Eberhard von Salem
auch: von Rohrdorf
Gedenktag katholisch: 14. April
Name bedeutet: stark wie ein Eber (althochdt.)
Eberhard, Sohn eines der einflussreichsten und begütertsten Grafengeschlechter im Gebiet nördlich des Bodensees, wurde Zisterzienser und war von 1191 bis 1240 - also fast 50 Jahre lang - der fünfte Abt des Klosters Salem. Er führte es zu großer Blüte und schuf die Grundlage zum Aufstieg Salems zur größten Zisterzienserbatei in Süddeutschland. 1201 traf er auf dem Reichstag in Ulm mit Erzbischof Eberhard II. von Salzburg zusammen; der Erzbischof übernahm ein besonderes Schutzmandat für Salem und schenkte dem Kloster die Salzgrube Waltbrunnen bei Hallein. Der Herzog von Bayern sicherte dem Kloster freies Geleit zu, so konnte es ohne Zoll das Salz nach Salem bringen.
Der durch den Salzhandel wachsende Wohlstand versetzte das Kloster bald in die Lage, den Besitz bis an die Donau und
nach Esslingen am Neckar im Norden sowie bis nach
Chur in Graubünden im Süden auszudehnen. In
Städten wie Überlingen,
Konstanz, Esslingen,
Ulm u. a. besaßen die Verwaltungshäuser des
Reichsstiftes, die Salmannsweiler Höfe
, besondere Privilegien wie Steuer-, Zoll- und Abgabenfreiheit. Das
aufblühende Kloster förderte Kunst und Wissenschaft. In den Auseinandersetzungen um die Thronfolge nach dem Tod Heinrichs VI. spielte Eberhard eine wichtige Rolle als
Vermittler sowohl im Auftrag von Philipp von Schwaben als auch 1202 von Papst Innozenz III., der auf Seiten des Rivalen
Otto IV. stand.
An den Gründungen der Tochterklöster in Wald bei Sigmaringen 1212, Rottenmünster bei Rottweil 1221/1224, Baindt bei Ravensburg, Heiligkreuztal bei Sigmaringen, Heggbach - heute Ortsteil von Maselheim bei Biberach - vor 1231, Feldbach in Steckborn bei Frauenfeld in der Schweiz und Gutenzell bei Biberach 1237 war er beteiligt.
Nach Arno Borst liegt Eberhards Bedeutung darin, dass er das bisher kaum geformte Gebiet zwischen
Überlingen und
Ravensburg - den alten Linzgau - wirtschaftlich,
geistlich, politisch
erschlossen hat. Im Jahr 1240 trat Eberhard wegen Altersschwäche von seinem Amt als Abt zurück.
Nach den Klosterchroniken starb er fünf Jahre später.
Mönche am Bodenseedas karge Leben der Zisterzienser zur Zeit des Abtes Eberhard:
Benedikt von Nursia hatte seine Regel auf den
Süden Italiens zugeschnitten, Wilhelm von Hirsau die
Reformen von HirsauDie Reformen von Hirsau gingen im 11./12. Jahrhundert aus vom Benediktinerkloster Hirsau im Schwarzwald. Sie nahmen die Reformen von Cluny auf, ohne aber deren Orientierung auf das zentrale Mutterkloster zu übernehmen. Das Ziel der von Abt Wilhelm verfassten „Consuetudines Hirsaugienses” war die strenge Lebensweise der Mönche wie in Cluny im Hinlick auf Tagesablauf und Liturgie sowie die Organisation der Klostergemeinschaft. Die Rechte der Bischöfe und Vögte wurden - entgegen den ursprünglichen Zielen - nicht eingeschränkt.
für den kalten Schwarzwald abgemildert; die Zisterzienser befolgten sie, als schiene in Oberschwaben immer die Sonne.
