Ökumenisches Heiligenlexikon

Emmanuel Ruiz und Gefährten

spanischer Name: Manuel

12 Gedenktag katholisch: 10. Juli
für Emmanuel Ruiz: nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Burgos
für Carmelo Volta und Francisco Pinazo: nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Valencia
für Pedro Soler: nicht gebotener Gedenktag im Bistum Cartagena
für Nicolás María Alberca und Nicanor Ascanio: gebotener Gedenktag im Bistum Alcalá, nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Madrid
für Nicolás María Alberca: nicht gebotener Gedenktag im Bistum Córdoba
für Juan Jacobo Fernández: gebotener Gedenktag im Bistum Ourense
nicht gebotener Gedenktag im Orden der Franziskaner-Observanten: 13. Juli

Name bedeutet: Gott ist mit uns (hebr.)

Ordensmann, Priester, Märtyrer
* 1804 in Santander in Spanien
10. Juli 1860 in Damaskus in Syrien


Emmanuel Ruiz studierte an der theologischen Fakultät in Burgos, wurde Mitglied im Franziskanerorden und starb zusammen mit seinen spanischen Ordensgefährten aus dem Pauluskloster am Bāb Tūmā in Damaskus, den Priestern Carmelo Volta, Pedro Soler, Nicolás María Alberca und Nicanor Ascanio, beim Aufstand der Drusen 1.

Franzosen und Briten rangen im 19. Jahrhundert um größeren Einfluss in der Levante 2; die schon traditionelle wirtschaftliche Besserstellung der Maroniten 3 wuchs noch, ab 1820 kam es zu ersten Zusammenstößen zwischen maronitischen Christen und Drusen. Nach der Rückeroberung des Libanon von den Ägyptern durch das osmanische Reich sollten die Christen den übrigen Staatsbürgern gleichgestellt werden, der nördliche Distrikt bekam einen maronitischen und der südliche Teil einen drusischen Gouverneur. 1858 gab es einen Aufstand der Bauern im Norden, sie vertrieben die Feudalfamilie Khazin, die maronitische Kirche gewann an Einfluss. Im südlichen Distrikt eskalierte zwei Jahre später der Konflikt zwischen drusischen Feudalherren und den in der Regel maronitischen Bauern; der maronitische Bischof in Beirut unterstützte den Aufstand der Christen. Die Drusen dagegen schürten bei ihren Glaubensgenossen, bei anderen Muslimen und bei einigen Griechisch-Orthodoxen die Ängste vor einer Errichtung eines christlichen Emirats; Briten und Franzosen verschärften den Konflikt. Schon seit den 1840er Jahren war es immer wieder zu bewaffneten Zusammenstößen beider Gruppen gekommen, 1860 eskalierte der Konflikt endgültig: die Drusen rebellierten unter Führung des Gouverneurs von Beirut und überfielen vom 30. Mai bis zum 26. Juni 1860 christliche Dörfer, brandschatzten, plünderten und schändeten die Bevölkerung; dabei gab es je nach Schätzumng zwischen 7000 und 20.000 Opfer, Zehntausende Christen wurden obdachlos. Das Blutvergießen endete dann erst mit der Intervention Frankreichs, der Schutzmacht der Maroniten.

Am 9. Juli 1860 marschierten die Drusen auch in Syrien in Damaskus ein und töten dabei zahlreiche Christen. Am Nachmittag versuchten die Drusen das Kloster St. Paul zu stürmen, konnten aber weder die verriegelten Tore aufbrechen noch die wehrhaften Klostermauern erstürmen. Der Moslem Emir Abd-el-Kader rettete an diesem Tag zusammen mit seinen algerischen Soldaten viele Christen, brachte etwa 3000 Menschen in seinem Palast und mehr als 12.000 auf der Zitadelle der Stadt in Sicherheit. Emmanuel Ruiz, der Guardian des Franziskanerklosters, wies das freundliche Angebot des Emirs zurück, denn er vertraute auf das wehrhafte Kloster und die Beliebtheit der Minderbrüder auch bei der islamischen Bevölkerung. Aber ein ehemaliger Mitarbeiter des Klosters verriet den Drusen ein geheimes Hintertürchen zum Kloster. Zunächst starben die einheimischen Maroniten Franziskus Massabki, Mooti Massabki und Rafael Massabki - drei leibliche Brüder, die für die Franziskaner in der Klosterschule und im Konvent arbeiteten.

Illustration vom Tod Emmanuel Ruiz'
Illustration vom Tod Emmanuel Ruiz'

Emmanuel Ruiz war gerade dabei war, die restlichen Hostien zu kommunizieren, um das Allerheiligste vor der Schändung zu schützen, als er in der Klosterkirche von den Eindringlingen überrascht und mit einer Axt auf dem Altar enthauptet wurde, weil er der Aufforderung zur Abschwörung von seinem Glauben nicht nachkam. Der Ordenspriester Peter (Pedro) Soler, der in die Klosterschule geflüchtet war, wurde dort aufgespürt, lehnte ebenfalls eine Konversion ab und wurde mit dem Schwert erschlagen. Getötet wurden ebenfalls die Pater Nicanor Ascanio und Nikolaus (Nicola) Alberca. Die spanischen Laienbrüder im Franziskanerorden Franziskus (Francisco) Pinazo und Johannes Jakob (Juan Jaime) Fernández wollten sich auf dem Kirchturm in Sicherheit bringen, wurden aber aufgespürt und zunächst mit Stöcken geschlagen; ersterer wurde dann kopfüber vom Turm des Paulusklosters auf das Straßenpflaster geworfen, letzterer ebenfalls vom Kirchturm geworfen, aber er überlebte, bis ihm am folgenden Tag der Schädel gespaltet wurde.

Zu dieser Gruppe der Märtyrer gehörte auch Engelbert Kolland.

Kanonisation: Emmauel Ruiz und seine Gefährten wurden zusammen mit Engelbert Kolland am 10. Oktober 1926 von Papst Pius XI. in Rom seliggesprochen. Die Heiligsprechung durch Papst Franziskus fand am 20. Oktober 2024 gemeinsam mit der von Engelbert Kolland statt.

1 Die Drusen sind eine Religionsgemeinschaft, die im 11. Jahrhundert als Abspaltung vom Islam entstand. Grundlagen ihrer Lehre sind der Koran, Elemente des Neuplatonismus und die Idee der Seelenwanderung und Reinkarnation. Die gut 1 Million Gläubigen dieser Religion leben v. a. im Libanon, in Syrien und in Israel.

2 Levante, italienisch für Sonnenaufgang, bezeichnet das Morgenland, also die Gebiete am östlichen Mittelmeer und im engeren Sinne die heutigen Länder Libanon, Syrien, Israel und Jordanien.

3 Die Syrisch-Maronitische Kirche von Antiochien, kurz: Maroniten, ist eine mit dem Papst in Rom unierte Kirche. Ihre Kirchensprache ist Westsyrisch, Gründung und Namen gehen zurück auf den syrisch-aramäischen Mönch Johannes von Maron. Aufgrund des traditionellen Bischofssitzes in Antiochien - dem heutigen Antakya / Hatay - sieht sie sich in direkter apostolischer Sukzession; heute ist der Bischofssitz im Kloster Bkerke bei Beirut.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 30.10.2024

Quellen:
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 6., Herder, Freiburg im Breisgau 1997
• Pater Gottfried Egger OFM: Der selige P. Ruiz & Gefährten - http://www.vision2000.at/index/?article=753

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.