zwangsgetaufte, denn nach den Mördern – oder auch mit ihnen – kamen die Missionare.
Nebenbei wurden über 500 orthodoxe Kirchen ausgeplündert, zerstört, niedergebrannt oder in Pferdeställe umgewandelt.
Da bereits seit 25. April 1941 die kyrillische Schrift verboten war, vernichtete man auch sämtliche Friedhöfe mit kyrillischen Grabinschriften. Alle serbischen Klöster wurden enteignet und ihr Vermögen beschlagnahmt.

Vom ausgleichenden und versöhnlichen Wirken Stepinacs sowie von seiner Friedensarbeit war und ist nichts zu bemerken. Das Gegenteil war der Fall. Wie sehr der Erzbischof mit den Pavelić-Faschisten zusammenarbeitete und wie eng in Kroatien Kirche und Ustascha miteinander verbunden waren, geht aus der Tatsache hervor, dass Papst Pius XII. Stepinac am 20. Januar 1942 zum Militärvikar des kroatischen Heeres, das praktisch mit der Ustascha identisch war, ernannte.

Auf die Greueltaten der Ustaschen und die Leiden der Opfer kann und will ich – mit einer Ausnahme - nicht näher eingehen, da sie den Rahmen dieses Beitrags sprengen würden.
Als der italienische Schriftsteller Curzio Malaparte den Poglavnik Ante Pavelić interviewte, bemerkte er einen Weidenkorb auf dem Schreibtisch. Pavelić hob den Deckel und sagte mit einem müden, freundlichen Lächeln: Ein Geschenk meiner treuen Ustaschen. Vierzig Pfund menschliche Augen.
Das Glas mit den Augen serbischer Mädchen, das sich auf dem Schreibtische des Erzbischofs von Zagreb befunden haben soll, ist möglicherweise also keine Erfindung der Anhänger Titos, sondern Ihre.

Am 23. Februar 1942 empfing der Vorsitzende der kroatischen Bischofskonferenz, umgeben von seine Würdenträgern, den Poglavnik am Portal der Markuskirche in Zagreb und feierte mit tönenden Phrasen die Gründung des Sobor, des Ustascha-Parlaments, dem er selbst angehörte, wie auch zehn seiner Geistlichen. Das ist schon ein sehr eigenartiger Umgang der Ustascha mit einer Persona non grata – einer unerwünschten Person!

Im Mai 1943 legte der nunmehr Selige der Kurie ein Memorandum vor, wobei er die Verdienste der Ustascha um die Konversionen der Orthodoxen hervorhob und dem kroatischen KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien., vor allem den Franziskanern, dankte. Er beschwor den Papst, sich den Kroaten zuzuwenden. Auch schrieb Stepinac dem Papst, dass nicht nur die bis dahin erreichten 240.000 Konvertiten – die man mit Gewalt und Schrecken in den Schoß der Kirche getrieben hatte – verloren gehen könnten, sondern die ganze katholische Bevölkerung dieses Gebietes mit allen Kirchen und Klöstern.

1944 wurde die leuchtende Gestalt der Kirche Kroatiens, die - wie manche Katholiken noch immer glauben - angeblich zur unerwünschten Person erklärt worden war, von Ante Pavelić mit dem Großkreuz mit Sterndekoriert. Und am 7. Juli dieses Jahres forderte er: Alle müssen sich daran machen, den Staat zu verteidigen, um ihn mit noch größerer Kraft aufzubauen.
Und noch am 24. März 1945 veröffentlichte der Primas ein Manifest zugunsten Großkroatiens und bot sein Palais zahlreichen, von der Polizei gejagten politischen Mördern als Zufluchtsstätte an.

