Dionysius Exiguus
deutscher Beiname: der Kleine / der Geringe
Gedenktag katholisch: 4. Oktober
Name bedeutet: D: dem (griechischen) Gott Dionysos geweiht (latein. - griech.)
Dionysius - ob sein selbstgewählter Beiname Bescheidenheit oder seine Körpergröße beschreibt, ist ungeklärt - lebte als Mönch in Tomis - dem heutigen Constanţa und kam dann etwa 495 nach Rom, wo er Mönch und vielleicht auch Abt in einem Kloster der Stadt war. Er gilt als der wohl bedeutendste Mittler zwischen griechischer und lateinischer Geisteswelt in seiner Zeit, damit prägte er auch spätere Jahrhunderte. Er sammelte die Beschlüsse mehrere Konzile und übersetzte sie aus dem Griechischen, ebenso sammelte er die Erlässe der Päpste von Siricius bis zu Anastasius II., der von 496 bis 498 regierte.
525 wurde Dionysius von Papst Johannes I. beauftragt, eine neue Tafel mit
den Daten der Osterfeste für die kommenden 95 Jahre zu berechnen, denn die seit dem
Konzil von Nicäa im Orient gültige des
Cyrill von Alexandria endete mit dem Jahr 531 - bzw. nach der
Zählung Cyrills dem Jahr 247, denn Cyrill begann seine Zeitrechnung mit dem Amtsantritt von Kaiser Diokletian im
christlichen Jahr 284, dem Beginn der Ära der Märtyrer
, die unter dessen
Christenverfolgungen zu leiden hatten; die
Koptische und die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche zählen bis heute so. Mit der
Neuberechnung sollte diese Osterfestberechnung auch für den Westen gültig werden.
Dionysius berechnete die neue Osterfesttafel, wollte aber die Zählung der Jahre
nicht mit der Erinnerung an einen Gottlosen und Christenverfolger verbinden. So machte er sich an die Aufgabe, die Jahre
von der Geburt Christi
an zu berechnen. Er begann mit dem Jahr 541
- nach heutigen Erkenntnissen damit um vier oder sieben Jahre zu spät - und legte die Geburt auf den 25. Dezember seines
Jahres 1 fest. Anfangs auf einen kleinen Kreis beschränkt und nur in
Rom beachtet, verschaffte sich seine Zeitrechnung
immer mehr Geltung und verdrängte im 10. und Jahrhundert in der christlichen Welt die anderen Zeitrechnungen.
Worte von Dionysius Exiguus
Dionysius nimmt Stellung im Streit um das rechte Verständnis der Dreieinigkeit Gottes:
Dionysius Exiguus an den
Hirten
Felicianus (den Bischof
von Foligno ?)
Auf Geheiß Eurer Hochwürden habe ich den Brief des seligen == Proklos (um 390 bis 446/7), des Bischofs von
Konstantinopel, an die Armenier für eure Ohren
ins Lateinische übersetzt; denn ich war der Meinung, dass er nicht unbeträchtlich den Gläubigen in der Gegenwart nützen
werde; denn auch jetzt wirft die damals verworfene frevelhafte Lehre jene Streitfrage auf, welche unter schönem
Anschein die Religion zu zerstören sucht. Zu Zeiten des erwähnten Bischofs, als Kaiser Theodosius (401 bis 450) über
Syrien und Armenien herrschte, unternahmen es Schüler Theodors (um 350 bis 428/9), des Bischofs von
Mopsvestia, den ungebildeten Leuten unter
Verfälschung des Glaubensbekenntnisses einen verkehrten Glauben einzureden, dabei gingen sie mit scharfsinnigster
Schlauheit vor: sie verkündeten, dass die Hl. Trinität [Dreifaltigkeit bzw. Dreieinigkeit] so eines Wesens sei, dass
sie leugneten, dass unser Herr Christus, der Schöpfer des Alls, einer aus der Trinität sei: Daraus folgte die völlig
unsinnige Lehre, dass sie, weil feststeht, dass Christus wahrer Gott und Herr ist, aus den drei Personen vier machten
