Ingbert Naab
Taufname: Karl Borromäus
Gedenktag katholisch: 28. März
Name bedeutet: I: Glanz durch den germanischen Stammesgott Ingwio (althochdt.)
K.B.: nach Karl Borromäus
Karl Naab wurde 1906 Kapuziner mit dem Ordensnamen Ingbert. Er studierte am
Collegium Willibaldinium bei der Schutzengelkirche
in Eichstätt und wurde 1910 zum Priester geweiht. Ab 1914 lebte er im
Kapuzinerkloster in St. Ingbert und war in der
Seelsorge und der Betreuung von Schülern in dem dem Kloster gegenüber liegenden Seminar St. Fidelis tätig. 1916 wurde er
Lektor der Theologie und Magister der Kleriker im damals von Kapuzinern bewohnten
Schottenkloster
in Eichstätt. 1923
ging er als Guardian ins Kloster an der Wallfahrtskirche
Mariahilf nach Passau, 1926 als Lektor und
Direktor der Kleriker zurück nach Eichstätt.
Ingbert Naab war Präses der Marianischen Studenten-Kongregation
und leitete verschiedene Jugendzeitschriften.
Die Liebe zur Kirche weiterzugeben war ihm Herzensanliegen. Um die Rechte und Interessen der Kirche zu verteidigen, warnte
er schon 1923 vor dem Nationalsozialismus. Im Kreis um Therese
Neumann von Konnersreuth lernte er Fritz Gerlich kennen, in dessen Zeitschrift Der gerade Weg
er vor der
politischen Entwicklung warnte.
1932 schrieb Ingbert Naab einen offenen Brief an Adolf Hitler, den er mit tiefem Ernst … an sein Gewissen und an
Gott erinnern
wollte. Dieser Brief wurde in über 1000 Zeitungen über 20 Millionen Mal gedruckt: Ihre politische
Tätigkeit hat eine Seite, die zutiefst in das Gewissen hineingreift, in die Verantwortung vor Gott.
Ab 1933 war Naab
Herausgeber der Zeitschrift Der gerade Weg
, bald darauf wurden die Redaktionsräume gestürmt. Der Mitherausgeber
Fritz Gerlich wurde bald schon verhaftet und später im
KZ Dachau erschossen.
Ingbert Naab flüchtete im Juni 1933 unter dem Namen Peregrinus in die Schweiz, die Tschechoslowakei, nach Italien und
schließlich ins Elsass. Im Juni 1934 legte er der deutschen
Bischofskonferenz die Denkschrift Der Kampf Hitlers gegen die katholische Kirche
vor. In seinen letzten
Lebensmonaten arbeitete er als Lektor der Theologie mit pastoraltheologischen Vorlesungen im
Kloster seines Ordens in Königshofen - dem
heutigen Stadtteil Koenigshoffen in Straßburg.
1953 wurden Ingbert Naabs Gebeine auf den Friedhof des Kapuzinerklosters nach Eichstätt übertragen und dort beigesetzt.
Worte von Ingbert Naab
Für den Christen sind oberste Instanzen der Wille Gottes und das eigene Gewissen:
Das Christentum stellt mit dem heiligen Paulus den Satz auf: Ihr seid
zur Freiheit berufen. Werdet nicht Knechte der Menschen! Wir wissen, welchen Sinn diese Aufforderung hat. Wenn wir Gott
und seinen Geboten und ebenso der rechtmäßigen Autorität in den Grenzen ihrer Macht gehorchen, dann haben wir in letzter
Linie nie den Menschenwillen, sondern immer den Gotteswillen vor Augen. Wir Christen dürfen uns niemals blind irgendeiner
menschlichen Macht verschreiben. Es gibt keine Autorität auf der Welt, kein Führertum und kein Treueverhältnis, das uns
zu einem absoluten, blinden Gehorsam zwingen dürfte. Jede Gewalt muss vor den Geboten Gottes und vor unserem Gewissen Halt
machen. Wie sehr der Christ verpflichtet ist, der Staatsgewalt um des Gewissens wegen zu gehorchen, so sehr muss er auch
auf der anderen Seite der Staatsgewalt den Gehorsam verweigern, wenn sie etwas verlangt, was gegen Gottes Gebot und das
Gewissen ist. Werdet nicht Knechte der Menschen!
Kein Staatsgesetz kann sich über das von Natur gegebene Recht und die Menschenrechte stellen:
[Gott] hat die Menschheit erschaffen und ihr seine Gesetze gegeben. Das, was wir Naturgesetz und Naturrecht heißen,
hat unser Herrgott derart in die Herzen der Menschen hineingelegt, dass es der Mensch schon mit dem Licht seiner Vernunft
erkennen kann. Das Gewissen ist der ständige Zeuge für dieses in das Herz gepflanzte Recht. … Alles menschliche
Recht hat nur Sinn und Berechtigung, wenn es mit dem Naturgesetz und dem von Gott geoffenbarten Recht übereinstimmt oder
ihm wenigstens nicht widerspricht!
