Johann Peter Hebel
Gedenktag evangelisch: 22. September
Name bedeutet: J: Gott ist gnädig (hebr.)
P: der Fels (griech.)
Johann Peter Hebel war der Sohn des Dienstboten Johann Jakob und der Hausangestellten Ursula geb. Oertlin , die im Sommer
in Basel, im Winter in
Hausen im Wiesental in Baden-Württemberg, der
Heimat der Mutter, arbeiteten. Schon im Alter von zwei Jahren verlor Johann Peter den Vater, mit 13 Jahren die Mutter,
deren Tod er neben ihr auf einem Ochsenkarren erlebte, der sie zum erwarteten Sterben in ihr Heimatdorf bringen sollte.
Sie hat mich beten gelehrt
und auf Gott vertrauen
. Der frühe Verlust der Eltern ist wohl ein Schlüssel für
Hebels lebenslange Suche nach Heimat, die er immer neu thematisiert. Durch die Erfahrung, bald in einem einsamen Dorf,
bald in den vornehmen Häusern einer berühmten Stadt
daheim zu sein, habe ich frühe gelernt, arm zu sein und reich
zu sein
, schrieb er 1820.
Hebel erhielt trotz des Todes der Eltern eine gute Ausbildung, konnte ab 1778 an der Theologischen Fakultät - damals
noch untergebracht in der Ritterakademie in
Erlangen studieren und arbeitete ab 1780 als Hauslehrer, ab 1783 als Lehrer für Latein, Religion, Griechisch, Geometrie,
Rechnen, Geografie und Deutsch am Pädagogikum
in Lörrach; 1790 empfahl er der Schulbehörde in einer Eingabe, den Unterricht in den alten Sprachen zu reduzieren und dafür
Naturgeschichte und Mechanik als neue Fächer einzuführen. 1792 wurde er Lehrer an der Fürstenschule
in Karlsruhe und
1798 Professor für Hebräisch, Griechisch, Latein und Naturwissenschaften; nach dem Umzug der Fürstenschule und deren
Umbenennung in Lyceum
1807 war er von
1808 bis 1814 dessen Direktor. Er verehrte Martin Luther wegen seiner
Sprache und Unabhängigkeit, aber er erkannte auch die befreiende Gabe menschlicher Vernunft. So machte er sich eigene,
unkonventionelle Gedanken über die Auferstehung Christi, über Ethik und Moral und das
Schicksal der Juden, deren Fremdheit er liebte.
In den Jahren 1799 bis 1802 schrieb Hebel mundartliche Alemannische Gedichte
, in denen er seine Sehnsucht nach
der südbadischen ländlichen Heimat zum Ausdruck brachte und die er 1803 anonym veröffentlichte. Dem alemannischen Dialekt
verhalf er damit zu literarischem Ruhm, 1820 erschien schon die fünfte Auflage. 1805 wurde er zum Kirchenrat ernannt,
1808 wurde er zum Direktor seiner Schule berufen, ab diesem Jahr war er Herausgeber des Rheinländischen Hausfreundes
,
einer Zeitschrift mit volkstümlichen Kurz- und Kalendergeschichten. Ihre Leichtigkeit und sanfte Ironie lassen aufatmen
und beschreiben die Dinge des Alltags, bei denen es eben nicht um Letztes, sondern Vorläufiges gehe. Die scheinbare
Allmacht der Gegenwart wird relativiert und mit Humor gewürzt. Im prallen Leben der Alltagsgeschichten wird das Wirken
Gottes als Schöpfer und Bewahrer des Lebens sichtbar, der den Menschen nahe ist und sich nicht rein intellektuell
erschließt: Unser dermaliger philosophischer Gott steht, fürchte ich, auf einem schwachen Grund … und seine
Verehrer … beten eine Definition an, und zwar eine selbstgemachte. Ihr Gott bleibt ewig ein Abstraktum und wird
nie concret.
Im Alltag, im Kleinen und Unscheinbaren soll Gott entdeckt werden.
1811 erschien die Sammlung der von Hebel selbst verfassten Beiträge im Schatzkästlein des rheinischen
Hausfreundes
, einer in ihrem Humor bei treffsicherem Ausdruck einzigartigen und zur Erneuerung der deutschen Sprache
Wesentliches beitragenden Schrift. Material für seine Erzählungen und seine Lyrik sammelte er beim Besuch einfacher
Menschen in ihren Häusern - daher der Titel der Geschichten; deren vielfältigen Erlebnisse und Erfahrungen, dazu Berichte
aus aller Welt in den Zeitungen verwandte er, um anderen die Vielfalt der Welt nahezubringen, die in alledem unter Gottes
Güte steht. Seine Erzählungen strahlen epische Weisheit und politische Klugheit aus, stellen das Leben des einzelnen
eingebettet in die große Geschichte der Welt und die noch größere der Natur unter der barmherzigen Hand Gottes vor. Dabei
erheben seine Geschichten nie den moralischen Zeigefinger, sondern laden ein zum Nachdenken und werben um Einverständnis.
Mit Unverhofftes Wiedersehen
schrieb Hebel die schönste Geschichte der Welt
- in diesem Urteil waren sich
Franz Kafka und Ernst Bloch einig: eine Auferstehungserzählung, in der eine alte Frau ihren 50 Jahre zuvor bei einem Unglück
verschütteten Verlobten wiederfindet.
1814 wurde Hebel Mitglied der Schul- und Kirchenleitung in Baden, 1819 Prälat und damit oberster Leiter der badischen
Landeskirche, damit zugleich auch Mitglied der 1. Kammer, der Stände-Kammer, des Badischen Landtags. 1821 wurde er für
seine Verdienste um die Union der reformierten und der lutherischen Kirche in Baden zum Ehrendoktor der
Theologischen Fakultät Heidelberg ernannt. 1824
erschienen von ihm nacherzählte Biblische Geschichten
, erst posthum ein von ihm verfasster Katechismus.
Hebel starb bei einem Besuch im Haus des Garteninspektors des Schlosses in Schwetzingen und wurde dort auf dem damaligen Friedhof bestattet. Nach dessen Auflösung wurde sein Grab erhalten
Ernst Bloch gab 1965 Hebels Kalendergeschichten neu heraus, nachdem er sich schon 1926 in einer Monografie mit Hebel befasst hatte.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Das Hebelhaus in Hausen im Wiesental ist - außer im Januar - jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag von 13.30 Uhr bis 17 Uhr und für Gruppen nach Vereinbarung geöffnet, der Eintritt beträgt 3 €. (2014)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 31.03.2021
Quellen:
•
• http://www.br-online.de/alpha/forum/vor0506/20050611_i.shtml - Dank an C. S., Brief vom 27. August 2005
• Walther Eisinger: Dichter, Aufklärer, Prälat. Evang. Gemeindeblatt für Württemberg 39/2001
• Julia Schröder: Selbiges Häuslein kauf ich alsdann
, Stuttgarter Zeitung 10. Mai 2010
• Uwe Hauser: Gott wirkt durch eine Laus. zeitzeichen 3/2010
• http://www.altbasel.ch/haushof/hebelhaus.html
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.