Ökumenisches Heiligenlexikon

Godehard von Hildesheim

auch: Gothahardus, Gotardus, Godehardus, Gotthard

1 Gedenktag katholisch: 5. Mai
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Fest im Bistum Hildesheim
gebotener Gedenktag im Bistum Passau
Diözesankalender Fulda und Hamburg
4. Mai
Übertragung der Gebeine: 4. Mai

1 Gedenktag evangelisch: 5. Mai

Name bedeutet: Gott ist stark (althochdt.)

Abt in Niederaltaich, Tegernsee und Hersfeld, Bischof von Hildesheim
* 960 in Reichersdorf bei Niederaltaich in Bayern
5. Mai 1038 in Hildesheim in Niedersachsen


die Godehard geweihten Kapelle in Reichersdorf
die Godehard geweihten Kapelle in Reichersdorf

Godehard wurde im Kloster Niederaltaich der Benediktiner in erzogen; sein Vater Ratmund war Bauer auf Feldern dieses Klosters, der auffallend begabte Junge kam früh in die dortige Klosterschule, dann ins Kloster St. Emmeram in Regensburg. Aufgrund seiner Begabung wurde er dem Bischof von Salzburg empfohlen, wo er im Kloster St. Peter weiter studierte. 990 schloss er sich dem Orden in Niederaltaich an, wurde 993 zum Priester geweiht, bald schon Prior und 997 Abt. Godehard war geprägt durch die Reformideen von Wolfgang und Ramwold von Regensburg, also ein konsequenter Verfechter der Reformen von GorzeDie Reformen von Gorze gingen im 10. Jahrhundert aus vom Benediktinerkloster Gorze in Lothringen. Sie standen im Gegensatz zur den Reformen von Cluny; ihr Ziel war ein Mönchtum unter weltlicher Herrschaft, befreit von der Einflussnahme der örtlichen Bischöfe. Die Reformen von Gorze kamen v. a. in Lothringen zum Tragen; entsprechende Reformen in Deutschland gingen aus vom reformierten Kloster St. Maximin in Trier.; aus Niederaltaich wurde unter seiner Führung ein blühendes Kloster.

Tafelbild in der Godehard geweihten Kapelle in Godehards Geburtsort Reichersdorf
Tafelbild in der Godehard geweihten Kapelle in Godehards Geburtsort Reichersdorf

1001 wurde Godehard als Abt auch ins Kloster nach Tegernsee berufen, ohne sein Amt in Niederaltaich aufzugeben. Der doppelte Abbatiat war kirchenrechtlich nicht unbedenklich, so dass er 1002 Tegernsee wieder verließ und nach Niederaltaich zurückkehrte. Dort ließ er zum Schutz der Abtei auf dem nahen Frauenberg im heutigen Ort Hengersberg eine Burg mit einer von Kanonikern betreuten Rundkirche errichten.

Nach örtlicher Überlieferung wirkte Godehard - beauftragt vom Bischof von Thérouanne - etwa ab 1000 für zwei oder drei Jahre auch als Pfarrer von Arnèke bei Dunkerque, und schaffte es dort, die Bevölkerung wieder zum Katholizismus zu bekehren.

Kaiser Heinrich II. übertrug Godehard 1004 zusätzlich die Leitung des reformbedürftigen Klosters in Hersfeld - dem heutigen Bad Hersfeld -, von dem aus er umliegende Klöster erneuerte.

Das Kloster St. Emmeram in Regensburg, das Kloster Niederaltaich, das er 997 bis 1022 als Abt leitete, und das Kloster in Tegernsee wurden herausragende Zentren der von Heinrich II. geförderten Reformen von GorzeDie Reformen von Gorze gingen im 10. Jahrhundert aus vom Benediktinerkloster Gorze in Lothringen. Sie standen im Gegensatz zur den Reformen von Cluny; ihr Ziel war ein Mönchtum unter weltlicher Herrschaft, befreit von der Einflussnahme der örtlichen Bischöfe. Die Reformen von Gorze kamen v. a. in Lothringen zum Tragen; entsprechende Reformen in Deutschland gingen aus vom reformierten Kloster St. Maximin in Trier., man spricht deshalb auch von der Godehard-Reform. Sie strahlte aus bis ins Kloster Kremsmünster in Oberösterreich und das kurz vor 1028 gegründete Stift Ossiach in Kärnten, ins Kloster Břevnov in Prag und das Kloster Ostrov - heute Ruinen bei Davle in Tschechien - sowie ins Kloster auf dem Montecassino in Italien, wo Godehards Schüler Richer die Regel der Benediktiner wieder einführte.

