Ökumenisches Heiligenlexikon

Philipp Smaldone

italienischer Name: Filippo

1 Gedenktag katholisch: 4. Juni

Name bedeutet: der Pferdefreund (griech. - italienisch)

Priester
* 27. Juli 1848 in Neapel in Italien
4. Juni 1923 in Lecce in Italien


Filiippo Smaldone
Philipp Smaldone

Philipp, erstes von sieben Kindern von Antonio Smaldone und Maria geb. Concetta De Luca, einer wohlhabende Familie, wurde geboren während der Auseinandersetzungen um die Gründung des italienischen Nationalstaates, als es Rivalitäten des Königreiches mit der Kirche gab. Schon im Alter von 12 Jahren wuchs in ihm der Wunsch, Priester zu werden. Er widmete sich dann ab 1871 der Seelsorge in Süditalien, besonders an den Gehörlosen und Stummen 1. Philipp gründete zusammen mit Lorenzo Apicelia 1885 ein erstes Institut in Lecce, aus ihm wuchsen die von ihm gegründeten Salesianerinnen vom Heiligsten Herzen, die sich der Erziehung von gehörlosen und stummen Kindern widmen.

1903 konnten die Salesianerinnen vom Heiligsten Herzen das ehemalige Kloster der Unbeschuhten Karmeliter an der Kirche delle Scalze in Lecce übernehmen. Philipp Smaldone gilt als Begründer der Gebärdensprache. Lange vor anderen sorgte er sich um die durch die Industrialisierung Verarmten. Aus seiner tiefen Frömmigkeit gründete er auch die eucharistische Liga der Anbetungspriester und -frauen.

Philipp Smaldone geweihte Kapelle in Rottmoos
Philipp Smaldone geweihte Kapelle in Rottmoos

Seit 2011 gibt es in der Gehörloseneinrichtung in Rottmoos, einem Stadtteil von Wasserburg am Inn, die erste Kapelle im deutschsprachigen Raum, die Philipp Smaldone geweiht ist; sie hat im Grundriss die Form eines Ohres und bewahrt von ihm eine Reliquie.

Kanonisation: Philipp Smaldone wurde 1996 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen; die Heiligsprechung erfolgte am 15. Oktober 2006 durch Papst Benedikt XVI.
Patron der Gehörlosen

1 Cordula Scheifele merkt zurecht an, dass man heute nicht mehr den Begriff Taubstumme benutzen sollte, sondern Gehörlose sagt. Das Wort Taubstumme wird von den Gehörlosen als sehr diskriminierend empfunden, da Gebärdensprache eine eigenständige, mittlerweile auch in Deutschland gesetzlich anerkannte Sprache ist und die Gehörlosen somit durchaus in der Lage sind, sich zu äußern. Deshalb empfinden sie sich nicht als stumm, auch wenn Hörende unter dem Begriff stumm meist jemanden verstehen, der seinen Stimmbildungsapparat nicht benutzt. Die meisten Gehörlosen erhalten heute ein Sprechtraining und können sprechen.

Worte des Heiligen

Smaldone propagiert statt eines repressiven das präventive Erziehungssystem von Don Bosco:
Die erziehenden Schwestern dürfen keine Vorliebe für irgendeine Taubstumme haben, sondern sollen alle in gleicher Weise lieben.
Sie sollen alle taubstummen Mädchen durch Jesus Christus und Jesus Christus ganz in gleicher Weise lieben. …
Sie sollen ihnen die auserlesenste Erziehung zuteil werden lassen.
Sie sollen immer ein Auge auf sie haben, ihnen immer helfen, sie immer erleuchten, d. h. unterweisen.
Sie sollen sie an eine beständigen Fleiß gewöhnen, der aber abwechslungsreich und angenehm ist.
Sie sollen ihnen bei jeder Gelegenheit den Gedanken an die Gegenwart Gottes und an seine Güte und Gerechtigkeit ins Herz einprägen. …
Sie sollen immer bei allen gerecht sein, und was die leidigen Strafen betrifft, sollen sie zur Nachsicht neigen und gleichzeitig, wenn sie sie bezüglich der begangenen Schuld aufklären, sollen sie noch eher lehren, wie sie sie in Zukunft vermeiden und wie sie entgegengesetzte Tugend verwirklichen können.
Sie sollen auf keinen Fall bei irgendeinem Mädchen ihre Mängel übertreiben, statt dessen ihrer Unwissenheit die Schuld geben, die gewöhnlich die Ursache für jede Schuld darstellt.
Bei ihrem Tadel sollen sie keinerlei Zorn walten lassen und den betroffenen und allen Mädchen den einzigen Zweck, der sie wirklich dazu treibt, durchscheinen lassen.
Schließlich sollen sich die Schwestern selbst davon überzeugen, wie unsere liebe taubstummen Mädchen mehr vom Wirken im Umgang mit ihnen lernen als von ihren erzieherischen mündlichen Belehrungen: sie sollen die Gedanken der Gerechtigkeit, des Verdienstes, der Schuld, der Verhältnismäßigkeit, der Strafe für eine Schuld und den Lohn für eine Tugend lernen, usw. in allem, was Moral und Recht betrifft.
Dafür sollen sie bei ihrem Handelns bei den Taubstummen immer Vorbilder der Gerechtigkeit und Billigkeit sein und immer aufbauend und nicht zerstörerisch wirksam sein.

