Christina von Stommeln
Taufname: Christine Bruso
auch: die Kölnische
Gedenktag katholisch: 6. November
Übertragung der Gebeine nach Jülich: 22. Juni
Name bedeutet: die Christin (griech. - latein.)
Christina, Tochter der den Bruiushof in Stommeln bewirtschaftenden Heinrich und Hilla Bruso, hatte der Überlieferung nach schon als Kind Visionen von Christus; im Alter von zehn Jahren erlebte sie die ekstatische Verlobung. 1255 ging sie auf dessen Geheiß und gegen den Willen ihrer Eltern zu den Beginen in deren Haus in Köln. 1258 empfing sie die Wundmale Christi und die Bluspuren seiner Dornenkrone, die sie aber sorgsam versteckte.
Nach einer dreitägigen Ekstase und weil ihr auch dämonische Visionen zuteil wurden, wurde Christina von der Frauengemeinschaft für krank erachtet und 1259 nach Hause zurückgeschickt. In Stommeln lehnten ihre Eltern es ab, die Tochter wieder aufzunehmen, sie lebte deshalb beim Pfarrer an der Kirche als Begine. Immer wieder wurden ihr Erscheinungen zuteil, Angriffe von Teufeln quälten und versuchten sie; andererseits wurde sie begnadet von himmlischen Tröstungen und Gesichten. Der in Köln an der Universität des Ordens studierende Dominikanerpater Petrus von Dacien 1, der schon länger nach einem heiligmäßig lebenden Menschen suchte, wurde 1267 ihr Seelenführer. Nach einer schweren Blutung 1288 wurden keine weiteren übersinnlichen Erlebnisse berichtet.
Der 1288 gestorbene Petrus von Dacien besuchte Christina 16 Mal - davon zweimal mit einer Anreise aus Schweden - und
stand in Briefwechsel mit ihr. Er verfasste den Codex Juliacensis
mit Christinas Lebensgeschichte und der Schilderung
ihrer geistlichen Erfahrungen auf; das Werk enthält auch den umfangreichen Briefwechsel, den sie mit ihm hatte. Die
Authentizität der überlieferten Christus- und Dämonen-Visionen ist aber
umstritten.
Christina wurde bald nach ihrem Tod als Heilige verehrt und ihr Grab Ziel von Wallfahrern, schon 1339 erschien ein Bericht der Wunder und wurden ihre Gebeine in die Kirche Alt-St.-Martinus in Stommeln übertragen, an der Graf Dietrich IX. von Kleve zeitgleich ein Damenstift gründete, nachdem er an Christinas Grab von der Gicht geheilt worden war; weil das Stift ob wirtschaftlicher Probleme geschlossen wurde, wurden die Gebeine 1342 in das neue Stift nach Nideggen in der Eifel überführt. Um 1586 kamen die Reliquien in das ab 1549 nach dem Überfall und der Zerstörung der Burg in Nideggen nach Jülich verlegte Damenstift - die heutige Propsteikirche St. Mariä Himmelfahrt. Im 2. Weltkrieg wurde 1944 diese Propsteikirche durch Bomben fast völlig zerstört, der Schrein mit den Reliquien - ein Kopf, Knochen und Berührungsreliquien -, deren Echtheit aber nicht erwiesen ist, blieb unversehrt.
Friedrich Mehler komponierte nach Texten von Josef Lundahl das Musikschauspiel Petrus de Dacia
über dessen
mystische Liebesbeziehung zu Christina, das seit 1929 alljährlich in der
Ruine der Kirche des ehemaligen
Dominikanerklosters St. Nikolai in Visby auf Gotland, in dem Petrus lebte, aufgeführt
wird.
Kanonisation: Christinas Kult wurde am 12. August 1908 durch Papst Pius X. approbiert.
1 ▲ Petrus stammte aus Schweden. Dacien
war damals der Name der nordeuropäischen Provinz der Dominikaner.
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
Artikel kommentieren / Fehler melden
Suchen bei amazon: Bücher über Christina von Stommeln
Wikipedia: Artikel über Christina von Stommeln
Fragen? - unsere FAQs antworten!
Impressum - Datenschutzerklärung
Schauen Sie sich zufällige Biografien an:
Avitus
Petrus von Subiaco
Briach
Unser Reise-Blog:
Reisen zu den Orten, an denen die
Heiligen lebten und verehrt werden.
Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 18.07.2023
Quellen:
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart /
Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994
• Johannes Madey. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. XV, Herzberg 1999
• Propstei-Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt Jülich: Christina von Stommeln. 2. Aufl. Jülich 1992
• Udo Mainzer: Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Nideggen. Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz,
Neuss 2008
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.