Ökumenisches Heiligenlexikon

Charles de Foucauld

1 Gedenktag katholisch: 1. Dezember
nicht gebotener Gedenktag in Nordafrika

1 Gedenktag anglikanisch: 1. Dezember

Name bedeutet: der Tüchtige (althochdt. - franz.)

Priester, Mönch, Missionar, Mystiker
* 15. September 1858 in Straßburg in Frankreich
1. Dezember 1916 in Tamanrasset in Algerien


Gedenktafel an der heutigen Nationalbankfiliale in Straßburg
Gedenktafel an der heutigen Nationalbankfiliale in Straßburg Foto: Jocelyne Boes

Charles Eugène Vicomte de Foucauld war Spross einer der reichsten Adelsfamilien Frankreichs aus einer Villa an der Stelle der heutigen Nationalbankfiliale. Er wuchs auf bei den Großeltern in der Rue des Echasses in Straßburg. In Paris musste er das Jesuiten-Gymnasium verlassen und stürzte sich im Alter von 17 Jahren in sexuelle Abenteuer und rauschende Partys. Er wurde dann ausgebildet in der elitären Offiziersschule Saint-Cyr in Coëtquidan zum Dienst in der französischen Armee. 1880 nahm er Teil an einem Feldzug in Algerien teil, dabei schmuggelte er seine Geliebte Mimi aus Frankreich mit und gab sie als seine Frau aus; in Algerien war er beeindruckt von der Würde und Schönheit des Islam und der Wüste, er lernte Arabisch und las den Koran.

Das Haus in Tissint, in dem Charles de Foucauld wohnte
Das Haus in Tissint, in dem Charles de Foucauld wohnte

1883 und 1884 - wegen seiner Lebensführung inzwischen aus der Armee entlassen - reiste er im Auftrag der Societe de Geographie monatelang durch Marokko - ein damals für Christen verbotenes Land, deshalb hatte er sich als russischer Rabbiner verkleidet. Dabei kam er auch nach Tissint, wo er auch später mehrmals weilte und im Haus eines jüdischen Kaufmanns wohnte, das noch heute besucht werden kann. 1885 durchquert er die südalgerische Wüste. Er war durch den Anblick betender Moslems so beeindruckt, dass er sich zu ernstem Christentum bekehrte. Sein Buch Erkundungsfahrt durch Marokko machte ihn berühmt, die Belle Epoque hatte einen neuen Afrikahelden.

Zurück in Paris freundete de Foucauld sich mit Abbé Huvelin an, der ihn bekehrte; 1890 trat er nach einer Pilgerreise ins Heilige Land ins Trappistenordenkloster Ikbis in Syrien ein. Doch trotz des strengen, entbehrungsreichen Lebens fand er dort das Ideal der Armut zu wenig verwirklicht, denn das Leben der Bewohner in den umliegenden Dörfern war weitaus erbärmlicher. Nach sieben Jahren trat er aus dem Orden aus und ging zu den Klarissen nach Nazaret; dort erledigt er als Knecht niedrigste Arbeiten und entdeckte seine Berufung zum Priester.

1901 wurde Charles de Foucauld in der Kapelle des damaligen Priesterseminars im südfranzösischen Viviers zum Priester geweiht. 1904 begab er sich in die Oase Béni Abbès an der algerischen Grenze zu Marokko, wo er französische Soldaten betreute und gegen die Sklaverei kämpfte. Sein Jugendfreund Henri Laperrine, einer der Soldaten, riet ihm, sich als Einsiedler im Hoggar-Gebirge mitten unter den Tuareg niederzulassen.