Es ist ein voller Wahnsinn, wenn Menschen darüber abstimmen wollten, ob eine dieser Vorschriften für die
Gesellschaft noch gelten soll oder nicht. Gottesrecht bricht jedes Menschenrecht. Ein Staatsgesetz, das ein Gottesgesetz
aufheben möchte, ist kein Gesetz und verpflichtet niemand im Gewissen. Die Christen haben vielmehr die Pflicht, nach dem
göttlichen Recht zu leben und ein dagegenstehendes Staatsgesetz mit allen erlaubten Mitteln zu bekämpfen!
Wenn der Staat etwas von uns verlangen wollte, was dem göttlichen Gesetz und den naturgegebenen Menschheitsrechten
offensichtlich widerstreitet, dann sind wir so frei zu erklären: Wir sind Menschen mit Verstand und Gewissen! Ihr dürft
so etwas nicht anordnen. Das steht nicht im Bereich der Obrigkeitsbefugnisse, wie Gott sie Euch verlieh; er gab Euch
kein Recht, Unrecht zu befehlen!
Quelle: Fritz Gerlich: Fritz und Ingbert Naab - Propheten wider das Dritte Reich. München 1946,
S.23, 206f
Helmut Witetschek: Pater Ingbert Naab O.F.M. Cap. (1885 - 1935) - Ein Prophet wider den
Zeitgeist. Schnell & Steiner, München / Zürich 1985, S. 61f, 96
Zitate von Ingbert Naab:
Das Christentum verwirft die Ungleichheit der Menschen in ihren Rechten und Pflichten. Der Heiland
ist für alle gestorben und alle sind für den Himmel bestimmt, auch die Neger, die Hitler als Halbaffen erklärt. Es hat
kein Mensch von vornherein auf Grund seiner Rasse das Recht, über andere zu herrschen. … Wir sind vielmehr alle
bestimmt zu Kindern Gottes und zu Brüdern. … Hitlers Rassenlehre ist vom wissenschaftlich biologischen Standpunkt
aus eine pure Einbildung, von der Geschichte her gesehen eine willkürlich Konstruktion, bei der der Wunsch der Vater des
Gedankens ist, und vom christlichen Glauben aus volles Heidentum.
Unser Geschick liegt in der Hand der göttlichen Vorsehung. Aber die Vorsehung lässt gar oft zu, dass sich
die Torheiten der Menschen an ihrer eigenen Strafe auswirken, damit der menschliche Wahnsinn keinen Weg mehr weiß und
seine Ohnmacht sichtbar wird.
Es ist keine Verletzung der christlichen Liebe, offensichtliche Schädlinge des öffentlichen Wohles und Feinde
des christlichen Glaubens mit den Waffen der Wahrheit und Gerechtigkeit zu bekämpfen, wir müsse den Kampf vielmehr führen
aus Liebe zu unseren Volksgenossen und Mitchristen, um sie vor Schaden zu bewahren.
Wir wollen ein freies Deutschland, das sich in seinem Inneren reinigt, von aller Zersetzung, von jeglichem
Schmutz und jeder Form der Kulturanarchie, das nach außen seine Würde zu wahren weiß, einen Hort der Gerechtigkeit und
des Friedens, ein Vaterland, auf das wir mit Recht stolz sein können.
Wie sie jetzt Hitler mit hysterischer Begeisterung lieben, so werden sie in wenigen Jahren ihn mit Fanatismus
hassen und als den Urheber allen Übels bekämpfen.
Quelle: Helmut Witetschek: Pater Ingbert Naab O.F.M. Cap. (1885 - 1935) - Ein Prophet wider den Zeitgeist. Schnell & Steiner, München / Zürich 1985, S. 151f, 55, 97, 100f, 75
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Web 3.0 - Leserkommentare:
Bei der Person Naab vermisse ich – vielleicht ist es Ihnen auch nicht bekannt – den Hinweis auf
St. Ingbert und wie er zu seinem Namen kam.
Der damalige Provinzial [des Kapuzinerordens] hatte 1902 die Kirchenfenster der
1893 geweihten Kirche St. Josef gesehen. Hier
beeindruckte ihn eine Darstellung des St. Ingberter Ortsheiligen Ingobertus. Er beschloss
darauf hin, dem nächsten eintretenden Pfälzer den Namen Ingbert
zu geben. Nicht nur durch seinen Namen ist
Pater Naab mit St. Ingbert verbunden, sondern im März 1914 (in der Hauschronik des Klosters auf S. 86 vermerkt) wurde
er nach St. Ingbert versetzt und mit der Seelsorge im hiesigen
Kloster und Umgebung betraut. Er war auch
mit der Betreuung von Schülern im dem Kloster gegenüber liegenden Seminar St. Fidelis tätig.
Vor 5 Jahren hat die Stadt einen kleinen Platz am
Leibniz-Gymnasium, unweit des Klosters – nach
Pater Ingbert benannt.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Wirth vom Dengmerter Heimatverlag, Stadtarchivar a. D. von St. Ingbert über E-Mail, 20. Januar 2022
Die Wallfahrtskirche Mariahilf in Passau ist täglich von 7 Uhr bis 20 Uhr geöffnet. (2021)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 24.01.2022
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Erich Naab. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches
Kirchenlexikon, Bd. VI, Herzberg 1993
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.