Ökumenisches Heiligenlexikon

Jesuitenorden


modernes Logo der Jesuiten
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Der Jesuitenorden, die Gesellschaft Jesu, lateinisch Societas Jesu, entstand Anfang des 16. Jahrhunderts in Paris aus einer Gruppe von sechs jungen Leuten, die an der Sorbonne Theologie studierten. Als ältester gab Ignatius von Loyola jedem von ihnen Exerzitien, Geistliche Übungen, in denen sie sich dazu entschieden, ihr Leben ganz und gar in den Dienst Gottes zu stellen.

Auf dem Montmatre in Paris legten sie als Freundeskreis 1534 die Gelübde der Armut und der Keuschheit ab, zudem versprachen sie in einem dritten Gelübde eine Pilgerfahrt ins Heilige Land, um dort die Muslime zu bekehren; falls dies nicht gelänge, wollten sie sich dem Papst in Rom zur Verfügung stellen. Da sich die Überfahrt zur Mission auch nach längerem Warten auf Grund des Ausbruchs des Krieges mit den Ottomanen als undurchführbar herausstellte, zogen die Gefährten also nach Rom und wandten sich an den Papst.

Schon 1540 wurde die Gemeinschaft von Papst Paul III. als Orden anerkannt und die Erlaubnis erteilt, Missionsreisen in seinem Auftrag übernehmen. Zu den Gelübden der Armut und Keuschheit kamen hinzu das Versprechen von Gehorsam gegenüber dem Generaloberen und das sogenannte Papstgelübde: dass sich jeder Einzelne wie auch der ganze Orden vom Papst überall hin senden lässt. Auf diese Weise entstand eine ausgedehnte Missionstätigkeit, die Jesuiten bis nach Japan und an den chinesischen Kaiserhof nach Beijing führte.

Flugblatt zur segensreichen Tätigkeit der Jesuiten in Böhmen, 1680
Flugblatt zur segensreichen Tätigkeit der Jesuiten in Böhmen, 1680

Das Leitmotiv des Ordens lautet: Omnia ad majorem Dei gloriam, Alles zur höheren Ehre Gottes. Wichtiges Anliegen ist es, durch Predigt, Verkündigung und Ausbildung den katholischen Glauben zu verbreiten und alle Erfordernisse der Kirche zu erfüllen. Gottes- und Nächstenliebe haben Vorrang vor der Selbstvergewisserung des Glaubens - denn dieser ist ja durch die Kirche garantiert; im Unterschied zu den Benediktinern hat nun labora, das Wirken, Vorrang vor ora, dem Gebet. Der Gehorsam gegenüber den Oberen spielt dabei eine wichtige Rolle, vor ihnen muss jeder Jesuit persönliche Gewissensrechenschaft ablegen; auch der Gehorsam gegenüber Papst und Kirche ist selbstverständlich, wodurch der Orden zum wichtigsten Werkzeug der Gegenreformation wurde. Der spanische Jesuit Luis de Molina entwickelte auch die Prädestinationslehre des Augustinus weiter: gegen Thomas von Aquin wird dem Mensch freies Tun zugetraut. Unterricht, Katechismuslehre, Predigt, theologisches Studium und Mission waren im Zentrum der Bemühungen, den Menschen in freier individueller Entfaltung zur Bekehrung zu führen, was große Erfolge v. a. auch bei der Erziehung von Fürstenkindern zur Folge hatte.

Der Orden wuchs zahlenmäßig enorm schnell und breitete sich rasch aus, seine Mitglieder übernahmen führende Positionen in der Gegenreformation. Sie gründeten Schulen und Kollegien in ganz Europa, wo sie 150 Jahre lang im Unterrichtswesen führend waren. Im Jahr 1640 unterhielt der Orden europaweit über 500 Kollegien, ein Jahrhundert später war ihre Zahl auf 650 angestiegen. Daneben unterstanden dem Orden 24 Universitäten sowie 200 Seminare und Ausbildungshäuser für den eigenen Nachwuchs. Die Ausbildung hatte in der Zeit der Gegenreformation zum Ziel, den Katholizismus durch Ausbildung des KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. und durch Reformen gegen die Ausbreitung des Protestantismus zu stärken. In der Ausbildung von Laien legten die Jesuiten Wert auf die Unterweisung des Adels und der Reichen als den führenden Köpfen eines Landes; dennoch blieb die Seelsorge an den Armen das wichtigste Apostolat. Und bis heute praktiziert der Orden Exerzitien für viele Menschen.