und zweifellos zwei Gottessöhne verkündeten. Dieser ruchlosen Lehre stellte sich der oben erwähnte Bischof entgegen,
dass Christus unser Herr und im Beginn das Wort bei Gott und das göttliche Wort eines von der Trinität sei, durch das
alles geschaffen wurde, wie der hl. Paulus bezeugt: ein Herr Jesus Christus,
durch den alles erschaffen wurde
(1. Korintherbrief 8, 6)und es sei zu unserem Heil derselbe wahrer Mensch geworden,
aber der eine Sohn geblieben; und es sei in der Trinität keine vierte Person entstanden. Und weil nun von irgendwelchen
Leuten Zweifel angebracht wurden und nun Ungewissheit herrscht bezüglich des wahren Glaubens, vermeiden sie es, einzelne
Personen aus der Hl. Trinität zu benennen. …
Doch ist durch das Zeugnis der ehrwürdige Väter vielfach die Unterschiedlichkeit der Personen ausgewiesen; so
erfordert denn auch die Vernunft, dass im Glauben [auch] eine von drei Personen benannt werden kann. Das richtet sich
besonders gegen Sabellius (3. Jahrhundert), der glaubt, die Heilige Trinität bestehe aus nur einer Person, nur begrifflich
könne man von Trinität sprechen, aber nicht tatsächlich; wir dagegen verehren diese dem Wesen nach als Einheit,
unterscheiden sie jedoch nur in den [drei] Personen.
Um nichts weniger treten wir auch den Anhängern des Nestorius mit diesem
heilsamen Glauben entgegen; diese bekennen Christus den Herrn nicht als einen aus der Trinität; denn sie leugnen, dass
das Wort Gottes aus der seligen Jungfrau dem Fleische nach geboren sei und alles Übrige für die Erlösung des
Menschengeschlechts von sich aus erlitten habe. Nach der Meinung einiger trat Proklos mit väterlicher Autorität denen
entgegen, die Christus als einen von dreien erklären, aber übereinstimmend behaupten, man dürfe ihn keinesfalls als einen
von der Trinität bezeichnen: denn sie nehmen an, der Begriff Trinität bezeichne nicht Personen, sondern das Wesen.
Quelle: Dionysii Exigui in epistolam S. Procli a se Latine translatam. In: Patrologia Latina, Bd. 67, Sp.407 - 410; eigene Übersetzung
Zitat von Dionysius Exiguus
:
Als Hauptzeugen für seine Darlegung führt Dionysius den Kirchenlehrer
Augustinus an:
Siehe, der hervorragende und wahrhafte Lehrer unterscheidet deutlich den hier behandelten Gegenstand: er spricht
von Trinität nicht wegen des Wesens, sondern wegen der Personen, wie er zuverlässig darlegte. Dies Bekenntnis aber
unterscheidet uns von den häretischen Juden und den Heiden, da wir das eine Wesen der Trinität verkünden, während all
jene oder fast alle bekennen, sie würden den einen Gott verehren, doch vom Geheimnis der Trinität sprechen sie nicht
recht oder kennen es überhaupt nicht. … Es ergibt sich also, dass der Begriff Trinität ein Wesen und drei Personen
der einen Allmacht und Gottheit zum Ausdruck bringt.
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Schriften von Dionysius gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 30.09.2021
Quellen:
• Johann Evangelist Stadler, Franz Joseph Heim (Hg.): Vollständiges Heiligen-Lexikon, Bd. 1. B. Schmid'sche
Verlagsbuchhandlung, Augsburg, 1858
• Heiko Franke: Geburtstagsfest Jesu Christi? Deutsches Pfarrerblatt 8/1999
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 3., Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. I, Hamm 1990
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.