Ab 1905 lebte de Foucauld in Tamanrasset in einer Hütte aus Lehm und Schilf, weit weg von jeder Zivilisation in völliger Abgeschiedenheit. Die Felswüste war für ihn kein Ort der Weltflucht, sondern ein Ort zum Finden der Wahrheit: Ich kann nicht hinsehen auf dieses Meer von Gipfeln und von wildzerklüfteten Felsen, ohne Gott anzubeten. Mehrere Monate im Jahr war er tausende von Kilometern unterwegs, meist zu Fuß, begleitet nur von einem Kamel als Tragetier. In den Dörfern, die er besuchte, verteilte er Medikamente und Nahrung. Er wollte durch sein Vorbild eines exemplarischen Christseins wirken, nicht durch missionarische Einflussnahme: Ich bin nicht hier, um die Tuareg zum Christentum zu bekehren, sondern um zu suchen, sie zu verstehen. Ich bin überzeugt davon, dass Gott uns alle empfangen wird, wenn wir es verdienen. Die Tuareg verehrten ihn bald als großen Marabut. Er erforschte ihre Sprache, hinterließ das bislang beste Wörterbuch, sammelte Texte, Gedichte und Sprichwörter der Tuareg.

Denkmal vor der neuen katholischen Kirche Jung-St-Peter auf dem nach ihm benannten Platz; Foucauld war in der damals noch simultan genutzten, heute protestantischen alten Kirche Jung-St.-Peter getauft worden
Denkmal vor der neuen katholischen Kirche Jung-St-Peter auf dem nach ihm benannten Platz; Foucauld war in der damals noch simultan genutzten, heute protestantischen alten Kirche Jung-St.-Peter getauft worden

1916 schlugen die Wirren des 1. Weltkrieges Wellen bis in die Sahara; Charles wollte sich nicht in Sicherheit bringen, sondern bei den Dorfbewohnern bleiben. Er wurde während eines Überfalls von aufständischen Senussi erschossen. Seine Pläne zur Gründung eines eigenen Ordens konnte er nicht mehr verwirklichen.

Obwohl Charles de Foucauld mehrere Regelentwürfe für geistliche Gemeinschaften geschrieben hat, fand er erst lange nach seinem Tod Nachfolger: René Voillaume gründete auf der Grundlage der Ideen von Charles - auf die er durch die 1920 erschienene, von René Bazin verfasste Biografie, aufmerksam wurde - 1933 in der Sahara die Gemeinschaft der Kleinen Brüder Jesu, der 1939 durch Magdeleine Hutin die Gründung der Gemeinschaft der Kleinen Schwestern Jesu folgte. Beide Gemeinschaften teilen jeweils das soziale Milieu ihrer Umgebung, ihre Mitglieder gehen einer weltlichen Berufstätigkeit nach. Heute berufen sich rund 20 religiöse Gemeinschaften auf de Foucaulds geistiges Erbe: mehrere Laiengemeinschaften und eine Priestergemeinschaft.

Kanonisation: Die Seligsprechung erfolgte am 13. November 2005, die Heiligsprechung durch Papst Franziskus erfolgte am 15. Mai 2022 ebenfalls in Rom.

Worte des Heiligen

Für die Spiritualität Foucaulds spielt das verborgene Leben Jesu in Nazaret eine entscheidende Rolle:
Er [Jesus] ging mit ihnen [Maria und Josef] hinunter. Er kam nach Nazaret und ordnete sich ihnen unter.
Er ging hinunter: Sein Leben lang tut er nichts anderes, als hinunter zu gehen: in seiner Menschwerdung, indem er arm wird, verlassen, ausgegrenzt, verfolgt, hingerichtet, immer steht er am letzten Platz.
Wenn ihr zum Festmahl eingeladen werdet, setzt euch an den letzten Platz. Von seinem Eintritt ins Festmahl des Lebens bis zum Tod handelt er selbst nicht anders. Er geht nach Nazaret, Ort der Verborgenheit: gewöhnlicher Alltag, Familie, Gebet, Arbeit, nichts Besonderes, ein stilles Leben in Tugenden, die nur Gott bekannt sind, unter seinen Verwandten und Nachbarn. Das heilige, demütige, wohltätige, unauffällige Leben, das die große Mehrzahl der Menschen führt und das dreißig Jahre lang seines war. Er ordnete sich ihnen unter. Er, Gott, ihnen, den Menschen. Beispiel des Gehorsams, der Demut, der Entäußerung im eigentlichen Sinn, unendlich wie seine Gottheit.