Die strenge und solide Ausbildung macht den Jesuitenorden zu einem sehr effektiven Verband. Daher stand der Orden immer auch im Mittelpunkt antikirchlicher Polemik und innerkirchlich-theologischer Auseinandersetzungen. Seine Ergebenheit gegenüber dem Papst brachte ihm die Gegnerschaft nationalistischer Staatsmänner und Herrscher ein. Auf der anderen Seite erregte das eifrige Bestreben nach Kirchenreformen den Unmut der KlerikerEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. in der katholischen Kirche. Dazu kamen Neid, Missgunst und Verdächtigungen, weil so viele Jesuiten als Hofbeichtväter in ganz Europa fungierten.

Immer wieder wurde der Orden in manchen Ländern verboten, - so noch bis 1973 in der Schweiz - oder es wurden Ordensmitglieder ausgewiesen. 1773 war der Orden auf innerkirchlichen und politischen Druck hin von Papst Clemens XIV. aufgelöst worden. Der Papst wies zwar auf die früheren Verdienste des Ordens bei Vertiefung und Ausbreitung des Glaubens hin, betonte aber seine Pflicht, im Sinne des Friedens und zur Vermeidung von Streit und Zwietracht innerhalb der Kirche den Jesuitenorden aufzuheben. Aber in Preußen verbot Friedrich II., in Russland die Zarin Katharina die Durchführung der Auflösung; die Weiterarbeit wurde befohlen, weil man nicht auf das Bildungsangebot der Jesuiten verzichten wollte. 1814 wurde der Orden durch Papst Pius VII. wieder in alter Form hergestellt, allerdings kam es auch weiterhin immer wieder zu politischem und religiösem Widerstand sowie zu Ausweisungen des Ordens.

Im Bereich der Mission gründete Franz Xaver Niederlassungen in Indien und Japan, der Orden breitete sich bis ins Innere Chinas und an die Küste Afrikas aus. Briefe der Jesuitenmissionare aus Kanada waren eine damals einzigartige Informationsquelle über die Ureinwohner des Landes. Ordensprovinzen in Lateinamerika begründeten geschlossene Siedlungen, in denen missionierte Ureinwohner lebten, die von Priestern betreut wurden; aus diesem Jesuitenstaat entstand das heutige Land Paraguay.

Die Organsiation des Ordens ist zentralistisch. An der Spitze steht ein auf Lebenszeit gewählter Generaloberer, der aus dem Generalat in Rom aus mit Hilfe von 14 Assistenten den Orden leitet. Die einzelnen Assistenzen gliedern sich in Provinzen, denen jeweils ein Provinzial vorsteht. Dieser ernennt Obere, die vor Ort Einrichtungen und Kommunitäten des Ordens leiten.

Der Orden verzichtet auf eine eigene Ordenskleidung, auf das Leben in Klöstern und auf das gemeinsame Chorgebet, um größere Flexibilität und ungehinderten Einsatz in den unterschiedlichsten Bereichen der Seelsorge zu ermöglichen.