Godehard-Schrein mit seinen Reliquien, um 1140,  in der Krypta des Doms in Hildesheim
Godehard-Schrein mit seinen Reliquien, um 1140, in der Krypta des Doms in Hildesheim

1022 wurde Godehard auf Vorschlag von Kaiser Heinrich II. Bischof in Hildesheim als Nachfolger von Bernward - wohl gegen seinen Willen, denn die Legende erzählt, er habe zunächst ausgerufen Lieber in Baiern ein Abt, als dort droben ein Bischof. Als Bischof zeichnete er sich dann aus durch seine Volksverbundenheit und sein fröhliches Wesen; seine schlichte, asketische Lebensweise machten ihn beliebt. Besonders förderte er Schulen und die Buchkunst, er ließ der Überlieferung zufolge 30 Kirchen bauen und verteidigte die Rechte seines Bistums. Nach Heinrichs Tod 1024 verschlechterten sich die Beziehungen zum Königshof.

Godehard habe Verstorbene wieder zum Leben erweckt, damit diese ihre Sünden beichten konnten, um danach wieder sanft zu entschlafen. Eine abgewandelte Legende schreibt ihm fälschlicherweise die des Goar zu.

Gotthard-Pass mit See, Befestigungsbauten, Hospiz und touristischen Einrichtungen
Gotthard-Pass mit See, Befestigungsbauten, Hospiz und touristischen Einrichtungen

Godehard wurde im Dom in Hildesheim bestattet. Am 4. Mai 1131 wurden Godehards Gebeine übertragen. In seinem Geburtshaus in Reichersdorf ist in einem Bauernhof noch heute das Geburtshaus und -zimmer zu besichtigen, unweit davon wurde 1850 eine neue Kapelle errichtet an der Stelle einer älteren, baufällig gewordenen.

Kapelle und Hospiz auf dem Gotthard-Pass
Kapelle und Hospiz auf dem Gotthard-Pass

Godehards Verehrung verbreitete sich schnell in ganz Europa. Auf dem Scheitel am Gotthard-Pass soll schon im 11. Jahrhundert eine Kapelle gestanden haben; Grundmauern, die bei Ausgrabungen gefunden worden sind, deuten sogar auf eine Entstehung im 9. Jahrhundert oder noch früher hin. Der Mailänder Erzbischof weihte die Kapelle dann 1230 dem heiligen Godehard.

Bald darauf entstand für die zahlreichen Rompilger und andere Reisende ein Hospiz, erstmals 1237 erwähnt. Ab 1685 wurde das Gasthaus von Kapuzinermönchen geführt, welche wegen des extremen Wetters auf dem Pass die Sondergenehmigung erhielten, Schuhe zu tragen. Reisende erhielten Unterkunft, Mittellose ein Stück Brot, Käse und Wein zur Stärkung, Kranke wurden gepflegt, bis sie weiterreisen konnten. Im 19. Jahrhundert übernahm der Schweizer Kanton Tessin das Gebäude, heute wird es von einer Stiftung verwaltet.

Als Namensgeber des Gotthard-Passes wird auch ein Gotthard verehrt, der angeblich Bischof von Mailand war. Er wird im Martyrologium des Galesinius von 1578 und bei Cäsar Baronius genannt, einen Bischof Gotthard hat es in Mailand aber nicht gegeben. Gemeint ist wohl der - legendäre (?) - Einsiedler auf der Passhöhe und Wohltäter des Rochus von Montpellier, Gothard Pallastrelli.

In der Kathedrale in Genua ist Godehard eine Kapelle geweiht und wurde eine Bruderschaft in seinem Namen gegründet.

Wappen der Stadt Gotha
Wappen der Stadt Gotha

Kanonisation: 1131 wurde Godehard auf Initiative von Bischof Bernhard II. von Hildesheim durch Papst Innozenz II. als erster Bayer heiliggesprochen.
Attribute: Drache, Kirchenmodell
Patron von Gotha; der Maurer; gegen schwere Geburten, Kinderkrankheiten, Steinleiden, Gicht, Rheumatismus, Blitz und Hagel; des Bistums Hildesheim

Lothar Mayer berichtet auf der Website der Gemeinde Hengersberg aus der Geschichte von Godehard.

Schriften von Godehard und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die Klosterkirche von St. Emmeram in Regensburg ist montags bis donnerstags ab 10 Uhr, freitags und sonntags ab 12 Uhr und samstags ab 9 Uhr, jeweils bis 16 Uhr, im Sommer bis 18 Uhr, geöffnet. (2021)
Die Ruine der Klosterkirche in Hersfeld ist täglich außer montags von 10 Uhr bis 16 Uhr zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 1 €. (2021)
Der Dom in Hildesheim ist täglich von 10 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet - samstags nur bis 16 Uhr. (2024)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 10.10.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.nzz.ch/magazin/dossiers/altes_hospiz_mit_zukunft_1.547075.html nicht mehr erreichbar
• Sabine Buttinger: Das Kloster Tegernsee und sein Beziehungsgefüge im 12. Jahrhundert. Verein für Diözesangeschichte von München und Freising, München 2004 (= Studien zur altbayerischen Kirchengeschichte 12) E-Mail vom 5. Mai 2009
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• Infotafeln an der Kirche auf dem Frauenberg bei Hengersberg

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.