Christina Ebner
Gedenktag katholisch: 27. Dezember
Name bedeutet: die Christin (griech. - latein.)
Christina war eine am Karfreitag geborene Tochter einer der
ältesten und einflussreichsten Patrizierfamilien in Nürnberg, die am Platz an der
Egidienkirche wohnte. Im Alter von 12 Jahren trat
sie ins Kloster Engelthal der
Dominikanerinnen ein, war wohl 1345 auch kurz Priorin. Im Kloster erlebte
die streng asketisch Lebende zahlreiche Visionen, deren Inhalt sie und ihr Beichtvater, der Dominikaner Konrad von
Füssen, ab 1317 schriftlich niederlegten; sie
wurde damit eine der ersten Autorinnen deutscher Sprache. Ihr buchlein von der genaden uberlast
berichtet von ihren
Schauungen über die das mystische Leben verstorbener Nonnen ihres Klosters, von freudvollen Begnadungen, von Erscheinungen
Christi und der Maria sowie
Verstorbener oder von den Gesprächen zwischen Gott Vater, Christus und dem Heiligen Geist über theologische Fragen. Gebet,
Lektüre, Kasteiungen, Schweigen und innere Einkehr prägten ihr Leben. Sie wurde von vielen bedeutenden Personen als Ratgeberin
geschätzt und weithin hoch verehrt; 1350 besuchte sie sogar der spätere Kaiser Karl IV., um ihren Segen zu erbitten. Ihr
Briefwechsel mit dem WeltpriesterWeltpriester - oder auch Diözesanpriester - sind in der römisch-katholischen Kirche alle Priester, die keinem Orden angehören.
Heinrich von Nördlingen ist verschollen. Christina
starb im Ruf der Heiligkeit.
O du gießender Gott in deiner Gabe!
O du fließender Gott in deiner Minne!
O du brennender Gott in deiner Sehnsucht!
O du verschmelzender Gott in der Einigung mit meinem Leib!
O du ruhender Gott an meinen Brüsten!
Ohne dich kann ich nicht mehr sein.
Christine Ebnerin: Das Büchlein von der Gnaden Überlast
Das Kloster Engelthal wurde 1565 in der Reformation aufgelöst. Das Grab der örtlich als heilig Verehrten in der ehemaligen Klosterkirche, an dem Wunder geschehen seien, ist seitdem verschollen.
Worte von Christina Ebner
Christinas Buch Von der Gnaden Überlast
beginnt sie mit folgenden Worten:
Ich hebe hier ein Büchlein an, da findet man den Anfang des Klosters Engeltal und die Menge der Gnaden, die Gott
mit den Klosterfrauen getan hat im Anfang und jetzt später, infolge der Menge seiner hervorbrechenden Tugenden, die
ebenso wenig zu ruhen vermag als das Meer seiner ausströmenden Kräfte. Niemand ist durch seine eigene Tüchtigkeit zu
großer Heiligkeit gekommen: Gott hat sie alle dahin geführt nach seines freien Willens Wahl. Auch jetzt noch hat er die
Macht dazu, dass er seinen Freunden gütlich tu. Weil er allein alle Dinge erkennt, darum tut er dem Einen gütlich und
dem Andern nicht. Aber das vermögen unsere menschlichen Sinne nicht zu begreifen, wollen wir ohne Verwirrung und Ärgernis
sein.
Christina hielt ihr geistliches Erleben fest. Sie schrieb über sich:
Sie ward auch in das irdische Paradies entzückt und sprach oft: Sie wüsste ebenso wohl, wie es im Paradies
bestellt sei, als im Kloster. Da sah sie eine Schwester aus ihrem Kloster, die verschieden war, im Paradies. Da sprach sie
zu ihr:
Bist du noch nicht im Himmel?
Da sprach jene: O ja, wahrlich.
– Was tust du dann hier?
–
Gott hat mich hergesandt dir zum Troste.
– Eja, so sage mir etwas von seiner Schönheit!
Da sprach sie:
Frage mich nicht nach seiner Schönheit; frage mich nach seiner Barmherzigkeit! Wäre alles Laub und alles Gras, das je
gewachsen ist und je wachsen wird, wären die alle gelehrte Meister der hohen Schule zu
Paris – sie könnten nicht zu Ende sagen noch zu
Ende schreiben die Barmherzigkeit, die in Gott ist, und sonderlich die Barmherzigkeit, die er hat bei des Menschen Tod.
Eine Engelthaler Vision schildert
Christina folgendermaßen:
Dort stand eine große schöne Linde. Die hatte alle ihre Blätter verwandelt in Morgensterne, die waren zuunterst am
größten und allerschönsten. Das ging so bis in die Mitte; da verwandelten sich die Sterne und wurden, je höher hinauf,
desto kleiner. Wo es in den Wipfel ging, da wurden sie wie der Mond, wenn er abnimmt. Die Sterne hingen alle in eigener
Kraft fest, und wenn einer davon abging, so trat ein anderer an seine Statt. Als nun die natürliche Sonne aufging, da
warf sie ihren Schein auf die Sterne; da ward ein so schöner Glast [Glanz], das war über alle menschlichen Sinne.
Da ließ Kunigund des Kaplans Messe fahren und ging unter diesen Baum. Da sah sie auf den innersten Ästen zwei Vögel,
die waren so groß wie die welschen Tauben und hatten auch ihre Gestalt, und waren so lauter wie Spiegelglas und wie
klarer Beryllstein, in dem man sich ersieht. Dieses Gesicht währte, bis man das zweite Zeichen zur Prim läutete. Da
verschwanden die Sterne und gewann der Baum seine natürlichen Blätter wieder. Da ging sie zur Prim und konnte dieses
große Gesicht nicht vergessen. Als dann die Stillmesse kam, da sprach eine Stimme zu ihr: Wüsstest du etwa gerne, was
dies Gesicht bedeutet?
Da sprach sie: Ja, ich wüsste es gar gerne.
Es bedeutet das, dass im ersten Anfang dieses Klosters das die heiligsten und gnadenreichsten Menschen waren, die
es gab. Unser Herr weiß alle Dinge in seiner Vorsehung: Wenn dieses Kloster mit großen göttlichen Gnaden in die Mitte
seiner Zeit kommt, so wird ihnen die Gnade gemindert, aber sie hört niemals ganz auf. Unser Herr will allzeit etwelche
hier haben, mit denen er besondere Gnade tun will, dieweil das Kloster steht. Er selbst will diejenigen hier sammeln,
denen er seine Gnaden gönnt.
Und habe dir das als Beweis, dass du meinen Worten glaubest: Die zwei Vögel, die du gesehen hast, die bedeuten, dass
die zwei heiligsten Menschen, die das Kloster hat, in Kurzem von euch scheiden werden.
Quelle: Christine Ebnerin: Das Büchlein von der Gnaden Überlast, aus dem Altdeutschen übertragen von Wilhelm Oehl, Paderborn 1924, S. 19, 68f, 44f
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Ausführlich erläutert wird
Die
mittelalterliche Frauenmystik der Christine Ebner in der Broschüre Kunst in St. Sebald
, die online verfügbar ist.
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 02.02.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1990
• http://staff.fim.uni-passau.de/schmidtb/philosophie/Kunst/Kunst_in_St_Sebald/frauen.htm nicht mehr erreichbar
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler, Stuttgart /
Weimar 2000
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.