Geert Groote
latinisiert: Gerhardus Magnus
Gedenktag evangelisch: 21. August
Name bedeutet: der Speerstarke (Kurzform - althochdt.)
Geert Grote war Domprediger in Utrecht, entschloss sich dann aber zum Eintritt in ein Kartäuserkloster. Jan van Ruysbroek überzeugte ihn, als Bußprediger zu wirken, er wanderte mit bischöflicher Vollmacht als solcher durch die südlichen Niederlande. Seine Predigt und Seelsorge beruhten auf seinen eigenen Lebenserfahrungen, er erzielte große Wirkung beim Volk. Da er aber auch Missstände bei den Orden und Geistlichen anprangerte, wurde ihm die Predigterlaubnis wieder entzogen. Groote gehorchte, ging nach Deventer und scharte ab 1381 einen Kreis Gleichgesinnter um sich, mit dem er ein gemeinsames Leben ohne Gelübde führte. Dieser Kreis wirkte vor allem auf das Erziehungswesen ein und prägte das Schulwesen am Vorabend der Reformation.
Gert Groote wurde damit Begründer der devotio moderna
, einer der deutschen Mystik verwandten religiösen
Erneuerungsbewegung des 14./15. Jahrhunderts, die eine persönliche, innere Frömmigkeit in der Nachfolge
Christi erstrebte. Ihre Träger wurden die Brüder vom gemeinsamen
Leben
und die Windesheimer Kongregation der Augustinerchorherren.
Geert Grote starb an der Pest, die er sich bei der Pflege eines Freundes zuzog.
Worte von Geert Grote
Beschlüsse und Vorsätze - nicht Gelübde - im Namen des Herrn (um 1370)
Zu Gottes Ruhm, Ehre und Dienst bin ich bedacht, mein Leben zu ordnen, und zum Heil meiner Seele. Kein zeitliches
Gut an Leib, Ehre, Habe oder Wissenschaft will ich dem Heil meiner Seele voransetzen. Jede Nacheiferung Gottes will ich
befolgen, von der ich sicher bin, dass sie der wissenschaftlichen Einsicht und besonnenen Unterscheidungskraft gemäß ist,
in Anbetracht meiner leiblichen Verfassung und meines Standes, woraus sich etliche Nacheiferungen ergeben:
Keine weitere Pfründe begehren, noch künftig Hoffnung oder Wunsch auf irgend zeitlichen Gewinn setzen. Item, je mehr
ich haben werde, desto habgieriger werde ich, ohne Zweifel. Item, gemäß der Urkirche darfst du überhaupt nicht mehrere
Pfründen haben. Item, im Tode wird es dich reuen: Da man gemeinhin sagt, dass niemals ein Pfründensammler ohne Reue
darüber gestorben ist. …
Alles, was ich anfangen werde, will ich im Namen des Herrn anfangen und meine Hoffnung auf den Herrn setzen, dass Er
selber darin mich auf den Weg meines Heiles lenke. Und nicht hänge sich irgendwelche Hoffnung an eine Weissagung oder
aus den Himmelsbahnen darein, fremd der Hoffnung auf Gott, fremd dem Gebet, fremd den guten Geistern und ihrer Hut. Was
weiß ich, ob es mir nützlich ist, gerade auf diesem Wege oder just in dieser Sache zu gedeihen? Ist es doch im Gegenteil
sehr oft unnütz! Oft sind Beklemmung und Drangsal am nützlichsten. Daher will ich mich der Fügung Gottes unterstellen.
Glückselig ist ja nur der Mensch, der auf den Herrn hofft. Darum wirf alle Sorgen auf den Herrn: Er wird für dich Sorge
tragen. Mit welch großer Barmherzigkeit hat Er mich - wider meinen Willen - durch Geißelschläge von dem zurückgerufen,
was ich erhoffte! Wir sollen nicht um das besorgt sein, was wir essen, wie viel weniger um andere Dinge - etwa wegen der
Gestirne oder wegen irgendwelcher Gegenstände unseres Aberglaubens. Ist es doch für jeden Christen reinen Herzens notwendig,
dass er sich selbst verlasse und sich selbst gänzlich Gott anheimgebe. Niemals will ich Künftiges zu bestimmen suchen -
ich will mich um die Zukunft im allgemeinen wenig kehren, weil ich ja mich und das je Meinige Gott unterstelle …
Den Geheimnissen der Natur werde ich nicht mit Fleiß nachspüren, weder in den Büchern der Heiden noch in unsrem Gesetz
des Alten und des Neuen Testamentes; wenn sie mir aber begegnen, ist ihretwegen und in ihnen Gott zu loben und zu
verherrlichen, damit uns aus der natürlichen Wissenschaft eine verdienstliche werde. Wie ein Opfer werde sie Gott dem
Allerhöchsten dargebracht, durch Danksagung mit Abel dem Gerechten, und nur Gutes werde damit zu Gottes Ehre gedacht.
Hüte dich, dass alles dies Einzelwissen dich nicht besudle, da es niemals sättigt! Es möge dir darin durch die Gnade des
Allerhöchsten. Item keine (freie) Kunst studieren, kein Buch verfassen, keine Reise oder Arbeit auf mich nehmen oder
eine Wissenschaft ausüben zur Ausbreitung meines Rufes, des Namens meiner Wissenschaft, und um Ehren oder Dank von
irgendwem zu erhalten oder um meines Nachruhms willen.
Quelle: Geert Grote: Tagebuch. In: Walther Tritsch (h.): Einführung in die Mystik. In Quellen und Zeugnissen. Pattloch Verlag, Augsburg 1990, S. 209 - 211
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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- zuletzt aktualisiert am 17.05.2020
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