Die Vorbereitungszeit für die Aufnahme in den Orden ist bei den Jesuiten deutlich länger als beim WeltpriesterWeltpriester - oder auch Diözesanpriester - sind in der römisch-katholischen Kirche alle Priester, die keinem Orden angehören.tum oder bei anderen Orden. Nach einem zweijährigen Noviziat, das der Abgeschiedenheit, dem Beten, den dreißigtägigen Exerzitien und anderen apostolischen Experimenten gewidmet ist, legt der Novize die Ersten Gelübde der Armut, Keuschheit und Gehorsam gegenüber dem Oberen ab. Daraufhin unterzieht er sich dem Studium der Philosophie, welches häufig Grenzbereiche der Mathematik und anderer Naturwissenschaften einschließt. Es folgen zwei Pastoraljahre an einer jesuitischen Einrichtung und dann ein dreijähriges Theologiestudium, das mit der Priesterweihe endet, worauf eine weitere Zeit der Tätigkeit in der Seelsorge folgt. Nach einem Aufbaustudium der Theologie und dem Tertiat, der dritte Prüfung während eines weiteren Jahres des Gebets und des Apostolats, wird der Jesuit aufgefordert, die letzten Gelübde abzulegen. Die Ausbildungszeit der Koadjutoren, die in geistige und weltliche unterschieden werden, beträgt insgesamt zehn Jahre, während die Ausbildungszeit der Professen, die allein höchste Ämter innehaben dürfen, 17 Jahre beträgt. Die Professen legen zusätzlich fünf einfache Gelübde ab, darunter das des Verzichts auf ein Kirchenamt außerhalb ihres Ordens, soweit dies nicht vom Orden verlangt wird.

Generalat der Jesuiten in Rom, rechts hinten ist die Kuppel des Petersdom zu erkennen
Generalat der Jesuiten in Rom, rechts hinten ist die Kuppel des Petersdoms zu erkennen

Wenig bekannt ist, dass der Jesuitenorden kein reiner Priesterorden ist, sondern ihm auch Brüder angehören. Dagegen hat es nie einen Frauenzweig gegeben, denn bereits Ignatius verbot die Aufnahme von Frauen oder das Gründen eines weiblichen Zweiges. Dennoch haben sich über die Jahrhunderte etliche Frauengemeinschaften herausgebildet, die sich zu den ignatischen Gemeinschaften zählen; die bekanntesten sind die Congregatio Jesu, die früheren Englischen Fräulein oder Mary-Ward-Schwestern, und die Helferinnen.

Mit Stand von Anfang 2005 gehören dem Orden weltweit ca. 20.000 Mitglieder in 85 Ordensprovinzen an. Zur Deutschen Provinz der Jesuiten - die auch Dänemark und Schweden umfasst - zählten im Jahr 2005 rund 440 Jesuiten. 2014 waren es weltweit knapp 17.000 Mitglieder, wobei in Asien und Mittelamerika die meisten Männer eintraten; in Europa und den USA dagegen geht die Zahl der Mitglieder stark zurück, zur deutschen Provinz gehörten noch rund 350 Jesuiten.

Heilige und Selige Jesuiten:

