Johann Friedrich Oberlin
Gedenktag evangelisch: 1. Juni
Name bedeutet: J: Gott ist gnädig (hebr.)
F: der Friedensreiche (althochdt.)
Friedrich Oberlin, Sohn des Gymnasiallehrers Johann Georg Oberlin und der Maria Magdalena Feltz, war geprägt von der
Frömmigkeit der Herrnhuter Gemeinschaft des Grafen Zinzendorf.
Als 20-jähriger Student der Theologie an der Universität - dem heutigen
Gymnasium Jean Sturm in Straßburg vereschrieb er
auf's Feierlichste alles, was ich bin und habe: die Kräfte meiner Seele, die Glieder meines Körpers, meine Vermögen,
meine Zeit
Gott. Nach dem Studium war er ab 1762 zunächst als Hauslehrer bei einem Straßburger Chirurgen tätig, wo er
sich auch medizinische Kenntnisse aneignen konnte. 1767 wurde er auf eigenen Wunsch Pfarrer in
Waldersbach im Steintal, einer der ärmsten und
verwahrlosesten Gemeinden des Elsass. Hier wirkte er als Seelsorger, aber auch als Bauer, Arzt und Apotheker. Zunächst
öffnete er durch den Straßenbau die unwegsame Gegend für den Handel, wobei er auch selbst Hacke und Schaufel in die Hand
nahm. Dann beschaffte er geeignetes Saatgut und richtete in seinem Pfarrgarten eine Pflanzschule mit Obstbäumen ein; er
regte an, dass jeder seiner Konfirmanden bei der Konfirmation zwei Obstbäume pflanzen solle. Für die Bauern besorgte er
Zuchtvieh, bessere Ackergeräte und gründete eine Viehleihkasse. 1769 ließ er ein Schulhaus bauen und führte die Schulpflicht
ein. Für Mädchen wurde 1769 im Filialort Belmont
eine Stickereischule eröffnet, deren Leitung ab 1779 Luise Scheppler
hatte. Ab 1770 gründete Oberlin - noch vor Pestalozzi, mit dem er in Briefkontakt stand - gemeinsam mit seiner Frau eine
erste Kleinkinderschule. Frauen konnten in seiner Gemeinde mit dem Diakonenamt betraut werden - und wurden so Vorläufer
für das spätere Berufsbild der Diakonisse.
Oberlin initiierte die Gründung von bäuerlichen Genossenschaften und sorgte ab 1773 für den Aufbau von Baumwollspinnerei-Betrieben im Steintal. 1813 konnte er den Schweizer Fabrikanten Legrand dazu gewinnen, eine Seidenbandfabrik im Steintal anzusiedeln. Damit konnte er die Not so nachhaltig lindern, dass die Bevölkerung auf das Zehnfache anwuchs und noch Mittel für andere gemeinnützige Werke abgeben konnte.
1789 begrüßte Oberlin den Ausbruch der französischen Revolution zunächst als den Anbruch des Reiches Gottes
,
obwohl er wegen seiner Gottesdienste kurzfristig in Haft geriet. 1819 wurde er von König Ludwig XVIII. zum Ritter der
französischen Ehrenlegion ernannt. Auf Oberlins Grabstein steht: Er war 59 Jahre lang der Vater des Steintals
.
John W. Kurtz verfasste die Biografie (Link mit Vergütung) Johann Friedrich Oberlin. Sein Leben und Wirken
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Das ehemalige Pfarrhaus in Waldersbach ist heute Museum, das Oberlins Leben und Wirken darstellt. Es ist von April bis September täglich außer mittwochs von 10 Uhr bis 19 Uhr, im Winter von 14 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, an manchen Feiertagen aber geschlossen; der Eintritt beträgt 5 €.(2015)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 14.12.2024
Quellen:
• Joachim Januschek - http://www.glaubenszeugen.de/kalender/o/kalo002.htm
•
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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