Flavia Domitilla
Gedenktag orthodox (für Euphrosyna): 12. Mai
Name bedeutet: F: aus dem altröm. Geschlecht der Flavier
D: aus der altröm. Familie des Domitius (latein.)
Flavia Domitilla war die Tochter des römischen Feldherrn und Senators Quintus Petellius Cerialis Caesius Rufus und seiner Frau Flavia Domitilla der Jüngeren und damit Enkelin des römischen Kaisers Titus Flavius Vespasian und Nichte des Kaisers Titus Flavius Domitianus. Sie wurde die Frau des Konsuls Titus Flavius Clemens, des Großneffen von Kaiser Vespasian. Das Ehepaar hatte mindestens sieben Kinder. Kaiser Domitian bestimmte zwei der Söhne des Ehepaars in deren frühester Jugend zur Nachfolge, ließ sie umbenennen in Vespasian und Domitian und gab ihnen den berühmten Rhetor Quintilianus als Lehrer. Titus Flavius Clemens' Elternhaus beim heutigen Quirinals-Palast wurde auf Anordnung Domitians zum Tempel des flavischen Geschlechts umgestaltet.
Als im Jahr 85 die Finanzlage des Imperiums äußerst angespannt war, ließ Kaiser Domitian zahlreiche Vermögen
beschlagnahmen und die von seinem Vater Vespasian eingeführte Steuer für Juden erbarmungslos eintreiben - auch von jenen,
die die jüdische Lebensweise
pflegten, also sich dem Kaiserkult entzogen. So wurden auch Christen verfolgt und
Ende 93 begann Domitian, das Imperium mit Terror zu überziehen: Senatoren, Ritter, kaiserliche Beamte, sogar seine engsten
Mitarbeiter und Angehörige fielen der Exekution oder Verbannung zum Opfer; zwölf Konsuln - so schätzte Domitians Biograf
Sueton - mussten sich einem Hochverratsprozess stellen.
Von Januar bis April 95 amtierte Flavia Domitillas Mann Titus Flavius
Clemens zusammen mit seinem Vetter, Kaiser Domitian, als ordentlicher Konsul. Unmittelbar danach, im Mai 95, ließ ihn
der Kaiser wegen Gottlosigkeit
anklagen und zum Tod verurteilen, seine Witwe wurde in die Verbannung geschickt.
Beide hatten offenbar mit Juden oder Christen sympathisiert. Eine Rolle könnte auch gespielt haben, dass Domitian die
Söhne des Paares für gefährlich hielt; über deren Schicksal ist nichts bekannt, sie werden wohl ebenfalls den Tod gefunden
haben. Flavia Domitilla besaß ein Grundstück an der Via Ardeatina, das sie kurz vor ihrer Verbannung der Christengemeinde
in Rom zur Verfügung stellte; auf ihm wurde später die
nach ihr benannten Katakomben errichtet. Flavia
Domitilla wurde in die Kaiservilla auf die
Insel Pandataria - die heutige Insel Ventotene - vor Gaeta verbannt und dort zu Tode gemartert.
Die Nachricht über die Anklage Gottlosigkeit
gegen Titus Flavius
Clemens und die Verbannung der Flavia Domitilla auf die Insel
Pandataria stammt vom römischen Senator und
Geschichtsschreiber Lucius Cassius Dio aus seiner Römischen Geschichte
in 80 Büchern, die er rund 120 Jahre später
verfasste. Sueton berichtete in seinen schon ums Jahr 120 erschienenen Kaiserbiografien lediglich, Flavius Clemens sei
wegen eines höchst geringen Verdachtes
hingerichtet worden, was darauf hindeutet, dass Domitian einen Vorwand gewählt
hatte, um sich eines Thronrivalen zu entledigen.
Flavia Domitilla ist wohl identisch mit Domitilla, die nach der Überlieferung bei Eusebius von Cäsarea die Tochter der == Plautilla war, der Schwester des Konsuls Titus Flavius Clemens und Tante des römischen Gemeindevorstehers Clemens I.. Domitilla wurde demnach mit vielen anderen Christen auf die Insel Pontia - die heutige Insel Ponza 1 - verbannt; dort kannte Eusebius ihr angebliches Gefängnis. Domitilla, die demnach ihr Jungfräulichkeitsgelübde vor Papst Clemens I. abgelegt hatte, erlebte auf der Insel ein langes Martyrium. Nach mancher Überlieferung überlebte sie Kaiser Domitian, kam nach Rom zurück und lebte danach in Terracina. Dort wurde ihre Wohnung auf richterlichen Befehl in Brand gesteckt und sie kam gemeinsam mit ihren beiden Milchschwestern Euphrosyna und Theodora - in den Flammen um. Ihre beiden Diener Nereus und Achilleus, die sie schon nach Ponza begleitet hatten, wurden demnach zur selben Zeit in Terracina enthauptet.