Albert Hurtado Cruchaga
Alexander Briant
Alfons Pacheco
Alfons Rodríguez
Alfons Rodríguez
Alfred Delp
Alois Lanuza
Aloisius von Gonzaga
Alois Grimm
Alvarus Semedus
Ambrosius Fernandes
Andreas Bobola
Andreas von Soveral
Anton Pinta Ishida => Bartholomäus Gutiérrez Espinosa und Gefährten
Antonius Baldinucci
Antonius Criminali
Antonius Francisco
Antonius Puntigam
Antonius von Souza
August Benninghaus
Bernhard Franziskus de Hoyos y de Seña
Bernhardin Realino
Caius von Korea
Cándida María de Jesús Cipitria y Barriola
Claudius de la Colombière
Claudius Dumonet
David Lewis
Didacus Aloysius de San Vitores
Didacus Yūki Ryōsetsu
Dominikus Collins
Edmund Arrowsmith
Edmund Campion
Eleutherius du Pont
Eligius Herque du Roule =>: Andreas Abel Alricy und Gefährten
Ferdinand Maria Baccilieri
Franz Xaver Bianchi
Franz Gárate Aranguren
Franz van der Lugt
Franz von Geronimo
Franz Xaver
Franziskus Aranha
Franziskus Hyazinth le Livec de Trésurin => Johannes Baptist Bottex und Gefährten,
Franziskus Lopez
Franziskus Pacheco,
Franziskus Suarez
Franziskus von Almada
Franziskus von Borja y Aragon
Friedrich Spee
Gaspare Bertoni
Goswin Nickel
Gottfried Thelen
Henry Morse
Henry Walpole
Hieronymus von den Engeln
Ignatius von Azevedo und Gefährten
Ignatius von Loyola
Isaak Jogues
Jakob Berthieu
Jakob Julius Bonnaud und Gefährten
Jakob Carvalho
Jakob Kisai =>: Märtyrer von Nagasaki
Jakob Rem
Jakob Salès
Johann Kaspar Kratz
Johann Adam Schall von Bell
Johann Schwingshackl
Johann Steinmayr
Johanna von Lestonnac
Johannes-Franz-Maria Benoît =>: Andreas Abel Alricy und Gefährten
Johannes Berchmans
Johannes Beyzym
Johannes de Brébeuf und Gefährten
Johannes Nikolaus Cordier
Johannes Hector de Britto
Johannes Ogilvie
Johannes Franz Régis
Johannes Sarkander
Johannes-Anton Seconds =>: Andreas Abel Alricy und Gefährten
Johannes Soan de Goto =>: Märtyrer von Nagasaki
Johannes von Castillo
John Lloyd => Philipp Evans
John Nelson
Josef Pignatelli
Josef Maria Rubio y Peralta
Josef von Anchieta
Julian Nakaura Jingoró
Julianus Maunoir
Karl von Borango
Kaspar Barzaeus
Kaspar Koteda
Katharina Tekakwitha
Léon-Ignace Mangin
Leonhard Kimura
Ludwig IX. von Frankreich
Magdalena-Sophia Barat
Maria - Mutter der Gesellschaft Jesu am 22. April
Maria - Unsere Liebe Frau vom Weg am 24. Mai
Maria-Theresia de Soubiran La Louvière
Maria von der Vorsehung Smet
Maria Anna von Jesus de Paredes Flores y Jaramillo
Maria Ward
Markus Stephan Crisinus und Melchior Grodecz und Stephan Pongracz
Matthäus de Curos
Matthäus Ricci
Michael Maria Franziskus de la Gardette => Johannes Baptist Bottex und Gefährten
Michael Garicoits
Michael Le Nobletz
Michael Nakashima
Michael Augustinus Pró-Juárez
Michael von Carvalho
Modest Andlauer
Nicholas Owen => Vierzig Märtyrer von England
Nikolaus-Maria Verron =>: Andreas Abel Alricy und Gefährten
Pauline Marie Jaricot
Paul Capelloni
Paul Miki
Peter Calungsod
Petrus Berno
Petrus Canisius
Petrus Claver
Petrus Faber
Petrus-Michael Guérin du Rocher =>: Andreas Abel Alricy und Gefährten
Petrus Kasui Kibe
Petrus Paul Navarro und Gefährten
Philipp Evans
Philipp Jeningen
Ralph Corby
Ralph Sherwin
Regina Protmann
Renatus-Maria Andrieux =>: Andreas Abel Alricy und Gefährten
Robert Bellarmin
Robert-Franz Guérin du Rocher =>: Andreas Abel Alricy und Gefährten
Robert Middleton
Robert Southwell
Rochus González de Santa Cruz
Roger Filcock
Rosa Venerini
Rudolf Aquaviva und Gefährten
Rupert Mayer
Rutilio Grande García
Sebastian Kimura und Gefährten
Silvester Landinus
Simon Bucceri
Stanislaus Kostka
Stephan Kaszap
Theodor Peters
Thomas Holland
Thomas Garnet
Thomas Riocan und Gefährten
Thomas Sitjar Fortiá und Gefährten
Thomas Tsuji und Gefährten
Vascus Pirez
Wilhelm Levesqui
Wilhelm Eberschweiler
Wilhelm Ireland
Wilhelm Saultemouche

Die Homepage der Jesuiten ist äußerst informativ, sie informiert über Ignatius und die Geschichte des Ordens, über dessen Struktur und Wirken.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 26.11.2024

Quellen:
• Pater Philipp Görtz SJ, Subregens am Priesterseminar der Jesuiten-Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main, E-Mail vom 9. Oktober 2005
• http://www.jesuiten.org/geschichte/bis1773/content.htm
• http://www.deutschlandfunk.de/stolzer-soldat-kranker-pilger-ignatius-von-loyola-und-die.2540.de.html?dram:article_id=331061

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.