Quelle: Angelo Montonati: Due cuori una voce. Il beato Filippo Smaldone, apostolo dei sordomuti, Edizioni 1997, S. 58f; eigene Übersetzung

Zitate von Philipp Smaldone:

Das Präventivsystem behandelt den männlichen und weiblichen Zögling so, dass der Erzieher oder die Erzieherin zu ihnen immer mit der Sprache des Herzens spricht uns zwar in der Zeit, wo es um Erziehung geht, und außerhalb dieser.

Die Sprache des Herzens ist der Schlüssel, der es erlaubt, in das Geheimnis der kleinen Tauben einzutreten, um die Mauer, die sie von der äußeren Welt trennt, niederzureißen. Das Herz sprechen zu lassen bedeutet fähig zu werden, ihre Gewohnheiten zu entdecken, die inner Bedeutung ihrer Gesten kennenzulernen, ihre kleinen und großen Ängste zu heilen; nur die Sprache des Herzens erlaubt es, ihnen zu helfen ihre natürliches Misstrauen zu überwinden und sie sich zum Vertrauen öffnen zu lassen und ihre soziale Interaktion zu fördern.

Wenn Gott von uns eine Demütigung verlangt, sollen wir uns ruhig seinem Willen unterwerfen und sie mit Großmut annehmen. … Wenn der Herr von uns ein Opfer verlangt, sollen wir es großmütig vollbringen; … wenn er eine Loslösung wünscht, sollen wir sie entschieden vollziehen; wenn er uns einen neuen Weg, voll von Dornen und Kreuzen, vor Augen stellt, sollen wir uns bereitwillig auf den Weg machen.

Der Schlamm verbirgt einen Rubin, ohne ihn zu beflecken.

Quelle: Angelo Montonati: Due cuori una voce. Il beato Filippo Smaldone, apostolo dei sordomuti, Edizioni 1997, S. 64f, 75; eigene Übersetzung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung


Web 3.0 - Leserkommentare:

Seit August 2012 gehören zu der Kapelle in Rottmoos nun auch Zwillings-Sonnenuhren. Der Konstrukteur der beiden Sonnenuhren hat bei der Recherche festgestellt, dass Filippo Smaldone ein Zeitgenosse von Pius X. war. Nachstehend ein Auszug aus dem Vortrag von Herrn Bachmann:
Es besteht eine Beziehung zwischen dem hl. Filippo Smaldone, dem Patron der Rottmooser Kapelle, und dem bekanntesten Sonnenuhrbauer Italiens Giuseppe Sarto, der im Alter von 31 Jahren als junger KaplanEin Kaplan (von lateinisch capellanus, „der einer Hofkapelle zugeordnete Kleriker”) ist im deutschen Sprachraum ein römisch-katholischer Priester in den ersten Jahren nach seiner Weihe, der in der Regel noch einem erfahrenen Pfarrer unterstellt ist. In manchen Bistümern wird er Vikar genannt - dies ist die Bezeichnung des kanonischen Kirchenrechts von 1983 - in anderen Kooperator. in seiner Heimatregion Venetien in Norditalien für zahlreiche Kirchen Sonnenuhren konstruierte. Guiseppe Sarto wurde später zum Papst (Pius X.) gewählt. Kapelle in Rottmoos
Beigefügt ein Bild von der Kapelle mit den beiden Sonnenuhren. Die Sonnenuhr auf der Ostwand zeigt die Stunden an, die seit Sonnenaufgang vergangen sind (babylonische Zeit), die Sonnenuhr auf der Westwand zeigt die Stunden an, die noch verbleiben bis zum Sonnenuntergang (italische Zeit).

Doris Müller vom Verein zur Förderung des Betreuungshofes Rottmoos e. V. in Wasserburg am Inn über E-Mail, 25. Januar 2013





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 29.05.2021

Quellen:

• Doris Müller vom Verein zur Förderung des Betreuungshofes Rottmoos in Wasserburg am Inn, E-Mail vom 27. Mai 2012

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.