Die am längsten benutzten Räume, Klosterkirche und Schlafsaal, waren ungeheizt. Die maximale Aufenthaltserlaubnis in
der Wärmestube betrug für Gesunde täglich eine halbe Stunde, nachts war die Wärmestube geschlossen, geöffnet war sie nur
von Ende Oktober bis Ende April. Im übrigen Jahr ist der Ofen aus,
und wenn es noch so kalt wird
. Die Körperpflege
wurde gegenüber Hirsauer Bräuchen eingeschränkt, als führte sie nur zur Verweichlichung. Warme Bäder waren für Gesunde
verboten, neben der Krankenküche stand ein einziger Badezuber für Kranke. Am Lavabo, dem romantischen Brunnen beim
Kreuzgang, wusch man vor jeder Mahlzeit die Hände, an jedem Morgen den Kopf, an jedem Samstag die Füße. Rasur war bloß
achtmal jährlich erlaubt. Die Mönche rasierten sich gegenseitig mit Schermessern, die der Klosterschmied hergestellt
hatte, keine Präzisionsinstrumente. Die Kleidung war rauh und dünn; Mäntel, Pelzkragen und Unterkleider, wie man sie
in Hirsauer Klöstern trug, waren verboten. Die Kutten bestanden aus heimischer Wolle, kratzig und ungefärbt. Wenn sie,
was selten geschah, gewaschen wurden, nahmen sie die weiße Färbung von Drillichen an. Die Schuhe wurden aus Kuhleder
verfertigt.
Das Schlimmste war der Hunger bei gleichzeitiger Arbeitsbelastung. Auch hier wurden
HirsauerDie Reformen von Hirsau gingen im 11./12. Jahrhundert aus vom Benediktinerkloster Hirsau im Schwarzwald. Sie nahmen die Reformen von Cluny auf, ohne aber deren Orientierung auf das zentrale Mutterkloster zu übernehmen. Das Ziel der von Abt Wilhelm verfassten „Consuetudines Hirsaugienses” war die strenge Lebensweise der Mönche wie in Cluny im Hinlick auf Tagesablauf und Liturgie sowie die Organisation der Klostergemeinschaft. Die Rechte der Bischöfe und Vögte wurden - entgegen den ursprünglichen Zielen - nicht eingeschränkt.
Milderungen verschmäht. Frühstück in Salem:
Fehlanzeige. Im Sommer während der Hauptarbeitszeit täglich zwei Mahlzeiten, mittags Gemüse, grobes Gerstenbrot,
Dickmilch und ein Stück Käse; abends Milchsuppe. Im Winter eine Mahlzeit täglich, in der
Fastenzeit auf den Abend verlegt, tagsüber Hunger.
Jeden Freitag in der Fastenzeit bloß Wasser und Brot. Eine besondere Vergünstigung vor Ostern, an drei Wochentagen
zusätzlich fünf kleine Fische ohne Beigabe. Ein Zisterzienser verlor jeden Geschmack, zum Beispiel konnte
Bernhard von Clairvaux Schweineschmalz nicht mehr von Butter
unterscheiden. Zusätzliche Lebensmittel aus Spenden kamen zu Eberhards Zeit kaum je auf den Tisch, Fleisch, Fett und
Eier gar nicht, lediglich für Kranke und Alte. Das waren die wenigsten. Man hat ausgerechnet, dass die meisten
Zisterzienser mit achtundzwanzig Jahren starben; ihr Durchschnitt lag weit
unter der allgemeinen Lebenserwartung des zwölften Jahrhunderts, die mit 35 Jahren für moderne Verhältnisse
erschreckend niedrig war.
1 ▲ Der älteste Bauteil ist zu erkennen in den vier mittleren Fenstern links; Die Erweiterung nach rechts erfolgte um 1300, der Aufbau eines weiteren Stockwerks 1509, das Dach stammt aus der Generalsanierung um 1980.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 08.02.2022
Quellen:
•
• Kratzige Kutten, kaltes Wasser und grobes Gerstenbrot. Stuttgarter Zeitung, 24. Oktober 2007
• https://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_von_Rohrdorf - abgerufen am 20.07.2023
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 3. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• Infotafeln an den Resten der Burg Benzenberg
bei Rohrdorf
• Markus Numberger: Der Salemer Pfleghof in Esslingen. Neue baugeschichtliche Erkenntnisse … In: Denkmalpflege in
Baden-Württemberg 1 /2018
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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