Die römische Jungfrau Flavia Domitilla war eine Nichte der Kaiser Titus und Domitian. Vom heiligen Papst Klemens erhielt sie den heiligen Schleier der gottgeweihten Jungfrauen. Von ihrem Bräutigam Aurelian, dem Sohne des Konsuls Titus Aurelius, wurde sie als Christin angezeigt und vom Kaiser Domitian auf die Insel Pontia verbannt; dort musste sie im Gefängnis ein langes Martyrium erdulden. Schließlich wurde sie nach Terracina gebracht und bekannte sich auch dort wiederum als Anhängerin Christi, ja, sie schien immer mutiger zu werden. Zuletzt wurde auf Befehl des Richters ihre Wohnung in Brand gesteckt; so vollendete sie mit den Jungfrauen Theodora und Euphrosina, die mit ihr aufgezogen worden waren, ihr ruhmreiches Martyrium. Es war am 7. Mai, zur Zeit des Kaisers Trajan. Ihre Leiber fand man unversehrt; sie wurden vom Diakon Cäsarius bestattet. Am heutigen Tage aber brachte man die Überreste der beiden Brüder und der Domitilla aus der Kirche des heiligen Hadrian in die eigens zu ihrer Verehrung erbaute Basilika, die den Titel Fasciola trägt.
Domitillas Martyrium in Terracina zusammen mit dem ihrer Diener Nereus, Achilleus und und Petronilla ist historisch nicht haltbar. Von diesem berichten Märtyrerlegenden aus dem 5. Jahrhunderts; Hintergrund ist, dass deren Gräber nahe beieinander lagen und sie etwa zur gleichen Zeit starben; solche lokalen Verbindungen wurden damals des öfteren auch legendär miteinander verflochten. Auch die Geschichte der Bekehrung der Märtyrer Sulpicius und Servilianus durch Domitilla ist legendär. Gleichwohl wurde Domitilla in Terracina ein Kloster geweiht - heute das Stadtmuseum - und ist der Platz davor nach ihr benannt.
Flavia Domitilla stand bis zur Kalenderreform von 1969Nach Abschluss und im Auftrag des 2. Vatikanischen Konzils wurde im Jahr 1969 eine Liturgiereform in der römisch-katholischen Kirche durchgeführt; in diesem Rahmen wurden auch Änderungen im Römischen Generalkalender vorgenommen; der erneuerte wurde mit dem 1. Januar 1970 in Kraft gesetzt.
im Martyrologium Romanum. Auch Konsul
Flavius Clemens wurde seit dem 9. Jahrhundert als Märtyrer verehrt. Die
Verehrung stützt sich darauf, dass der Vorwurf der Gottlosigkeit
, den Kaiser Domitian gegen Domitilla und ihren
Bruder erhoben hatte, gleichbedeutend mit der Annahme des christlichen Glaubens gewesen sei.
Angebliche Reliquien der Flavia Domitilla wurden Ende des 16. Jahrhunderts vom italienischen Kardinal und Kirchenhistoriker Cesare Baronio aufgefunden. Sie werden zusammen mit denen von Nereus und Achilleus in der Kirche Santi Nereo e Achilleo aufbewahrt; diese Kirche wurde innerhalb der Stadtmauern errichtet, etwa 3 km entfernt von der alten ihnen geweihten Kirche, die unmittelbar über den nach Domitilla benannten Katakomben lag. Auch in Limoges und in der Stiftskirche St. Vitus in Ellwangen gibt es Reliquien, die Flavia Domitilla zugeschrieben werden.
Die Domitilla-Katakomben in Rom sind ein
weitläufiges, in den weichen Tuffstein geschlagenes Höhlenlabyrinth, das sich über eine Länge von insgesamt 15 Kilometer
erstreckt. Sie sind die einzige unterirdische Nekropole in Rom, die heute noch Gebeine enthält. Die Kirche
Santi Nereo e Achilleo trug ursprünglich den Titel
San Fasciola
und war die älteste Titelkirche der römisch-katholischen Kirche. Der Titel San Fasciola stammt von den
Binden - latein.: fasciola
-, die angeblich Petrus angelegt worden waren,
um die von seiner Fesselung in Ketten herrührenden Wunden zu bedecken. Er soll sie auf der Flucht aus dem Gefängnis oder
nach anderer Darstellung auf dem Weg zu seinem Martyrium an dieser Stelle verloren haben.
1 ▲ Pontia liegt nicht in der Ägäis, wie im Martyrologium Romanum erläutert, sondern im Tyrrhenischen Meer; es ist die heutige Insel Ponza.
Die
Katakomben der Domitilla in Rom sind täglich von
9 Uhr bis 12 Uhr und von 14 Uhr bis 17 Uhr geöffnet zur Besichtigung im Rahmen einer Führung, die in verschiedenen Sprachen
angeboten wird; der Eintritt beträgt 8 €. (2017)
Die Kirche Santi Nereo e Achilleo in Rom ist
werktags von 9 Uhr bis 10 Uhr und sonntags von 11 Uhr bis 12 Uhr geöffnet. (2017)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 28.07.2022
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. I, Hamm 1990
• Prof. Helmut Bouzek, E-Mail vom 8. Dezember 2011
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 3. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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