Das Leben Jesu in Nazaret ist auch Vorbild und Modell für alle Christen:
Welch ein Beispiel wollte er uns geben, allen, selbst Königssöhnen, da er selbst König war; uns allen, nicht nur den ehelos Lebenden, sondern auch den Eheleuten - denn in Nazaret lebte er zwischen Maria und Josef -; nicht nur den Ordensleuten, sondern auch den in der Welt Lebenden, denn in Nazaret lebte er inmitten seiner Gesellschaft. Er wollte das, er hat es sich ausgesucht, Sohn des Zimmermanns, der Zimmermann, der Sohn der Maria genannt zu werden. Das ist sein Ort im Leben, der Ort seiner Leute.
Nach seiner Himmelfahrt haben die Apostel, die ihn am besten kannten, seine heiligen Freunde in Betanien, seine ersten Jünger dasselbe gewählt. Der Diener ist nicht mehr als der Meister. Wer der Erste sein will, sei wie der Letzte. Das bezog sich zunächst auf die Demut, und dann auf die Armut, die so eng mit ihr verbunden ist, in der er von der Krippe bis zum Kreuz gelebt hat.

Quelle: Charles de Foucauld: Hingabe und Nachfolge - Geistliches Lesebuch. Verlag Neue Stadt, München - Zürich - Wien 2005, S. 113 f

Zitate von Charles de Foucauld:

Es gibt keinen Augenblick in unserem Leben, in dem wir nicht einen neuen Weg einschlagen könnten.
Die Schwachheit der menschlichen Möglichkeiten ist die Quelle der Kraft. Jesus ist der Meister des Unmöglichen!
In manchen Situationen bedeutet Glaube: gehorchen, ohne zu verstehen.
Gott baut aus dem Nichts auf.
Gott hilft immer denen, die ihm dienen. Nie lässt Gott den Menschen im Stich. Der Mensch ist es, der so oft Gott im Stich lässt.
Alles, was nicht dahin führt, Gott besser zu kennen und Ihm besser zu dienen, ist verlorene Zeit.
Jeder, der Gott liebt, liebt auch die Stille zu seinen Füßen.
Das beste Gebet ist jenes, das am meisten Liebe enthält.
Es gehört zu deiner Berufung, das Evangelium von den Dächern zu rufen, nicht durch das Wort, sondern durch dein Leben.

Quelle: https://www.evangeliums.net/zitate/charles_de_foucauld.htm. abgerufen am 4. Dezember 2019

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Die Vorüberlegungen Foucaulds zu seinem Orden gibt es online in französischer Sprache.

Über die kleinen Schwestern in Deutschland gibt es eine schöne und informative Website.

Die Gemeinschaften Charles de Foucauld informieren auf ihrer Webpage über Charles de Foucauld, seine Spiritualität und die Gemeinschaften.

Die Kleinen Schwestern vom Evangelium, 1963 von René Voillaume gegründet, informieren auf ihrer Homepage.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Das Haus von Charles de Foucauld in Tissint kann besucht werden, um es zu finden braucht man einen Führer, angemessen sind dafür etwa 3 bis 5 €.





USB-Stick Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD

Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon


Seite zum Ausdruck optimiert

Empfehlung an Freunde senden

Artikel kommentieren / Fehler melden

Suchen bei amazon: Bücher über Charles de Foucauld

Wikipedia: Artikel über Charles de Foucauld

Fragen? - unsere FAQs antworten!

Im Heiligenlexikon suchen

Impressum - Datenschutzerklärung

Schauen Sie sich zufällige Biografien an:
Nektarios von Konstantinopel
Eberhard von Salzburg
Maria Katharina Kasper
Unser Reise-Blog:
 
Reisen zu den Orten, an denen die
Heiligen lebten und verehrt werden.


      Zum Schutz Ihrer Daten: mit 2 Klicks empfehlen!

Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 01.06.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://www.kleineschwesternjesu.net/index.php/geschichte/C12
• http://www.domradio.de/aktuell/artikel_44816.html
• Katholische Pfarrei Jung-Sankt-Peter: Katholische Kirche Jung-Sankt-Peter Straßburg. Aprime, Straßburg 2014
• https://www.legoutdailleurs.fr/destinations/sur-les-traces-de-charles-de-foucauld-a-tissint
• Barbara und Andreas Conrad, http://www.marokko-erfahren.de, E-Mail vom 6. April 2020

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.