Im Mai 1945 musste der Erzbischof seine Friedensarbeit beenden, er wurde am 17. dieses Monats von den neuen Machthabern verhaftet, doch nach Intervention des Papstes am 3. Juli 1945 wieder frei gelassen.
Katholische Organisationen und Schulen wurden nun liquidiert, die meisten Klöster aufgelöst und zur Spaltung des KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. kollaborierende Priester gefördert.
Der Erzbischof konnte jedoch weiterhin seine Hirtenbriefe verbreiten und das tun, was er gegen die Ustaschen nie getan hat: gegen Menschenrechtsverletzungen protestieren.
Am 18. September 1946 wurde Alojzije Stepanic erneut inhaftiert und vor ein Gericht gestellt, dessen Verhandlungen am 30. September begannen. Der Prozess diente leider nicht der Aufarbeitung der dubiosen Rolle der katholischen Kirche in Kroatien, sondern der Ausschaltung der kirchlichen Opposition nach stalinistischem Muster.
Stepinac wurde am 11. Oktober 1946 vom Obersten Volksgericht wegen Zusammenarbeit und Hehlerei mit den Ustaschen und zwar nicht nur vor und während, sondern auch nach dem Krieg, sowie wegen der Zwangskatholisierung der Serben zu 16 Jahren Gefängnis sowie Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf weitere fünf Jahre verurteilt. Die Mitschuld der katholischen Kirche an den Verbrechen der Ustaschen wurde nicht behandelt und blieb daher im Wesentlichen ungeklärt.
Der Erzbischof wurde allerdings schon am 5. Dezember 1951 begnadigt und am 12. Jänner 1953 durch Papst Pius XII. provokativ zum Kardinal erhoben.
Der vom Papst für hervorragende Verdienste geehrte Stepinac ging nun nicht, wie Tito gehofft hatte, nach Rom, sondern spielte daheim den Märtyrer.

In den folgenden Jahren erkrankte der Kardinal schwer, aber in seiner Starrköpfigkeit lehnte er es ab, sich von ausländischen Spezialisten behandeln zu lassen.
In einem Brief vom 4. Dezember 1959 beteuerte er dem Gericht nicht nur, er habe niemals irgendein Vergehen gegen den Staat als solchen begangen, weder gegen den jetzigen, noch dem vorhergehenden (letzteres glaubt man ihm gern), und er prangerte seine Verurteilung als Justizmord an einem unschuldigen Menschen an.
Obwohl, wie er wieder selbst bekannte, einheimische und ausländische Ärzte das Möglichste taten, mir das Leben zu verlängern, sah er sich doch als halbtoten Mann; ein Invalide, der auf einen Stock gestützt die Füße vors Haus schleppt. Außerdem sei er, schrieb er, seit fünf Jahren prostataleidend. Nicht reden will ich ferner von der tödlichen Erkrankung, die mich vor zwei Jahren befiel, als die Journalisten mich schon unmittelbar als am Sterben ausgaben; an die vielen anderen Affektionen, an denen ich leide, wie z. B. Bronchialkatarrh, will ich gar nicht denken. Kurz: Ich bin ein Mann mit beiden Füßen schon im Grab, und mir fehlt nur wenig, ganz dahinzusinken.

Danach verschlechterte sich sein Zustand rapid und er verstarb am 10. Februar 1960.
Am 5. Oktober 1998 wurde der Märtyrer und Marienverehrer, der noch nach dem Krieg vom Westen den Einsatz seiner Atommacht erwartete, um Moskau und Belgrad westliche Zivilisation zu bringen, bevor es zu spät ist, vom Marienverehrer Johannes Paul II. seliggesprochen.

Aus den vorstehenden, relativ knappen Ausführungen ist m. E. zu erkennen, dass die Kanonisation des Alojzije Stepinac mit Recht umstritten ist und voraussichtlich auch bleiben wird.

Prof. Helmut Bouzek





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 27.06.2019

Quellen:
• Jerko Malinar, www.cross-press.net, E-Mail vom 10. Februar 2006
• http://www.phil.uni-sb.de/projekte/imprimatur/1998/imp980708.html
• Dr. Claudia Stahl aus Berlin, E-Mail vom 18. Juni 2009
• Dr. Erika Kosse: Leserbrief. In: Junge Kirche 12/1998
• Joschi Speidel, E-Mail vom 29. Februar 2012
• http://www.fr-online.de/panorama/papst-franziskus-der-papst-soll-schlichten,1472782,30867798.html

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.