Bernhard Tolomeo
italienischer Name: Bernardo
Taufname: Giovanni
auch: von Siena
Gedenktag katholisch: 20. August
nicht gebotener Gedenktag im Benediktinerorden: 19. August
Name bedeutet: der Bärenstarke (althochdt.)
Johannes, Sohn einer adligen Familie, wollte einen geistlichen Beruf ergreifen, aber der Vater widerstand seinem Wunsch. So studierte er Philosophie, Jura und Theologie an der Universität in Siena, diente in der Armee der Habsburger und sollte dann in seiner Heimatstadt leitende Ämter übernehmen, als er um 1292 plötzlich erblindete. Durch die Hilfe von Maria erhielt er der Überlieferung nach sein Augenlicht wieder. 1313 zog er sich mit zwei Gefährten, Patrizio Patrizi und Ambrogio Piccolomini, zurück zu einem Einsiedlerleben in eine Höhle - davor wurde später eine Kapelle errichtet - in der Accona-Wüstung einige Kilometer südwestlich seiner Heimatstadt, die zu einem Landgut seiner Familie gehörte und nahm den Mönchsnamen Bernhard an nach dem Vorbild des Abtes von Clairvaux.
Die rasch wachsende Gründung in der Accona-Wüstung führte zur Gründung des Klosters
Monte Oliveto
, Ölberg
, es wurde
1319 vom Bischof von Arezzo genehmigt mit der
Auflage, sich an die Regel der Benediktiner zu halten. In einigen Punkten wich die
Gemeinschaft aber davon ab, so wurde der Abt jedes Jahr gewählt - im ersten Jahr war es Patrizio Patrizi, dann bis zu
seinem Tod Bernhard. Dass dieser das Dienen in den Mittelpunkt seiner Christusnachfolge stellte, kommt auch darin zum
Ausdruck, dass er sich zwar zum Diakon, aber nicht zum Priester weihen ließ. Er hatte eine hohe mystische Begabung,
überliefert ist, dass er Gespräche mit dem Gekreuzigten führte und
Erscheinungen verschiedener Heiliger hatte.
Von vielen Menschen aufgesucht, aber auch von Neidern feindlich angesehen, wurde Bernhard der Häresie angeklagt und
reiste zu Papst Johannes XXII. nach Avignon, um
diese Anklage zu bereinigen. Nach seiner Rückkehr gründete er 1321 die Kongregation der Seligen Jungfrau von Monte
Oliveto
, die Olivetaner
, weil sie ein weißes Habit
tragen werden sie auch weiße Benediktiner
genannt. 1322 wurde vor dem Stadttor Tuffi in Siena das erste
Tochterkloster San Benedetto a Porta Tufi
gegründet - es lag auf dem Gelände des heutigen Friedhof della Misericordia
.
Andere Klöster in verschiedenen Orten der Toskana folgten, 1344 hatte der Orden bereits elf Häuser und wurde von Papst Clemens VI. anerkannt. Die Mönche erwarben sich hohe Anerkennung in der Krankenpflege während einer Pestepidemie ab 1346; Berhard besuchte dabei die besonders betroffene Stadt Siena, um den Mönchen im Kloster San Benedetto a Porta Tufi beizustehen, unter denen es bereits viele Todesopfer gegeben hatte. Bald darauf wurde auch er selbst von der Pest befallen und starb am Gedenktag seines Namenspatrons Bernhard von Clairvaux.
Bernhard wurde zusammen mit vielen anderen Seuchenopfern in einer mit Kalk durchmischten Pestgrube unweit der Klosterkirche von San Benedetto a Porta Tufi in Siena bestattet, deshalb gibt es kein Grab und keine Körperreliquien, was dann auch ein Hindernis für seine mehrmals betriebene Kanonisation war.
Der Orden verbreitete sich rasch auch nach Padua, Bologna, Genua und Mailand, wo der Orden bis 1805 das Kloster an der Kirche San Vittore al Corpo bewohnte. 1400 umfasste der Orden schon 23 Klöster mit 318 Mönchen, 1450 waren es bereits 30 Klöster. Nicht alle Einrichtungen waren Neugründungen, die Olivetaner wurden auch zur Reform berühmter alter Klöster berufen, so 1408 in Padua oder 1494 auf dem Montecassino, wo sie sich jedoch nicht einwurzeln konnten. Ab 1450 gab es weitere Olivetanerklöster in Ligurien, den Abruzzen und in Apulien. In dieser Zeit blühte in der Kongregation die humanistische Kultur und die Renaissancekunst, v. a. mit Buchmalerei und Holzarbeiten. Der Orden hatte keinen weiblichen Zweig, 1433 wurde ihm jedoch von Franziska von Rom das berühmte Kloster der Oblatinnen von Tor de' Specchi in Rom angeschlossen. Die Gemeinschaft entwickelte sich zur Keimstätte vieler Heiliger und trug im 14. und 15. Jahrhundert wesentlich zur Wiederbelebung des klösterlichen Lebens in Italien bei. Seit 1960 gehören die Olivetaner zur Konföderation der Benediktiner. 2018 gab es noch 260 Olivetanermönche, davon 155 Priester, und 90 Olivetanernonnen in Italien, Frankreich, Großbritannien und der Schweiz, in Israel, Südkorea, Brasilien, Guatemala und den USA. Der größte Konvent im deutschsprachigen Raum ist das Nonnenkloster Heiligkreuz in Cham bei Zug in der Schweiz.
Kanonisation: Am 24. November 1644 wurde Bernhard von Papst Pope Innocent X. seliggesprochen. Die Heiligsprechung erfolgte erst am 26. April 2009 durch Papst Benedikt XVI.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 28.03.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• https://www.newadvent.org/cathen/02504b.htm - abgerufen am 19.07.2023
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart /
Weimar 2000
• https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/wochenheiliger/der-heilige-bernardo-tolomei-asket-und-gruender-der-olivitaner;art4876,211243
- abgerufen am 29.09.2022
• https://it.wikipedia.org/wiki/Camposanto_della_Misericordia_di_Siena - abgerufen am 29.09.2022
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.